Demokratischer Sozialismus

Aus PlusPedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Als Demokratischer Sozialismus wird eine politische Zielvorstellung und Ideologie bezeichnet, die Demokratie und Sozialismus als zusammen zu verwirklichende Elemente einer Gesellschaftsordnung betrachtet. Der Begriff entwickelte sich um 1920 und wurde seitdem von sozialdemokratischen, sozialistischen und kommunistischen Gruppen und Parteien in Anspruch genommen.

Bereits Friedrich Engels bezeichnete in seinem Programmentwurf für den Bund der Kommunisten vom November 1847, einem Vorentwurf für das Kommunistische Manifest von 1848, manche Vertreter des Frühsozialismus als „demokratische Sozialisten“. Sie strebten wie die Kommunisten eine „Überwindung des Elends“ und die Aufhebung der Klassengesellschaft an, gäben sich aber mit einer demokratischen Staatsverfassung und einigen anschließenden Sozialreformen zufrieden.

Wilhelm Liebknecht, Marxist und einer der Gründerväter der SPD, schrieb 1869:[1]

„Sozialismus und Demokratie sind nicht dasselbe, aber sie sind nur ein verschiedener Ausdruck desselben Grundgedankens; sie gehören zueinander, ergänzen einander, können nie miteinander in Widerspruch stehen. [...] Der demokratische Staat ist die einzig mögliche Form der sozialistisch organisierten Gesellschaft. [...] Weil wir die Untrennbarkeit der Demokratie und des Sozialismus begriffen haben, nennen wir uns Sozialdemokraten.“

Die Diskussionen um den Begriff und die unterschiedlichen Wege zur Erreichung des Ziels führten nach der Vereinigung zur SPD, die 1875 erfolgte, später auch wieder zur Abspaltung beispielsweise der USPD.

Für die 1946 in den drei Westzonen von Kurt Schumacher neu gegründete SPD waren „demokratischer Sozialismus“ und „soziale Demokratie“ gleichbedeutend. Erst Willy Brandt brachte die Idee über die Parteigrenzen hinaus einer breiten Öffentlichkeit nahe; er hatte nach der sowjetischen Berliner Blockade 1948 auf dem Berliner SPD-Parteitag 1949 erklärt: Weil der Mensch im Zentrum der von der SPD angestrebten Gesellschaftsordnung stehe, könne es keinen Sozialismus ohne Demokratie, Menschlichkeit, Freiheit, individuelle Rechte und moralische Normen geben. Demokratischer Sozialismus sei kein „abgeschlossenes System“, sondern beruhe „auf dem Bekenntnis zur Freiheit, zum Humanismus, zum Rechtsstaat und zur sozialen Gerechtigkeit.“[2]

1 Vergleich zu Wikipedia




2 Einzelnachweise

  1. Wilhelm Liebknecht: Über die politische Stellung der Sozialdemokratie, insbesondere mit Bezug auf den Norddeutschen „Reichstag“. (1869) referiert bei Wolfgang Schieder: Sozialismus. In: Otto Brunner, Werner Conze, Reinhart Koselleck (Hrsg.): Geschichtliche Grundbegriffe Bände 1–8. 2004, S. 979. (Archivversion vom 10. April 2014)
  2. Willy Brandt: Auf dem Weg nach vorn. Berliner Ausgabe, Band 4, Dietz Verlag, Bonn 2000, ISBN 3-8012-0304-2, S. 90–130; Zitate S. 114 und 129

Diesen Artikel melden!
Verletzt dieser Artikel deine Urheber- oder Persönlichkeitsrechte?
Hast du einen Löschwunsch oder ein anderes Anliegen? Dann nutze bitte unser Kontaktformular

PlusPedia Impressum
Diese Seite mit Freunden teilen:
Mr Wong Digg Delicious Yiggit wikio Twitter
Facebook




Bitte Beachte:
Sämtliche Aussagen auf dieser Seite sind ohne Gewähr.
Für die Richtigkeit der Aussagen übernimmt die Betreiberin keine Verantwortung.
Nach Kenntnissnahme von Fehlern und Rechtsverstößens ist die Betreiberin selbstverständlich bereit,
diese zu beheben.

Verantwortlich für jede einzelne Aussage ist der jeweilige Erstautor dieser Aussage.
Mit dem Ergänzen und Weiterschreiben eines Artikels durch einen anderen Autor
werden die vorhergehenden Aussagen und Inhalte nicht zu eigenen.
Die Weiternutzung und Glaubhaftigkeit der Inhalte ist selbst gegenzurecherchieren.


Typo3 Besucherzähler - Seitwert blog counter
java hosting vpn norway