Das Amt und die Vergangenheit

Aus PlusPedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Das Amt und die Vergangenheit - Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik lautet der Titel einer historischen Ausarbeitung einer unabhängigen Kommission, welche das Verhalten von Deutschlands Diplomaten im Dritten Reich zum Inhalt hat. Die Ergebnisse der Studie sind im Karl Blessing Verlag erschienen.

Coin Übrigens: Die PlusPedia ist NICHT die Wikipedia.
Wir sind ein gemeinnütziger Verein, PlusPedia ist werbefrei. Wir freuen uns daher über eine kleine Spende!

1 Vorgeschichte

Anfang 1970 versprach der damalige Bundesaußenminister Walter Scheel der Öffentlichkeit, dass eine entsprechende Studie veröffentlicht werden sollte. Vierzig Jahre später stand die Expertise, welche nach Angabe von zeit-online der Legende ein Ende setzen wird, das Auswärtige Amt der NS-Zeit sei ein Hort des Widerstands gewesen, kurz vor der Veröffentlichung. Joschka Fischer gab im Jahre 2005 als Außenminister den endgültigen Auftrag. Auslöser soll ein Streit gewesen sein, ob Botschafter mit nationalsozialistischer Vergangenheit in der Hauspostille des Auswärtigen Amtes (AA) weiterhin einen Nachruf bekommen sollten.

2 Die Komission

Fischer setzte eine fünfköpfige Expertenkommission ein der Zugang zu Privatarchiven und Geheimakten gestattet wurde. Prof. Dr. Eckart Conze (Universität Marburg) (Koordinator); Prof. Dr. Norbert Frei (Universität Jena); Prof. Dr. Peter Hayes (Northwestern University/Illinois); Prof. Dr. Klaus Hildebrand (Universität Bonn) und Prof. Dr. Moshe Zimmerman (Hebrew University of Jerusalem) arbeiteten in eigener fachlicher Verantwortung und unterlagen keinerlei Weisungen des Auswärtigen Amtes. Klaus Hildebrand musste seine Mitarbeit im Jahr 2008 krankheitsbedingt einstellen.

3 Präsentation

Die zum 28.10.2010 geplante Veröffentlichung sollte zu einem Großereigniss werden. Neben dem derzeitigen Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sollen auch seine Vorgänger Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Joschka Fischer (Grüne) teilnehmen. Laut einer Meldung von "zeit-online" kommen[1] vielleicht auch Hans-Dietrich Genscher und Walter Scheel.

4 Rezeption

  • Guido Westerwelle meinte in Bezug auf die zukünftige Handhabung von Würdigungen von Mitarbeitern des AA am 27.0.2010 in der FAZ:
"In Zukunft soll im Lichte der Ergebnisse der Historikerkommission externer Sachverstand in den Fällen herbeigezogen werden, in denen Zweifel über eine nationalsozialistischen Verstrickung bestehen." [2]
  • Die Zeitschrift Junge Freiheit kritisierte am 2. November 2010, dass Eckart Conze der einzige Außenpolitik-Experte der Komissions gewesen sei. Grundsätzlichen Erwägungen zur damaligen außenpolitischen Lage seien nur zwei der knapp 900 Seiten gewidmet. Dadurch sei die Relevanz des Buches wesentlich eingeschränkt. Die 200-jährige Geschichte des Amtes würde auf die 12 Jahre des Nationalsozialismus reduziert. [3]
  • Der ehemalige israelische Botschafter Avi Primor nannte die Studie ein "internationales Ereignis".
"Man stellt sich die Frage, wie man ohne dieses Forschungswerk die Geschichte der Nazizeit beziehungsweise die Entstehung der Bundesrepublik überhaupt verstehen konnte." [4]
  • Der Historiker Daniel Koerfer bemängelte an dem seiner Meinung nach "mit einem hämischen, süffisanten Unterton nahezu allen handelnden und auftretenden Akteuren gegenüber" geschriebenen Buch, dass "die ganze Diplomatiegeschichte, der Umgang mit dem Bolschewismus, die heftigen Spannungen mit dem polnischen Nachbarn, die 3,5 Millionen toten sowjetischen Kriegsgefangenen" und anderes im Buch nicht behandelt würde. Auch werde "die nicht ganz belanglose Frage nach Handlungsspielräumen in einer Diktatur" an keiner Stelle gestellt, und in Form einer "Arroganz der späten Geburt" werde "unsere Zeit auf die damaligen Verhältnisse übertragen". [5]Sein Fazit zu dem Buch war:
"Es ist ein merkwürdiges Buch. Es bietet uns Ausschnitte, Einblicke in die Tätigkeit einer Behörde. Aber es zeigt uns keine Menschen in ihren psychologischen Verstrickungen. Stattdessen lesen wir Auszüge aus Personalakten, biographische Daten, die unverknüpft und ohne Ausdeutung daherkommen. Dem Buch fehlt eine Tiefendimension."
  • Der amerikanische Historiker Christopher Browning lobte an dem Buch, dass es "wichtige Erkenntnisse erstmals einer breiten Öffentlichkeit, vor allem über die tatsächliche Rolle des Auswärtigen Amts beim Massenmord an den Juden und die Vertuschungsstrategien nach dem Krieg" vermittle.
  • Der Zeithistoriker Sönke Neitzel warf Kommissionssprecher Eckart Conze polemisch "Geschichtspornografie" vor, weil er das Auswärtige Amt in einem Interview verallgemeinernd als "verbrecherische Organisation" bezeichnet hatte. [6]

5 Einzelnachweise

  1. http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2010-08/auswaertiges-amt-nazis
  2. Westerwelle: Gewürdigt werden nur unbelastete Mitarbeiter
  3. Junge Freiheit 48/10 vom 26. November 2010.
  4. Avi Primor: Jetzt erst begreife ich die Geschichte dieser Republik; in der FAZ vom 28.10.2010
  5. Härter als ein stalinistisches Gericht - Der Historiker Koerfer unterzieht die neue AA-Studie einer vernichtenden Kritik – »Buch der Rache«; in der Preußischen Allgemeinen Zeitung - Ostpreußenblatt
  6. Eine Frage der Ehre - Der Streit um das Buch zur Geschichte des Auswärtigen Amtes nimmt seltsame Formen an. Sachliche Argumente spielen kaum noch eine Rolle; auf www.zeit.de

6 Quellen

Diesen Artikel melden!
Verletzt dieser Artikel deine Urheber- oder Persönlichkeitsrechte?
Hast du einen Löschwunsch oder ein anderes Anliegen? Dann nutze bitte unser Kontaktformular

PlusPedia Impressum
Diese Seite mit Freunden teilen:
Mr Wong Digg Delicious Yiggit wikio Twitter
Facebook




Bitte Beachte:
Sämtliche Aussagen auf dieser Seite sind ohne Gewähr.
Für die Richtigkeit der Aussagen übernimmt die Betreiberin keine Verantwortung.
Nach Kenntnissnahme von Fehlern und Rechtsverstößens ist die Betreiberin selbstverständlich bereit,
diese zu beheben.

Verantwortlich für jede einzelne Aussage ist der jeweilige Erstautor dieser Aussage.
Mit dem Ergänzen und Weiterschreiben eines Artikels durch einen anderen Autor
werden die vorhergehenden Aussagen und Inhalte nicht zu eigenen.
Die Weiternutzung und Glaubhaftigkeit der Inhalte ist selbst gegenzurecherchieren.


Typo3 Besucherzähler - Seitwert blog counter
java hosting vpn norway