Benutzer:Funker/Dithmarschen - historisch - Bis zum Ende der Freiheit

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• Dieser Artikel, sowie die Unterartikel, behandelt die historische Geschichte des Landes Dithmarschen, heute Kreis Dithmarschen.
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1 1500 - 1559

Der Weg des Heeres des Dänenkönigs Johann I. im Febr. 1500 in der Gesamtübersicht.
Projiziert auf einer OpenStreet-Map-Karte des heutigen Dithmarschens.
Der Weg des Heeres des Dänenkönigs Johann I. im Febr. 1500.
Das Ziel war Lunden.

1.1 Die Schlacht bei Hemmingstedt

So kam es, dass König Johann die berühmt-berüchtigte Schwarze Garde - sie stand bereits seinem Vorgänger Christian I. im Krieg gegen die Schweden in seinem Sold - als Söldnerheer einwarb. Thomas Slentz, er soll aus Köln stammen, war seit 1495 der Anführer der Schwarzen Garde, die sich, 4000 Mann stark, im Januar 1500 bei Neumünster sammelte. Hinzu kam die kriegsdienstpflichtige Reiterei der Herzogtümer mit etwa 2000 Mann. Diese wurde, auf Ernennung von König Johann, von dem Amtmann von Segeberg, Hans von Ahlefeldt, angeführt. Ebenfalls wurde die Holsteiner Landwehr, 5000 Mann, einberufen. Gemeinsam mit ca. 1000 Mann Artillerie waren so ungefähr 12.000 Mann gegen Dithmarschen aufgeboten.
Auf der dithmarscher Seite konnten insgesamt ca. 6-7000 waffenfähige Männer gemäß der letzten dithmarscher Heerschau aufgeboten werden. Greve berichtet recht ausführlich von der nun folgenden Schlacht:

„An der Gränze von Dithmarschen blieb das Heer einige Tage stehen und wartete dort in steter Hoffnung, die Bauern sollten vor Schreck ohne Schwertschlag sich ergeben. Allein die Dithmarscher getrösteten sich ihrer gerechten Sache und waren entschlossen, für ihre Freiheit zu kämpfen; selbst Frauen und Jungfrauen traten wider ihre Natur in die Reihe der kampfgerüsteten Männer. Am 11. Februar rückte das Heer ins Dithmarsische Gebiet ein und hielt sein erstes Nachtlager in Albersdorf. Hier waren Alle geflohen, so wie überhaupt die meisten Bewohner der Geest sich mit ihren beweglichen Gütern in die Marsch begeben hatten. Die Zugänge zu derselben hatte man stark besetzt, besonders die Nordhamme, auf welchem Wege die Holsten einzudringen pflegten. Hier erwartete man auch jetzt das feindliche Heer. Doch dieses zog am folgenden Tage nach Windbergen. Die wenigen Einwohner, die hier geblieben waren, feierten gerade bei Trommeln und Pfeifen eine Hochzeit als der Feind anlangte; sie ergriffen eiligst die Flucht, doch wurden mehrere erschlagen. Am 13. Februar führten einige treulose Dithmarscher, welche den Feinden ihres Vaterlandes für Sold dienten, die Mannschaft auf einem Fußsteige nach Meldorf. Die offene Stadt ward mit stürmender Hand leicht eingenommen. Die wenigen fremden Miethsoldaten, aus denen die Besatzung bestand, thaten ein paar Schüsse, nahmen dann die Flucht und verbreiteten durch ihre Nachrichten allenthalben Furcht und Schrecken. "Alles ist verloren!" hieß es. Von Meldorf lief, wer laufen konnte. Die zurück gebliebenen Greise, Weiber und Kinder wurden ohne Erbarmen niedergemacht. Schrecken sollte die Unterwerfung erzwingen. In und um Meldorf lag das Heer drei Tage stille, und das Kriegsvolk benutzte diese Zeit zum Plündern; die Flamme von drei Dörfern leuchtete in die Marsch hinein. Die Anführer ließen inzwischen durch Spione das Land auskundschaften und suchten von den Vertheidigungsmaßregeln der Gegner sich Kunde zu verschaffen.

Unterdeß erwarteten die Herzöge, die Dithmarscher möchten sich noch entschließen, sich freiwillig zu unterwerfen. Diese waren auch wirklich dermaßen in Schrecken gesetzt, daß Viele bereit waren, das Leben mit der Freiheit zu erkaufen; andere den Rath gaben, das feste Land zu verlassen und nach Büsum zu ziehen; ja es fehlte selbst nicht an Verräthern, die den Feind von der Stimmung und den Entwürfen ihrer Landsleute benachrichtigten, die Meisten erklärten aber: Des Landes Freiheit sei Tapferkeit; noch sei nichts verloren, als was man selbst von Anfang her verloren gegeben. "Unser sind die Hammen, wo jede Manneslänge die Leiche eines Edelmannes getragen hat, unser die Schleusen in den Deichen, die, zur Ebbezeit geöffnet, das überflüssige Wasser der Gräben so friedlich ausströmen lassen; aber in der Fluthzeit dringt durch diese Oeffnungen, sobald wir wollen, die wilde salzige See ein zum Verderben von Menschen, die die Welt mit Worten fressen möchten. Die haben sich bisher nur in dem Morde von Wehrlosen hervorgethan, sie, die es mit Kaiser und Papst aufnehmen wollen, ja mit Gott selber, der unnöthige Kriege straft. Und diese wollen uns unsere angeerbte, mit theurem Blute besiegelte Freiheit nehmen, unsere freigebornen Kinder nicht freie Hälse und Helden sein lassen, sondern Knechte und leibeigen. Wer in Unterthänigkeit oder Leibeigenschaft geboren ist, trachtet nach allen Kräften sich frei zu machen, und wir, die wir frei und zur Freiheit geboren sind, sollten uns zur Knechtschaft überliefern? Der Schande, einer Herrschaft anzugehören, vor der ein Bauer und ein Jagdhund gleichen Preis haben!" Durch solche Gründe ermuthigt, entschlossen sie sich, lieber rühmlich zu sterben, als die Freiheit ohne Gegenwehr aufzuopfern. Die wenigen Söldner wurden entlassen, weil man erkannte, daß nur Söhne des Vaterlandes den Muth besäßen, einen solchen Kampf zu wagen.

Durch einen aufgegriffenen Spion erfuhren die Dithmarscher, daß die Fürsten nächsten Montag ihren Weg über Hemmingstedt nach Heide zu nehmen beschlossen hätten, und schnell wurde dieser Weg von den drei Kirchspielen, Oldenwöhrden, Hemmingstedt und Neuenkirchen, - in der Nacht vom Sonntag auf den Montag mittelst einer Schanze gesperrt, auf den Vorschlag eines klugen und tapfren Mannes, Wolf Isebrand's, (wahrscheinlich ein Oberst, der auswärtig gedient hatte). Diese Befestigung wurde mit einigem Geschütz versehen und eine Besatzung (gewiß nicht unter 1000 Mann) legte sich hinein. Ein betagter Mann eilte aus dem 3 Meilen fernen Lunden mit fünf Söhnen in die Schanze, unter ihnen der Vater des Achtundvierzigers und Geschichtschreibers Johann Russe. In frommer Begeisterung und in Hoffnung auf die Hülfe der heiligen Maria ließ der Streithaufen sich von einer kühnen und frommen Jungfrau von Hohenwöhrden, welche von diesem Tage an Gott ihr Leben weihte, als Panierführerin mit Vortragung des Crucifixes andächtig in die Schanze führen mit der Losung: Hilf Maria milde! Am 17. Februar brach das Heer von Meldorf auf, obgleich Viele riethen, noch stehen zu bleiben, wenigstens nur noch einen Tag zu warten, weil eben Thauwetter eingetreten, auch sei es ja möglich, daß die Dithmarscher sich freiwillig ergäben, zudem sei es auch ein Montag, ein unglücklicher Tag, den man nimmer wählen müsse; besonders war es Ritter Hans Ahlefeld, der zum Aufschub rieth, und auch Junker Thomas Slenz, der die bösen Marschwege kannte, war derselben Meinung, doch die andern Capitäne der Garde meinten, man müsse keine Zeit verlieren, das Wetter könne sich vielleicht aufheitern, es könnte auch sogar vortheilhaft sein, den Feind unter Begünstigung dunkler Luft zu überfallen, nach Heide könne man am Ende wolkommen. Der König gab den Letztern seine Zustimmung und der Aufbruch ging vor sich. Mit klingendem Spiel und fliegender Fahne und unter Lösung des Geschützes setzte sich der Zug auf dem Wege nach Hemmingstedt in Bewegung. Voran die große Garde und an der Spitze derselben Junker Slenz mit einem Harnisch angethan, der von Gold glänzte und über demselben ein Panzerhemd. Dann folgte die Infanterie, woran sich die Reiter und an diese die Fürsten schlossen. Vom Geschütz wurde ein Theil voran und der übrige hinterher geführt. Eine unzählige Menge von Wagen und Schlitten mit Kriegsbedürfnissen und Kostbarkeiten, zum Theil auch zur Fortschaffung der Beute bestimmt, machte den Beschluß. Eine sehr kleine Besatzung blieb in der Stadt Meldorf zurück. Nach Blut und Beute dürstend, und mit dem Feldgeschrei: "Wahr di Buer, de Garde de kumt!" ging's in die Marsch hinein. Doch bald sank der Muth. Ein scharfer Nordwestwind wehte ihnen Regen und Hagel ins Gesicht, so daß sie kaum die Augen öffnen konnten und fast vor Kälte und Nässe erstarrten. Der Weg war schmal und tief, ja fast grundlos und nur langsam und mit großer Mühe konnte das Heer fortschreiten; bis an's Knie sanken die Rosse hinein. Doch belebt von der Hoffnung, bald an die Geest zu kommen, ging der Zug langsam vorwärts. Man hatte etwa die Hälfte des bösen Weges zurück gelegt, als die Vordersten plötzlich in dem wüsten Nebel des Tages von einem rauhen Gruß aufgeschreckt wurden, der eine furchtbare Ueberraschung hervor brachte. Die neuaufgeworfene Schanze sandte ihnen aus großem und kleinem Geschütz ihre Kugeln entgegen, die auf die dichtgeschlossene Menge eine gräßliche Wirkung thaten. Um aus dem Gedränge zu kommen, legte der Vortrab seine langen Spieße über die Gräben, warf Bretter und Flechtwerk darauf um so nach beiden Seiten sich auszudehnen und die Schanze zu umgehen, allein die Menge der Settengräben hinderte jegliche Schlachtordnung, man blieb in der Enge. Das Geschütz des Herzoglichen Heeres wurde zwar gegen die Schanze gerichtet, doch der strömende Regen machte es fast unbrauchbar, nur wenig Steinkugeln wurden entsendet. Ermuthigt durch die Verwirrung des Feindes machten einige Dithmarscher einen Ausfall und versuchten das feindliche Geschütz umzuwerfen, mehre fielen, zum Theil von dem Feuer der Ihrigen, die übrigen wichen in die Schanze zurück, und begnügten sich nun, aus diesem Hinterhalt in die dichten Reihen der Feinde zu feuern. In dieser äußersten Verlegenheit bemühte sich die Garde abermals, die Schanze zu umgehen, um aus ihrer gefährlichen Stellung heraus zu kommen. Allein Wolf Jsebrand stürzte an der Spitze ihrer drei- oder vierhundert langbärtiger Männer aus der Schanze hervor, die Jungfrau voran mit dem Bilde des Gekreuzigten und der Lanze, und warf sich auf die Männer der Garde. Zweimal zurückgeschlagen brachen sie zum dritten Mal mit dem umgekehrten Feldgeschrei der Garde: "Wahr di Garde, de Buer de kumt!" in diese ein. Den schweren Brustharnisch, den Eisenhut, den Schild und selbst die Schuhe abgeworfen, sprangen sie barfuß mittelst ihrer Springstöcke (Kluv-, Klot- oder Pullstaken) über die Gräben und stürzten unzählige ihrer Gegner in's Wasser. Junker Slenz suchte die Ehre seiner Garde zu retten und scheute keinen Kampf; vom Rosse herab rief er den Dithmarschern zu, es solle nur einer kommen und es mit ihm aufnehmen. Der lange Reimer von Wiemerstedt ersah sich den Anführer, schlug mit seiner groben Hellebarde den langen Ritterspieß zur Erde, traf den Junker, daß die Waffe im Panzer festblieb und er mit dem Pferde stürzte. Reimer sprang mit dem Fuße auf die Hellebarde, daß sie tief in die Brust eindrang, und schleppte dann mit Anderer Hülfe Mann und Roß in den nächsten Graben. Furchtbar wuchs die Gefahr. Die Wachen auf den Deichen hatten, als sie an dem Kanonendonner aus der Schanze die rechte Stunde erkannten, die Schleusen geöffnet und vom Nordwestwind landeinwärts getrieben, schwoll das Wasser schnell an, so daß bald für Keinen, der des Landes nicht kundig, eine Spur vom Wege mehr sichtbar war. Verzweiflung bemächtigte sich des unglücklichen Heeres; Alles war verloren, selbst in der Flucht keine Rettung. Nachdem die Garde zersprengt war, warfen sich die erbitterten Dithmarscher, die fortwährend von herbei eilenden Männern und Weibern versstärkt wurden, auf das übrige Fußvolk. Doch dies konnte keinen Widerstand mehr leisten, alle Kraft war dem Schrecken gewichen; die Niederlage wurde bald allgemein; wer dem Schwerte entging, fand in den Wellen sein Grab. Unthätig und in sicherer Erwartung des unvermeidlichen Untergangs mußten die tapfern Reuter dem Erschlagen und Ersäufen des gesammten Fußvolks zusehen, bis das Gemetzel auch in ihrer Mitte begann. Aus beiden Seiten tiefe Gräben, hinterwärts die Rüst- und Proviantwagen, die von Leuten und Pferden verlassen, eine Wagenburg bildeten, war an ein Entkommen nicht zu denken. Von beiden Seiten eilten die Dithmarscher mit langen Spießen, Geschütz und Bogen heran und riefen sich gegenseitig zu, nur die Pferde, nicht die Reiter zu verwunden; und schrecklich war die Wirkung. Die verwundeten Pferde sprangen, schlugen, wurden wüthend, warfen die Reiter ab, oder stürzten sich mit ihnen in die Gräben. Das Wiehern der Pferde, das Geklirre der Waffen, das Getümmel der Fliehenden, das Rufen der Sieger, untermischt mit einem furchtbaren, herzzerreißenden Geschrei der Sterbenden und Verwundeten erfüllte die Luft. Pulver- und Pferdedampf, Schlamm, Schnee und Nebel bewirkten eine Dunkelheit, in der kaum Freund und Feind sich unterscheiden konnten. Wenige entkamen; und binnen drei Stunden (von 1 bis 4 Uhr Nachmittags) war ein Heer vernichtet, vor dem Schweden gezittert hatte.

König Johann und Herzog Friedrich hatten, man weiß nicht auf welche Weise, den Rettungsweg nach Meldorf gefunden. Hier boten sie die Besatzung auf zur Hülfe des geschlagenen Heeres, als aber die Männer des Süderstrandes erschienen und ihr Geschütz vor Meldorf auffuhren, da eilten sie mit den Trümmern des Heeres sogleich über die Gränze nach Holstein und die Stadt wurde schon am Montage von den Bauern wieder besetzt.

Die Zahl der Gefallenen von denen der größere Theil den Tod im Wasser gefunden hatte, war groß. Die Hälfte des Fürstlichen Heeres war umgekommen, nach mäßiger Schätzung 6000 Mann.[1] Die Garde allein verlor 1426 Mann; 50 Bürger von Rendsburg blieben. Beide Grafen von Oldenburg, über 250 Mitglieder des Dänischen und Schleswig- Holsteinischen Adels, dazu 50 Edelleute aus der Mark, ein paar aus Mecklenburg, Lüneburg, Hildesheim waren gefallen. Schleswig Holstein verlor die Blüthe seines Adels. Die Dithmarscher zählten 52 Todte von den Ihren, 8 von den Söldnern. Uebergroß war die Beute, die den Siegern in die Hände fiel, unter andern auch die berühmte Dannebrogsfahne, die der Marschall Hans Ahlefeldt nicht früher als sein Leben dahingegeben hatte. Der Ort der schrecklichen Niederlage liegt zwischen Hemmingstedt und Meldorf und führte wegen mancherlei Spuks den verrufenen Namen Dusentdüvelswarf.

Anfangs verfolgten die Dithmarscher ihren Sieg. Im Norden ihres Landes lag die Tielenburg, die ihnen sehr verhaßt war. Von vier Kirchspielen: Hennstedt, Delve, Tellingstedt und Albersdorf wurde das Schloß angegriffen, erobert und geschleift und das Land, die Tieler Hemme, in Besitz genommen. Das Kirchspiel Hennstedt verschenkte seinen Theil an die Kirche, die ihn noch bis auf diese Stunde besitzt. Auch in dem Kirchspiel Hademarschen und in der Wilstermarsch verheerten sie einige Gränzdörfer, doch nach einem erlittenen Verluste im Kirchspiel St. Margarethen waren sie zum Frieden geneigt, und am 15. Mai 1500 wurde zu Hamburg ein vorläufiger Vertrag unterzeichnet. Dithmarschen blieb in seinem vorigen Stande und den Herzögen blieb ihr Recht vorbehalten, bis die Zwistigkeiten überhaupt könnten abgethan werden. So endigte dieser Dithmarsische Krieg und das Land behielt noch reichlich ein halbes Jahrhundert seine Freiheit. Die Hemmingstedter Schlacht hat besonders die Dithmarscher berühmt gemacht.“

J. Greve aus
: "Geographie und Geschichte der Herzogtümer Schleswig und Holstein von J. Greve

Mit einem Vorwort von Dr. N. Falck

Etatsrath ordentlichem Professor der Rechte an der Universitat zu Kiel, Ordinarius im Spruchcollegium, Commandeur des Danebrogordens und Danebrogsmann, der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Kopenhagen und anderer gelehrten Gesellschaften Mitglied.

Kiel.
Schwers'sche Buchhandlung
1844"; ebd: §25, S. 215-220
s.a.: PlusPedia-Artikel "Schlacht bei Hemmingstedt"

Die Verluste des Königsheeres wurden, je nach Chronist, unterschiedlich angegeben. Anreas Bruß, Nikolaus Dirck und Nikol. Witte schätzen ihn auf ca. 20.000 Mann. Der unbekannte Goldschmied aus Lunden sowie Neocorus auf ca. 24.000, weitere auf 15.000 bzw. 11.000. Die Holsteiner Chronisten dieser Zeit (Joh. Rantzau, Cilicius und Joh. Petersen) setzen um 4.000 Todesopfer an.[2] Bolten versucht in seiner Chronik über eine Auflistung das große Ausmaß der Erschlagegenen für die Dänen bzw. Holsteiner Edelleute deutlich zu machen, indem er die, seiner Meinung nach, wichtigsten Opfer namentlich aufzählt.

„Unter den Erschlagenen waren auch zween Grafen von Oldenburg, Otto und Adolph, Gerhards Söhne, imgleichen der Kern des dänischen und des schleswig-holsteinischen Adels. Vom dänischen Adel blieben hier Claus Krummedige, Henrick Erickson, Lange Brock, Knud Gone, Thruit Anderson, Jörgen, Rud, Jörgen Wernersön Parsberg, Hauptmann auf Wordingburg, Henrick Knudsön, Lauritz Albertsön, Silvert Nielsön, Goswin Kettelsön, Niels Ericksön, Jens Oluffsön, Amtmann auf Gulland, Marquard Rönnow, Holger Eriksön und viele andere deren Namen nicht aufgezeichnet sind; (...)“

J. A. Bolten
Predigers zu Wöhrden
: "Ditmarsische Geschichte. - Dritter Theil"
Flensburg und Leipzig in Kortens Buchhandlung, 1784 , S. 164f.

Boltens Auflistung der Erschlagenen des schleswig-holsteinischen Adels erstreckt sich über insgesamt vier Buchseiten. Dort kommen, u.a., die folgenden Namen vor: Hans von Alevelde (er trug den Dannebrog, die dänische Königsfahne) sowie 10 weitere Mitglieder der Familie Alevelde, Mitglieder der Familie von Bockwolde, von Rantzau, Poggewische, Seestede, Reventlow (sie waren ursprünglich aus dithmarischem Adel kommend und später von ihrem Stammsitz, dem Gut Spersdick bei Windbergen, vertrieben worden). Weiter: Mitglieder der Familien Ratlow, von Qualen, Pogwisch usw.[3] Bolten hat, wie er in einer Fußnote bemerkt, für seine Auflistung, u.a., auch eine Aufzählung von Anton Viethens "Beschreibung und Geschichte des Landes Dithmarschen"[4] genutzt. Ebenso gibt Bolten eine Liste der in Meldorf und in den umliegenden Dörfern vom dänisch-Schleswig-holsteinischen Heer umgebrachten Einwohner. Abgeschrieben hat er die etwa 120 Namen von einer lateinischen Urkunde, aus der für die Opfer regelmäßig katholische Seelenmessen gelesen wurden. [5]

1.2 Dithmarschen - Endlich frei

[6]Nun war die Bauernrepublik Dithmarschen frei und unabhängig geworden. Es begann ein wirtschaftlicher Aufschwung für das Land. Der Dänenkönig Johann wurde kurz nach der Schlacht bei Hemmingstedt wieder in einen Krieg gegen Schweden verwickelt. Außerdem hatte ihn der Kriegszug finanziell derart geschwächt, dass er keine Söldner mehr anwerben konnte. Dieses belegen die in einem Archiv in Kopenhagnen befindlichen Auflistungen und Rechnungen. Allein König Johann brachte über 44000 Gulden auf.[7]
Die Dithmarscher gaben sich jedoch mit dem Sieg bei Hemmingstedt nicht zufrieden, sie wollten sich - für die Zukunft - gegen Überfälle der Ritter und Edelleute aus Holstein schützen.
Sie begannen die holsteinische Tielenburg, in der Nähe der heutigen Ortschaft Pahlen am Grenzgebiet im Nordosten Dithmarschens anzugreifen. Nach drei Belagerungstagen wurde sie erobert und geschliffen.[8] Aus dem Jahre 1508 existiert eine Urkunde, welche die Schäden, die die Dithmarscher bei dem Überfall verursachten, von den Tieler Bauern bei Ritter Otto Rantzau zu Gottorp angezeigt werden. [9]
Ebenfalls griffen die Dithmarscher die Ortschaften Erfte und Hademarschen an und äscherten die beiden Orte größtenteils ein.[7]

Im Mai 1500 unternahmen die Dithmarscher einen Streifzug in das Kirchspiel St. Margarethen (heute südlich des Nord-Ostseekanals gelegen). Die dortigen Bewohner waren jedoch vorgewarnt und schlugen sie zurück. Diese Niederlage, so schreiben J. Hanssen/ H. Wolf in ihrer Chronik[7], machte die Dithmarscher zum Frieden geneigt.

Obwohl König Johann immer noch auf Rache gegen die Dithmarscher sann, ließ er sich durch Vermittlung der Städte Lübeck, Hamburg und Lüneburg überreden, einem Vergleich [10][11] mit den Dithmarschen zuzustimmen. Dies geschah, lt. J. Hanssen/ H. Wolf am 15. Mai 1500 in Hamburg. Der Vergleich umfasste vier Hauptpunkte[12]:

1. Die gegenseitigen Ansprüche sind bis zum Michaelisfest "erkannt" werden. Schiedsrichter sollen Abgeordnete der holsteinsichen Ratsgherren und den Hansestädten sein. Sollten diese sich nicht einigen, so soll der Hamburger Domprobst Albert Cranz endscheiden.
2. Der Fluß Eider bildet die Grenze. Ebenso verbleibt die von den Dithmarschen eroberte Tielenhemme bei den Dithmarschern. Sie geben aber dafür ein Stück Land jenseits der Eider. [13]
3. Die während der Helgoländer Unruhen und die im Krieg gemachten Gefangenen werden ausgetauscht.
4. Alle zukünftigen Streitigkeiten zwischen den Dithmarschern und den Nachbarvölkern sollen sollen von 8 Männern aus jedem Lande auf dem Kuckswall entschieden werden.

Der erste Punkt wurde niemals erfüllt, da eine vollständige Befriedung erst 1523 erfüllt wurde. Auch war es, anscheinend, König Johann wie auch den Holsteiner Fürsten nicht ernst mit der Einhaltung des Vergleiches, denn die seit jeher von Zollzahlungen befreiten Dithmarscher wurden in den Folgejahren gezwungen bei Übergängen ihrer Landesgrenzen Hanerau und Husum Zoll zu bezahlen. Dieser Zollzwang führt dazu, dass im Jahre 1506 die Dithmarscher beschlossen:

„Wer in den schlesw.-holstein. Ländern Waaren verzollt, soll bei seiner Rückkehr mit 60 Pf. Silber gebrücht werden und jeder Dithm. befugt seyn, ihm die Waaren wegzunehmen; wenn aber die Zollbeamten nicht veruzollte Waaren confiscieren, sollen auch dithm. Seits Gewaltthätigkeiten erlaubt seyn, und der Bedrückte soll auf den Beifall und die thätige Unterstützung der Landesgemeine rechnen dürfen.“

J. Hanssen/ H. Wolf: "Chronik des Landes Dithmarschen von J. Hanssen und H. Wolf; Langhoffsche Buchdruckerei; Hamburg 1833"; ebd.: S. 308f.

Gleichzeitig befestigten die Dithmarscher die Stadt Meldorf und schlossen mit der Stadt Lübeck einen Verteidigungsbündniss, welches 1520 erneuert wurde.[14]

1506 war auch ein Jahr, in dem in Norddeutschland die Pest wütete, an der auch der Landesheld der Schlacht bei Hemmingstedt, Wulf Isebrand starb. Er wurde, auf seinen eigenen Wunsch hin, in der Schanze zu Hemmingstedt begraben.

Rudolf Nehlsen berichtet auch von Carsten Holm, einem "48er":

„Die Dithmarscher waren im Frieden nicht recht einig unter sich. Da-
her finden jetzt mehrere innere Kämpfe statt, namentlich ein Kampf der
Westerdöfft gegen die Lundener, denen die Osterdöffter beistehen, selbst
ein Priester fiel in diesem Kampf. — Carsten Holm, ein Achtundvierziger,
der schon 1500 bei dem Einfall des Königs Johann und des Herzogs
Friedrich sich treulos erwiesen, indem er am 16. Februar mit dem Könige
konferierte, um sich für alle Fälle zu sichern, gab Anlass zu manchen
Zwisten. Er brachte mehrere unter den Achtundvierzigern für eigen-
nützige Zwecke auf seine Seite; sie Hessen manche Unrechtfertigkeiten
hingehen, namentlich sahen sie einem Lübecker, Jost Jacobs, nach, auf
der Eider Kaperei gegen dänische Schiffe zu treiben, als 1509 zwischen
Lübeck und dem Könige Johann der Krieg sich entsponnen hatte. Es
ward dem Kaperer sein Treiben von den Achtundvierzigern untersagt;
Carsten Holm aber und seine Genossen wussten es so zu drehen, dass in
der Sache durch die Finger gesehen "wurde. Der Kaperer belästigte dann
auch neutrale Schiffe auf der Eider. Es wurden deshalb vom Könige und
dem Herzog Beschwerden erhoben. Daher entstand eine starke Erregung
im Lande. Man suchte alles zu vermeiden, was den König zu kriegeri-
schen Unternehmungen gegen das Land reizen könne. Es wurden meh-
rere Landesversammlungen deswegen gehalten. Endlich berief man eine
Landesversammlung nach Stellerburg (dem Platze, wo die alte Steller-
burg gestanden hatte, bei dem Dorfe Stelle im Kirchspiel Weddingstedt)
im Jahre 1510, auf den zweiten Tag nach St. Panthaleon, den 29. Juli.
Diese erkennt über das Verfahren der Achtundvierziger, sie werden ent-
setzt und mit einer hohen Geldbusse belegt. — Vielleicht sind aber nur
die eigentlich Schuldigen unter den Achtundvierzigern von diesem Lan-
desbeschluss betroffen worden. — Das Haus des Carsten Holm zu Heide
ward in einem Volksauflauf niedergerissen.“

Rudolf Nehlsen:: "Geschichte von Dithmarschen"; Tübinger Studien 2. Band/ 2. Heft, Verlag der H. Laupp'schen Buchhandlung: Tübingen 1908; ebd. S. 72

Etwa zwei Jahre vor der Landesversammlung in der alten Stellerburg fand eine, aus heutiger Sicht, grausame Geschichte statt.
Hanssen und Wolf berichten darüber:

„Im Jahre 1508 diente ein Mädchen aus Lunden auf dem
Blankenmoor im Kirchspiele Neuenkirchen und kam mit einem
unehelichen Kinde nieder. Die Lundener wollten diese ihrem
Kirchspiele zugefügte Schande nieht dulden. Peter Swien aus
Lunden und Bojen Herring aus Flehde zogen deshalb ans, zün-
deten die Scheune an, in der das Mädchen mit dem Kinde sich
befand, und verbrannten das Gebäude sammt den Menschen.
Diese Gewaltthat reizte die Westerdöffte und die Kirchspiele Heide
und Hemmingstedt, und die Bauern rückten mit ihren Knechten
und mit vielem Geschütze versehen gegen die Lundener. Zu Hemme
trafen sich die feindliehen Landsleute, ein Scharmützel begann und
die Westerdöffter wurden geschlagen, ja selbst einem Geistlichen
aus Neuenkirchen ward auf dem Kirchhofe zu Hemme ein Fuß
abgeschossen. Mit den Lundenern verbanden sich jetzt die Nord-
hammiger, und "weren nun, sagt Neoc., um vele drister, als vor-
malß vor korten Jaren bi Hemmingstede." Bei Flehde wurde
ein neues Treffen geliefert, die Westerdöffter zogen aber wiederum
den Kürzern, 'und wenn auch nur 2 Todte auf dem Kampfplatze blieben,
so gabs doch viele Verwundete. Da gelang es dem Peter
Dethleffs aus Delve und Bojen Claus Maeß, den Streit zu
schlichten. Der Geistliche starb an der erhaltenen Fußwunde und
dadurch wahrscheinlich fand Peter Swien sich bewogen, nach St.
Jago di Compostella in Spanien 1522 eine Wallfahrt zu unter-
nehmen, um die beleidigte Kirche zu versöhnen, nachdem schon
1516 er sowol als Bojen Herring, die Urheber der Fehde, sich
Ablaßbriefe vom Areimbold gekauft hatten.“

J. Hanssen/ H. Wolf: "Chronik des Landes Dithmarschen von J. Hanssen und H. Wolf; Langhoffsche Buchdruckerei; Hamburg 1833"; ebd.: S. 309f.

Anfang 1523 wurde Christian II., König von Schweden, Dänemark und Norwegen aus Dänemark vertrieben. Herzog Friedrich und, etwas später sein Sohn, Christian III., traten seine Nachfolge an. Friedrich und Christian III. unterzeichneten am 30. oder 31. März 1523[15][16][17] einen Vertrag mit den Dithmarschen: Aller Streit, der bisher zwischen den Fürsten und den Dithmarschern existierte, sollte vergessen sein. Die Zollfreiheit soll den Dithmarschern erhalten bleiben. Ebenso haben Friedrich und Christian III. versprochen, zu beider Lebzeiten das Land Dithmarschen nicht zu überfallen. Beide Parteien versprachen sich, sich gegenseitig in einem Verteidigungsfalle gegen Feinde zu unterstützen. Wie bei dem im Mai 1500 in Hamburg geschlossenem Vertrag sollen, in einem Streitfalle, dieser von 8 Männern aus jedem Lande auf dem Kuckswall entschieden werden.

Das Jahr 1524 ist für Dithmarschen, sogar für die Geschichte der Reformation durch Martin Luther bedeutsam. Der Prediger zu Meldorf, Nikolaus Boje, hatte sich einige Jahre zuvor bei Martin Luther aufgehalten, erfuhr, dass der Prediger Heinrich Möller genannt von Züthphen, die Lehre Luthers mit Erfolg predigte und sich in Bremen aufhielt. Er schrieb Heinrich von Züthphen und bat, doch nach Meldorf zu kommen, um dort die lutherische Lehre zu verkünden. Heinrich von Züthphen kam auch nach Meldorf und predigte. Das gefiel den Dominikanermönchen des Meldorfer Klosters gar nicht. So hetzten sie die 48er gegen den Prediger Heinrich auf und ermordeten ihn. Martin Luther ließ im Jahr 1525 die Begebenheiten in einer Druckschrift veröffentlichen:[18]

„Vom Bruder Heinrich, in Ditmar verbrannt, sammt dem zehnten Psalm, ausgelegt durch Martin Luther

1525

...
Do nu Gott der almechtig die zeyt ersahe/ das
der gut Heinricus mit seynem blut die warheyt
von yhm gepredigt/ bezeuge solt/ sandte er yhn vn
der die mörder/ die er dar zu bereyttet hatte. Denn
es begab sich im xxiiii Jar/ kleiner zal nach Chri
sti geburt/ das er geruffen ward von Nicolao Bo=
ye Pfarrer und anderen fromen Christen der selbi=
bigen Pfarr zu Meldorf ynn Diedmar/ yhn das
wort Gottes zuverkünden und sie aus des Anti=
christs rachen zubringen/ denn er gewaltiglich da
selbst regirt/ Wilche beruffung er/ als von Gott/
an nam/ un derhalbe yhn zusagt/ das er zu yhn ko
men wolt. Darnach auff S. Catharynen abent
foddert er zu sich sechs frome mitbrüder und
burger/ hielt yhn fur/ wie er ynn Diedmar geru=
ffen were/ und zeygt yhn an/ nach dem er nich al=
leyne schuldig were yhn alleyn/ sondern yedermann
wers begerte/ das Wort Gottes zuverkünden/ ge=
decht er ynn Diedmar zu ziehen/ und warten/
was Gott mit yhm ausrichten wolt/ bat der hal=
ben/ sie wolten yhm eynen guten tadt geben/ wie
er am füglichsten möcht da hyn komen/ das die
gantze gemeyne nicht ynnen würde/ und seine reyse
nicht verhynderten/ als auch denn geschehen we=
re. Antworten die fromen Christen drauff und
baten/ er wolt bey yhn bleyben/ und ansehen wie
das Evangelion noch fast schwach ynn dem volck
were/ sonderlich ynn den umbligenden stedten/ und
die verfolgung noch gros/ und ansehen das er
von yhn beruffen were/ das wort Gottes zu predi=
gen. Wolten aber die Diedmarer eynen prediger
haben/ das er eynen anderen daselbst hynschicket/
denn sie wusten wol/ was die Diedmarer vor
eyn volck war/ Daneben sie yhn auch anzeygten/
sie wüßten yhn nicht zu ziehen lassen/ on verwilli=
gung eyner ganzen Pfarr.

Der gute Henricus antwortet/ wiewol er be=
kante/ das er von yhn beruffen were/ Doch hetten
sie sonst fromer gelerter leute genug/ die yhn pre=
digten. Die Paptisten weren auch zum teyl uber=
wunden/ das auch nu fortan/ weyber und kinder
yhre narheyt sehen und richten. Het auch ii. iar
yhn geprediget/ Aber die Diedmarer heten key=
nen/ Der halben er mit gutem gewissen yhn solche
bette nicht abschlagen kunde/ Das sie aber anzo=
gen/ das sie yhn nicht lasen kündetn/ sonder wissen
und willen einer gantze gemeyne/ schlüsse bey yhm
nichts/ Dieweyl er sie gantz nicht verlassen wolte/
denn er gedechte nur eyn kurtze zeyt ynn Diedmar
zu predigen/ nemlich eynen Monat oder zween/
als lang er eyn fundament selb mündlich gelegt/
und darnach wider zu yhn komen/ were der hal=
ben seyne meynung und bette/ sie wolten nach sey=
nem abzug/ der gemeyne/ seyne beruff/ wilchem er
nicht widerstehen könde/ anzeygen/ danebe seynen
heymlichen abzug entschuldigen/ denn er müste
heymlich ziehen umb seyner feynde willen/ die
yhm schadden möchten/ die tag und nacht trach=
ten/ als sie selbs wol wusten/ wie sie yhn umbren=
gen und tödten möchten/ auch anzeygt/ wie er
wolt bald widder bey yhn seyn. Mit diesen worten
stellet er sie zu friden/ das sie yhm zu ziehen vergun
neten/ Denn sie verhofften/ das die Diedmarer
möchten zu der rechten erkentnis komen des wort
Gotts/ die sonst fast vor anderem volck mit abgöt=
terey beladen sind.
Darnach auff montag der ersten Woche ym
Advent zoch Henricus mitten durch das Stifft
von bremen ynn Diedmar/ und kam gen Mel=
dorff/ da er denn hyn beruffen war/ da er auch
mit grossen freuden von dem Pfarrer empfangen ward/ Als
bald er dar kommen war/ wiewol er noch key=
ne predigt getahn hatte/ ward der teuffel zor=
nig mit seynen gliedmassen/ und ynn sonderheyt
erregt er Augustinum Torneborch Prior des sch=
warzen klosters die man nenn Jacobiter odder
Prediger/ wilcher von stundt an lieff zu seynem mit=
gesellen M. Johan Snicken des Officials von
Ham,burg Vicarien odder Commissarien/ und
hielt radt/ was zu thun stünde/ da mit yhr reych
nicht untergienge. Entlich beschlossen sie/ das sie
vor allen dingen vorkommen müsten/ das er nicht
predigt/ denn wo er würde predigen/ das yhn
der gemeyne man hörte/ so würd yhre schalckheyt
an tag komen/ und würden darnach nichts auf=
richten können/ den sie wusten wol/ wie es zu Bre
men zugangen war. Auff diesen beschlus macht
sich der Prior Prediger Ordens des morgens frü
auff/ denn er vor grosser sorge die nacht nicht viel
schlieff/ und kam gen der Heyde auff Sonna=
bend vor dem anderen Sontag des Advents für
die 48. Regenten des gantzen lands/ und beklagt
sich höchlich und zeygt an/ wie der Müniche von
Bremen komen were/ das gantze land Diedmar
zu verkehre/ als er den von Bremen gethon hat/ hat
te auch zu hülfe M. Günter des lands gemeynen
Kantzler und Peter Nannen/ beyde grosse feynde
des worte Gottes/ Diese zween hulffen dem Prior
mit allem vleys/ und hielten den anderen 46. unge=
lerten eynfeltigen für/ wie eyn gros lob ynn ganz=
tzem nyderland/ und wie grossen dank die ynn sun
derheyt bey dem Bischoff von Bremen verdienen
würde/ wo sie diesen ketzerischen Münch zum todt
bringen würden. Do sie das horten die armen vun
gelerten leut/ schrieben sie bald und beschlossen/
yhn zu tödten/ den sie doch nicht gesehen/ viel we=
niger gehöret/ noch überwunden hatten. Endlich
bracht der Prior eynen brieff odder gebot auff an
den Pfarherren von den 48. Regenten/ den Münch
zuversagen/ ehe er prediget/ bey der höchste straff
nach gewonheyt des landes. Als bald mit eylen
zoch der Prior mit dem gebot gen Meldorff/
und überantwortet das dem frommen Pfarherrn
ynn der nacht/ denn er verhofft/ er wolt verhyn=
dern/ das der Henricus nicht predigete/ denn er
wuste wol/ was yhm daran gelegen war. Als der
Pfarherr diesen brieff odder gebot las/ verwun=
dert es yhn seer solchs gebots/ nach dem es unge
wonlich war/ das sich die 48. Regenten mit den
kirchen bekümmerten/ So doch das regiment
noch alter gewonheit des landes/ der gantzen eyn
gepfarten gemeyne zugehöret/ Denn es von eym
gantzen lande beschlossen ynn langen gebraucgh ge
wesen ist/ das eyn igliche Pfarkirch noch yhrem gu
ten willen eynen Pfarherrn oddeer Prediger setzen
und entsetzen gewalt habe. Diesen brieff gab der Pfarherr
Henrico zuerkennen und zeygt yhm da
neben/ was des lands gebrauch und gewonheyt
were/ Darauff Henricus antwortet/ nach dem
er von eyner gantzen Pfarr das wort Gottes zu
predigen beruffen were/ wolt er der selbigen be=
ruffung nach komen/ also lang es der gantzen ge=
meyne wolgefiel/ den man müste mehr dem wort
Gottes gehorchen denn den menschen/ wolt yhn
Gott haben/ das er ynn Diedmar sterbe solt/ der
hymel were da also nahe als anderswo/ er müste
doch umb des vorts Gottes eyn mal seyn blut ver
giessen. Mit solchen mut trat er auff/ des Son=
tags darnach/ und prediget die ersten predig/ von
dem spruch Pauli Rom. 1 (9) Testis est michi deus
etc. und von dem Evangelio des elbigen tags. Als
bald die predigt aus war/ ward die gantze gemey=
ne der Pfarre zu samen gefordert/ und daselbst von
den 48. Regenten des lands/ das sie bey straffe
tausend reynischer gülden den Münch nicht predi
gen solten lassen/ und daneben mit volmacht yh=
re legaten zu der Heyde schickten/ denn da würde
umb grosser ursach eyn gantz land zusamen ko=
men.
Als sie diesen breiff hörten lesen/ wurden sie fast
zornig/ das wider alle lands gewonheit yhn solch
gebot geschehe/ So doch ein igliche Pfarkirch ma
chet hette/ eynen Prediger zuerwelen wen sie wolt/
und beschlussen eyntrechtig/ sie wolten den fromen
Henricus zu eynem Prediger halten und beschir=
men/ denn sie gantz entzündet waren von der er=
sten predigt/ die sie gehört hatten. Nach mittag
thet Henricus die andere predigt von dem spruch
Pauli Roma 15 (1) Debemus nos qui potentes etc.
Auff montag darnach sandten die von Meldorff
yhre geschickten zu der Hyeda und erboten sich zu
recht für yderman des gantzen landes/ Zeygten
daneben/ was Christlicher predigt sie gehöret
hetten von Henrico. Dabey schreyb der Pfarrer
den 48. Regenten des lands/ wie wider er/ noch
Henricus der meynung weren/ auffrure zu mach=
en/ sondern das reyne lauter wort Gottes zu leren/
berieff sich/ er wolt für eynem ydermann zu rechte
stehen mit bruder Hwenrich/ Were derhalben
seyn unterthenige bette&/ sie wolten den Münichen
nicht glauben geben/ die umb yhres hass und
geytzes willen die waheyt gedechten underzudru
cken( und das wort Gottes nicht verdampten/ son
dern die warheyt gentzlich ersten erforschten/ und
niemand unerhöret verdampten.

Wers sache/ das sie unrecht funden würden/
weren sie bereyt/ yhre straff zu leyden. Diese erbie=
tung sampt dem gezeugnis verachten sie/ und ga=
ben darauff keyne antwort/ sondern yderman re=
det/ eyner dis der ander das. Zum letzten antwor
tet Peter Dethleves(???26) als eyner von den eltesten/ wie
wol fast grosse zwytracht ynn allen alnden were
des glaubens halben/ und sie als die ungelertesten
und unverstendigsten die nicht richten künden/we=
re yhr ernstliche meynung/ solche sache bys auff
eyn zukünfftigs Concilium zu schieben/ wilchs/ als
sie denn von yhrem Landschreyber M. Günter be=
richt/ yhn kirtzem gehalten werde solt/ was denn
yhr guten nachbauren halten und gleuben wür=
det/ das selbige gedechten sie auch anzunemen/
Were aber das wort Gottes (als man sagt) nicht
klar gnugsam geleret/ und yemant das selbige kla
rer und lauter lernen künde/ gedechten sie solchs
nicht zuverbieten/ den sie keyne auffrur ynn landen
gedechten zu leyden/ der halben eyn yederman solt
zu friden seyn/ und bys auff die nechsten zukünffti
gen Ostern/ die sache beruhen lassen/ ynn mitler
zeyt würde sichs wol ausweysen/ was recht od=
der unrecht were. Auff solche antwort war eyn
yeder zu friden/ und zogen die gesandten von Mel
dorff heym/ und zeygten an mit grosser freuden
solche antwort eyner gantzen gemeyne/ verhofften
sie sache solt gut werden.

Am tage Nicolai Episcopi thet er zwo predigt/
Die erste von dem Evangelio/ Homo quidem no=
bilis etc. (Luk. 19,12) Die ander von dem spruch/ Plures facti
sunt sacerdotes etc. (hebr. 7,23) mit solchem geyst/ das sichs
ydermann verwundert/ und Gott mit vlers betten/
yhn solche prediger lang zu lassen. Am tage Cocep
tionis Marie thet er auch zwo predigt auff das
Evangelion/ Liber generationie (Matth. 1,1 ff.)/ ynn wilcher er
anzeygt die zusagung die von Christo den Vetern
zugesagt/ und was glauben sie gehabt hetten/ da
neben angezeygt/ wie wyr auch mit solchem glau=
ben müsten selig werden/ on allen unseren ver=
dienst/ und das alles mit solchem geyst/ das yder
man sich verwundert/ und Gott vleyssig danckte/
das er yhn solchen prediger zugeschickt hette/
Denn sie nu klar sehen/ wie sie durch Münich und
Pfaffen verfurt sind. Batten yhn auch mitz vleys/
er wolt die Weynnachten bey yhn bleyben und al
le tag zwyr predigen/ denn sie furchten sich/ das er
würde an eynem anderen ort gefordert/ Ynn mit=
ler tag zeytrugete der Prior sampt M. Johan. Snick=
en nicht/ Den do der Prior sahe/ das seyne bos=
heyt nicht könde fort gehen/ zoch er mit Doctor
Wilhelmo Prediger ordens zu Lunden/ zu den
grawen München die man Barfuser nennet odder
Minores/ da hülff und radt zu suchen/ wie er sey=
nen willen vollenden möchte/ Denn sie selbigen
Münich fast geschickt sind mit yhrer glesnerey/
die armen elenden zu ververfüren.

Als bald schickten die grawen Müniche
nach ettlichen von den Regenten/ als mit namen
Peter Nannen/ Peter Swyn/ und Claus Roden/
und zeygten yhn mit grossen klagen/ als denn yhr
gewnheyt ist/ wie der ketzer predige und das
volck verfüre/ wilchs yhm zum teyl anhengig were
wo sie nicht dazu sehen würden/ und den ketzer
umbrechten/ würd Marie lob sampt den heyligen
zwey klöstern zu boden gehen/ Das war die
schrifft/ da sie den ketzer gedachten mit umbrin=
gen/ als geschach. Als die armen unverstendigen
leute das höreten/ wurden sie zornig/ und ant=
wort drauff Peter Swyn/ man hette dem Pfar
rer sampt Henrico geschrieben/ wes sie sich hal=
ten sollen/ wers von nöten/ sie woltemn noch eyn
mal schreyben. Antwort der Prior/ Neyn/ denn
yhr müste der sachen anders beykomen/ denn be=
gynnet yhr dem ketzer zu schryben/ wird er euch
antworten/ und würdet on zweyffel auch mit
ynn die ketzerey komen/ ehe yhrs gewar würdet/
denn würde er zu wort komen/ möcht man yhm
nichts anhaben/ Da beschlossen sie eynen radt/
das man yhn ynn der nacht heymlich müste fan=
gen/ und als bald verbrennen/ ehe das land yn=
nen wurde/ und er zu worten keme. Solcher radt
gefiel yhn allen woll und sonderlich den grawen
München. Auff solchen radt wolte Peter Nan=
nen als eyn sunderlicher freund des Priors/ den
danck verdienen/ und zoch zu sich etliche Amme=
ral aus andern dörffern mit hülffe und radt M.
Günters. Man solt hie billich der name schonen/
nach dem sie aber ehre gesucht haben zuerlange/
mus man sie yhrer ehre nicht berauben. Das sind
die namen der heubt leute.

Peter Nannen/ Peter Swyns sone/ Hennich
zu Lunden/ Johan Holm/ Lorentz Hanneman/
Ludwick Hanneman/ Bastel Johan Bren/
Claus von Weslingburen/ Brosi Johan zu wo=
chenhausen/ Marquard kremer zu Henstede/ Lu=
deke Johan zu wessing/ Peter gros Vogt zu Hem
mingstet. Diese heubtleut sampt den anderen die
sie bey sich hatten/ wurden gefordert auff die
Pfarr zu der Newenkirchen/ und kamen ynn M.
Gönters des schreybers haus zu same/ und hielten
radt/ wie sie yhn fiengen und nicht zu worten ko=
men liessen/ den das urteyl schon geschlossen war/
das sie den guten Henricum brennen wolten/ be=
schieden sie sich zu samen auff den andern tag
nach Conceptionis gen Hemmingstet/ eyn hal=
be meyl von Meldorf/ auff das sie niemand war=
net/ Ward auch verordnet/ das auff alle dörffen/
als die nacht kam/ und man Ave Maria leutet so/
zu samen kemen/ Und kame zusamen bey die fünff
hundert bawren. Als sie nu zusamen komen wa=
ren/ ward offensichtlich angezeygt/ aus was ur=
sach sie geruffen weren/ denn niemand/ on die
Hauptleute wusten die ursach/ und was sie thun
solten. Als der gemeyne man das höret/ wolten sie
zu rucke ziehe/ und solche böse thadt nicht begehe.
Aber die Hauptleute gebote yhn bey leib und gut/
fortzu ziehen. Hatten auch gesoffen daselbst drey
tunnen Hamburger bier/ das sie deste mütiger
weren/ Und kamen ynn der mitternacht umb xii.
schlege mit gewapenter hand gen Medlorf.
Die Jacobiter oder Prediger Münich gaben
yhn liecht und fackeln/ das sie ia sehen künden/
und der gute Henricus nicht entlauffen künde.
Haten auch eynen verreter bey sich mit namen
Hennigs hans/ wilcher alle ding verraten hatte/
fielen mit gewalt ynn die Pfarr/ zuschlugen
alles was da war/ als der vollen unsinnigen
bawren gewonheyt ist/ lannen/ kessel/ kleyder/
becher/ Was sie aber funden von silöber und gold/
namen sie mit/ Fielen auch zu dem Pfarrer
eyn mit gewalt/ hiewen und stachen und schrie=
hen/ schlah todt/ schlah todt. Eyns teyls stie=
ssen yhn auff die strasse nackend ynn den dreck/
und namen yhn gefangen/ er solte mit yhn gehen/
Das ander teyl schrey/ man solt yhn gehen lassen/
denn sie hettem leynen befelh/ yhn zu fangen. Dar=
nach als sie yhren mutwillen mit dem Pfarrer ge=
ybet hatten/ fielen sie zu dem guten bruder Hen=
rich eyn/ und namen yhn nacket aus dem bette/
schlugen/ und bunden seyne hende fast so hart auff den
rucken/ zoge und stiessen yhn also lange das auch
Peter Nannen mit barmhertzigkeyt bewegt/ der
sonst eyn gyfftiger feynd des wort Gottes war/
und sagt/ das man yhn gehen liesse/ er würde wol
folgen/ befolleh yhn Balke Johan zu leytnen
der yhn mehr schleppet denn furte. Als sie yhn
gen Hemmingstet brachten/ fragten sie yhn/ wie
er yns land komen were/ und was er da such=
te/ antwort er yhn freundlich mit der warheyt/
das sie auch bewegt wurden und riefen/ nur weg
mit yhm/ wo wyr lange yhn höreten/ würden wyr
mit yhm ketzer werden. Do begerte er/ das man
yhn auff eyn pferd setzen wolt/ denn er seer müde
und mat war/ und seine füsse yhm gantz wund wa
ren/ den er ynn dem kalten und eyse die nacht mack=
end und barfus gegangen und gefüret war/ Als
sie das höreten/ spotten sie und verlachten yhn/
und sprachen/ ob man dem ketzer pferde/ halten
sol/ er müste doch wol lauffen/ schlepten yhn al=
so die nacht bys zu der Heyde/ Da brachten sie
yhn ynn eynes mans haus namens Raldens/
und wolten yhm eynen stock mit eysern ketten an=
gehenget haben/ aber der haus vater hatte mitley
den/ und wolt solchs nicht leyden/ Da er yhren
mutwillen nicht wolt gestatten/ brachten sie den
guten Henrich ynn eyns pfaffen haus mit namen
herr Reimer Hozeken eyn diener des Officials von
Hamburg/ schlossen yhn ynn eynen keller/ und ga
ben yhn den folle bawren zuuerware/ die yhn fort
an die gantze nacht verspotteten und verhöneten/
Under andern kam zu yhm herr Simon pfarrer vo
Altenworden/ und herr Christian Pfarrer von der
Newen kirchen/ beyde fast ungelerte verfolger des
wort Gottes/ fragteten yhn/ aus was ursach er
das heylige kleyd abgelegt hette/ wilchen er
freundlich aus der schrifft antworte/ aber sie ver=
stundens nicht/ was er saget.
Kam auch zu yhm M. Günter/ fraget yhn/ ob
er wolt lieber an den Bischoff von Bremen ge=
schickt seyn/ odder lieber ynn Diedmar seynen
lohn empfangen. Antwort Henricus/ hab ich
was unchristliches geleret odder gehandelt/ kün=
den sie mich wol drumb straffen/ der wille Gottes
geschehe. Antwort M. Günter/ hört lieben freunde/
er will ynn Diedmar sterben. Aber das volck ynn
gemeyne wartete die gantze nacht yhres sauffens.
Des morgens umb achte/ giengen sie auff dem
marckt zu radte/ was yhn zu thun stünde. Da rie=
ffen sie volle bauren/ ymer verbrent/ zum fewer zu/
so werden wyr heute von Gott und von den leuten
ehre gew<nnen/ Denn yhe lenger wyr yhn leben
lassen yhe mehr er mit seiner Ketzerey verkert/ was
hilfft viel langs bedencken? er mus doch sterben.
Also ward der gute Henrich unverhöret zum
fewer verdampt.
Darnach ward ausgeruffen/ alle die yhn het=
ten helffen fangen/ solten mit yhrer wehre mit zum
fewer hynaus ziehen/ Da waren auch die graw=
en Münich odder Barfuser/ sterckten die armen
leute und sprachen/ Jtzund gehet yhr der sachen
recht nach/ und hetzten das arme elende truncken
volck. Do namen sie yhn und bunden yhn mit
hals/ füsse/ und henden/ furten yhn mit grossem
geschrey zu dem fewer. Als dys geschach/ stund
eyne fraw yn yhrer hausthür un sach dieses elend
und iamer/ und begund bitterlich zu weynen/ sagt
der gute Heynrich zu yhr/ liebe fraw weynet nicht
uber mich. Als er an die stat kam/ da das fewer
bereyt war/ sass er nider fur grosser schwachheyt.
Do kam der Vogt/ Schösser Mars durch gelt
da zu erkaufft/ als man gleublich saget/ verdampt
den guten bruder Henrich mit diesem sententz
odder urteyl zum fewer/ Dieser böswicht hat ge
predigt widder die mutter Gottes und widder
den Christen glauben/ aus wilcher ursach ich
yhn verurteyle/ von wegen meyns gnedigen herren
Bischoffen von Bremen/ zum fewer/ Antwort
der gute bruder Heynrich/ das hab ich nicht ge
than/ doch HERR deyn wille geschehe/ warff
auff seine augen ynn den hymel und sprach/ HER
RE vergib yhn/ denn sie wissen nicht was sie
thun/ deyn nam ist alleine heylig hymlischer vater.
Do gieng hyn zu eyn gute Christliche frawe
Claus Jungen fraw mit Weibs namen/ eyn schwe
ster Peter Nannen/ wonhafftig zu Ledorff/ fur
das fewer und erbot sich/ man solt sie zur staupen
schlagen/ auff das yhr zorn gebüsset würde/ dar
zu wolt sie tausent gülden geben/ man solt den man
nur widder eyn setzen/ bis auff den nechsten mon=
tag/ das er von dem gantzen lande verhöret wür=
de/ und denn verbrant. Do sie das hörten/ wur=
den sie rasend und unsinnig/ und schlugen die fraw
en zu der erden/ tratten die mit füssen/ schlugen mit
aller gewalt den guten Martyr Christi/ Eyner
schlug yhn mit eynem stostegen ynn den hyrnsche
del/ Aber Johan Holm von der Newen kirchen
schlug yhn mit eynem fausthammer/ Die andern
stachen yhn ynn seyne seyten/ ynn den rucken/ ynn
die armen/ wo sie yhn nur erreychen kunden/
und nicht eyn mal/ sondern als offt er begund zu
reden.
Do ermannet und hetzet das volck M. Günter
und rieff sie an und sprach/ frey zu lieben gesellen/
hie wonet Gott bey. Darnach brachte der selbi=
ge M. Günter eynen ungelerten grawen Münich
zu yhm das er bneichten solt/ Sprach aber zu yhm
der Merterer Christi/ bruder/ hab ich dyr auch ie
was zu leyde getahn odder ie erzürnet? Antwort
der Münich/ neyn/ Sprach zu yhm der gute bru=
der Münich/ was soll ich dyr denn beychten? das
du myr vegebe soltest? Da schempte sich der graw
Münich/ und trat zu ruck. Das fewer aber wolt
nicht brenne/ wie offt sie es anzundeten/ Nichts
weniger ubten sie yhren mutwille an yhm/ und sch
lugen yhn mit helbarten und spiessen. Das verzog
sich wol zwo stunde lang/ ynn wilcher zeyt er ynn
seinem hembd nackend für den bawren stund/ mit
auffgehaben augen ynn den hymmel. Zu letzt krie=
gen sie eyne grosse leytter/ auff wilche sie yhn fast
hart bunden/ auff das sie yhn ynn das fewer wur
fen. Do hub der gute Martyr Christi an seynen
glauben zu sprechen/ Schlug aber eyner her mit
eyner faust auf seyn maul/ und sprach zu yhm/ er
solt erst brennen/ darnach möcht er lesen was er
wolt/ Da trat eyner eym fuss auff seyne brust/
und band yhn also hart an eynen sprüssen an sey=
nen hals/ das yhm maul und nase blute/ auff
das er ersticken solt/ denn er sahe/ das er von so
viel wunden nicht sterben kunde.

Dar nach richten sie yhn auff mit der leyter/
Da setzt eyner die helebarten an die leytern die sel
bige helffen aufzurichten/ denn das land keynen
scharffrichter hat/ Da gleyt die helebart von der
leytern ab/ und durchstach den heyligen Merterer
mitten durch/ Warffen also den guten man mit der
leytern auff das holtz/ Aber die leyter sprang
zu der seyten ab/ Da lieff zu Johan Holm und
nam den fausthammer und schlug yhn auff seyne
brust/ also lange/ das er starb/ das er sich dar
nach nicht regete/ Brieten yhn also
auff den kolen/ denn das holtz wolt nicht brenne.

__ ***


Das ist kürtzlich die ware Historien von dem ley=
den des heylige Mertrer Henrici von Sudphen.

Martin Luther
: "Von B. Henrico ynn
Diedmar verbrand/
sampt dem zehen=
den Psalmen
ausgelegt
durch
Mart. Luther.

Wittemberg
ebd: Auszug
s.a.: PlusPedia-Artikel "Heinrich von Zütphen"

2 Hauptliteraturquellen

  • J. A. Bolten; Prediger zu Wöhrden "Ditmarsische Geschichte." (Teil 1-4); Flensburg und Leipzig in Kortens Buchhandlung, 1788
  • Anton Viethens, Höchfürstl. Schleswig-Hollsteinischen Cammer-Assessoris: "Beschreibung und Geschichte des Landes Dithmarschen oder Geographische, Politische und historische Nachricht vom bemeldeten Lande.", Hn. Jo. Alberti Fabricci, D. und Prof. Publ. in Hamburg; Gedruckt und verlegt von seel. Thomas von Wierings Erben bey der Börse im güldnen A, B, C. 1733
  • Verein f. Dithmarscher Landeskunde (HG): "Geschichte Dithmarschens", Boyens-Verlag, Heide 2000
  • Rudolf Nehlsen: "Geschichte von Dithmarschen"; Tübinger Studien 2. Band/ 2. Heft, Verlag der H. Laupp'schen Buchhandlung: Tübingen 1908
  • "Urkundenbuch zur Geschichte des Landes Dithmarschen. Gesammelt und Namens des Schleswig-Holstein-Lauenburgischen Gesellschaft für vaterländische Geschichte herausgegeben von Andr. Ludw. Jac. Michelsen, Doctor der Rechte und Philosophie, Professor der Geschichte in Kiel, Mitglied der kön. norwegischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Drontheim, der kön. dänischen für vaterländischen Geschichte und Sprache, der isländischen literären, der kön. Gesellschaft für nordische Alterthumskunde zu Kopenhagen, correapond. Mitglied der pommerschen und d. z. Sectretair der schleswig-holstein-lauenburgischen historischen Gesellschaft. - Altona bei Johann Friedrich Hammerich. 1834."
  • J. Hanssen/ H. Wolf: "Chronik des Landes Dithmarschen von J. Hanssen und H. Wolf; Langhoffsche Buchdruckerei; Hamburg 1833"
  • Hanns Hinrich Harbeck: "Chronik von Bramstedt" - Broschek Verlag, Hamburg/ Johannesburg 1959
  • J. C. Kinder(HG): "Alte Ditmarsische Geschichten"; Heide 1885 - Druck und Verlag von F. Pauly
  • "Dithmarschisches Land=Recht/ Sampt etlichen CONSTITUTIONEN Zu Ihrer Königl. Meyest. zu Dennemarck/ Norwegen/ etc. etc. Süderntheil Dithmarschen am Gericht zu wissen nöthigst/ - Nach dem rechten Original mit Secial- und General-Registern auff Ihrer Könuigl. Majest. allergnädigste Concession und Erlaubniss -- Gedruckt und verlegt in der Königl. Veste Glückstadt/ durch Melchior Kochen/ Im Jahre 1667"


3 Bilder zum Artikel (zusammengefasst)

Kr DM komplett PP.jpg

Dithmarschen in Schleswig-Holstein/ BRD heute

Dithmarschen Schlacht00.jpg

Der Weg des Heeres des Dänenkönigs Johann I. im Febr. 1500 in der Gesamtübersicht.
Projiziert auf einer OpenStreet-Map-Karte des heutigen Dithmarschens.]]

Dithmarschen Schlacht01.jpg

Der Weg des Heeres des Dänenkönigs Johann I. im Febr. 1500.
Das Ziel war Lunden.


4 Einzelnachweise und Fußnoten

  1. Anmerkung des Erstautors: Jörg Mißfeldt schreibt in seinem Aufsatz "Die Republik Dithmarschen"; "Geschichte Dithmarschens", Boyens-Verlag, Heide 2000; ebd. auf S. 131 von 4000 Gefallenen auf Seiten des dänischen Heeres. Anton Viethens verweist in seiner "Beschreibung und Geschichte des Landes Dithmarschen oder Geographische, Politische und historische Nachricht vom bemeldeten Lande." (Herausgegeben im Jahre HG im Jahre 1733) auf S. 323 zunächst ebenfalls auf 4000 Tote, er führt aber auch andere Überlieferungen an, in denen bis hin zu 14.000 Tote seitens des Ritterheeres überliefert wurden. Auf Seiten der Dithmarscher sollen, so Mißfeldt (nach einer Überlieferung des Zeitzeugen Andreas Brus), etwa 300 Todesopfer - einschließlich der vom Königsheer in Meldorf erschlagenen Bürger gezählt worden sein. Auch Viethens schreibt:

    „Der Dithmarscher sind in allen, Weib und Kinder mitgerechnet, 300 erschlagen, wiewohl andere nur 200 setzen, wovon in der Schlacht bey Hemmingstedt der Dithmarscher 60 und 80 Kriegs-Knechte geblieben, die übrigen sind wie oben gemeldet, in Meldorff erschlagen worden, Sonsten hat Hr. Andreas Brus seine Aussage auf Pergament mit eigener Hans geschrieben und der Nach Welt hinterlassen, wie folget: Anno millesimo quingentesimo, die Polycronii vel secunda seria post depositonem Alleluja, erat strages novissima in Dithmarsia. So by Hemmingstäde de König van Dannemarck und Hertog Friederich van Hollsteen, verlaren umme trent XX dusent Mann. De Dithmarscher verlohren binnen Meldorff und by Hemmingstädt umme trem dreehundert Mann, Frue und Kinder. Anno ut suopra Andreas Brus“

    Anton Viethens, Höchfürstl. Schleswig-Hollsteinischen Cammer-Assessoris,: "Beschreibung und Geschichte des Landes Dithmarschen oder Geographische, Politische und historische Nachricht vom bemeldeten Lande.", Hn. Jo. Alberti Fabricci, D. und Prof. Publ. in Hamburg; Gedruckt und verlegt von seel. Thomas von Wierings Erben bey der Börse im güldnen A, B, C. 1733; ebd. S. 324

  2. J. A. Bolten - Predigers zu Wöhrden: "Ditmarsische Geschichte. - Dritter Theil"
    Flensburg und Leipzig in Kortens Buchhandlung, 1784, ebd.: S. 163f.
  3. J. A. Bolten - Predigers zu Wöhrden: "Ditmarsische Geschichte. - Dritter Theil"
    Flensburg und Leipzig in Kortens Buchhandlung, 1784, ebd.: S. 165ff.
  4. Anton Viethens, Höchfürstl. Schleswig-Hollsteinischen Cammer-Assessoris: "Beschreibung und Geschichte des Landes Dithmarschen oder Geographische, Politische und historische Nachricht vom bemeldeten Lande.", Hn. Jo. Alberti Fabricci, D. und Prof. Publ. in Hamburg; Gedruckt und verlegt von seel. Thomas von Wierings Erben bey der Börse im güldnen A, B, C. 1733; ebd. S. 325ff.
  5. J. A. Bolten - Predigers zu Wöhrden: "Ditmarsische Geschichte. - Dritter Theil"
    Flensburg und Leipzig in Kortens Buchhandlung, 1784, ebd.: S. 136ff.
  6. Rudolf Nehlsen: "Geschichte von Dithmarschen"; Tübinger Studien 2. Band/ 2. Heft, Verlag der H. Laupp'schen Buchhandlung: Tübingen 1908; ebd. S. 71ff.
  7. 7,0 7,1 7,2 J. Hanssen/ H. Wolf: "Chronik des Landes Dithmarschen von J. Hanssen und H. Wolf; Langhoffsche Buchdruckerei; Hamburg 1833"; ebd.: S. 307.
  8. J. Hanssen/ H. Wolf: "Chronik des Landes Dithmarschen von J. Hanssen und H. Wolf; Langhoffsche Buchdruckerei; Hamburg 1833"; ebd.: S. 306.
  9. "Urkundenbuch zur Geschichte des Landes Dithmarschen. Gesammelt und Namens des Schleswig-Holstein-Lauenburgischen Gesellschaft für vaterländische Geschichte herausgegeben von Andr. Ludw. Jac. Michelsen, Doctor der Rechte und Philosophie, Professor der Geschichte in Kiel, Mitglied der kön. norwegischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Drontheim, der kön. dänischen für vaterländischen Geschichte und Sprache, der isländischen literären, der kön. Gesellschaft für nordische Alterthumskunde zu Kopenhagen, correapond. Mitglied der pommerschen und d. z. Sectretair der schleswig-holstein-lauenburgischen historischen Gesellschaft. - Altona bei Johann Friedrich Hammerich. 1834.": ebd. S. 96
  10. Rudolf Nehlsen: "Geschichte von Dithmarschen"; Tübinger Studien 2. Band/ 2. Heft, Verlag der H. Laupp'schen Buchhandlung: Tübingen 1908; ebd. S. 70
  11. Anmerkung des Erstautors: J. Hanssen/ H. Wolf schreiben von einen "vorläufigen Vertrag": J. Hanssen/ H. Wolf: "Chronik des Landes Dithmarschen von J. Hanssen und H. Wolf; Langhoffsche Buchdruckerei; Hamburg 1833"; ebd.: S. 308
  12. J. Hanssen/ H. Wolf: "Chronik des Landes Dithmarschen von J. Hanssen und H. Wolf; Langhoffsche Buchdruckerei; Hamburg 1833"; ebd.: S. 308
  13. Anmerkung des Erstautors: J. Hanssen/ H. Wolf schreiben: "(wahrscheinlich Pahlhorn)"
  14. Rudolf Nehlsen: "Geschichte von Dithmarschen"; Tübinger Studien 2. Band/ 2. Heft, Verlag der H. Laupp'schen Buchhandlung: Tübingen 1908; ebd. S. 71f.
  15. Anmerkung des Erstautors: Rudolf Nehlsen schreibt von den 31. März, Hansen/ Wolf jedoch von dem 30. März. s. a. folg. Fußnoten.
  16. Rudolf Nehlsen: "Geschichte von Dithmarschen"; Tübinger Studien 2. Band/ 2. Heft, Verlag der H. Laupp'schen Buchhandlung: Tübingen 1908; ebd. S. 73
  17. J. Hanssen/ H. Wolf: "Chronik des Landes Dithmarschen von J. Hanssen und H. Wolf; Langhoffsche Buchdruckerei; Hamburg 1833"; ebd.: S. 313
  18. Anmerkung des Erstautors: Es wird der Orginalwortlaut Luthers wiedergegeben. Man beachte: Zur Zeit Luthers gab es noch keine Rechtschreibregeln. Z. B. benutzt Luther das Zeichen "/" als "Sprechpausenzeichen" (zum Luftholen beim vorlesen), und oft das "y" anstelle des "i".
    Im Orginal ist der Text ohne Leerzeilen, d.h. ohne Absätze, forlaufend geschrieben. Er wird hier ebenfalls das Zeilenmaß (Zeilenumbruch) wie im Orginal wiedergegeben.



Kartenausschnitt aus: http://www.openstreetmap.org/?lat=54.185&lon=9.173&zoom=10&layers=M

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