Bamboula - danse de nègres

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Bamboula - danse de nègres (op. 2) ist eine 1849 in Paris veröffentlichte Klavierkomposition des jüdisch-amerikanischen Komponisten Louis Moreau Gottschalk.
Deckblatt des Notentextes von Bamboula - danse de nègres
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1 Entstehung

  • Auf Anraten seines Klavierlehrers schickte man den erst 12-jährigen Gottschalk 1841 zum Musikstudium nach Paris, dem damaligen Mekka der klassischen Musik. Da man man ihm wegen seines jungen Alters die Aufnahme am Pariser Conservatoire verwehrt, wird er von Camille Stamaty am Klavier und Pierre Maledin in Komposition unterwiesen. Noch vor seinem 16. Geburtstag gibt er am 2. April 1845 in Paris ein Konzert, nach dem Frédéric Chopin voraussagt, dass er einer der größten Pianisten seiner Generation werden würde. Zwischen 1847 und 1850 veröffentlicht Gottschalk in Paris erste virtuose Klavierkompositionen, wie Bamboula (op. 2), La savane (op. 3), Le bananier (op. 5), Le mancenillier (op. 11) und Bamboula - danse de nègres, in denen die kreolische Kultur seiner Kindheit auf Elemente klassischer Musik trifft.
    Der Congo Square in New Orleans auf einer Darstellung aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
    Diese Stücke - auch Louisiana Tetralogy genannt - basieren auf westindischen Liedern und Tänzen (z. B. mit der "Habanera-Formel"), die Gottschalk von seiner Großmutter und dem schwarzen Kindermädchen Sally (beide aus Haiti stammend) kannte. [1] Als Gottschalk diese Stücke am 17. April 1849 im Salle Pleyel öffentlich vorstellt ist das Publikum begeistert, und man feiert ihn als den ersten großen musikalischen Repräsentanten der Neuen Welt. Der Komponist Hector Berlioz meinte zu Gottschalks Spiel und Kompositionen:
"Gottschalk gehört zu den wenigen, die all das besitzen, was einen guten Pianisten ausmacht. Es liegt eine unbeschreibliche Anmut in der Art, wie er die Töne anschlägt und die schönsten Melodien zum Klingen bringt. Die Kühnheit, Brillanz und Ursprünglichkeit seines Könnens verwirren uns und erfüllen uns mit Bewunderung. (...) Der amerikanische Pianist Gottschalk hat aus seiner Heimat eine Reihe merkwürdiger Lieder mitgebracht, die von Negern und Kreolen stammen. Er hat daraus die Themen seiner bezaubernden Kompositionen genommen." [2]
  • Der Musikkritiker Charles Burkhardt lobte Bamboula sowie Gottschalks Kompositionen La Savane und Le Bananier als "wirklich originelle Exemplare einer neuen und reizvolle Stücke, pur amerikanische oder wenn Sie möchten südstaatliche, kreolische Schule". [3] Es gab aber auch kritische Stimmen, die Bamboula als "weder brilliant, einfallsreich noch schwierig und einfach zu exzentrisch, zu amerikanisch" bezeichneten.

2 Musik

Notenbild 1: Anfang von Gottschalks Bamboula - danse de nègres (op. 2)
  • Bamboula - danse de nègres verwendet eine unter dem Text Quand patate la cuite na va mange li bekannte kreolische Volksmelodie. Sie wurde in New Orleans zu einem nach der Trommel Bamboula benannten afroamerikanischen Tanz eingesetzt. Diese dürfte Gottschalk vom Congo Square - einem seit spanischer Kolonialzeit den Sklaven als Treffpunkt dienendem Platz in New Orleans - bekannt sein. [4] Die dort praktizierte Musik wurde 1886 von George W. Cable folgendermaßen beschrieben:
"Das Dröhnen afrikanischer Trommeln und die Explosion riesiger hölzerner Hörner riefen zur Versammlung. Die Trommeln waren sehr lang, ausgehöhlt, oft aus einem einzigen Holzstück, das an einem Ende offen war und eine Schaf- oder Ziegenhaut über das andere gespannt war. Eine war groß, die andere viel kleiner. Die Trommler traktierten sie und schlugen wie wahnsinnig mit Fingern, Fäusten und Füßen. Andere spielten Triangeln, Maultrommel und die Marimba.Die 1. Violine aber war ein viersaitiges Banjo." [5]
  • Das die Form A - B - A` aufweisende Stück beginnt mit mehreren im fff stehenden Oktavgriffen des Tones d im Bass, die wohl die tiefe Trommel repräsentieren sollen. Diese Figur fungiert im weiteren Verlauf - wenn auch meist weniger deutlich im Vordergrund hörbar - als eine Art Bordun/Drone. Das Thema erscheint zuerst zweimal in fragmentarischer, abgebrochener Form, bevor es dann mit Takt 13 richtig einsetzt. Es ist mit der Tonika Db und der Dominante Ab bzw. auch Ab7 sehr einfach ausharmonisiert. Erst ab Takt 33 werden mit Bb und Ebm die 2. und 6. Stufe der Tonart eingesetzt. Das durchgehaltene Bordunpattern und die simple harmonische Gestaltung sind dabei typische Gestaltungsmittel der damals in klassischer Musik beliebten und als Exotismus bezeichneten Nachbildung der Musik anderer Völker.
    Notenbild 2: Thema B aus Gottschalks Bamboula - danse de nègres (op. 2)
  • Beim zweiten und dritten Thema gestaltet Gottschalk die Musik harmonisch vielfältiger: Mit Takt 49 beginnt das zweite Thema in b-Moll, der Mollparallele von Des-Dur. Es läuft über die stufentheoretisch dritte, sechste, fünfte und erste Stufe (Db - Gb - Fm - Bm). Das dritte Thema ab Takt 65 steht in Fis-Dur, der enharmonisch umgedeuteten 4. Stufe des Anfangsthemas in Des-Dur. Einige ungewöhnliche, in klassischer Musik eher unübliche Modulationen können als Darstellung der einfachen Musik der Sklaven gesehen werden: So bringt Gottschalk in Takt 55 eine das zweite Thema scheinbar abschließende Kadenz auf f-Moll. Gleich darauf wird das Thema aber auf Des-Dur, der 6. Stufe von f-Moll fortgesetzt. Obwohl der Db-Akkord in f-Moll nicht tonartfremd ist, stellt dies doch eine in klassischer Musik eher selten gebräuchliche Fortsetzung dar.
  • Die ersten drei Themen werden erneut aufgegriffen, bevor nach circa 2`45 Minuten der Teil B einsetzt. Dieser hat kaum einen Bezug zum Teil A, und könnte auch für sich allein stehen. Er ist weniger rhythmisch geprägt sowie harmonisch komplexer und erinnert an die fließend-träumerischen Nocturnes von Frédéric Chopin. Das achttaktige Hauptthema wird zuerst in b-Moll und dann in As-Dur präsentiert, bevor nach 39 Takten ein virtuoserer und dramatischerer Part mit in 16-teln abwärts geführten Intervallen einsetzt. Danach taucht für acht Takte das in diesem Kontext wie ein Fremdkörper wirkende Anfangsthema des Stückes wieder auf. Solche musikalisch eher unlogischen Einschübe sowie die bereits besprochenen ungewohnten harmonischen Wendungen entsprechen nach Jonathan Edward Verbeten den damals gängigen Vorstellungen über die Musik der Sklaven, die spontan und ohne Beachtung westlicher Musikregeln nur ihrem Gefühl folgen würden. [6] Ein relativ kurzer Teil A` beendet dann das Werk.

3 Links und Quellen

3.1 Video und Audio

3.2 Weblinks

3.3 Literatur

  • Frederick S. Starr: Bamboula! The Life and Times of Louis Moreau Gottschalk, Oxford University Press, 1995

4 Siehe auch

5 Einzelnachweise

  1. Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG), Band VII (Fra-Gre) des Personenteils, Bärenreiter und J.-B.-Metzler, 2. Aufl., 2000, Sp. 1399
  2. Wolfgang Lempfried: Das abenteuerliche Leben des Pianisten und Komponisten Louis Moreau Gottschalk, in Pianoforte - Zeitschrift für Klaviere und Flügel, Jahrgang 2, 1992, Heft 1, S. 30 und 31
  3. Eigene Übersetzung nach Frederick Starr: Louis Moreau Gottschalk, University of Illinois Press, 1995, S. 136
  4. Louis Moreau Gottschalk und Richard Jackson: Piano music of Louis Moreau Gottschalk - 26 complete pieces from original editions selected and introduced by Richard Jackson, Dover Publications, New York, 1973, S. IX
  5. Übersetzt nach George W. Cable: The Dance in Place Congo, in Century Magazine, 1886, S. 519
  6. Jonathan Edward Verbeten: An American in Paris - Musical Exoticism in the Solo Piano Works of Louis Moreau Gottschalk, University of Arkansas, 2007, S. 10-17

6 Hinweis zur Verwendung

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7 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Bamboula - danse de nègres) vermutlich nicht.




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