Alfred Thun

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Alfred Thun GmbH & Co. KG
Unternehmensform GmbH & Co. KG
Gründung 1919
Unternehmenssitz Ennepetal, Deutschland
Unternehmensleitung Geschäftsführer Alfred Thun [1]
Mitarbeiter rund 60 (August 2010)
Branche Zweiradkomponenten
Website www.thun.de

Die Firma Alfred Thun ist ein deutsches mittelständisches Unternehmen mit dem Schwerpunkt auf Herstellung und Vertrieb von Fahrradkomponenten, vor allem sog. Innenlagern sowie Systemkomponenten für Elektrobikes.

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1 Geschichte der Familie Thun

Der Name Thun wird erstmalig urkundlich im Fleimser Tal (Südtirol) im Jahr 1150 erwähnt. Während der zahlreichen Kriege und Feldzüge des Mittelalters und der nachfolgenden Jahrhunderte wurden auch die Familien Thun über ganz Europa, vor allem in die Länder des Deutschen Reiches sowie der Habsburger Monarchie wie Österreich, Tschechien und Polen verstreut. Da während des 30jährigen Krieges die meisten Kirchenarchive durch Brände zerstört wurden, kann die Geschichte der Ennepetaler Seitenlinie Thun bisher nur bis 1625 zurückverfolgt werden.

2 1919 – 1945 Gründung und Aufstieg

Das Unternehmen Alfred Thun wurde 1919, direkt nach Ende des ersten Weltkrieges, durch Alfred Thun gegründet. Nach dem Krieg herrschte ein großer Mangel an Fortbewegungsmitteln. Nur wohlhabende Leute konnten sich Autos oder Pferde leisten, wodurch ein großer Bedarf an Fahrrädern entstand. Aufgrund der Erfahrungen in der Fassondreherei, die Alfred Thun zuvor als Meister in der Fabrik seines Bruders Gustav Thun sammeln konnte, begann er die Produktion von Steuersätzen für Fahrräder. Die erste Produktionsstätte der neugegründeten Firma war ein stillgelegtes Hammerwerk am Brauck (Amt Milspe), welches bereits 1786 erwähnt wurde und in dem zuvor Pflugscharen geschmiedet wurden.

Das Werk wurde zwar von Alfred Thun geführt, die offizielle Firmierung lautete anfangs jedoch aufgrund drei weiterer Gesellschafter „Saure, Thun & Co., Fahrradzubehör“. In 1933 übernahm die Firma „Saure & Thun“ an der Peddenöde ein weiteres Hammerwerk, womit sich die Familie Thun endgültig am Standort Ennepetal etablierte. Durch die Einführung der damals noch kaum bekannten Kaltverformung lieferte das Unternehmen kostengünstige und qualitativ hochwertige Produkte an die zahlreichen Fahrradhersteller vor allem in Deutschland.

Ab 1935 wurde Alfred Thun Alleininhaber des Unternehmens, dessen Belegschaft bis 1939 auf 120 Mitarbeiter wuchs. Es gab jedoch auch Rückschläge auf dem Weg des jungen Unternehmens: Im Jahr 1937 vernichtete ein Großbrand das Peddenöder Werk vollständig. Doch noch vor Kriegsausbruch wurde die Fabrik wieder vollständig aufgebaut.

Der zweite Weltkrieg brachte einen Stillstand in die Entwicklung des Unternehmens. Da Fahrradteile nicht zu den kriegswichtigen Produkten gehörten, wurden viele der 120 Mitarbeiter zum Kriegsdienst eingezogen oder in kriegswichtigen Betrieben zwangsbeschäftigt. Am Ende des Krieges waren nur noch 30 vor allem weibliche Mitarbeiter verblieben.

3 1945 – 1960 Nachkriegszeit

Schon wenige Wochen nach dem Krieg (Juni 1945) wurde dem Unternehmen durch die britische Besatzungsmacht das „Permit to Reopen“ erteilt, wodurch die Produktion von Fahrradteilen langsam wieder anlaufen konnte. Im gleichen Zeitraum trat nach seinem Kriegsdienst Alfred Thun II mit 21 Jahren in das Unternehmen ein. Der eigentliche Aufschwung begann, wie in der gesamten deutschen Industrie, erst nach der Währungsreform im Jahr 1948, was schließlich 1952 eine Vergrößerung des Werkes am Brauck notwendig machte. Im Jahr 1958 wurde ein neues Verwaltungsgebäude an der Peddenöde errichtet. Die Zahl der Beschäftigten betrug zu diesem Zeitpunkt insgesamt 250.

Die Schwerpunkte der Produktion von Alfred Thun waren neben den Steuersätzen die sog. Kettenradgarnituren, die damals von 7 Produzenten allein in Deutschland produziert wurden. Hinzu kamen Dutzende von Wettbewerbern in Frankreich, Spanien, Italien, England usw.

4 1960 – 1980 Internationalisierung

Die äußerst günstigen Personalkosten sowie wachsende wirtschaftliche Verflechtungen in der EWG führte 1960 schließlich zur Übernahme des Geschäftsbetriebes der Tarditti S.r.l. durch die neugegründete Alfred Thun S.p.A.. Die Alfred Thun S.p.A., vorerst in gemieteten Räumen in Borgomanero untergebracht, begann 1961 mit der Produktion von Kettenradgarnituren. Im benachbarten Briga entstand 1966 ein eigenes, neues Werk auf einem Grundstück von 41.000 qm und mit über 200 Beschäftigten.

Alfred Thun II hat in den frühen 60er Jahren durch seine Innovationen zunächst die europäische, und später die Weltproduktion von Kettenradgarnituren maßgeblich beeinflusst. Die neue Produktionstechnologie brachte Vorteile wie geringen Materialverbrauch und höchste Energieeffizienz in Verbindung mit hoher Prozesssicherheit. Mit dieser führenden Technologie wurde das Werk in Briga bis Mitte der 90er Jahre zum technologischen Weltmarktführer bei der Produktion von Kettenradgarnituren. Bei Thun wurden allein im Werk Briga arbeitstäglich 35.000 Kettenradgarnituren produziert, was damals die global führende Produktionsstätte bedeutete.

In jenen Jahren hat Thun regelmäßig ca. 30 % vom Umsatz in neue Produktionsanlagen investiert.

Aufgrund der Technologie der Kaltformung wurden Joint-Venture-Vereinbarungen mit Produktionsstätten in USA, Belgien, Frankreich, Italien, Mexiko, Jugoslawien und Brasilien geschlossen. Somit war diese Technologie in der gesamten westlichen Welt präsent.

5 1980 – 1990: Expansion nach Fernost

Mit Gründung der Thun Inc. in Tennessee/USA erreichte man im Jahr 1980 die Marktführerschaft der westlichen Welt. Daraufhin gründete Thun 1988 ein Zweigwerk in Taiwan, um auch den fernöstlichen Markt zu beliefern. Die Thun-Gruppe beschäftigte als multinationales Unternehmen zu diesem Zeitpunkt mehr als 2.000 Mitarbeiter weltweit.

1991 – 2000: Die Einführung des Mountain-Bike

In 1990 war Thun global aufgestellt. Die Produktionstechnologie für Kettenradgarnituren war weltweit als führend anerkannt, als ein großer Wandel bevorstand. Die zuvor produzierten Fahrradmodelle wie Sport-, Touren- Renn oder Klappräder wurden innerhalb von wenigen Jahren durch die Mountain-Bikes verdrängt, die Mitte der 70er Jahre in Kalifornien konzipiert wurden. Diese völlig neuen Fahrräder bedeuteten eine neue Generation von Komponenten bei Schaltungen, Bremsen, Kettenradgarnituren usw. Es zeigte sich, dass sog. „Komponentengruppen“ in der Lage waren, die bisherigen Komponenten zu verdrängen. Angesichts dieses Wandels verschwanden in Europa der 90er Jahre Dutzende von Anbietern.

6 2000 – 2010: Konzentration auf Werk Ennepetal

Bei Thun wurden Schritt für Schritt alle internationalen Joint-Ventures verkauft oder geschlossen, so dass die Produktion seit Ende der 90er Jahre ausschließlich am Standort Ennepetal konzentriert ist.

Nach 40 Jahren in Norditalien, dem Herkunftsland der frühen Vorväter, kehrte Thun mit seinem unternehmerischen Mittelpunkt nach Ennepetal zurück, wo Alfred Thun III die Produktion auf mittelpreisige Innenlager konzentrierte. Heute werden dort täglich ca. 40.000 Innenlager hergestellt und global - auch nach China - verkauft.

Zukunft

Der Strukturwandel geht weiter: Von den ehemals 100 Anbietern von Kettenradgarnituren ist keiner in Europa verblieben. Bei Innenlagern ist Thun einziger europäischer Hersteller von global acht Herstellern. Bei den meisten anderen Komponenten ist die Situation vergleichbar. In jedem der relevanten Segmente ist global nur jeweils eine Handvoll - jetzt jedoch global agierender - Anbieter übriggeblieben.

Seit 2005 setzt Thun strikt auf Fokussierung, Prozessqualität und Kostenmanagement. Dies bedeutet auch eine neue Generation Mitarbeiter. Thun setzt bei seinem globalen Weg auf junge Menschen mit exzellenter Ausbildung. Dabei erfolgt jeder Schritt wohlüberlegt und im Kontext der fast 100jährigen Erfahrungen und Traditionen.

Nun steht die vierte Generation parat. Der 1985 geborene Alexander Thun ist 2009 in das Unternehmen eingetreten. Christian Thun wird nach Abschluss seines Studiums in London ab 2013 ebenfalls starten.

Für Thun und alle anderen Kollegen und Konkurrenten ist jetzt die neue große Herausforderung das Thema der Elektromobilität im Kontext mit wachsender Bevölkerung in den großen urbanen Zentren der Welt, des riesigen Mobilitätsbedarfs der vor allem jungen Bevölkerung bei gleichzeitig dringender Notwendigkeit von Reduktion des CO2 Ausstoßes.

7 Zeittafel

Jahr Ereignis
1882 Geburt Alfred Thun I in Voerde Amt Milspe (heute Ennepetal)
1919 Gründung Saure, Thun & Co., Fahrradzubehör am Brauck, Amt Milspe
1924 Geburt Alfred Thun II
1933 Kauf der Fabrik in Peddenöde (Werk II)
1937 Brand und vollständige Zerstörung des Werk II
1945 Alfred Thun II tritt in das Unternehmen ein
1950 Vergrößerung des Werks Peddenöde
1952 Vergrößerung des Werks am Brauck
1953 Geburt Alfred Thun III
1958 Errichtung des neuen Verwaltungsgebäudes
1961 Gründung Alfred Thun S.p.A. Borgomanero/Italien
1964 Tod Alfred Thun I
1965 Bezug der neuen Produktionsstätte in Briga/Italien, Produktionsstart Kaltform-Kurbeln
1966 Umzug Werk Brauck in das Werk Peddenoede
1970 - 1980 Joint-Ventures mit Partnern in Belgien, Mexiko, Brasilien, Frankreich, Jugoslawien
1980 Gründung Thun Inc., Tennessee/USA
1983 Alfred Thun III Geschäftsführer
1984 Um- und Anbau Werk Peddenoede
1985 Geburt Alexander Thun
1988 Gründung Thun Taiwan Co. Ltd. in Taiwan
1990 Joint-Venture mit Shimano im Werk Alfred Thun SpA
1992 Geburt Christian Alfred Thun
1993 Alfred Thun II zieht sich aus dem aktiven Geschäft zurück
1998 Tod Alfred Thun II
1998 Vollständige Übernahme der Alfred Thun SpA durch Shimano
ab 2000 Konzentration auf Standort Ennepetal-Peddenoede

8 Aktuelle Thun Produkte

  • Innenlager
  • Sensorischen Innenlager für E-Bikes und Pedelecs
  • System-Komponenten für Pedelecs
  • Komponenten für Fitness-Geräte
  • Komponenten für Industrietechnik

9 Literatur

  • „Made in Ennepetal“ von Michaela und Hans Joachim Kaltenbach

10 Weblinks

11 Einzelnachweise

  1. Impressum

12 Andere Lexika

  • Dieser Artikel wurde in der Wikipedia gelöscht.



Erster Autor: Alfred Thun angelegt am 10.09.2010 um 14:55, weitere Autoren: Eingangskontrolle, Felix Stember, Wikinger08

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