Wildschwein
Das europäische Wildschwein (Sus scrofa), Wildsau, Schwarzwild, oder Schwarzkittel ist 1,8 m lang, mit 25 cm langem Schwanz, 95 cm hoch, bis 200 kg schwer, unterscheidet sich von dem indischen Schwein durch den langen und schmalen, gestreckten Kopf mit gerader Profillinie, durch den scharfen, aufwärts gekrümmten Rücken, die flachen Rippen, den nach hinten sich verjüngenden, schmalen Rumpf und das stark abfallende Kreuz, endlich durch die dichte Bedeckung mit dunkelbraunen bis schwarzen Borsten, unter denen in der kältern Jahreszeit ein dichter Flaum von feinen, wolligen Haaren zum Schutz des Körpers sich bildet.
Auf dem Widerrist und Rücken verlängern sich die Borsten zu einem mähnenartigen Kamm, welchen das Tier emporsträubt, wenn es in Wut gerät. Besonders stark ausgebildet sind die Eckzähne (Gewehre), eine gefährliche Waffe der Tiere. Im 6. oder 7. Lebensjahr wird die Form der lang herausgewachsenen Gewehre eine mehr gekrümmte und dadurch minder gefährliche. Der Jäger nennt das Tier allgemein "Sau", das männliche speziell Keiler, mit 4 Jahren "Hauptschwein", das weibliche Bache.
Inhaltsverzeichnis
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1 Das Liebesleben des Wildschweins
Die Brunft der Bache (Rausche, bzw. Rauschzeit) fällt gewöhnlich in den Herbst (November und Dezember); im Frühjahr wirft (frischt) sie 4-10 Junge (Frischlinge), die bei der Geburt rot gefleckt sind, mit schwärzlichen, braungelben und weißen Streifen, welche sich erst in dem Alter von 5-6 Monaten verlieren. Das männliche Tier heißt vom zweiten Jagdjahr an (Beginn in Deutschland am 01. April), bis zum Beginn des darauffolgenden Jagdjahres, Überläuferkeiler, oder kurz Überläufer. Beim weiblichen Tier spricht man gleichbedeutend von einer Überläuferbache. Die Bache behält die Frischlinge während des Sommers bei sich, verteidigt sie mit Einsetzung ihres Lebens gegen Gefahren und verläßt sie erst, wenn sie im Herbst von neuem brünftig wird. Die alten Keiler leben einsam, gewöhnlich fern von der aus Bachen, Frischlingen und Überläufern gebildeten Rotte. Erst zur Zeit der Brunft finden sie sich ein und suchen die Nebenbuhler unter heftigen Kämpfen abzuschlagen. Mit 18-19 Monaten ist das Schwarzwild fortpflanzungsfähig, mit 5-6 Jahren erwachsen; es soll 20-30 Jahre alt werden können.
2 Verbreitung und Lebensraum
Das Wildschwein war früher über fast ganz Europa verbreitet, ist gegenwärtig aber stark zurückgedrängt u. findet sich nicht mehr jenseit 55° nördlicher Breite. In Deutschland kommt es noch in allen waldreichern Gegenden vor, häufiger aber ist es in einzelnen Gebirgsgegenden Frankreichs und Belgiens, in Polen und Südosteuropa, auch in Nordafrika und in ganz Nordasien vom 55.° nördl. Br. bis zum Himalaya findet es sich.
Es lebt in den dichtesten Wäldern, namentlich in Kiefernschonungen, sucht Orte auf, wo es sich im Wasser wälzen kann (Saulachen), nährt sich von Baumfrüchten, Wurzeln, Insektenlarven und richtet in den angrenzenden Äckern durch Umwühlen und Abfressen des Getreides großen Schaden an. Es frißt auch Aas und soll Wildkälber und verwundete Hirsche und Rehe töten.
Es läuft ziemlich schnell und am liebsten geradeaus, durchbricht mit Gewalt Dickichte, hört und riecht scharf, sieht aber schlecht. Aus seiner gewöhnlich harmlosen Ruhe geht es sehr leicht zur rasendsten Wut über, nimmt dann den bewaffneten Mann ohne weiteres an und wird durch seine Hauer sehr gefährlich.
3 Die Jagd auf das Wildschwein
Das Fleisch ist fein und wohlschmeckend, Kopf und Keulen gelten als Leckerbissen, auch Haut und Borsten sind sehr gesucht, der Schade aber, welchen das Tier anrichtet, überwiegt bei weitem den Nutzen.
Die Fährte des Schwarzwildes unterscheidet sich von der des Rotwildes durch kürzeren Schritt, flachere Ballen und besonders durch die weit auseinander stehenden, stark ausgedrückten Geäfter. Man erlegt wenigstens stärkere Sauen am sichersten mit der Kugel, weil diese durch Suhlen und Mahlen für Schrot undurchdringliche Schwarten bekommen (gepanzerte Sauen). Angeschossene Sauen setzen sich zur Wehr, die Keiler schlagen mit ihren scharfen Gewehren von unten nach oben, während die Bachen beißen, aber viel weniger gefährlich sind. Von den Jagdmethoden ist der Anstand am lohnendsten, wenn man die Sauen durch Eicheln, Erbsen, Kartoffeln vorher angekirrt hat. Bei Wind und weichem Schnee gelingt es auch, durch Folgen der Fährte die Sauen im Kessel anzuschleichen. Die Treibjagd hat meist nur Erfolg, wenn die Sauen vorher durch Einkreisen bei einer Neue festgespürt sind und Finder benutzt werden, weil sie sonst meist durch die Treibwehr brechen. Vor den Saufindern stellen sie sich dagegen und können von dem den Hund führenden Jäger beschlichen werden, andernfalls werden sie flüchtig und kommen dann den vorstehenden Schützen zu Schuß. Stehen schwere Packer und Hetzhunde zur Verfügung, so hetzt man diese zu, wenn der Finder stellt, d. h. durch Lautgeben auf einer Stelle anzeigt, daß sich das Schwein vor ihm zur Wehr setzt, und läßt durch diese das Schwein festhalten (decken), um es abzufangen. Endlich werden die Sauen noch auf der Parfocejagd erlegt und in Saufängen gefangen.
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