Violinkonzert von Erich Wolfgang Korngold

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Das Violinkonzert (op. 35) ist ein Werk des österreichisch-jüdischen Komponisten Erich Wolfgang Korngold aus dem Jahr 1945.
Der jüdisch-österreichische Komponist Erich Wolfgang Korngold.
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1 Entstehung, Uraufführung und Rezeption

  • Korngold war bereits in den 1920er-Jahren, als er noch in Wien lebte, mit seinen Werken, wie z.B. den Opern Die tote Stadt oder Das Wunder der Heliane sehr erfolgreich.
  • Ab 1938 lebte er dann wegen dem Nationalsozialismus in den USA, wo er als Komponist von Filmmusiken für Hollywood, wie z.B. The Adventures of Robin Hood (1938) oder The Sea Hawk (1940) sehr erfolgreich war.
  • Gegen Ende des 2. Weltkriegs wandte er sich wieder der Komposition klassischer Musik für den Konzertsaal zu. Das Violinkonzert, dass er auf Anregung des Violinisten Bronislaw Huberman im Sommer 1945 schrieb, war sein erstes Werk einer Reihe von Kompositionen für den Konzertsaal. Es folgten u.a. ein Cellokonzert im Jahr 1946 und später seine Symphonie in Fis-moll.
    Notenbild 1: Das erste Thema des 1. Satzes aus Op. 35 in der Solo-Violine.
  • Er widmete das Werk Alma Mahler, der Witwe seines früheren Förderers Gustav Mahler.
  • Die Uraufführung des Werkes fand am 15. Februar 1947 in St. Louis durch das Saint Louis Symphony Orchestra unter Vladimir Golschmanns Dirigat mit Jascha Heifetz als Solist statt. [1] [2] Am 30. März desselben Jahres wurde es von den New Yorker Philharmonikern unter Dirigat von Efrem Kurtz in der New Yorker Carnegie Hall gespielt. Die Reaktionen des Publikums auf die Aufführungen waren enthusiatisch. Die professionelle Musikkritik reagierte kritischer, und lehnte das Werk als anachronistisch und angeblich auf effektvolle Äußerlichkeiten bedacht ab. Das Werk passte nicht in eine Zeit, in der atonale, dodekaphonische Musik und alle Formen von gewagten musikalischen Experimenten angesagt waren. Der Kritiker Irving Kolodin bezeichnete das Werk in der New York Sun u.a. als "more corn than gold", und Olin Downes titulierte es in der Hollywood Times polemisch als "Hollywood Concerto". [3]
  • Korngolds Spätwerk, und auch sein Violinkonzert, gerieten zunehmend in Vergessenheit.
  • Nach Neuauflage seiner Werke in den USA ab 1972 erlebten diese international eine Renaissance. Sein Violinkonzert ist sein populärstes Werk für den Konzertsaal, und wurde von vielen berühmten Violinisten, wie z.B. Itzhak Perlman, [4] Hillary Hahn, [5] Anne-Sophie Mutter [6] oder Gil Shaham [7] eingespielt.

2 Musik

Plakat des Hollywood-Films The Prince and the Pauper aus dem Jahr 1937, für den Korngold die Musik schrieb und dem er das zweite Thema des 3. Satzes seines Violinkonzertes entnahm.
"Wenn man die Tatsache dass Korngold Filmkomponist war nicht berücksichtigt, erkennt man, dass er der großen Tradition von Richard Wagner und Richard Strauss folgt und deren Idee des Musikdramas fortführt, in welchem die Violine oder die Gesangsstimme die Hauptrolle spielt. In gewisser Weise ist es wie eine Mini-Oper. Auch Korngold beschrieb sein Konzert als eine Mischung aus Enrico Caruso und Niccolo Paganini." [9]
  • Korngold betonte trotz der vielen virtuosen Passagen eher den lyrisch-kantablen Charakter der Komposition und meinte u.a.:
"Trotz der Forderung nach Virtuosität im Finale benötigt das Werk mit seinen vielen melodischen und lyrischen Episoden eher einen Caruso als einen Paganini. Es ist überflüssig, zu betonen, wie erfreut ich bin, dass es von Caruso und Paganini in einer Person gespielt wird: Jascha Heifetz." [10]
  • Korngold hat in dem Werk viele Melodien aus seinen früheren Filmmusiken eingesetzt. [11] [12]

2.1 1. Satz

  • Der 1. Satz beginnt mit einem achttaktigen Thema (siehe Notenbild 1) aus Korngolds Musik zum Spielfilm Another Dawn aus dem Jahr 1937. Dies Thema führt zu Anfang in Quarten und Quinten über fast zwei Oktaven aufwärts. Hervorstechend ist dabei das Intervall des Tritonus (d - gis). Danach geht der Melodiezug diatonisch abwärts, bevor er ab Takt 5 in ähnlicher Form wiederholt wird. Von Anfang an ist dabei nicht das Orchester sondern die Solo-Violine melodieführend. Es folgt über vier Takte eine mehrmals wiederholte, sehnsuchtsvolle Figur der Solo-Violine, bevor ab Takt 13 das Anfangsthema wieder ertönt. Dies wird variiert und zum forte gesteigert, bevor eine Solopassage der Violine in Achteln und 16-teln folgt. Erst danach wird ab Takt 30 das Thema vom gesamten Orchester vorgestellt. Sofort setzen dann wieder Solofiguren der Violine in 16-tel-Sextolen ein. Ab Takt 59 schweigt die Solo-Violine in einem füntaktigen Abschnitt des Orchesters, der eine leicht bedrohliche Stimmung heraufbeschwört.
  • Ab Takt 64 setzt dann die Solo-Violine mit dem zweiten Thema ein, das aus Korngolds Musik zu dem Spielfilm Juarez aus dem Jahr 1939 stammt. Die Solo-Violine entwickelt das Thema über einige Takte kantabel weiter, bevor sie dann ab Takt 83 zu dramatisch werdender Begleitung virtuose Läufe in 32-teln bringt. Ab Takt 91 taucht im Orchester kurz das erste Thema wieder auf.
  • Danach folgt eine längere Solokadenz der Violine, die im Satz auch als Durchführung gesehen werden kann. 16-tel-Läufe wechseln sich mit lang gehaltenen Tönen ab, bevor schnelle Doppelgriffe der Violine und wieder 16-tel-Figuren folgen. Danach setzt das zweite Thema im Orchester ein, zu dem sich bald wieder die melodieführende Violine gesellt. Auch das erste Thema erscheint erneut, bevor das zweite Thema wiederholt wird. Einige Orchesterschläge im ff mit dazwischen eingestreuten virtuosen Violinläufen schließen den Satz dann ab.

2.2 2. Satz

  • Korngold verwendet im 2. Satz melodisches Material aus seinem Soundtrack zum Spielfilm Anthoney Adverse aus dem Jahr 1936, ohne dieses allerdings wortwörtlich zu verwenden. Er gestaltet den hochromantischen Satz mit recht sparsamer Instrumentierung, was bei romantischer Musik mit ihrer erweiterten Orchesterbesetzung eher unüblich ist.
  • Der Satz beginnt mit einer achttaktigen Einleitung, in den 1. und 2. Violinen, Vibraphon, Harfe und Celesta sowie ab Takt 5 die Holzbläser auch durch das Fehlen tieferer Instrumente wie Celli und Kontrabässe eine zarte, ätherische Stimmung erzeugen.
  • Ab Takt 9 setzt setzt dann nur zur Begleitung der Violinen und Violen und der Harfe in der Solo-Violine das erste, sehr kantable Thema ein, welches ab Takt 15 wiederholt und fortentwickelt wird.
    Notenbild 2: Das zweite Thema des 3. Satzes (Takt 89 -96) aus Op. 35 in der Solo-Violine.
    Ab Takt 21 wird ein neues Motiv vorgestellt. Der Part der Solo-Violine wird virtuoser, indem diese u.a. öfters in die Höhe führende Anläufe in Achtel- und 16-tel-Triolen zu langhehaltenen Spitzentönen ausführt. Die Solo-Violine begibt sich dann in sehr hohe Lage.
  • Ab Takt 47 erklingt ein zweites Thema. Mit einem großen Septsprung aufwärts (g - as) folgen im Kontext der romantischen Tonsprache Korngolds harmonisch recht gewagte, fast dissonant wirkende Passagen der Solovioline. Die Musik wird kurzfristig dramatischer, und im Orchester kommen nun auch die Blechbläser kurz zum Einsatz. Danach setzt wieder das erste Thema ein.

2.3 3. Satz

  • Der schnelle dritte Satz beginnt mit einer staccato gespielten, achttaktigen Tanzmelodie der Solovioline. Das Orchester nimmt diesen Achttakter ab Takt 10 auf, und die Solo-Violine spielt dazu pizzicato Doppel- und Trippelgriffe. Mehrmals wechseln sich Solo-Violine und Orchester in dieser Weise ab. Die Solo-Violine bringt dazu virtuose 16-tel-Läufe.
  • Mit Takt 89 setzt dann ein neues achttaktiges Thema, aus Korngolds Filmmusik zu The Prince and the Pauper ein. Das Thema wird danach in Oktav- und Quintintervallen wiederholt und später mit schnellen Läufen und Trillern versehen, fortgeführt wird.

3 Links und Quellen

3.1 Siehe auch

3.2 Weblinks

3.2.1 Bilder / Fotos

3.2.2 Videos auf Youtube

3.3 Literatur

  • Michael Steinberg: The Concerto - A Listeners Guide, Oxford University Press, 1998, Artikel Erich Wolfgang Korngold - Concerto in D major for Violin and Orchestra, Opus 35

3.4 Einzelnachweise

  1. Where Korngold Shone - His Violin Concerto in D Major reused his film themes
  2. Jessica Duchen: Erich Wolfgang Korngold, Phaidon, 1996, S. 202 und 203
  3. Dorothy L. Crawford: A Windfall of Musicians - Hitler`s emigres and exiles in southern california, Yale University Press, New Haven, 2009, S. 182
  4. www.itzhakperlman.com
  5. San Francisco Symphony Playbill, Playbill Incorporated, 2008, S. 143
  6. www.deutschegrammophon.com
  7. www.gilshaham.com
  8. Korngold - Concerto in D Major for Violin and Orchestra Op 35, Edition Eulenburg No. 1898, London, 2006, S. VIII
  9. übersetzt nach dem englischen Originaltext: :"But if you take away the knowledge that Korngold was a film composer, then what you will see is that he followed the great tradition of Wagner, and Strauss, continuing with the idea of music drama, where the violin, or voice, plays the main part. In a way, it's like a mini-opera. Even in his own words, Korngold described his concerto as a cross between Enrico Caruso and Niccolo Paganini." (Violinist.com interview with Philippe Quint)
  10. Im englischen Original: "In spite of the demand for virtuosity in the finale, the work with its many melodic and lyric episodes was contemplated for a Caruso than for a Paganini. It is needless to say how delighted I am to have my concerto performed by Caruso and Paganini in one person: Jascha Heifetz."; zitiert nach Michael Steinberg: The Concerto - A Listeners Guide, Oxford University Press, 1998, Artikel Erich Wolfgang Korngold - Concerto in D major for Violin and Orchestra, Opus 35, S. 218
  11. Ben Winters: Erich Wolfgang Korngold's The Adventures of Robin Hood - A Film Score Guide, Scarecrow Press, 2007, S. 48
  12. Michael Steinberg: The Concerto - A Listeners Guide, Oxford University Press, 1998, Artikel Erich Wolfgang Korngold - Concerto in D major for Violin and Orchestra, Opus 35

4 Hinweis zur Verwendung

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5 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Violinkonzert von Erich Wolfgang Korngold) vermutlich nicht.




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