The Keys To The Chinese Characters

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The Keys To The Chinese Characters (2016) ist ein 588-seitiges doppelspaltiges Wörterbuch (Zeichenwörterbuch der chinesischen Zeichen) mit ausführlichem Kommentar des Übersetzers und Index der japanischen und chinesischen Lesungen. Die Systematik mit der Darbietung der Formen der ersten Zeichenformstufen verbürgt, dass die Erklärung der Formen der chinesischen Zeichen (in Japan: Kanji, in China: Hanzi genannt) von jedem Leser erstmals unmittelbar überprüfbar, anschaulich und induktiv als wahrheitsgetreu nachvollzogen werden kann. Diese Leistung der konsequent induktiven Zeichenformerklärung im Zusammenhang hat bis dato kein anderes Lexikon erbracht. Der Hauptteil besteht in der Übersetzung eines auch ins Chinesische übersetzten Bestsellers von Shizuka Shirakawa, des japanischen Zeichenlexikons 常用字解 Jôyô Jikai. Die direkte Übersetzung eines ostasiatischen Zeichenwörterbuches ist eine Neuheit.

Buchdeckel des Wörterbuches "The Keys To The Chinese Characters"
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1 Über den Autor

Links: Christoph Schmitz, Rechts: Shizuka Shirakawa
Shizuka Shirakawa (1910-2006), Sinologe, geboren in Fukui (Provinz Fukui) gestorben in Kioto, zeitlebens Professor an der Ritsumeikan Universität, Promotion an der Universität Kioto, ist in Ostasien weithin als einer der führenden Gelehrten im Bereich der Erklärung der chinesischen Zeichen anerkannt, Da ihm die stringente Erklärung vieler Zeichenformen und -gruppen mit ihrer inneren Systematik gelungen sind. Seine zahlreichen umwälzenden, in diesem und mehreren anderen Lexika dargebotenen, Entdeckungen vermitteln erstmals die Strukturen des Zeichensystems, mussten aber lange unbekannt bleiben, weil die meisten westlichen Sinologen kein Japanisch lesen und weil auf japanischer bzw. von interessierter Seite aus diversen, dabei auch ideologisch-politischen, Gründen der Eifer Grenzen kennt dieses Wissen weltweit Lernern und Interessierten bekannt zu machen. Shirakawas Lehrmethoden und Erklärungsweisen der chinesischen Zeichen sind seit einem Jahrzehnt auch in japanischen Grundschulen (federführend seine Heimatpräfektur Fukui) übernommene Standardmethodik. Er erhielt eine Vielzahl an wichtigen Preisen und Japans höchste nationale Kulturauszeichnung, den Kulturorden.

2 Über den Übersetzer und Kommentator

Christoph Schmitz, der (2018) insgesamt sechzehn Jahre in Japan lebt, ist ein in Köln geborener deutscher Geistesgeschichtler, Historiker, Ostasienkundler und Experte für chinesische Zeichen mit deutschen und polnischen Vorfahren. Er studierte Philosophie, Geschichte, und Japanologie im Grundstudium an der Universität Konstanz und ging dann an die Fakultät für Comparative Culture der Sophia University in Tokyo. Es folgte die Promotion zur japanischen Geistesgeschichtsschreibung an der Universität Düsseldorf (2002) und darauf Postdoc-Forschungen am Graduiertenkolleg für Jurisprudenz und Politik der Universität Tokyo. Schmitz ist der einzige Abendländer, der Shizuka Shirakawa besucht, ihn interviewt und mit ihm korrespondiert hat. Schon als Jugendlicher wurde er, u. a. durch die systematische Bibelübersetzungskritik von Pinchas Lapide (1922-1997, jüdischer Theologe, Historiker, Diplomat), auf das Thema Fehlübersetzungen in Klassikern und die dadurch produzierte Vielzahl internationaler Missverständnisse aufmerksam. Er beschäftigte sich in der Folge mit den chinesischen Zeichen und der Geschichte ihrer Erklärung, einem bisher als vernachlässigbar angesehenen Schlüsselthema für die Weltgeschichte, Geistesgeschichte, internationale Politik u.v.a.m. U.a. bestätigt durch einen persönlichen Hinweis Shirakawas bei seinem persönlichen Besuch in Kioto 2001, engagiert Schmitz sich für die Einstellung der Verwendung des in Japan und Korea (dort durch die Hangulschrift überlagert) seit dem 19.Jahrundert üblichen pejorativen, chauvinistischen und diskriminierenden Zeichens Doku mit dem Bestienklassifikator für Deutsche, Deutschland und die deutsche Sprache sowie alle weiteren in Ostasien noch verwendeten Völker- und Ländernamen mit dem Bestienklassifikator.

3 Über das Buch

Auszug aus dem Wörterbuch "The Key To The Chinese Characters"
The Keys To The Chinese Characters ist die ausführlich kommentierte Übersetzung eines im Original auf Japanisch abgefassten Zeichenwörterbuches. Es gibt zusätzlich die chinesischen Lesungen in Pinyin. Es erklärt 1948 chinesische Zeichen (Kanji), deren Formen bzw. Ursprünge, ihre Bedeutung(en) und die historische Entwicklung der Bedeutung und des Gebrauchs. Als bisher einziges Zeichenwörterbuch gibt es die maßgeblichen Urzeichen und erklärt die originalen Schildkrötenbauchpanzer- und Knochenzeichen und die Bronzeschrift als die ersten besonders anschaulichen Zeichenstufen bis zur heute benutzten Zeichenform. Der Hauptverdienst Shirakawas besteht dabei in der beeindruckend widerlegenden Korrektur eines Großteils der bisherigen Tradition des als sakrosankt angesehenen Shuōwén Jiězì (1. Jhdt. n. Chr.), d.h. des seit zweitausend Jahren bis auf Shirakawa im Wesentlichen unangefochtenen Klassikers der Zeichenkunde bzw. Zeichenformkunde.

Erst nachdem man mit Shirakawa und Schmitz die Grundfragen zu den chinesischen Zeichen geklärt hat und man sich mit ihrer anschaulichen Darstellung u.a. der religiösen und zeremoniellen Welt bekannt gemacht hat, gelangt man, aufbauend auf diesem soliden Grundwissen, zum Verständnis ihres Einflusses auf Politik und Gesellschaft sowie der Bedeutung der Zeichen für die heutige ostasiatische Gesellschaft und Kultur und erkennt was die Zeichen insgesamt überhaupt darstellen und bezwecken. Das Novum dabei im Vergleich zur ganzen bisherigen Ostasienkunde ist die Methodik zunächst durch die anschauliche Darstellung der Zeichen den Zugang zum Verständnis der Religion und des Mythos, der Staatsauffassung, der Lebensführung, der Medizin und des Natur-, Gemeinschafts-, Kunst-, Kriegs- und Rechtsverständnisses der chinesischen Welt zur Zeit der Zeichenschöpfung aufzuschließen. Der Kommentar bietet außerdem eine zusammenfassende Neubewertung von Licht und Schatten in der Geschichte der westlichen Zeichenauffassungen. Für die Geschichte der westlichen (und ganz besondere der deutschen) ostasiatischen Studien wird gezeigt, dass diesen ausgerechnet das tiefere Verständnis des wichtigsten durch die chinesischen Zeichen (Kanji) verbreiteten politisch-ideologischen Konzeptes, der Überlegenes-Land-in_Zentrum-Ideologie im Wesentlichen entgangen ist was zu erheblichen Fehleinschätzungen und -entscheidungen führte und führt. Mit dieser ersten Übersetzung eines japanischen Lexikons zur Zeichenkunde erhält die Sinologie und Japanologie ihr gründliches Fundament für die Lehre und das Verständnis der chinesischen Zeichen. Der Kommentar bietet ein zusätzliches Stück unabhängiger Forschung und Weiterentwicklung der Konsequenzen, die sich für das Geschichtsverständnis aus Shirakawas Erkenntnissen ergeben. Der damit nunmehr erreichte Überblick ermöglicht erstmals auch ein realistisches Urteil darüber wann und durch wen in der Geschichte der europäischen und deutschen Zeichenwörterbucher die Hauptweichen falsch gestellt wurden.

Im Kommentar erläutert Schmitz besonders die im Kulturvergleich auffallende hervorragende Bedeutung des Ahnengedächtnisses und der Ahnenverehrung, deren Szenen viele chinesische Zeichen anschaulich zeigen und gibt u.a. erstmals eine Analyse des ideologischen Systems der in Ostasien betriebenen Völker- und Ländernamenpolitik auf der Grundlage von Shirakawas Zeichenkunde. Eine knappe Zusammenfassung der wichtigsten ideologischen Züge gibt es separat auch auf Deutsch (OAG Notizen 9/2015, S. 68-69). Der amerikanische Journalist Casey Baseel und japanische Tageszeitungen haben über Schmitz’ Engagement dazu berichtet (s. Quellen). Schmitz entreißt bisher unbekannten OAG-Quellen u.a. den – ungenügenden weil nicht von Ideologie- und Klassikerkenntnissen gespeisten – Protest des Richard Kunze (1873-1957, Praktisches Zeichenwörterbuch) von 1937 und des OAG-Vorsitzenden Kurt Meissner (1885-1976, NOAG 61 und 62) von 1942 gegen die bis heute von Japan offiziell verwendete diskriminierende Landesbezeichnung Doku der Vergessenheit. Seit den 1820er Jahren stellt dieses ideologisch-diskriminierende und pejorative Zeichen mit dem Bestienklassifikator zur abwertenden „Bezeichnung“ Deutschlands und der deutschen Sprache den für alle sichtbaren Grundpfeiler der durch die Namenszeichenwahl traditionell und grundlegend antideutschen Einstellung und Politik Japans dar. Schmitz weist darauf hin, dass gründliche Kenntnisse und eine gründliche Beschäftigung mit dem Gebrauch der chinesischen Zeichen in der ostasiatischen und japanischen Völker- und Ländernamenpolitik dem „Bündnis“ mit Japan und der Ausweitung und Verzahnung der in Europa und Ostasien physisch getrennt voneinander auftretender Aggressionen zum Zweiten Weltkrieg rechtzeitig den Boden hätte entziehen und vielen Millionen das Leben retten können.

4 Nachweisung von 1481 als Geburtsjahr Luthers

Schmitz zieht im Kulturvergleich einen großen Bogen. Als Ergebnis seines ostasiatisch-westlichen Religionsvergleiches im Kommentar bietet er erstmalig einen Teil der Beweisführung, dass Luther 1481 (in Ostasien dem sog. „Jahr des Büffels“) geboren wurde. Dieser Nachweis hat einschneidende praktische Konsequenzen für die Gedächtnis- und die Gedenkkultur. Bis zum wirklichen 550. Jahrestag der Geburt Luthers im Jahre 2031 verbleiben somit (2018) noch 13 Jahre.

5 Bibliographische Angaben

The Keys To The Chinese Characters,” Charleston, SC: Createspace: 2016, complete translation and extensive comment with alphabetical and classifier indexes of白川静『常用字解』、平凡社 Shirakawa Shizuka ‘Jôyô Jikai: Explanation of the Chinese Characters for General Use,’ Tokyo: Heibonsha, 588 pages (letter size) ISBN 1503036308

6 Links und Quellen

6.1 Japanisch

  • „Das Zeichensystem, Zur Herausgabe von ‘Das Zeichensystem’, Grundwissen zu den chinesischen Zeichen”, 白川静記念文字文化研究所紀要第四号, Journal of the Shirakawa Shizuka Institute of East Asian Characters and Culture, Ritsumeikan University, Number 4, Kyoto, 2010, 1-7 http://www.ritsumei.ac.jp/acd/re/k-rsc/sio/file/kiyou4/no04_05.pdf
  • “Chinese Characters – A World View, Translating, Introducing, and Inviting to Shizuka Shirakawa’s Chinese Character Dictionary and Shirakawa Chinese Character Science,” 白川静記念文字文化研究所紀要第二号, Journal of the Shirakawa Shizuka Institute of East Asian Characters and Culture, Ritsumeikan University, A Memorial Issue in Honor of the Late Professor Shirakawa Shizuka, Number 2, Kyoto, 2008, 1-26 http://www.ritsumei.ac.jp/acd/re/k-rsc/sio/file/kiyou2/sirakawa02-10_s.pdf
  • 白川先生との出会い―白川漢字学の一部の英訳を意図するに至るまで (“My Encounter with Dr. Shirakawa”), Shirakawa Kenkyûjodayori, Communications from the Shirakawa Shizuka Institute of East Asian Characters and Culture, Ritsumeikan University, Number 3, 2008, 3-4 (darin: Foto Schmitz mit Shirakawa) http://www.ritsumei.ac.jp/acd/re/k-rsc/sio/common/pdf/3letter080330.pdf
  • Reportage und Interview mit Hiragana Times, No. 369, July 2017 Interview über Forschung und Lexikonarbeit mit FM Yokohama and FM COCOLO (Osaka), gesendet 22. und 23. Juni, 2017

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