Simcha Appelbaum

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Simcha Appelbaum (geb. 6. Oktober 1927 in Malcz) ist ein bekannter jüdischer Holocaustüberlebender.

Seine Eltern waren Jakob und Rachel. Er hatte eine ältere Schwester namens Ella (Elka). Sein Elternhaus war jüdisch, traditionell. Sein Vater war aktiver Zionist, der daran arbeitete, junge Leute zur landwirtschaftlichen Ausbildung („Hachschara“) unweit Warschau zu schicken, damit sie anschließend in das Land Israel fahren würden. Das Land Israel war damals in Folge des 1. Weltkrieges unter britischem Mandat mit dem Namen Palästina. Im November 1941 wurden Simcha und seine Familie nach LaBersa-Kartoshka durch die deutschen Besatzer deportiert. Als die Familie erfuhr, dass die Juden der Gegend ermordet werden, flüchtete sie zum Getto Pyrzycki. Im Mai 1942 schloss sich Simcha einer jüdischen Jugendgruppe an, die in die Wälder zog, um sich den jüdischen Partisanen bzw. sowjetischen Soldaten anzuschließen. Im November 1942 kehrte Simcha in das Pyrzycki-Ghetto zurück, um gemeinsam mit anderen Jugendlichen Verpflegung und Kleidung zu besorgen. Dabei wurden einige seiner Freunde von deutschen Soldaten erschossen. Es gelang Simcha zu entkommen. Er gelangte zu seinem Elternhaus. Als das Ghetto im Januar 1943 liquidiert wurde, wurden Simcha und seine Familie nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Außer Simcha wurde dort seine ganze Familie ermordet. Simcha gab ein höheres Alter an (er war tatsächlich erst 16 Jahre alt) und wurde daraufhin zur Zwangsarbeit eingezogen. Auf seinem linken Arm wurde die Nummer 78524 eintätowiert. Er arbeitete beim Tragen schwerer Bausteine, mit denen die Krematorien Nr. 4 und Nr. 5 und ein Lager für Zigeuner gebaut wurden. Im April 1943 wurde Simcha nach Auschwitz 1 verlegt, wo er Zwangsarbeit bei der Verlegung von Eisenbahnschienen und im Gebäudebau verrichten musste. Während dieser Arbeit wurde er schwerstens geschlagen, dabei verlor er die Hälfte seiner Zähne und wurde ohnmächtig.

Im September 1943, nach einer Reihe von Selektionen, wurde Simcha zu einer Munitionsfabrik D.A.V. verlegt.

Im April 1944 wurde er in eine Siemens-Fabrik im naheliegenden Lager Bobrik verlegt.

Am 18. Januar 1945 musste Simcha den Todesmarsch nach Gleiwitz (dem Grenzort, an dem der Weltkrieg begann) mitmachen. Von dort verfrachtete man Simcha und andere Überlebende des Todesmarsches in offenen Eisenbahn-Frachtwaggons nach Westen. Es war Winter. Als der Zug die Tschechei erreichte, ist Simcha aus dem Zug gesprungen und geflüchtet. Fünf Wochen lang hat er sich mit Hilfe örtlicher Bauern versteckt. Dann wurde er durch die Gestapo gefasst, gefoltert und in das KZ Buchenwald und von dort nach Sachsenhausen deportiert.

Am 22. April marschierte Simcha Appelbaum im Todesmarsch Richtung des baltischen Meeres unter Bewachung der SS. Während des Marsches gelobte Simcha, dass wenn er überleben werde, er in das Land Israel gehen werde, um dort einen Ort zu errichten zum Gedenken an seine Eltern und alle Familienangehörigen, die in der Schoah ermordet wurden. Er nahm sich fest vor, sich den Schutztruppen der jüdischen Bevölkerung im Land Israel anzuschließen.

Am 3. Mai 1945 befreiten die Truppen der US-Armee (82nd Airborne Division) die Überlebenden des Todesmarsches unweit Schwerins.

Nach der Befreiung schloss sich Simcha Appelbaum dem Kibbuz „Buchenwald“ in Deutschland an. Im März 1946 kam Simcha mit dem Schiff „Tel Chai“ der illegalen jüdischen Einwanderung in Israel an.

Ab Sommer 1946 nahm Simcha an der „Hachschara“ (Ausbildung) im Kibbuz Afikim am See Genezareth teil.

Anschließend hat ihn der Kibbuz zum Korporal-Kurs der jüdischen Untergrundbewegung „Hagana“ (die Verteidigung) geschickt. Während des Unabhängigkeitskrieges Israels kämpfte er als Soldat in der Brigade Giv‘ati und der Negev-Brigade an der Südfront Israels.

Am 18. Juni 1948, während der ersten großen Waffenruhe („Hafuga הפוגה“), vor der Operation „Dani“ im Zentrum des Landes ging Simcha Appelbaum als Befehlshaber mit weiteren 16 Mitgliedern des „Kibbuz Buchenwald“ zu der „Spohn-Farm“ bei Beer Yaakov. Es war damals die vorderste Frontlinie gegenüber der damals arabischen Stadt Ramla. Zudem bestand die Gefahr, dass sich irakische Truppen der jordanischen Legionsarmee anschlossen, um „bei der von ihnen erhofften Vertreibung der Juden dabei zu sein“.

Diese Gruppe legte das Fundament zur Gründung des dortigen Kibbuz Netzer. (Im Jahre 1952 wurde der Ort nach einer Sondergenehmigung der Knesset (des israelischen Parlaments) von Kibbuz „Buchenwald / Netzer auf „Kibbuz Netzer Sereni“ umbenannt. Im Jahre 2020 lebten im Kibbuz ca. 600 Menschen.

Nach der Teilnahme von Simcha Appelbaum an den Kämpfen im Süden Israels schickte man ihn zum Offizierskurs der neugebildeten israelischen Armee „Zahal“ (IDF, die Armee zur Verteidigung Israels). Ende 1948 wurde Simcha als junger Unterleutnant zum Zug-Kommandeur in der Negev-Brigade befördert. Ende Januar 1950 kehrte er zu seinem Kibbuz zurück. Simcha gehörte und gehört bis zum heutigen Tag zur Führung des Kibbuzes. Er wurde zu mehreren leitenden Funktionen erwählt. So war er z. B. Leiter der Landwirtschaft als auch Direktor der Kibbuz-Möbelindustrie. Die Kibbuz-Möbelindustrie und der israelische Industrieverband beriefen ihn in führende Positionen, in denen er die industrielle Entwicklung seines Kibbuzes und die der Kibbuz-Bewegung entscheidend mitprägte.

Simcha Appelbaum nahm an allen Kriegen Israels bis zum Jom-Kippur-Krieg teil. Er gehörte zu den Reservisten, die die schwer angeschlagene Panzer-Brigade „Barak 188“ wiederaufgebaut haben. Er hat den Rang eines Oberst der Reserve erreicht. Simcha gehörte zu den Initiatoren und Organisatoren der Errichtung der Gedenkstätte für die vielen Opfer der Brigade im Rahmen der zentralen IDF-Panzer-Gedenkstätte in Latrun.

Nachdem Simcha aus dem aktiven Management in der Kibbuz-Industrie ausgeschieden war, fungierte und fungiert er bis heute als Industrieberater für Import- und Exportangelegenheiten. Er setzte sich zum Ziel, der Jugend Israels die Geschehnisse der Schoah als Zeuge aus erster Quelle zu vermitteln. Zu diesem Zweck war er bereit, der Bitte mehrerer Schulen aus Giv‘atajim und dem Tel Aviv-Raum zu entsprechen und als Zeitzeuge mit Schuldelegationen nach Polen zu reisen. Simcha gab in den letzten 20 Jahren hunderte von Vorträgen über seine Schoah-Erfahrung und über seine Kriegserlebnisse in Israel vor Schulen und interessierten Gruppen in ganz Israel. Die israelische Armee und insbesondere die Brigade 188 laden ihn bis heute ein, durch die Zeitzeugenschaft seiner furchtbaren Erlebnisse die Motivation und Standfestigkeit der Jugend zu festigen.

Im Jahre 2011 ehrte ihn „YAD VASCHEM“ damit, bei der nationalen Gedenkveranstaltung in Jerusalem eine der 6 Gedenkfackeln an die 6 Millionen Opfer der Schoah zu zünden.

Der heldenhafte Einsatz von Simcha Appelbaum im Jom Kippur Krieg im Oktober 1973 wurde durch den in Israel bekannten Journalisten Aharon Bachar in der Zeitung Yediot Achronot (heute mehr als YNET bekannt) als Augenzeugenbericht veröffentlicht. Als Simcha traumatisierte Panzersoldaten unweit des IDF Golan-Hauptquartiers liegen sah, rief er sie dazu auf, in die neuen Panzer einzusteigen, bevor die Syrer kommen würden. Die unter schwerem Schock der furchtbaren Erlebnisse der ersten Tage stehenden Soldaten sind apathisch liegen geblieben. Ahron Bachar berichtete, wie Simcha mit ruhiger Stimme die niedergeschlagenen Soldaten ansprach:

   „Ich bin nicht mehr so jung. Es ist bereits mein vierter Krieg hier im Land. Das Schlimmste war in Europa. Sie haben meine Eltern und meine ganze Familie genommen. Wir konnten uns nicht wehren. Wenn Ihr fragt, was macht so ein alter Kerl hier, so sage ich Euch: Ich mache Euch keine Vorwürfe. Aber, ich kämpfe. Ich kämpfe, damit Euch und unseren Kindern nicht das widerfährt, was uns passierte.“

Die Soldaten konnten auf seinem linken Arm die tätowierte Nummer aus Auschwitz sehen. Ohne Worte, stand ein Soldat nach dem anderen auf. Sie kletterten auf die neu gebrachten Panzer, die ihre zerstörten und abgeschossenen Panzer ersetzten. Sie verschwanden im Rauch der Motoren in Richtung Front. Als die Truppe sich im Juli 2020 getroffen hat, haben die Überlebenden von damals bezeugt, dass sie ihr Leben auch dem Simcha verdanken, der ihnen mit seinem persönlichen Exempel wieder Mut und Lebenswillen einhauchte. Für sie ist Simcha ihr Held des Jom Kippur Krieges.

Simcha Appelbaum ist mit Naomi verheiratet. Ihre drei Töchter schenkten ihnen 9 Enkelkinder. Allesamt dienten oder dienen noch heute in Fronteinheiten der IDF. Im Jahre 2019 publizierte der israelische Schriftsteller Yigal Shachar ein Buch über die außerordentliche Lebensgeschichte von Simcha und Naomi Appelbaum. Das Buch heißt „Lo al HaEtz lewado“. Der Buchtitel ist eine hebräische Anspielung sowohl auf das Bibelwort aus dem Buch „Dewarim“ (5. Mose), Kap. 8, Vers 3, wonach der Mensch nicht nur vom Brot lebe. Ferner ist der Buchtitel eine Anspielung auf den Namen des Kibbuz Netzer Sereni. Das Wort Netzer bedeutet auf Deutsch ein Spross bzw. ein Schössling, der aus einem abgeholzten Baum einen neuen Ast hervorsprießen lässt. Der Name des Kibbuz stammt aus dem Wort „Netzer“ aus Jesaja, Kap. 11, Vers 1, in dem die Verheißung steht, dass der Messias als Spross aus dem Hause David hervorgehe. Und schließlich spielt der Buchtitel auf die Biografie von Simcha an: Der Junge, der vor der deutschen SS in europäische Wälder geflohen war, war für die Pflanzung von Orangen- und Avocado-Plantagen im Kibbuz zuständig und leitete Jahrzehnte die Kibbuz-Möbelindustrie. Der Baum und Holz sind zentrale Elemente in seinem Leben.

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