Plotin
Plotin (altgriechisch Πλωτῖνος Plōtínos, latinisiert Plotinus; * 205 vermutlich in Lykonpolis, dem heutige Asyut; † 270 auf einem Landgut in Kampanien)[1] war ein antiker Philosoph. Er war der Begründer und bekannteste Vertreter des Neuplatonismus. Seine Ausbildung erhielt er in Alexandria bei Ammonios Sakkas, von dem er maßgebliche Impulse empfing. Ab 244 lebte er in Rom, wo er eine Philosophenschule gründete, die er bis zu seiner tödlichen Erkrankung leitete. Er lehrte und schrieb in griechischer Sprache; seine Schriften waren für den Schülerkreis bestimmt und wurden erst nach seinem Tod einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht. In Kreisen der politischen Führungsschicht des Römischen Reichs erlangte er hohes Ansehen.
Plotin betrachtete sich nicht als Entdecker und Verkünder einer neuen Wahrheit, sondern als getreuen Interpreten der Lehre Platons, die nach seiner Überzeugung im Prinzip bereits alle wesentlichen Erkenntnisse enthielt. Sie bedurfte aus seiner Sicht nur einer korrekten Deutung mancher strittiger Einzelheiten und der Darlegung und Begründung bestimmter Konsequenzen aus ihren Aussagen. Als Vertreter eines idealistischen Monismus führte Plotin alle Phänomene und Vorgänge auf ein einziges immaterielles Grundprinzip zurück. Das Ziel seiner philosophischen Bemühungen bestand in der Annäherung an das „Eine“, das Grundprinzip der gesamten Wirklichkeit, bis hin zur Erfahrung der Vereinigung mit dem Einen. Als Voraussetzung dafür betrachtete er eine konsequent philosophische Lebensführung, die er für wichtiger hielt als das diskursive Philosophieren.
Grundlegend ist für Plotin die Scheidung der gesamten Vielfalt der Dinge in eine übergeordnete, rein geistige Welt (kósmos noētós) und eine untergeordnete, sinnlich wahrnehmbare Welt (kósmos aisthētós). Bei der detaillierten Ausarbeitung geht Plotin von einschlägigen Hinweisen Platons aus. Der den Sinnen unzugängliche Teil der Welt gliedert sich nach seiner Lehre in folgende Bereiche: das Eine, den absoluten, überindividuellen Geist (nous oder nus) samt den Ideen nach Platon und das Seelische (Weltseele und andere Seelen). Die Wahrnehmung ist das Ergebnis der Einwirkung aus der geistigen Welt auf eine formlose Urmaterie, in der dadurch die Gestalten der verschiedenen Sinnesobjekte in Erscheinung treten.
1 Siehe auch
2 Einzelnachweise
- ↑ Zur Bestimmung des Todesorts siehe Filippo Càssola: L’ultima residenza di Plotino. In: Salvatore Cerasuolo (Hrsg.): Mathesis e Philia. Napoli 1995, S. 263–269.
3 Andere Lexika
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