Pahl-Rugenstein-Verlag

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Der Pahl-Rugenstein Verlag (Abkürzung: prv) war ein deutscher Verlag mit Sitz in Köln. Er wurde 1957 von dem Berliner Verleger Manfred Pahl-Rugenstein in Köln aus dem Umfeld der politischen Fachzeitschrift Blätter für deutsche und internationale Politik heraus gegründet und firmierte als Pahl-Rugenstein Verlag GmbH. Der Schwerpunkt des Verlagsprogramms lag im Bereich des politischen Sachbuchs (neuere deutsche Geschichte und Politik einschließlich der politischen Theorie), vor allem bei Veröffentlichungen zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen der damaligen Bundesrepublik Deutschland. Insbesondere wurden Themen aufgegriffen, zu denen in der Bundesrepublik soziale Bewegungen entstanden waren, so die Wiederbewaffnung ab 1955 und die Einbindung der Bundesrepublik in die NATO, sowie die Notstandsgesetze, gegen die sich die Außerparlamentarische Opposition gebildet hatte, gewerkschaftliche Fragen, später die Friedens- und Umweltbewegung und auch die Frauenbewegung und die 68er-Bewegung. Paul Neuhöffer, langjähriger Geschäftsführer und Verlagsleiter, führte dazu aus, der Verlag habe sich als „publizistisches Forum aller progressiven Kräfte“ verstanden. „Der Pahl-Rugenstein Verlag nimmt Partei an der Seite all jener, die für Frieden und Demokratie eintreten, mag sich die jeweilige Person der Arbeiterbewegung oder dem bürgerlichen Lager verbunden fühlen.“[1]

Autoren des Verlags waren Wolfgang Abendroth, Eberhard Czichon, Wolfgang Däubler, Frank Deppe, Georg Fülberth, Florence Hervé, Jörg Huffschmid, Gerhard Kade, Jürgen Kuczynski, Reinhard Kühnl, Reinhard Opitz, Helmut Ridder und Winfried Schwamborn. Für den Bereich der Stadt- und Raumplanung bedeutend war die Reihe StadtPlan – Planen Bauen Kommunale Politik mit sieben Bänden, herausgegeben von Klaus Brake, Joachim Brech, Eberhard Dähne, Klaus Diekhoff, Barbara Dietrich, Jörg Forßmann, Hans Harms, Jörn Janssen und Jürgen Rosemann. Es gab enge Beziehungen zu Verlagen in der DDR, etwa zum Akademie Verlag,[2] und vertrieb deren Sachbücher sowie wissenschaftliche Literatur – auch von sowjetischen Schriftstellern – in Lizenzausgaben auf dem westdeutschen Markt. Im Gegenzug waren Bücher aus dem Programm von Pahl-Rugenstein im ostdeutschen Buchhandel erhältlich. Werke von Systemkritikern waren nicht im Programm. Der Verlag ließ auch Bücher in DDR-Druckereien herstellen und wurde durch diese Geschäftsbeziehungen finanziell unterstützt.[3]

1970 kam der Verlag durch eine juristische Auseinandersetzung mit dem Bankier Hermann Josef Abs an den Rand des Ruins. Auslöser war ein Buch von Eberhard Czichon mit dem Titel Wer verhalf Hitler zur Macht?. Das Landgericht Stuttgart verurteilte Czichon und Pahl-Rugenstein zu 20.000 DM Schadensersatz. Abs verzichtete jedoch auf die Vollstreckung. Nach der Insolvenz im Jahr 1989/1990 wurde der Verlag als Pahl-Rugenstein Nachf. in Bonn neu gegründet. Dieser ist mittlerweile wieder aufgelöst.

1 Einzelnachweise

  1.  Paul Neuhöffer: Einleitung. In: Mathias Jung (Hrsg.): Für eine bessere Republik. Ein Lesebuch des Pahl-Rugenstein Verlags 1957–1987. Pahl-Rugenstein Verlag, Köln 1987, ISBN 3-7609-1169-2, S. XXVII–XXXIV (XXX) (Kleine Bibliothek, Nr. 480).
  2.  Lothar Berthold: In der Wissenschaft der Bedeutendste. Langjährige Beziehungen zu Pahl-Rugenstein, Verlag Chemie, Gustav Fischer, Vieweg u. a.. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel (Frankfurt am Main). 3. April 1980, S. 863–865 (Serie „Buchwesen in der DDR“ (19): Der Akademie-Verlag).
  3. Heike Amos: Die Westpolitik der SED 1948/49-1961, Akademie Verlag, Berlin 1999, Seite 236

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