Oskar Bider
Oskar Marcus Bider (* 12. Juli 1891 in Langenbruck; † 7. Juli 1919 in Dübendorf) war ein Schweizer Flugpionier und Landwirt.
Oskar Bider wuchs im basel-landschaftlichen Langenbruck als Sohn des Jakob Bider[1] (Tuchhändler und Landrat) und der Frieda Maria Glur auf. Er absolvierte nach der Primarschule die Bezirksschule in Waldenburg. Da er nicht das Geschäft seines Vaters übernehmen, sondern Landwirt werden wollte, besuchte er 1908/09 die landwirtschaftliche Schule Waldhof in Langenthal BE, im Sommer 1909 einen Kurs an der Handelsschule in Basel und 1909/10 den Winterkurs an der kantonalen landwirtschaftlichen Schule Rütti (Zollikofen) BE. 1910 arbeitete er als Praktikant bei seinem Paten in Bad Bubendorf.
Inhaltsverzeichnis
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1 Traum vom Fliegen
Nach der Rekrutenschule 1911 verbrachte er ein Jahr als Gaucho auf der Farm der Familie Huber-Berli in Romang, Provinz Santa Fé, Argentinien. 1912 kehrte er nach Europa zurück und trat im November in Blériots Fliegerschule in Pau, am Nordfuss der Pyrenäen, ein. Dort liess er sich zum Piloten ausbilden und erlangte nach einem Monat ein internationales Fliegerbrevet. Mit einer Blériot XI überquerte er am 24. Januar 1913 als erster Pilot die Pyrenäen von Pau nach Madrid. Durch den Pyrenäenflug wurde Bider in der Schweiz schlagartig bekannt.
2 Alpenüberquerung
Biders grosses Ziel aber war, was drei Jahre vorher für den Flieger Geo Chavez von Brig aus tödlich geendet hatte: die Überfliegung der Alpen von Bern nach Mailand. Seinen ersten Plan einer direkten Alpenüberquerung gab er auf, da ihm ein Probeflug zeigte, dass sein Flugzeug mit dem 70-PS-Motor in der dünnen Bergluft nur mit dem Gewicht des halbvollen Tanks die nötige Flughöhe erreichte. Daher sah er in Domodossola eine Zwischenlandung zur Treibstoffaufnahme vor.
Am Tag nach seinem 22. Geburtstag, am 13. Juli 1913, um vier Uhr früh, startete Bider in Bern Richtung Italien. Das Jungfraujoch bildete am Anfang das grösste Hindernis und über eine halbe Stunde lang rang der Flieger um die letzten hundert Meter, bis er die erforderliche Höhe von 3.600 Metern erreichte. Um 6.10 Uhr überflog er mit etwa hundert Meter Höhenabstand das Jungfraujoch und gelangte darauf ohne Schwierigkeiten nach Domodossola und danach nach Mailand.
13 Tage wartete er in Mailand auf gutes Wetter und flog dann sein Flugzeug über den Lukmanierpass und den Chrüzlipass zurück in die Nordschweiz, wo er in Liestal landete, um nachzutanken und seinen Weg über Basel nach Bern zu vollenden. Er hat damit als erster Mensch mit einem Flugzeug die Alpen vollständig und in beiden Richtungen überquert.
3 Nonstopflug Paris-Bern
An Weihnachten 1913 erzielte Bider mit dem Direktflug Paris-Bern einen neuen Rekord, war er doch vier Stunden und 20 Minuten lang ohne Zwischenlandung in der Luft.
4 Erster Weltkrieg
Als im Sommer 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, wurden Oskar Bider und die kleine Schar ausgebildeter schweizerischer Piloten mit ihren Flugzeugen in die Nähe von Bern einberufen und bildeten die neugeschaffene Fliegertruppe. Er wurde zum Chefpiloten ernannt.
5 Umrundung der Schweiz
Nach dem Weltkrieg, am 21. Juni 1919, vollbrachte Bider eine weitere grosse fliegerische Leistung, die besonders der zivilen Luftfahrt zugutekam. An jenem Tag startete er mit einem Doppeldecker und zwei Passagieren in St. Jakob bei Basel zu einem Flug rund um die Schweiz. Die vorgesehenen Zwischenlandungen gelangen gut, und nach 7½ Stunden setzte Oskar Bider wieder am Ausgangspunkt auf.
6 Absturz
Am 7. Juli 1919 führte Bider in Dübendorf nach einem Abschiedsfest und einer durchwachten Nacht Flugakrobatik vor. Dabei verunglückte er tödlich. Bider wurde 28 Jahre alt. Seine Fliegerkarriere dauerte nur sechseinhalb Jahre, aber er konnte mit seinen Pionier-Leistungen die schweizerische Bevölkerung für die Fliegerei begeistern.
Biders Schwester Leny, die ihm nahegestanden hatte, nahm sich aus Kummer über den tragischen Verlust ihres Bruders und aus Angst vor ihrer eigenen unmittelbaren Zukunft am selben Tag das Leben[2]. Sie hatte vor dem Ersten Weltkrieg als erste Baselbieter Filmschauspielerin und später als Modistin gewirkt und wurde 25 Jahre alt. Seit 2009 erinnert der Leny-Bider-Platz in Langenbruck an sie.
7 Erinnerung
In Bern auf der Kleinen Schanze steht ein Denkmal für den Flugpionier Oskar Bider, das von Hermann Haller gestaltet wurde. Es zeigt einen Mann mit weit ausgebreiteten Armen, als wolle er von Bern wegfliegen, hinaus in die weite Welt – so wie Bider dies 1913 beim Alpenflug von Bern nach Mailand tat.
In Zürich, Bern, Biel/Bienne, Dübendorf, Liestal, Langenbruck, St. Gallen, Sitten und Vernier wurde jeweils eine Strasse nach Bider benannt.
Die Genossenschaft In Memoriam Bider/Mittelholzer/Zimmermann trug ihren Namen ihm zu Ehren.[3]
8 Literatur
- Eugen Dietschi: Schweizer Luftfahrt damals. Die Geschichte der Schweizer Luftfahrt von den Drahtkommoden bis zu den ersten Luftriesen. Pharos-Verlag Hansrudolf Schwabe AG, Basel 1976, ISBN 3-7230-0186-6.
- Michael Düblin: Der Alpenflug. Roman. Verlag Johannes Petri, Basel 2012, ISBN 978-3-03784-022-1.
- Ulrich C. Haller: Oskar Bider (1891–1919). In: Sechs Schweizer Flugpioniere. Verein für wirtschaftshistorische Studien, Meilen 1987, S. 29–43 (Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik 46, 146854-6).
- Paul Ilg: Probus. Roman. Ringier, Zofingen 1922.
- Paul Jenni: Heimatkunde von Langenbruck. Verlag des Kantons Basel-Landschaft, Liestal 1992, ISBN 3-85673-514-3, vgl. S. 134–144.
- Fritz Klaus: Unser Kanton. Ein heimatkundliches Lese- und Arbeitsbuch. 2. nachgeführte Ausgabe. Verlag des Kantons Basel-Landschaft, Liestal 1987, ISBN 3-85673-401-5, vgl. S. 255–257.
- Fritz Meier: Heimatgeschichtliches Lesebuch von Basel. 3. Auflage. Lehrmittelverlag des Kantons Basel-Stadt, Basel 1966, vgl. S. 250–251.
- Anne-Marie Renati: Zum 100. Geburtstag von Oskar Bider, 12. Juli 1891 bis 7. Juli 1919. Erster Cheffluglehrer der schweizerischen Militäraviatik. Bundesamt für Militärflugwesen und Fliegerabwehr, Bern 1991.
- Roman Schürmann: Helvetische Jäger. Dramen und Skandale am Militärhimmel. Rotpunktverlag, Zürich 2009, ISBN 978-3-85869-406-5.
- Eugen Schwarz, Heidi Schwarz: Oskar Bider, 1891–1919. Ein Leben für die Aviatik. Verkehrs- und Verschönerungsverein Langenbruck, Langenbruck 1991.
- Peter Supf: Bider, Oskar. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2. Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 218 (Onlinefassung)
- Otto Walter: Bider, der Flieger. Ein Buch der Erinnerungen. Walter, Olten u. a. 1938 (der Autor war 1. Beobachtungsoffizier Oskar Biders).
- Otto Walter: Bider, der Flieger. Ein Dokument der Erinnerung an die Pionierzeit der Schweizer Luftfahrt. Walter, Olten 1963 (gekürzte Neuausgabe der Ausgabe von 1938).
- Otto Walter: Solothurner Klassiker. Knapp, Olten 2012 (herausgegeben von Hans Brunner, gekürzte Neuausgabe des Werks «Bider, der Flieger» von Otto Walter), ISBN 978-3-905848-68-7
9 Weblinks
(Seite nicht mehr abrufbar
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- Quellen und Darstellungen: Biders Korrespondenz 1913, Todessturz 1919, Biders Umfeld
- Anlässe in Langenbruck zum 100. Jubiläum von Biders Alpenflug
10 Einzelnachweise
- ↑ Stammbaum der Familien Bider aus Langenbruck
- ↑ vgl. amtliche Todesbescheinigung vom 8. Juli 1919 aus dem Zivilstandskreis Zürich, sowie sehr persönlicher, jedoch veröffentlichter Abschiedsbrief vom 7. Juli 1919 von Ernst Jucker (Zürich). Gerichtet an seine soeben verstorbene Braut Leny
- ↑ Brückenbauer: Von uns erwartete der <<Götti>> mehr, 11. Januar 1984
😃 Profil: Bider, Oskar | ||
---|---|---|
Namen | Bider, Oskar Marcus | |
Beruf | Schweizer Landwirt und Flugpionier | |
Persönliche Daten | ||
Geburtsdatum | 12. Juli 1891 | |
Geburtsort | Langenbruck | |
Sterbedatum | 7. Juli 1919 | |
Sterbeort | Dübendorf |
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