Münchner Räterepublik

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Die Münchner Räterepublik (auch Bayerische Räterepublik) wurde am 7. April 1919 ausgerufen und stellte den etwa vier Wochen währenden Versuch dar, im fünf Monate zuvor gegründeten Freistaat Bayern eine sozialistische Republik zu etablieren. Die Nachricht der Ausrufung einer sozialistischen Räterepublik in Ungarn unter Béla Kun gab der Rätebewegung in Bayern neuen Auftrieb. Der unmittelbare Anstoß zur Proklamation der Räterepublik ging von Augsburg aus.[1] Dort verlangten die Teilnehmer einer von der lokalen SPD einberufenen Versammlung nach einem Vortrag Ernst Niekischs am 3. April nahezu einstimmig einen solchen Schritt. Zunächst wurde Rudolf Egelhofer Stadtkommandant in München und Anführer einer „Roten Armee“. Im Laufe der Zeit wurden viele Bewohner in München als Geiseln genommen, wobei die Gründe dafür oft nicht nachvollziehbar waren.[2] Am 26. April 1919 wurden zum Beispiel rund 20 Personen, die als Gegner der Räterepublik galten, im Hotel „Vier Jahreszeiten“ von der räterepublikanischen Militärpolizei verhaftet, weil sie angeblich der Thule-Gesellschaft waren. Sie wurden wie viele andere Gefangene in das als Kaserne benutzte Luitpoldgymnasium gebracht.[3] Kurze Zeit später, am 29. April 1919, verbreitet sich das Gerücht, dass bei der Eroberung Grünwalds elf Rotgardisten als Geiseln genommen und ermordet worden seien. Daraufhin wurden von den Rotgardist zehn der Gefangenen im Luitpoldgymnasium erschossen, was als „Geiselmord von München“ in die Geschichte einging. Diese und einige weitere Ereignisse führten schließlich zu einem gewaltsamen Ende der Republik Anfang Mai 1919.

Zu den führenden Personen der Münchner Räterepublik gehörten:

  • Erich Mühsam (1878–1934), anarchistischer Schriftsteller, nach Niederschlagung der Räterepublik verurteilt zu 15 Jahren Festungshaft, 1924 amnestiert, zu Beginn der nationalsozialistischen Diktatur erneut inhaftiert und 1934 im KZ Oranienburg ermordet;
  • Ernst Toller (1893–1939), USPD, linkssozialistisch-pazifistischer Schriftsteller und Dramaturg, nach Niederschlagung der Räterepublik verurteilt zu fünf Jahren Festungshaft, vom NS-Regime ausgebürgert, als Emigrant 1939 Tod durch Suizid in New York/USA;
  • Gustav Landauer (1870–1919), anarchistischer und pazifistischer Philosoph, unmittelbar nach Niederschlagung der Räterepublik inhaftiert und in der Haft von Freikorps-Soldaten misshandelt und ermordet;
  • Eugen Leviné (1893–1919), ein Revolutionär aus Russland, nach Niederschlagung der Räterepublik zum Tode verurteilt und hingerichtet.

1 Weblinks

2 Andere Lexika





3 Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Hans Beyer: Die Revolution in Bayern 1918/19. Berlin 1982, S. 68 und Ralf Höller: Der Anfang, der ein Ende war. Die Revolution in Bayern 1918/19. Berlin 1999, S. 183.
  2. Der Geiselmord in München. Ausführliche Darstellung der Schreckenstage im Luitpold-Gymnasium nach amtlichen Quellen. München 1919 (Digitalisat MDZ München).
  3. Hermann Gilbhard: Thule-Gesellschaft 1918-1933, publiziert am 17.07.2006 in Historisches Lexikon Bayerns

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