Lieder-Buch für jüdische Vereine (Sammlung von Heinrich Eljakim Loewe)

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Das Lieder-Buch für jüdische Vereine ist eine 1894 von dem jüdischen Sprachwissenschaftler und Volkskundler Heinrich Eljakim Loewe herausgegebene Sammlung jüdischer aber auch deutscher Lieder. Es war das erste zionistisch orientierte Liederbuch überhaupt [1] und erschien bis 1898 in weiteren vier Auflagen. [2]

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1 Inhalt

Das Buch erschien 1894 beim Verlag Hugo Schildenberger in dessen Reihe Jüdische Volksbibliothek und umfasste auf 97 Seiten traditionelle und neugedichtete Liedtexte. 1898 erschien bereits die auf 128 Seiten angewachsene 4. Auflage des Buches. [3]

2 Entstehungshintergrund und Zielsetzung

Einband von Heinrich Loewes Lieder-Buch für jüdische Vereine
Als Anhänger der zionistischen Bewegung war Loewe überzeugt, dass sein Liederbuch ein Beitrag zur Abwehr des in Deutschland anwachsenden Antisemitismus leisten könne. Außerdem wollte er mit seiner Sammlung den Juden und der zionistischen Bewegung ein gemeinsames Kulturgut aus der jüdischen Volkskultur zur Verfügung stellen.

Weil Loewes Sammelband von Liedern mit Melodien ohne Vorbild in der jüdischen Kulturgeschichte der Diaspora war, musste er sich mit der Frage nach einem Muster bzw. vertrauten Format für die Veröffentlichung jüdischer Volkslieder auseinander setzen. Die Frage war ganz konkret: Wie viel darf eine Sammlung jüdischer Volkslieder aus Sammlungen nichtjüdischen Inhalts entlehnen? Loewe entschied sich für einen weiter gefassten Ansatz: Neben traditionell jüdischen Liedern nimmt er z.B. auch bekannte nichtjüdische Studentenlieder auf. Diese sind teils durch zionistische Andeutungen verändert, und einige erscheinen mit jüdischen Texten oder sogar einer Übersetzung ins Hebräische. Im Lied Nur. 17 verwendet Loewe z.B. einen Text aus dem Romanfragment Der Rabbi von Bacharach des deutsch-jüdischen Schriftstellers Heinrich Heine, der mit der von Friedrich Silcher verfassten Standardmelodie zu Heines Lorelei gesungen werden soll. [4]

Loewes Sammlung ist ausdrücklich für den Gebrauch in den jüdischen Vereinen und nicht für wissenschaftliche Zwecke konzipiert. In der Einleitung schreibt Loewe dazu:

"Das vorliegende Liederbuch ist für jüdische Vereine bestimmt, die nicht so sehr jüdische Wissenschaft, wie jüdisches Leben pflegen wollen. Man irrt, wenn man glaubt, durch das Interesse an der Wissenschaft des jüdischen Volkes auch immer schon das Interesse an seinem Leben und Schicksal in der Gegenwart und Zukunft wecken zu können; vielmehr ist es der richtigere Weg, durch die Teilnahme am Leben und an den Kämpfen des Volkes, durch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft unserer Nation auch das Interesse an der jüdischen Wissenschaft hervorzurufen. Es ist leichter und oft angenehmer sich an einer gemütlichen Feier zu beteiligen, im Kreise froher Zechgenossen wacker mitzusingen, als einem noch so beredten Vortrage aus der israelitischen Geschichte oder hebräischen Literatur zu folgen. Das jüdische Liederbuch will nun keine wissenschaftliche Belehrung bieten, es will nur unterhalten, und wenn es irgendetwas lehren will, so könnte es nur der Gedanke sein, daß wir nicht nur in der Synagoge, nicht nur im Kampfe mit den Feinden unseres Volkstums, sondern im ganzen Leben, vor allem aber auch bei Jubel, Freude und Gesang Juden sein wollen: Juden sind wir, wollen es bleiben - Bis in alle Ewigkeit!" [5]

3 Rezeption

Das zionistische Lied Dort wo die Zeder im Lieder-Buch für jüdische Vereine
Nach Philip Vilas Bohlman ist das Buch ein "Gundstein der Intitutionalisierung der jüdischen Volksmusik". Die Volkslieder des Buches bereiteten "die Basis für die Einheit des jüdischen Volkes und ergeben eine kulturelle Überbrückung in die Zukunft einer Nation, die ein jüdisches Volk umfasst". [6] Bohlman schreibt weiter:
"Sein breiter und diverser Inhalt repräsentiert eine neue Richtung in der Geistesgeschichte der jüdischen Volksmusik, gleichzeitig jenseits der Peripherie mitteleuropäischer Öffentlichkeit und tiefer im Zentrum eines modernen jüdischen Kulturlebens. Als Zionist ist Löwe überzeugt, dass ein Liederbuch Abwehr gegen den wachsenden Antisemitismus Deutschlands leisten könnte.Zudem entstehen ästhetische Widerstandsfunktionen aus einem gemeinsamen Kulturgut, aus einer modernen Volkskultur, auf die sich der Zionismus gründet." [7] [8]

4 Weblinks

5 Literatur

6 Siehe auch

7 Einzelnachweise

  1. Edwin Seroussi: Dort wo die Zeder - A Forgotten Zionist Anthem in German; im Jewish Music Research Center
  2. Carmen Reichert: Poetische Selbstbilder - Deutsch-jüdische und Jiddische Lyrikanthologien 1900-1938, Vandenhoeck & Ruprecht, 2019, S. 240
  3. Metzler Lexikon jüdischer Philosophen auf www.spektrum.de
  4. Philip V. Bohlman: Jüdische Volksmusik - eine Mitteleuropäische Geistesgeschichte, Böhlau Verlag, Wien, 2005, S. 183 und 184
  5. zitiert aus dem Vorwort von Heinrich Loewe: Lieder-Buch für jüdische Vereine, 2 Hefte in einem Band, Hugo Schildberger, Berlin, 1894
  6. Philip V. Bohlman: Jüdische Volksmusik - eine Mitteleuropäische Geistesgeschichte, Böhlau Verlag, Wien, 2005, S. 183
  7. zitiert nach Philip V. Bohlman: Jüdische Volksmusik - eine Mitteleuropäische Geistesgeschichte, Böhlau Verlag, Wien, 2005, S. 183
  8. Anm.: Bohlman nennt den Buchautor fälschlicherweise Löwe anstatt Loewe.

8 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Lieder-Buch für jüdische Vereine (Sammlung von Heinrich Eljakim Loewe)) vermutlich nicht.




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