Jean Gerson

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Jean Gerson (* 14. Dezember 1363 in Gerson-lès-Barby; † 12. Juli 1429 in Lyon) war ein französischer Theologe und Mystiker des Spätmittelalters. Ab 1395 fungierte er als Kanzler der Pariser Sorbonne.

1 Vita

2 Werk

Gerson verfasste unter anderem den Traktat Contra superstitionem praesertim innocentum, in dem er gegen den Aberglauben und die im Spätmittelalter zunehmende Inflation religiöser Ideen und Feste Stellung bezieht. In dem Traktat thematisiert er diese seiner Ansicht nach falsche Entwicklung besonders an der zunehmenden, häufig sogar wöchentlichen Verehrung der Unschuldigen Kinder zum Gedächtnis an den Bethlehemitischen Kindermord, dem ursprünglich nur am 28. Dezember gedacht wurde. Gerson sah die Gefahr des Wucherns der religiösen Ideen für das kirchliche Leben deutlich. Mit scharfem Geist erkannte er auch etwas von dem psychologischen Grund des Emporkommens all dieser Vorstellungen. Sie gehen hervor "aus der bloßen Phantasterei der Menschen und der melancholischen Einbildungskraft" ("ex sola hominum phantasiatione et melancholica imaginatione"). [1] Nach Gerson handelt es sich um eine Verderbtheit der Phantasiekraft, die auf einem inneren Gehirnschaden beruht, und dieser ist wiederum aus teuflisches Blendwerk zurückzuführen.

Gerson wandte sich auch mehrmals gegen den im Spätmittelalter extrem populären Roman de la rose. Aus seiner Bibliothek datiert er am Abend des 18. Mai 1402 den Traktat Traictie Maistre Jehan Gerson contre la Roumant de la Rose. Der Roman de la rose schien ihm als die gefährlichste Pest und die Quelle aller Unsittlichkeit, die er bei jeder Gelegenheit bekämpfen wolle. [2] Wiederholt zieht er gegen den verderblichen Einfluss "des lästerlichen Romans der Rose" ("du vicieux romant de la rose") zu Felde. [3] [4]

Gerson geht auch mit den Geistlichen und Theologen seiner Zeit hart ins Gericht. In seinem Traktat De distinctione verarum visionum a falsis bezeichnet er gewisse Gruppen von ihnen als Schwätzer und Zänker, denen jedes Gespräch über die Religion eine Last und eine Fabel sei. Alles was man ihnen über Visionen und Offenbarungen mitteilt, täten sie mit lautem Gelächter und Empörung ab. Andere Geistliche verfielen ins Gegenteil und nähmen alle Einbildungen schwachköpfiger Menschen, alle Träume und wirren Gedanken Kranker und Irrsinniger als Offenbarungen hin. [5]

Gerson wandte sich auch entschieden gegen die besonders in Frankreich und England herrschende Gewohnheit, zum Tode verurteilten Personen sowohl das Viatikum wie auch die Beichte zu versagen. Damit hatte er Erfolg: Ein königliches Edikt vom 12. Februar 1307 befahl dem Verurteilen die Beichte zu gewähren.


  1. Jean Gerson: Opera I, Contra superstitionem praesertim innocentum, Seite 203
  2. Johan Huizinga: Herbst des Mittelalters, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart, 1953, Seite 121 und 122
  3. Jean Gerson: Opera III, Seite 297
  4. Jean Gerson: Considerations sur St. Joseph, III, Seite 866
  5. Jean Gerson: De distinctione verarum visionum a falsis, Opera I, Seite 45

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