Issak ben Abraham Mosche Wallich

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😃 Profil: Isaak ben Abraham Mosche Wallich
Namen Eisik Wallich von Worms
Persönliche Daten
um 1570
?
19. September 1632
Worms


Issak ben Abraham Mosche Wallich (* um 1570; gest. vermutlich September 1632 in Worms [1] [2]), bekannter als Eisik Wallich von Worms, war ein jüdischer Gemeindevorsteher und Sammler von Liedern.

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1 Vita

Titelblatt des Ms. opp. add. 4 136 (Ms. Ox.)

Seine Vorfahren kamen vermutlich um das 13. Jahrhundert aus Italien. Es handelte sich bei den Wallichs um eine einflussreiche und bedeutende jüdische Familie, die in Worms und Speyer lebte, und aus der viele Ärzte und Literaten hervorgingen. [3] Über Eisik Wallichs Leben ist wenig biografisches bekannt. [4] Sein Vater war der Gemeindevorsteher Moses Abraham Wallich.

Eisik Wallich wird in einer Quelle aus dem Jahr 1600 als Parnas (Gemeindevorsteher) bezeichnet. Aus der Zeit seiner Amtsführung findet sich eine Rechnung des Gemeindevorstands der Stadt Worms aus dem Jahr 1609, in der er zusammen mit Wolf Oppenheim und Liwa Hoheneck diese bestätigt. Wallich war verheiratet. Seine Frau verstarb am 14. Oktober 1631. Ihr gemeinsamer Sohn war der Gemeindevorsteher Abraham Wallich. [5]

Eisik Wallich ist vor allem durch eine von ihm verfasste Liedersammlung bekannt, die vermutlich irgendwann nach 1595 begonnen wurde. Sie kann nicht vor 1601 beendet worden sein, was der Satz "möcht also reich sein als Meislen was" aus dem Lied Nr. 25 nahelegt, in dem der Tod von Mordechaj ben Samuel Meisel, dem Anführer der jüdischen Gemeinde von Prag, im Jahr 1601 thematisiert wird. [6] Es handelt sich bei der Sammlung um die älteste Sammlung weltlicher jüdischer Lieder im deutschsprachigen Raum. In ihr sind 54 jüdische Lieder und ein Spiel über Jona vorhanden. [7] Die Liedersammlung befindet sich heute unter der Signatur Ms. opp. add. 4 136 (Ms. Ox.) in der Bodleian Library in Oxford in der Sammlung David Oppenheims. Das illuminierte Tittelblatt wurde später von Eljakim Carmoly erstellt, der der Sammlung auch den Namen fokls lider gab.

Zwölf der Lieder stammen von jüdischen Autoren. Die restlichen Lieder sind auch in nichtjüdischen Sammlungen zu finden. [8] Die Texte der Lieder werden aufgrund von Sprache und Stil im fränkischen Raum verortet. [9] Bei den deutschen Liedern handelt es sich um Tanz-, Liebes- und Schlemmerlieder, sowie um Parodien (z.B. die Selichot-Parodie Taub Jeklein) und Spottlieder. Lange galt Felix Rosenbergs 1888 erschienene Dissertation Über eine Sammlung deutscher Volks- und Gesellschaftslieder in hebräischen Lettern als maßgebliche Forschungsarbeit zu dem Thema. [10]

Einige der jüdischen Lieder haben einen Bezug zu Purim. Eisik Wallich hat in den aus dem deutschen übernommenen Texten die Bezüge auf christliche Religion und Bräuche durch jüdische Namen und Symbole ersetzt. Die Texte der jüdischen Lieder sind mit hebräischen Worten und Phrasen durchsetzt, und haben oft auch didaktischen oder humorvollen Charakter. [11] In einem satirischen Lied heißt es u.a.:
Transkription des Liedes Es ist kein größer freud uf erden aus Eisik Wallichs Sammlung durch den jüdischen Musikwissenschaftler Abraham Zevi Idelssohn. [12]
"Jüdischer stamm, von echten art, / Ich will euch singen von einem, der / hat einen gruen bart. / Eisak Stilingain ist er genant, / er wohnt im Schweizerland." [13]

Eines der jüdischen Lieder ist das Estherlied von Josef den Benjamin. Ein Beispiel für die Übertragung eines Liedes von Deutsch in den jüdischen Kontext ist das Lied Es ist kein größer freud uf erden (der jüdische Musikwissenschaftler Abraham Zevi Idelssohn, siehe Bild, hat es transkribiert), dass auf dem deutschen Lied Es ist auf erden kein schwerer leiden beruht. Der traditionelle deutsche Text lautet:

"Es ist auf erd kein schwerer leiden / als wen sich zwei herzlieb mussen scheiden. / Ja bitter tot, mit deiner Not / und ganzen rat: / dir kan ich nichts vergleichen." [14]

In der Version des Eisik Wallich heißt es:

"Es ist kein grösser freud uf erden / als wen zwei lieb zusammen geben werden; / Zu dieser freud sol sich jederman sein bereit, / knecht und maid, / Choson und kalloh zu eren." [15]

In der Sammlung ist auch ein Gedicht mit dem Titel Hildebrant lid vorhanden, das sich entfernt auf das deutsche Hildebrandslied bezieht. [16]

Eines der Lieder stammt von Eisik Wallich selber. In dem Lied geht es um einen reichen und geizigen Mann, der im Angesicht des Todes erkennt, dass er sich zu sehr an seinen Besitz geklammert hat. Das Lied greift einen Totentanz von Caspar Scheit, einem Zeitgenossen Eisik Wallichs aus Worms, auf. Im Text heißt es u.a.:

"Ich welt mich geren stellen ganz wild, / Muss iiber mein Dank sein gestilt, / Es hilft mich doch kein spreissen. / Alle Menschen miissen auch davon, /Wenn es Oott der Allmechtig will hon. / Spricht Eisuk Wallich Wirmeissen." [17]

2 Literatur

  • Diana Matut: Dichtung und Musik im frühneuzeitlichen Aschkenas, Brill, Leiden, 2011
  • Felix Rosenberg: Über eine Sammlung deutscher Volks- und Gesellschaftslieder in hebräischer Sprache, Eugen Appelhans, Braunschweig, 1888
  • Philip V. Bohlman: Jüdische Volksmusik - eine Mitteleuropäische Geistesgeschichte, Böhlau Verlag, Wien, 2005, Seite 40 bis 51

3 Weblinks

4 Einzelnachweise

  1. Helmut Dinse: Die Entwicklung des jiddischen Schrifttums im deutschen Sprachgebiet, Verlag Metzler, 1974, S. 32
  2. Anm.: Zu seinem Todesdatum gibt es verschiedene Angaben. Es werden z.B. der 19. September und auch der 10. September 1632, sowie das Jahr 1630 genannt.
  3. Zur Herkunft und Geschichte der Familie Wallich siehe Encyclopedia Judaica, 2. Aufl., Band XX, Keter Publishing House, 2007, S. 613
  4. Diana Matut: Dichtung und Musik im frühneuzeitlichen Aschkenas, Brill, Leiden, 2011, S. 364
  5. H. Schultze: Paul Mühsam Family Collection - Geschichte der Familie Wallich
  6. Philip V. Bohlman: Jüdische Volksmusik - eine Mitteleuropäische Geistesgeschichte, Böhlau Verlag, Wien, 2005, S. 48
  7. Abraham Zevi Idelsohn: Jewish Music - Its Historical Development, Henry Holt and Company, New York, 1929, S. 380
  8. Evi Butzer: Die Anfänge der jiddischen purim shpiln in ihrem literarischen und kulturgeschichtlichen Kontext, Helmut Buske Verlag, Hamburg, 2003, S. 43 und 44
  9. Christoph Daxelmüller: Assimilation vor der Assimilation - Säkularer Lebensstil und Religiosität in der jüdischen Gesellschaft des 17. Jahrhunderts; in Anne-Charlott Trepp: Im Zeichen der Krise - Religiosität im Europa des 17. Jahrhunderts, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1999, S. 285
  10. Diana Matut: Dichtung und Musik im frühneuzeitlichen Aschkenas, Brill, Leiden, 2011, S. 1
  11. Abraham Zevi Idelsohn: Jewish Music - Its Historical Development, Henry Holt and Company, New York, 1929, S. 380
  12. Abraham Zevi Idelsohn: Jewish Music - Its Historical Development, Henry Holt and Company, New York, 1929, S. 390
  13. zitiert nach Abraham Zevi Idelsohn: Jewish Music - Its Historical Development, Henry Holt and Company, New York, 1929, S. 380
  14. zitiert nach Abraham Zevi Idelsohn: Jewish Music - Its Historical Development, Henry Holt and Company, New York, 1929, S. 381
  15. Abraham Zevi Idelsohn: Jewish Music - Its Historical Development, Henry Holt and Company, New York, 1929, S. 381
  16. Jerold C. Frakes: Early Yiddish Epic, Syracuse University Press, 2014, S. 436
  17. H. Schultze: Paul Mühsam Family Collection - Geschichte der Familie Wallich

5 Hinweis zur Verwendung

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6 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Issak ben Abraham Mosche Wallich) vermutlich nicht.




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