Gewalt gegen Frauen
Gewalt gegen Frauen ereignet sich weltweit täglich und in verschiedenen Kontexten. Es werden dazu psychische, physische und sexuelle Gewalt gerechnet.[1] Die WHO benennt Gewalt gegen Frauen als eines der größten Gesundheitsrisiken für Frauen weltweit.[2] Seit 1999 wird der 25. November als Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen abgehalten.[3]
Bei näherer Betrachtung zeigen sich unterschiedliche Zahlen je nach den Lebensumständen. Die weltweit am häufigsten auftretende Form von Gewalt gegen Frauen ist physische Gewalt durch eine vertraute Person im häuslichen Lebensbereich. 40 bis 70 Prozent der ermordeten Frauen in Australien, Israel, Kanada, Russland, Südafrika und den Vereinigten Staaten sind nach Schätzungen der WHO ihren Ehemänner oder Lebensgefährten zum Opfer gefallen. In Kolumbien wird an jedem sechsten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner ermordet. In Deutschland steht bei fast jedem zweiten Frauenmord ein dem Opfer nahestehender Mann im Verdacht.[4] Gewalt gegen Frauen wird in Deutschland nicht ausschließlich, aber überwiegend im häuslichen Bereich verübt, durch Partner oder Expartner. Das Bundesfamilienministerium stellte 2004 die erste repräsentative Studie (Prävalenzstudie) zu Gewalterfahrungen in Deutschland lebender Frauen vor, für die 10.000 Frauen vom Alter von 16 bis 85 zu ihren Gewalterfahrungen umfassend befragt wurden:[5]
- 42 % der in Deutschland lebenden Frauen haben psychische Gewalt erlebt (in Form von Einschüchterung, Verleumdungen, Drohungen, Psychoterror)
- 40 % haben seit ihrem 16. Lebensjahr physische oder sexuelle Gewalt oder beides erfahren
- 25 % haben Gewalt durch aktuelle oder frühere Beziehungspartner erlebt
- 13 % haben seit dem 16. Lebensjahr strafrechtlich relevante Formen sexueller Gewalt erlitten
Laut einer nicht-repräsentativen Befragung des deutschen Familienministeriums von 110 Prostituierten im Jahr 2004 wurden die befragten Frauen dreimal so oft Opfer physischer Gewalt und fünfmal so oft Opfer sexueller Gewalt wie die weibliche Durchschnittsbevölkerung.[6] Die Studie kam zu folgenden Ergebnissen:
- Gewalterfahrungen vor dem Einstieg in die Prostitution:
- 84 % hatten seit dem 16. Lebensjahr körperliche Gewalt erlebt
- 59 % hatten seit dem 16. Lebensjahr sexuelle Gewalt erlebt
- 52 % wurden als Kind Opfer körperlicher Gewalt
- 43 % wurden als Kind Opfer sexuellen Missbrauchs
- Gewalterfahrungen in der Prostitution:
- 41 % hatten körperliche oder sexuelle Gewalt (oder beides) erlebt[7]
- 78 % hatten Angst vor Gewalt durch Freier
- Fast jede fünfte der befragten Frauen erlitt bei der Ausübung der Prostitution schwere Verletzungen wie Knochenbrüche, Verstauchungen, Muskelrisse, Gesichtsverletzungen, Brandwunden und ausgekugelte Gelenke
Diese Befunde aus der Studie des Familienministeriums decken sich weitgehend mit denen einer weiteren Studie aus dem deutschen Sprachraum von 2001:[8]
- 98 % prostituierter Frauen hatte mindestens eine traumatische Erfahrung gemacht, die meisten mehrere
- 70 % hatten körperliche Angriffe erlebt
- 68 % waren vergewaltigt worden, die meisten durch Freier
- 50 % hatten als Kinder Missbrauch erlebt
1 Siehe auch
2 Einzelnachweise
- ↑ Agentur der Europäischen Union für Grundrechte, 5. März 2014
- ↑ Gewalt gegen Frauen, Bundeszentrale für Politische Bildung, 25. November 2014
- ↑ Gewalt gegen Frauen 2014 Hintergründe zum Aktionstag, abgerufen am 26. März 2016
- ↑ Quelle Bundeskriminalamt (BKA) 2012
- ↑ Ursula Müller, Monika Schröttle (2004): Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. Eine repräsentative Untersuchung zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland im Auftrag des Bundesministeriums für Familie (pdf)
- ↑ Ursula Müller, Monika Schöttle u. a.: Empirische Befunde zur Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit. Teilpopulationen Prostituierte. In: Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. 2004
- ↑ Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. 2004, S. 26 (https://www.bmfsfj.de/blob/94200/d0576c5a115baf675b5f75e7ab2d56b0/lebenssituation-sicherheit-und-gesundheit-von-frauen-in-deutschland-data.pdf).
- ↑ Sybille Zumbeck: Die Prävalenz traumatischer Erfahrungen, Posttraumatischer Belastungsstörungen und Dissoziation bei Prostituierten. Eine explorative Studie.. In: Studienreihe Psychologische Forschungsergebnisse. Hamburg 2001.
3 Vergleich zu Wikipedia
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