Gershon Sirota

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Der Kantor Gershon Sirota (links) mit Leo Loew, Musikalischer Direktor der Tlomazker Synagoge in Warschau

Gershon Sirota (* 1873 oder 1877 im russischen Podolia; gest. 1943 in Warschau) war einer der führenden jüdischen Kantoren des frühen 20. Jahrhunderts. Man nannte ihn auch "König der Kantoren" und "jüdischer Caruso". [1]

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1 Vita

Gershon Sirota um das Jahr 1910
Er wurde im Jahr 1873 bzw. 1877 geboren. Sein Vater, der dort als Kantor tätig war, erkannte früh das Gesangstalent des Sohnes und unterrichtete ihn in den traditionellen Synagogalmelodien (Nusach), so dass der Sohn ihm schon bald als Chorsänger assistieren konnte. Als Gershon Sirota im jugendlichen Alter war, wurde seinem Vater eine Stelle als Kantor in Odessa angeboten und die Familie zog dort hin. Schon bald war der junge Sirota auch dort Chorsänger und durfte auch immer öfters solistisch hervortreten. Im wurde ein Posten als Hilfskantor angeboten und im Alter von 18 Jahren wurde er 1. Kantor an einer Synagoge in den Vororten von Odessa. Parallel dazu studierte er am Konservatorium von Odessa Gesang und Musiktheorie. 1892 wirkte Sirota in Odessa an einer Aufführung von Joseph Haydns Oratorium Die Schöpfung mit. [2]

Seine Karriere als Kantor begann er im Alter von 21 Jahren in Odessa. Später wirkte er dann für acht Jahre als Kantor in Vilna. [3] Sirota trat u.a. vor dem russischen Zaren auf, und war einer der ersten jüdischen Sänger, von dem ab 1903 Tonträgeraufnahemen gemacht wurden. [4] In Laufe seiner Karriere wurden über 175 Aufnahmen gemacht. [5]

Im Jahr 1908 übernahm er die Stelle als Oberkantor an der Großen Synagoge von Warschau. Sein Ruhm nahm beständig zu, so dass er im Jahr 1912 sogar eine USA-Tournee absolvierte, wo er u.a. in der Carnegie Hall auftrat. [6] Auch in vielen anderen Ländern trat er vor jüdischem und nichtjüdischem Publikum erfolgreich auf und sogar Enrico Caruso soll eines seiner Konzerte besucht haben. Zu hohen Festen reiste Sirota öfter nach New York, da seine Gagen hier weitaus höher ausfielen als in Warschau. Aufgrund von Problemen mit der Synagogenleitung wegen seiner häufigen Konzerte gab er die Stelle an der Warschauer Synagoge dann auf. Ab 1927 widmete er sich dann ausschließlich seiner Konzertkarriere. [7]

Im Jahr 1935 trat er eine Stelle als Kantor an der Warschauer Nożyk-Synagoge an. [8] Sirota lebte im Warschauer Ghetto, und kam beim Aufstand dort im Jahr 1943 um.

Sirota verfügte über eine dramatische, kraftvolle und klare Tenorstimme. Auch bei Kolloraturen und mit langausgehaltenen Trillern brillierte er. Arthur E. Knight meinte im Jahr 1955 zu seiner Gesangskunst u.a.:

"Einer der bestausgebildeten Kantoren aller Zeiten. Seine Oktavsprünge, die perfekten Skalenläufe über drei Noten, die fabelhaften Triller und die einfache Koloratur sind mit keinem anderen Tenor von dem Aufnahmen erhalten sind vergleichbar." [9]

Der Rabbiner Samuel Silver schrieb 1983 in der Jewish Post von Indianapolis über den Eindruck, den Sirotas Gesang auf die Menschen machte:

“Als Kantor in Wilna und später in Warschau berauschte Sirota mit seiner brillanten Stimme Tausende von Menschen, darunter königliche Familien und den polnischen Präsidenten. Er war einer der wenigen Sänger, der sowohl Tenor als auch Bariton singen konnte.“ [10]

2 Weblinks

Plakat zu einem Auftritt von Geshon Sirota in der Großen Synagoge von Wilna

3 Audio und Video

4 Literatur

  • Raina Siroty Flowers: The Life and Legacy of Hazzan Gershon Sirota, Hebrew Union College-Jewish Institute of Religion, New York, 2010
  • Issachar Fater: Gershon Sirota - An Apprecaation; in Journal of Synagogue Music, Band II/3, 1969, Seite 16 bis 21
  • Samuel Vigoda: Legendary Voices - The Fascinating Lives of the Great Cantors, Band 1, 1981, Seite 509 ff.
  • Encyclopaedia Judaica, Band 18 (San-Sol), 2. Aufl., Keter Publishing House Ltd., 2007, Seite 644

5 Einzelnachweise

  1. Dan Diner: Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur, Band VI (Te–Z; Springer-Verlag, 2017, S. 115
  2. Bob Ziering: The GREAT CANTORS – Volume II / Gershon Sirota (1874-1943) - A Biographical Sketch
  3. Issachar Fater: Gershon Sirota - An Apprecaation; in Journal of Synagogue Music, Band II/3, 1969, S. 20
  4. Encyclopaedia Judaica, Band 18 (San-Sol), 2. Aufl., Keter Publishing House Ltd., 2007, S. 644
  5. Henry Sapoznik: Klezmer! - Jewish Music from Old World to Our World, Schirmer Books, 1999, S. 57
  6. Mark Slobin: Chosen Voices - The Story of the American Cantorate, University of Illinois Press, 2002, S. 59
  7. Dan Diner: Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur, Band VI (Te–Z; Springer-Verlag, 2017, S. 115
  8. Encyclopaedia Judaica, Band 18 (San-Sol), 2. Aufl., Keter Publishing House Ltd., 2007, S. 644
  9. Im Original: "One of the most highly trained cantors of all time. His octave leaps, perfect three-note runs up the scale, fabulous trills, facile coloratura, are unrivaled by any other recording tenor."; nach Velvel Pasternak: The Jewish Companion - Historical Overview, Personalities, Annotated Folksongs, Tara Publications, 2002, S. 73
  10. Im Original: “As cantor in Vilna and later in Warsaw, Sirota and his brilliant voice intoxicated thousands of people, including royal families and the president of Poland. He was one of the few vocalists who could sing both tenor and baritone.“; nach Samuel Silver in der Jewish Post von Indianapolis am 28. September 1983

6 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Gershon Sirota) vermutlich nicht.




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