Gendern mit kurzen Oberbegriffen
Unter Gendern mit kurzen Oberbegriffen bzw. Gendern 2.0 oder Gleichgestellte_Movierung werden Genderformen der deutschen Sprache zusammengefasst, deren Schwerpunkt der Erhalt der Kurzbegriffe (Leser, Sänger, Student) als Oberbegriffe für alle Geschlechter ist. Dem stand die bisherige Doppeldeutigkeit der Kurzbegriffe entgegen. „Leser“ konnten danach entweder alle Leser sein, egal welchen Geschlechts. Oder aber, wie in „Leserinnen und Leser“, ausschließlich die männlichen Leser. Um die Neutralität der Kurzbegriffe sicherzustellen, wird diese Doppeldeutigkeit aufgelöst, indem die Männer, analog zu den Frauen, eine eigene Endung bekommen.
Inhaltsverzeichnis
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1 Formen
Übersicht, angeordnet in der zeitlichen Reihenfolge ihrer Entstehung
Bezeichnung | Entstehung | Synonym | Oberbegriff | Frau | Mann | |
---|---|---|---|---|---|---|
1. | Gendern nach Behlert | 1998 | Leser | Leserin | Leseris | |
2. | Inverses Gendern | 2018 | on-Gendern | Leser | Leserin | Leseron |
3. | Gendern-Ändern | 2021 | an-Gendern | Leser | Leserin | Leseran |
4. | Klassisches Gendern | 2022 | rich-Gendern | Leser | Leserin | Leserich |
5. | Basisneutrales Gendern | 2023 | un-Gendern | Leser | Leserin | Leserun |
- Der Vorschlag von Matthias Behlert[1] geht weit über eine eigene Form für Männer hinaus und erreicht durch seine konsequenten grammatischen Änderungen eine sehr hohe Gendergerechtigkeit. Behlert stellte den Versuch, seine Sprechweise zu verbreiten, mangels Unterstützung ein.[2] Seine Idee wurde von Luise F. Pusch auf den Seiten 23 - 27 ihres Buches „Die Frau ist nicht der Rede wert: Aufsätze, Reden und Glossen.“ von 1999 Frankfurt/M. Suhrkamp TB 2921. vorgestellt. (Frankfurt/M. Suhrkamp TB 2921). Er wird außerdem mehrfach von Luise F. Pusch bei fembio.org erwähnt.
- Inverses Gendern von Josef Gnadl ist zu finden auf seiner Internetseite[3] und auf einer öffentlichen Facebook-Seite.[4]
- Gendern-Ändern wird von Christian Melsa vorgeschlagen.[5]
- Klassisches Gendern wurde von einem Team von 5 Personen um Bernhard Thiery entwickelt und vor allem durch 2 Petitionen veröffentlicht.[6][7]
- Zwei Videos zu Basisneutrales Gendern („-un-Gendern“) von Anka Fiedler finden sich auf youtube.[8]
2 Vorteile
Oberbegriff | Untergruppe 1 | Untergruppe 2 |
---|---|---|
Standard (deutsch, englisch, französisch) | ||
Wolken | Schäfchenwolken | Dampfwolken |
Schraube | Riesenschraube | Schräubchen |
Bürger | Staatsbürger | Wutbürger |
klären | erklären | aufklären |
cloud | thundercloud | digital cloud |
vin | vin rouge | vin blanc |
generisches Maskulinum mit einseitiger Movierung | ||
Leser | Leser | Leserin |
Gap-Gendern (Bsp Gendern mit *- und :) | ||
Leser*innen | Leser | Leserinnen |
Bürger:in | Bürger | Bürgerin |
Gendern 2.0 (Beispiele für verschiedene männliche Moveme) | ||
Leser | Leseron | Leserin |
Leser | Leseran | Leserin |
Leser | Leserich | Leserin |
Leser | Leserun | Leserin |
- Frauen werden nicht mehr dadurch diskriminiert, dass ihre Form von einer männlichen Grundform abgeleitet, also untergeordnet wird („Leserin“ war vorher abgeleitet vom angeblich männlichen „Leser“).
- Durch die kurzen Oberbegriffe und auf gleiche Art abgeleitete Unterbegriffe erhält die Sprache wieder die logische Grundstruktur, die praktisch in allen Sprachen Standard ist (siehe Tabelle). Daraus ergibt sich:
- Frauen und Männer werden gleich behandelt, weil sie auf die gleiche Art benannt werden.[9]
- Die Sprache wird logischer und damit einfacher lern- und sprechbar. Das kommt vor allem Menschen mit eingeschränkter Literalität und Menschen, die die deutsche Sprache erlernen wollen, entgegen.
- Es ermöglicht der Gruppe der nonbinären Menschen, auf gleiche Art eigene Endungen zu erstellen.
- Die Sprache vereinfacht sich dadurch, dass die Kurzbegriffe kürzer und einfacher sind als Doppelnennungen (Leserinnen und Leser) oder die aufwändigen Wortkonstruktionen mit dem Gendergap (Leser:innen, Bürger*innenmeister*innen).
- Die Sprache vereinfacht sich zusätzlich, weil die sexualisierten Formen viel seltener genannt werden müssen. Denn die männliche, die weibliche oder weitere Formen werden nur genannt, wenn es tatsächlich um diese Geschlechter geht. Das ist aber sehr selten der Fall. Daher genügen meistens die kurzen Oberbegriffe.
- Es ist ein Kompromiss in einem massiven Streit und kann die beiden gegnerischen Lager zusammen führen.
- Die an den modernen Genderformen häufig kritisierte Sexualisierung der Sprache bzw. der damit verbundene Sexismusvorwurf findet beim Gendern mit kurzen Oberbegriffen nicht statt. Die Kurzbegriffe sind ohne geschlechtliche Formen und meinen alle Menschen.
- Die Männer haben nicht mehr den ungerechten Vorteil, die elegante Kurzform zu besitzen.
3 Öffentliche Erwähnungen
- Erwähnung als „neuen Weg“, der sowohl gendergerecht als auch sprechbar ist in der Petition Öffentlich-Rechtliche, bitte beendet euer Experiment mit der Gendersprache
- Erwähnung im Indubio-Podcast von Gerd Buurmann, Folge 286 vom 23. 7. 2023 ab min 16.
- Erwähnung in der Zeitschrift EMMA vom September/Oktober 2023 im Artikel „Diese Minderheit verdrängt die Mehrheit“ von Luise F. Pusch unter der ursprünglichen Bezeichnung basisneutrales Gendern.
- Erwähnung in der Neuen Zürcher Zeitung "Die GeisterInnen die sie rief von Urs Bühler vom Januar 2024.
4 Weblinks
- gendern2-0.de Umfangreich und leicht verständlich.
- gendern-zwei-null.de In Fachsprache, aus Sicht des In-an-on-Genderns.
5 Quellen
- ↑ Internetpräsenz Matthias Behlert auf pauker.at
- ↑ Interview mit Matthias Behlert im Untergrundblättle bzw. Transgenderradio
- ↑ bo8h.de/Offtopic/
- ↑ Facebook-Seite „Antigendern statt Gendern“
- ↑ sprachforschung.org
- ↑ Petition „Klassisch Gendern“ auf openpetition.de
- ↑ umfangreichere Petition auf change.org
- ↑ Youtube-Video von Anka Fiedler
- ↑ Deutschland ist besessen von Genitalien: Gendern macht die Diskriminierung nur noch schlimmer. Wer will, dass Männer und Frauen gleich behandelt werden, der muss sie gleich benennen. Ein Gastbeitrag im Tagesspiegel von Nele Pollatschek. 30.08.2020
6 Andere Lexika
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