Bartolomé de Las Casas

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Bartolomé de Las Casas (* 1484 oder 1485 in Sevilla]; † 18. Juli 1566 im Dominikanerkloster Nuestra Senora de Atocha bei Madrid) war ein spanischer Theologe, Dominikaner und Historiker sowie Bischof von Chiapas im heutigen Mexiko.

Der aus einfachen Verhältnissen stammende Las Casas besuchte die Kathedralschule in Sevilla und studierte danach Alte Sprachen, Geschichte und Philosophie. Er hielt sich dann ab 1502 auf den Inseln Hispaniola und Kuba auf, wo er auch kurzfristig als Soldat an der gewaltsamen Unterwerfung der Einwohner der Insel beteiligt war. Ab 1514 wurde er dann zu einem scharfen und vielbeachteten Kritiker der mit Gewalt und Ausbeutung durchgeführten Eroberung Mittel- und Südamerikas. Bei all seiner Kritik an der Gier und den Gewaltexzessen der Konquistadoren und seinem Einsatz für die indigenen Völker Amerikas blieb er dem kolonialistischen Denken seiner Zeit verhaftet und stellte kaum die moralische Berechtigung von Kolonisierung und Missionierung sowie der Überlegenheit des Christentums und der abendländischen Kultur als Ganzes in Frage. [1]

Las Casas 1534 entworfenes theologisches Hauptwerk De unico vocationis modo (dt. Über den einzigen Weg der Bekehrung) wurde bereits zu seinen Lebzeiten in den großen spanischen Universitäten studiert. Es beeinflusste viele seiner Zeitgenossen und war nach seinem Tod in der Neuen Welt weit verbreitet. Obwohl sein Buch gewisse Formen des Kolonialismus in Frage stellte, war es nicht das Werk eines abseits des Kolonialismus stehenden Autors. Las Casas war gut vernetzt, hatte Christoph Columbus und dessen Familie gekannt, seine Besitzungen waren ihm von diesem gegeben worden und er verkehrte mit Päpsten und Königen, die er mit seinen Gedanken auch teilweise beeinflussen konnte. Das dritte mexikanische Provinzialkonzil von 1585, welches bis 1918 als ein kanonischer Rechtskodex akzeptiert war, wurde teilweise von ihm beeinflusst. Bei diesem Konzil argumentierten die Bischöfe zugunsten von Las Casas Methode "friedlicher Durchdringung und Kolonisierung", und dies war das System, welches die spanische Monarchie letztlich annahm. [2]

Bereits früh verstand Las Casas, dass das damals angewandte System der Encomienda, welches auf Zwangsarbeit in Plantagen und Minen beruhte, zutiefst problematisch war, weil es verhinderte, was er als das wichtigste Ziel des spanischen Imperiums ansah: Die Aufrichtung des christlichen Glaubens. Ursprünglich hatte Las Casas selber Sklaven besessen, gab seine eigene Encomienda aber später auf. Statt dem Einsatz amerindischer Sklaven (die der harten Zwangsarbeit nicht gewachsen waren und millionenfach wegstarben) empfahl Las Casas den Import afrikanischer Sklaven da diese produktiver seien als die indigenen Völker der Amerikas. [3] Der aus Bulgarien stammende Historiker und Soziologe Tzvetan Todorov verweist in diesem Zusammenhang auf die größere Effektivität von Las Casas Kolonisierungstheorie gegenüber der älteren Versklavungstheorie, denn wenn der Andere eher als Subjekt denn als Objekt verstanden wird, ist er auch produktiver. Dies ist ein Ansatz, der auch im Neo- und Postkolonialismus seine Gültigkeit behalten hat. [4] Obwohl Las Casas also das Encomienda-System verwarf, ermutigte er die Spanier aber nicht, sich aus der Neuen Welt zurückzuziehen.


  1. Jörg Rieger: Christus und das Imperium - Von Paulus bis zum Postkolonialismus, LIT Verlag, Berlin, 2009, Seite 121 bis 149
  2. Stafford Pole: Successors to Las Casas; in Revista de historia de America 61-62, 1996, Seite 92 sowie 105 und 106
  3. Robert Brady: The Role of Las Casas in the Emergence of Negro Slyvery in the New World; in Revista de historia de America, 1996, Seite 61 und 62
  4. Tzvetan Todorov: The Conquest of America - The Question of the Other, University of Oklahoma Press, 1999, Seite 175 und 176

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