Abel (Dänemark)
😃 Profil: Abel | ||
---|---|---|
Beruf | Herrscher | |
Persönliche Daten | ||
Geburtsdatum | 1218 | |
Geburtsort | ' | |
Sterbedatum | 29. Juni 1252 | |
Sterbeort | Oldenswort im Amt Eiderstedt, heute Kreis Nordfriesland |
Abel (* 1218; † 1252) war Herzog von Schleswig (1232–1250) und König von Dänemark (1250–1252). Um sein Leben ranken sich zahlreiche Sagen und Legenden.
Inhaltsverzeichnis
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1 Biografie
1.1 Abstammung/ Brüder
Abel war Sohn von König Waldemar II. (* 28. Juni 1170; † 28. März 1241) und dessen zweiter Gemahlin Berengaria von Portugal (* 1194; † 27. März 1221). Die Familie gehört zum Haus Estridsson. Abel kämpfte an der Seite seines Vaters bei der Schlacht von Bornhoeved im Jahr 1227. Die beiden Brüder Abels waren Erich IV. (auch "Erik IV." geschrieben, er wurde auch Plovpenning (= Pflugpfennig) genannt) (* 1216; am 10. August 1250 bei Missunde im Auftrag von Abel ermordet) und Christoph I. (* 1219; † 1259). Seine Schwester Sofie (* 1217; † 1247) heiratete um 1230 Johann I. Markgraf von Brandenburg.
1.2 Ehe und Kinder
1237 heiratete Abel Mechthild von Holstein (1225 - 1288).
Dieser Ehe entstammen vier Kinder:
- Waldemar III. (ca. 1238 - 1257);
- Erich I. ( ? - 1272), von 1257 bis 1272: Herzog von Schleswig;
- Abel II. (1252 - 1279), 1252 - 2.4.1279: "Regent" von Schleswig;
- Sophie (1240 - ca. 1290), sie heiratete am 3.2. 1258 Bernhard I. Fürst von Anhalt-Bernburg.
1.3 Streit und Kriege
Zeitweise galt Abel - für den Papst und für Böhmen - als Gegenkandidat Kaiser Friedrichs II für den deutschen Thron.
Abel lag mit seinem Bruder Erich IV. "Plovpenning" (1232 - 1241: "Mitkönig" seines Vaters Waldemar II.; 1241 - 10. August 1250: König von Dänemark) in ständigem Streit und musste sich ihm 1249 als Vasall unterordnen.
Abel erstritt in den Kriegen gegen seinen Bruder Erik zeitweilig die Orte Fünen, Ripen und Odense.
Zudem verweigerte er, durch Intrigen(?), Erichs Ansprüche auf Holstein.
Als Herzog von Schleswig regierte Abel von seiner Burg ("Jurisburg"[1]), welche in der Schlei auf der heutigen Möweninsel stand.
1.4 Brudermord/ Kriegszug gegen die Eiderfriesen/ Tod
Während einem Versöhnungsbesuchs seines Bruders Erich IV. ließ er diesen am 10.8.1250 auf der Schlei bei Missunde ermorden und wurde so König von Dänemark.
Nach einem ersten misslungenen Kriegszug im Winter 1251/52 versuchte er im Sommer 1252 die von seinem Vorgänger Erich IV. erhobene "Pflugsteuer" erneut von den Eiderfriesen (Einwohner Eiderstedts in Nordfriesland) einzutreiben. Diese beriefen sich jedoch auf ein Edikt Kaiser Karls I., wonach sie nicht zu Schatzungen (Steuern) oder Dienstbarkeiten gezwungen werden konnten. Bei dem darauffolgenden Kämpfen wurde Abel am 29. Juni 1252 getötet.
König Abel wurde dem Brauch nach neben seinem - von ihm durch Beauftragung ermordeten - Bruder im Dom zu Schleswig bestattet.
Dieses missfiel den Domherren. In einer nächtlichen Aktion wurde Abel exhumiert und in einem Sumpf im Wald hinter dem heutigen Schloß Gottorf versenkt.
Als Nachfolger König Abels von Dänemark bestieg dessen Bruder Christoph I. den dänischen Thron.
2 Rezeption und Quellen
Um König Abel von Dänemark rankt sich seit Jahrhunderten eine Sage, deren unterschiedliche Überlieferungen sich in Einzelheiten unterscheiden, jedoch die beiden Kernstücke, Erich IV. Ermordung und Abel's Tod, beinhalten. Zur Abel-Sage bietet ein Text von E. Willkomm über den Möwenberg bei Schleswig eine der ausführlichsten Darstellungen.[2] In den Kernaussagen deckt sie sich mit anderen, teilweise sehr viel kürzeren, anderen Texten über Abel.
2.1 Karl Müllenhoff
Karl Müllenhoff schreibt in seiner Sammlung:
„XV.
Erichs Leiche.
(1250.)
Nachdem Herzog Abel seinen unschuldigen Bruder den König Erich hatte ermorden lassen, und die Leiche mit Steinen und Ketten beschwert bei Missunde in die Schlei gesenkt war, so stieg sie doch bald empor und trieb ans Ufer. Als man sie in feierlichem Zuge in die Stadt führte, fingen alle Glocken von selbst an zu läuten. Man begrub sie in der Kirche St. Peter, und zeigt heute noch, nachdem sie längst anderswo hingeführt ist, dort des Königs Mütze, Rippe und die Ketten.
An dem Orte, wo die Leiche antrieb, errichtete man ein hölzernes Kreuz und nannte ihn zum finstern Stern. Oft haben später Fischer blaue Lichter da gesehen, wobei sie immer ein Grausen angekommen ist.
Der König soll jetzt unter einem Steine zwischen Loitmark und Arnis an der Schlei begraben sein. Jede Nacht, wenigstens in der Nacht, in der er ermordet ward, kehrt der Stein sich um, wenn die Uhr zwölf schlägt.
...“– Fußnote im Orginaltext: "Cypraei Ann. episc. Slesv. S. 258 – Mündlich. vgl. 337. 340."
"Sagen, Märchen und Lieder der Hezogthümer Schleswig Holstein und Lauenburg - Herausgegeben von Karl Müllenhoff + -- Kiel, Schwerssche Buchhandlung - 1845"; ebd. S. 17
„XVI.
König Abel und Wessel Hummer.
(1252.)
König Abel zog hinunter nach Eiderstede mit großem Heere und wollte die Friesen bezwingen. Die aber wehrten sich tapfer und schlugen ihn auf dem Königskamp. Als er nun fliehend den Milderdamm erreichte, war ein Rademacher von Nordstrand, Wessel Hummer, ihm voraus geeilt und hielt sich in einem Siel, das unter dem Damme weg ging, verborgen bis der König kam; da sprang er hervor, fiel ihn von hinten an und spaltete ihm den Kopf mit seiner Axt, so daß er sogleich tot niederstürzte.
Mehrere Jahre nach dieser Tat befand sich Wessel Hummer einmal zur See. Da erhub sich ein gewaltiger Sturm, daß das Schiff dem Untergange nahe kam. Da gestand er, daß er ein Königsmörder und wohl der Jonas auf dem Schiffe sei, um dessentwillen See und Sturm tobten. Als nun weiter keine Rettung war, entschlossen sich die Schiffer und warfen ihn über Bord; sogleich legte sich das Unwetter.
...“– Fußnote im Orginaltext: "Provinzialberichte 1794, 2, 72. – Mündlich durch Herrn Schullehrer Hansen auf Sylt"
"Sagen, Märchen und Lieder der Hezogthümer Schleswig Holstein und Lauenburg - Herausgegeben von Karl Müllenhoff + -- Kiel, Schwerssche Buchhandlung - 1845"; ebd. S. 17 f.
2.2 Theodor Storm, Theodor Mommsen
Theodor Storm und Theodor Mommsen verfassten gemeinsam folgende Fassung der Sage:
„Die Abelssage.
Mit König Erichs Thronbesteigung hatte sein Bruder, Herzog Abel von Schleswig, durch Intriguen[3] und offene Feindseligkeiten ihn zu stürzen und sich seines Thrones zu bemächtigen gesucht, doch da Erich ihn besiegte, hatte er sich unterwerfen müssen. Da bekam plötzlich der König Nachricht, daß ungeachtet des Friedens Graf Johann von Holstein mit Heeresmacht Rendsburg belagere, und Abel ihm wahrscheinlich hülfreiche Hand leiste. Sogleich brach der König gegen die Holsteiner auf; unterwegs aber kehrte er in Schleswig bei seinem Bruder ein, um diesen zur Eintracht zu gewinnen. Abel empfing ihn auf seinem Schlosse, das auf der jetzt sogenannten Möweninsel[4] lag, und bewirthete ihn freundlich.
Aber während Erich nach der Tafel mit einem Ritter am Brettspiel saß, berieth Herzog Abel sich mit Lauge Gudmundsön und Inge Pust, wie er den König aus dem Wege räumen möchte. Als sie sich einig waren, suchte der Herzog einen Zank mit dem König. Darum ging er auf ihn zu und schalt ihn wegen des Unheils, das er über sein Haus gebracht habe.
„Denkst du noch daran“, sagte er, „wie du vor zwei Jahren diese Stadt verbranntest, und meine Tochter nackend und barfuß aus dem Thore gehen mußte?“ – Der König antwortete „Ich glaube, lieber Bruder, daß ich noch Geld genug im Beutel habe, um deiner Tochter ein Paar neue Schuhe zu kaufen.“ Da ließ der Herzog ihn sogleich fesseln und in ein Boot werfen, das mit ihm die Schlei hinunterfuhr. Bei Brodersbye holte ein zweites Boot das des Königs ein; der König fragte, wer es leite. Als man ihm antwortete, es sey Lauge Gudmundsön, so wußte der König, daß er sterben müsse, und befahl, ihm einen Mönch von der Brodersbyer Kapelle zu holen, was auch geschah.[5]
Davon heißt der Ort noch jetzt Messunde[6]. Als Erich gebeichtet hatte, schlug man ihm auf Lauge’s Befehl das Haupt herunter, und versenkte den Leichnam in die Schlei, beschwert mit Steinen und Ketten, von welchen noch heute einige Glieder in dem Schleswiger Dom gezeigt werden.[7]
Zur Nachtzeit aber sah man an der Stelle, wo der König versenkt war, blaue Flammen auf dem Wasser tanzen, und des Tages lagerten sich dort dichte Möwenschwärme und riefen unaufhörlich Erich! Erich! -- Das währte zwei Monate hindurch; da tauchte der Leichnam wieder auf und wurde von Fischern nach Schleswig gebracht, wo er heimlich im Dom bestattet ward.[8] Seitdem verschwanden die Flammen; die Möwen aber flogen auf und lagerten sich um Abelsburg, wo sie ihre Nester bauten und sich auf keine Weise vertreiben ließen. Die Burg ist seitdem längst in Trümmer gesunken, die Möwen aber bewohnen noch immer und jetzt allein die Insel, und rufen. Erich! Erich![9]
Abel war nun König, aber Ruhe fand er nicht mehr und fiel zwei Jahre später in einem Kampfe gegen die Friesen, der Rademacher Wessel Hummer aus Pellworm erschlug ihn auf dem Milderdamm bei Stapelholm. Auch ihn bestattete man wie seinen Bruder im Dome zu Schleswig; aber es duldete ihn nicht im Grabe. Nachts, wenn die Mönche ihr Gebet absangen, erhub sich Gepolter und Stöhnen und störte sie in ihrem heiligen Amte. Nachdem sie vergebens versucht hatten, den ruhelosen Geist zu bannen, ließen sie die Leiche ausgraben und in einen Sumpf im Pöhlerwald[10] versenken und einen Pfahl durch den Sarg und den Körper in die Erde treiben, damit er sich nicht wieder erheben könne. Noch jetzt zeigt der Bauer der dortigen Gegend die Stelle. -- Allein es ist Alles vergebens gewesen. In der Nacht steigt der todte König aus seinem Sumpfgrabe und schwingt sich auf ein kleines feuriges Roß; zwei feurige Hunde begleiten ihn. So unterPfeifen und Hörnerschall braus’t die wilde Jagd hoch durch die Luft hin, über das Gehölz, über die Domkirche dem Möwenberge zu; um diesen wird die Runde gemacht; dann geht es weiter bis nach Missunde hin zu der Stätte des Brudermordes, dann wieder zurück in das Grab im Pöhlersumpf. Das ist König Abel’s wilde Jagd, die manchen noch Lebenden erschreckt hat. In der Sommernacht aber des zehnten August, am Todestage König Erich’s, jagt er wilder als sonst, und Hörnerruf, Gestöhn und Rüdengebell schallen laut durch die Nacht.
...“
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"Volksbuch für das Jahr 1844, mit besonderer Rücksicht auf die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg"; darin ab S. 80: "Theodor Storm, Theodor Mommsen: Schleswig-Holsteinische Sagen: Die Abelssage.",ebd. S. 84ff.
2.3 Ludwig Bechstein
Auch von Ludwig Bechstein gibt es eine Fassung:
„König Abels Jagd
König Abel, der Brudermörder, war Zeit seines Lebens ein gewaltiger Jäger, und als es mit ihm zum Sterben kam, wünschte er sich, statt der ewigen Seligkeit, ewig jagen zu dürfen. Dieser Wunsch ward ihm gewährt zur ewigen Strafe. Kohlschwarz im Gesicht, von zehn manchmal feurigen, aber kleinen Hunden begleitet, auf einem kleinen Pferde reitend, durchzieht er die Lüfte mit Lärm und Getöse und gellem Hornruf.
Sein Schrei tönt: Hurra! Hurra! - Es war zur Zeit König Abels Leben nicht gut, ihm zu begegnen, und ist's auch heute noch nicht. Ein alter Bauer aus Dorf Danewerk erzählte, wie seiner Großmutter ihre Großmutter noch eine junge Dirne gewesen, da hätte um das Danewerk herum noch viel Gehölz gestanden, dahinein hätte die Dirne die Kühe getrieben und gehütet. Da habe sie einmal unversehens in der Luft ein fürchterliches Ramentern vernommen und wäre König Abel in Lüften dahergesaust mit seiner Jagd. Zehn Hunde, ganz weiße, hatte er bei sich, die hatten feurige Zungen aus dem Halse hängen. Ach, dachte die Dirne, nun bin ich so ganz allein, wie soll das wohl gehen? Sie hatte ein weißes Schürztuch um, das band sie ab und wickelte es um ihren Kopf, und setzte sich bei einen großen Baum und weinte. König Abel kam nun heran und machte gar ein grausiges Geprassel und Getöse bei ihr herum, und dann zuletzt machte er sich wieder von dannen. Von den Hunden des Königs Abel kam aber einer zu der Dirne heran und sprang ihr in den Schoß und legte sich still hinein. Wie nun der Lärm vorüber war, so nahm sie den Hund im Schoß mit nach Danewerk, und da hat er sein Geschlecht vermehrt, daß noch immer solche Däckel dort gefunden werden. König Abels Jagd hat aber seitdem nicht mehr zehn Hunde, sondern nur noch neun.
König Abels Pferd braucht auch Futter. Auf dem Hesterberg bei Schleswig bringen die Bauern aus Mielberg, wenn sie ein Stück Land mit Hafer besäen, einen Sack voll mehr mit, als sie brauchen, nachts kommt hernach allemal jemand, der den Hafer für sein Pferd braucht. Darum gerät aber auch der Hafer auf dem Hesterberg am allerbesten in ganz Schleswig.
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"Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch", Leipzig 1853,ebd. S. 160
2.4 Andreas Ludwig Jakob Michelsen
„... Zu dieser Zeit standen also unsere friesischen Gemeinden mit dem Könige Dänemarks in bestem Vernehmen. Anders wurde es bald, als Waldemar nicht mehr auf dem Throne saß.
Sein Sohn Erich, der 1241 in der Regierung ihm folgte, und dem der Name Pflugpfennig ist beigelegt worden, wollte auch den friesischen Pflug nicht unbeschatzt lassen. Er verlangte von ihnen eine ungewöhnliche Steuer, welche sie ein für allemal mit einer hohen Summe abhandelten, um nicht zu ihrem Landgelde, das sie seither entrichteten, noch eine besondere und neue Haussteuer hinzu zu bekommen.[11] Dieser Vorgang war für die Folgezeit ein sehr bedenklicher, indem zu erwarten stand, daß gleiche neue Schatzforderungen nicht lange ausbleiben würden, zumal da sich durch die Verhältnisse mit Waldemar wohl die Ansicht zu bilden angefangen hatte, daß die Friesen so ziemlich wie Unterthanen anzusehen wären. Schon nach wenigen Jahren unter dem folgenden Klönige ging die Erwartung in Erfüllung.
Herzog Abel von Schleswig bestieg den dänischen Thron am ersten November 1250, nachdem er sich an König Erich des scheußlichsten Brudermordes entweder schuldig oder doch wenigstens bei allem Volk verdächtig gemacht hatte. Die Ausschreibung einer ausserordentlichen Schatzung war nothwendig, und wurde von den Reichsständen auf einem Herrentage bewilligt. Auch von den Friesen ward sie verlangt, nach dem Maaßstabe der von denselben an König Erich erlegten Steuer.[12] Sie konnten mit Recht sie ganz ablehnen, was sie jedoch nicht thaten, indem sie vielmehr nur den vollen belauf der ihnen auferlegten Summe zu zahlen sich weigerten, und dabei vorstellten, oder richtiger wohl vorschützten, wie es ihnen unmöglich wäre, eine so große Summe aufzubringen, weil die Erhaltung ihres Landes mit Deichen und Dämmen ihnen fortwährend die höchsten Kosten und unaufhörliche Kraftanstrengung verursachte. Die Weigerung brachte den ehrgeizigen und herschsüchtigen König, der als Herzog von Schleswig in einer längeren Reihe von Jahren die trotzigen Marschbewohner[13] näher kennen gelernt hatte, in vollem Zorn. Er beschloß, dieselben zur Unterthänigkeit zu zwingen, in welchem Beschlusse er von Einwohnern des Herzogthums, die mit neidischen Blicken die Vorrechte und Freiheit der benachbarten Harden betrachteten, nicht wenig bestärkt wurde. Die übermüthigen Leute der Aussenlande sollten mit gewaffneter Hand unterworfen und als Aufrührer und Unruhestifter auf das härteste gezüchtigt werden. Im Winter 1251-52, als die Gewässer fest zugefroren waren, wurde zur Ausführung des gefassten Planes geschritten.
Am leichtesten war es, in Eiderstedt einzudringen, weshalb der König diese Landschaft zuerst anzugreifen Willens war. Zu dem Ende zog er bis an das Gewässer, welches Eiderstedt vom Festlande trennte, und lag nun mit einem großen Heere zum Schrecken der Eiderfriesen auf der Vorgeest, durch Anlage von Brücken sich den Übergang über das Eis vobereitend und sichernd. Da kamen ihm die Eiderfriesen angreifend zuvor; sie rückten über den Deich, drängten den Feind vom Eise zurück, und verfolgten den gewonnenen Vortheil weiter. Der König mußte sich ferner zurrückziehen. Unterdessen war auch starkes Thauwetter eingetreten; das Eis brach, heftige Regengüsse machten die sumpfige Gegend bodenlos und unwegsam, was die Friesen nicht hemmen konnte, dagegen die Truppen des Königs, die Reiterei insbesondere, behindern und ins Verderben bringen mußte. Der König erlitt einen solchen Verlust, das er für diesmals von der Eroberung Eiderstedts abzusehen sich genöthigt sah.
Nicht lange währte es, als die Nachricht von Abels Verlust seine Feinde im Lande, deren er viele hatte, zum Aufstande reizte. Es erhoben sich Unruhen, geleitet von einem Ritter, Heinrich von Mildorp, der vermuthlich von Geburt ein Dithmarsche oder gar ein Nordfriese war. Dies regte des Königs Zorn gegen die unfolgsamen Friesen noch mehr auf, seinen Aerger über den ihm beigebrachten Verlust steigernd, und trug dazu bei, daß er das Werk der Unterjochung rasch und kräftiger als zuvor wieder anfaßte. Im Juni desselben Jahres zog er eine große Macht auf der Mildeburg zusammen, während bereits Schiffe zur Ueberfahrt nach Eiderstedt auf der Eider lagen. Gleich an dem ersten Tage nachdem das Heer daselbst sich versammelt hatte, ging der König mit allen Rittern und Knechten und seiner ganzen Macht längs der Milder an die Eider, schiffte sich hier ein, und fuhr, das Meer in drei große Fahnenabtheilungen gesondert, die Nordeider hinunter, zwischen Eiderstedt und Everschop in einen Hafen, der Oddenskild hieß und dicht bei Oldenswort lag, einlaufend. Von da zog er über den Deich auf eine weite Marschfläche, wo er im Süden Oldensworts ein festes Lager errichtete, die Zelte aufschlagend und ringsum mit Gräben sich verschanzend. In die gefährliche Marsch weiter vorzudringen, hielt er vorerst nicht für rathsam, vielmehr hoffte er, daß die Friesen auf diesem Standpunkte ihn nach ihrer gewöhnlichen Art bald angreifen würden, in welchem Falle er zum entscheidenden Treffen ein gutes Terrain hätte. Darauf ward vom Lager aus in der Umgegend gebrannt, geplündert und die höchste Brandschatzung eingetrieben, was den Friesen eine dringende Herausforderung zum Angriffe seyn mußte. Allein zu schwach gegen diese große Macht waren die Eiderfriesen, um den Angriff zu wagen; sie verschanzten sich ihrerseits auf gleiche Weise durch einen breiten Graben, suchten somit dem Feinde das Vorrücken unmöglich zu machen, und gaben das von ihm eingenommene Gebiet preis. Solche Stellung behauptete der König sechs Tage lang. Inzwischen hatte sich aber ein starker Haufe aus den Nordharden,[14] ohne Zweifel durch Sendboten von der Noth der Eiderfriesen benachrichtigt und zum Beistande herbeigerufen, ihren Landsleuten zu helfen sich aufgemacht. Er legte sich auf die Vorgeest, im den König hier jedenfalls aufzufangen und ihm den Rückzug abzuschneiden. Das setzte die Eingesessenen des Strandes ebenfalls in bewegung, und jetzt traten am siebenten Tage die sämmtlichen Siebenharden auf ihrer alten Dingstätte am Bauermannswege[15] zusammen, die kraftvollen Maßregeln zur Errettung des Vaterlandes berathend und beschließend.
Kaiser Karl glorreichen Andenkens, - so sprach man hier aus Einem Munde, - hat alles Friesenvolk, das rühmlichst als Heerschild ihm gedient, mit Gerechtigkeiten und Freiheiten herrlich begabt: Kein Fürst kann es zu Schatzungen und Dienstbarkeit zwingen.[16] König Abel sollte sterben, oder jeder Friese in seiner edlen Freiheit untergehen: das war der einmüthige Beschluß. Mit der Ausführung ward danach keinen Augenblick gesäumt. Bald war alle wehrhafte Mannschaft sämmtlicher Harden um ihre Fahnen versammelt, und zog von der Geest nach Eiderstedt nördlich hinüber, wo die ihrer harrende Mannschaft aller westlich vom königlichen Lager wohnenden Eidefriesen zu ihnen stieß. Das Heer war vereinigt um die Bildsäule des nordfriesischen Schutzpatrons, Sanct Christians, die auf einem Wagen einhergefahren ward, und alle schwuren, das Bild, wenn ihnen der Sieg zu Theil würde, auf das allerbeste vergolden zu lassen. Sie hatten den Plan gefaßt, den König unerwartet im Lager zu überfallen, und groß mußte ihr Muth seyn, denn sie stritten für ihre Landesfreiheit, unter dem Schutze ihres Heiligen, wider den Zwingherrn, den von Gott verlassenen Brudermörder. Auch würde der Ueberfall, da es dunkle Nacht war, wohl gelungen seyn, wenn der König nicht durch seinen Spion, Namens Rock, von der drohenden Gefahr wäre unterrichtet worden. Man rieth ihm, sogleich aufzubrechen, und gen Süden nach der Eider sich zu wenden, um in dem Falle, daß er sich nicht würde halten können, unverzüglich sich einzuschiffen. Allein noch ehe dies bewerkstelligt werden konnte, erschien in früher Morgendämmerung die Friesen vor dem Lager, und der König, als er das große Heer mit sieben flatternden Fahnen ansichtig wurde, verließ mit allen seinen Truppen das Lager in solcher Hast und Unordnung, daß alles im Stich gelassen ward, Kriegs= und Mundvorrath, Raubgut und Brandschatzung, ja selbst einige der Fahrzeuge, die er zu künftigem Gebrauch im Lager hatte. Die Friesen verfolgten ihn auf der Ferse. Dennoch erreichte er unangegriffen die Eider, wo er auf den aus dem Lager glücklich mitgenommenen Fahrzeugen sich einschiffen wollte, was aber, da es eben die Zeit der niedrigsten Ebbe war, nicht anging. Jetzt trafen die Friesen auf den nachtrab, und erschlugen gleich beim ersten Anlaufe auf dem Wege entlang dreihundert Mann; eine andere Schaar jagten sie in die Eider.
Das Königsheer zog sich östlich hin an dem Flusse, bis es bei dem sogenannten alten Haarbleck ein Gewässer vor sich hatte. Hier machte es Halt, daher ein heftiger Kampf nun entbrannte, in welchem auch viele Friesen fielen, besonders von dem Haufen, der die Seelieger genannt wurde, dessen Ausgang aber war, daß das königliche Heer nach großem Verluste [17] eiligst längs dem Gewässer, an der Grenze des Kirchspiels Coldenbüttel[18], nach Norden sich zurückziehen mußte. Alle Friesen setzten nach bis zu Ipenbüll, wo die Harden, welche aus dem Norden den Eidermannen zu Hülfe gekommen waren, von der Verfolgung abstehen mußten, weil sie seit der Zeit ihres Auszuges fast in ununterbrochenen Märschen gekämpft hatten, ohne Rast und ohne Erquickung, daher sie nachgerade zum ferneren Nachjagen zu erschöpft waren. Die Eiderfriesen, nicht so erschöpft durch einen langen Marsch, fuhren mit der Verfolgung fort, bis sie an die Itzenau kamen; denn als sie gewahr wurden, daß der König auch diese passiert war, von wo er rasch auf dem Itzendamme weitereilen konnte, wandten sie sich rasch um, und nahmen ihren Weg in das verlassene Lager nach Oldenswort, um hier in den königlichen Zelten unter allen Herrlichkeiten von dem schweren Tageswerke auszuruhen und mit Speise und Trank sich zu stärken. Das Königsheer gelangte also, ohne den Feind auf der Ferse zu haben, an die Eider. Doch nur eine kurze Strecke war es längs dem Flusse an dem Gebiete des Kirchspiels Coldenbüttel hingezogen, als die starke Coldenbütteler Mannschaft, die noch gar nicht an dem Kampfe hatte Theil nehmen können, weil sie durch ihre von dem königlichen lager östliche Belegenheit von den anderen landsleutemn abgeschnitten war, demselben entgegenkam ind in beständigem Streite Stunden lang es aufhielt. Der Lärm und das Geschrei von diesem Gefechte drang bald zu den Ohren der Eiderfriesen, die das Lager noch nicht erreicht hatten. Sofort gaben sie den Plan, des Ausruhens auf, steckten ihre Fahnen wieder auf, fielen dem Königsheere in die ungedeckte Seite, und amchten die eine der Fahnenabtheilungen ganz nieder. Der König floh mit dem Reste seiner Truppen über die Eider, alle Friesen setzten nach, und vernichteteten in kurzer Frist das ganze Heer. Er suchte selber auf dem Milderdamme zu entkommen, allein ein Rademacher aus Pelworm, Wessel Hummer genannt, war ihm zuvorgekommen; und hier auf dem Milderdamme an einer Brücke spaltete der Pelwormer mit seiner Axt dem Könige das Haupt[19]. Es geschah an dem Tage Petri und Pauli, den 29. Juni 1252.
Das Heer der Nordfriesen, als Sieger auf dem Wahlplatze, stand bei der königlichen Leiche der Mildeburg gegenüber, wo vor über hundert Jahren nicht wenige ihrer Vorfahren hatten bluten und die Gemeinden schwere Kriegsschatzung erlegen müssen, wo vor acht Tagen die Macht, mit der sie bezwungen werden sollten, sich sicher versammelt hatte, von wo täglich neue Gewalt ausströmen konnte. Daß durch der Friesen Kraft die Feste, welche drohend in ihr Land schaute, jetzt vertilgt ward, ist ohne besonderes Zeugniß gewiß, und wir brauchen nicht, wie es bisher geschehen ist, zu einer Ueberschwemmung des Jahres 1300 unsere Zuflucht zu nehmen, um die Mildeburg aus der Geschichte verschwinden zu lassen.
Die Leiche des Königs ließen die Sieger auf dem Schlachtfelde unbeerdigt liegen, bis die Schleswiger die dort abholten, und im Dome Sanct Peters feierlich sie bestatteten, wo auch die irdischen Ueberreste des ermordeten Königs Erich ruhten. Bald nachher sah man über Erichs Leiche segensreiche Wunderzeichen des Himmels, über Abels schrecklichen Spuk des Teufels. man mußte letztere daher aus dem königlichen Sarge nehmen, und versenkte sie tief in einem Morast bei Gottorp[20], wo mancher aus dem Volk noch diese Stunde den Teufel mit Abels wilder Jagd in düstrer Nacht sein böses Spiel treiben sieht und vor dem Brudermörder schaudert.
Alle Friesen zogen als freie Männer siegreich heim, und Sanct Christianus ward dem Gelübde gemäß köstlich vergoldet. Solcher glänzende Sieg war von allen Friesen der Aussenlande[21] erfochten worden, und ist fast die einzige That, welche sie als eine mit gesammelter und vereinter Kraft vollbrachte der geschichte überliefert haben. Fast möchte man betrauen, dass er so rasch und leicht erkämpftward, und daher keinen festen Bund des gesammten harden, keine Eidgenossenschaft bewirkte, die nur aus dem Drange der Umstände hätte hervorgehen können. Eine Eidgenossenschaft, die treu und fest und innig zusammengehalten hätte, würde für das Mittelalter die nordfriesische Landesgemeinde im Kriege gefürchtet, im Frieden geachtet haben machen können.
...“–
"Andreas Ludwig Jakob Michelsen: Nordfriesland im Mittelalter", Schleswig 1828, ebd. S. 74 - 82
2.5 Friedrich Feddersen
„...
Waldemar belehnte seinen Sohn Abel 1230 mit Schleswig; dieser wollte aber seinen Bruder K. Erich 1242 nicht als Lehnsherrn anerkennen und veranlaßte 1251 dessen Erschlagung. Die aufsäßigen Friesen zu züchtigen, lagerte Abel sein Heer diesseits der Eider. Darauf haben die Eiderstedter Alles, was Waffen führen konnte, aufgebracht, und sich zu ihrer Vertheidigung gegen den König Abel gewaffnet, sind über den Deich gegangen, haben das Bildniß des heil. Christianus mit sich geführet, und ein Gelübde gethan, daß, wofern sie den Sieg erhalten würden, sie dasselbe mit dem besten Golde wollten beschlagen lassen, was auch, nachdem der König in die Flucht gejagt, 1252 geschehen ist. Im folgenden Jahr versammelte der König, um den Schimpf zu rächen, sein Kreigsheer bei der Mildesburg, 8 Tage nach Mariä Heimsuchung, zog des folgenden tages an die Eider, ging mit 3 aufgerichteten Fahnen zu Schiff, da er drei ausgerüstete Schiffe dahin gesandt hatte, fuhr die Eider hinunter nach Eiderstedt und langte bei Otteskyl, unweit Oldenswort, an.
Da gruben die Norderhardesleute, um des Königs Leute abzuwehren, einen breiten Graben von Ipenbüll zu Norden Oldenswort bis an Eiderrockgrufft und warteten allda des Königs. Dieser blieb 6 Tage an der Eider, und seine Soldaten beraubten und plünderten die Hausleute allda. Nun vereinigten sich die Einwohner der Schiffharden (Siebenharden) auf der Dingstelle Uromages, daß sie das Leben daran wagen wollten, ehe sie Abel huldigen, ihm Schatz geben, und ihre Freiheit verlieren wollten; zogen mit 7 Panieren gleich Nachts nach des Königs Lager. Der König hatte aber das Lager schon verlassen, weil ihm dieser Angriff verrathen war. Die Schiffe konnte er nicht fortbringen, weil es Ebbe war, ließ nun Zelt, Schatz und Schiffe in Stich und begab sich auf die Flucht, von den Friesen verfolgt. Manche seiner Leute wurden erschlagen, Andere in die Eider gejagt.
Bei dem alten Harnbleck sammelte er die Seinen noch einmal, wurde aber auf dem Königskamp bei Hoyerswort abermals von den Norderhardesleuten geschlagen und bis Ipenbüll, dann von den Eidermännern und Uthholmers bis Issendow verfolgt, worauf diese sich in den Königs Zelt mit Essen und Trionken erfrischen wollten; jedoch wie sie hörten, daß der König mit den ihm entgegeggetretenen Coldenbüttlern bei Issendow kämpfte, steckten sie gleich wieder ihr Fähnlein auf, griffen ihn von Neuem an, schlugen ihm ein Fähnlein Volkes ab, verfolgten ihn, da er nach Norden wich, jagten ihn über den Milderdamm und erschlugen ihn mit seinem ganzen Heer. Die Friesen sind nach diesen großen Sieg heimgezogen und unbezwungen geblieben, und (so schließt Heimreich den Bericht) ist die Erbitterung der Friesen gegen die Dänen so groß geworden, daß sie hernach allewege sich in den Schutz der Schleswigschen Herzöge ergeben haben.
...“–
"Beschreibung der Landschaft Eiderstedt. Mit einer geschichtlichen Einleitung und statistischen nachrichten. Von Friedrich Feddersen"; In Commission bei C. Th. Schlüter in Altona; 1853; ebd. S. 5-6
2.6 Graf Ernst Reventlow-Farve
In einem Buch des Grafen Reventlow-Farve, das fortlaufend in sich reimenden vierzeiligen Strophen geschrieben ist, findet sich ein Abschnitt zur Abelsage:
„...
Str. 291
Der König schließt den Bruder in die Arme,
Stets hoffend, haß nach langem blut'gen Streit
Sein Herz am Bruderherzen auch erwarme
Und keiner mehr sein Ohr der Rache leiht.
Auch, daß vermittelnd er den Kampf vergleiche
Mit Holsteins Graf, hält er den Bruder an,
Auf daß nicht Christenblut durch Christenstreiche
Wie früherhin gleich Bächen rieseln kann.
Der Herzog schweigt, doch seine Rachgelüste
Kennt Lauge[22] nur, den Erich einst vertreibt,
Und der jetzt sinnt, wie er die Rache kühle,
Die nagend wie ein Wurm im Herzen bleibt.
Nachdem die Mahlzeit friedlich eingenommen
Der König sich zum Brettspiel nieder setzt,
Sieht der den Herzog Abel wieder kommen,
Der sich ihm nah't und spricht, wie er verletzt
Durch König Erichs wilde Krieger worden;
Ob Erich auch gedenke jener Nacht,
Wie seine Tochter jenen blut'gen Horden
Entflohen barfuß und in Bauerntracht?
Str. 296
Als Erich, seines Bruders Zorn zu mildern,
Spricht: "Bruder, lass' den früheren Streit jetzt ruhn,"
Ruft Abel, dessen Züge sich verwildern:
""Das sollst Du mir zum zweiten Mal nicht thun!""
Er läßt den König drauf in Ketten schlagen,
Dem Tiger gleich, der aus dem Dickicht springt,
Die Beute faßt, mit teuflischem Behagen
Sieht, wie sein Opfer mit dem Tode ringt.
Mit starken Eisenketten schwer beladen
Bringt man den König jetzt zu nahen Schlei,
Ihn, der nicht ahndet, daß sein Lebensfaden
Durch Brudermord so nah' dem Ende sey.
Der König muß sofort ein Boot besteigen
Mit Abels Kammermeister[23] gleicher Zeit;
Die Ruder schlagen, ihre Führer schweigen,
Doch zum Vollbringen des Befehls bereit.
Da kommt ein Fahrzeug schnell ihm nach gezogen
Mit Lauge Gudmundson an seinem Bord,
Der, Rache sinnend, Abel jetzt bewogen,
Sich zu besudeln mit des Bruders Mord.
Str. 296
Kaum, daß der König seinen Feind erblicket,
Weiß er auch schon, daß ihm der Henker naht,
Und als die beichte seinen Geist erquicket,
Des Königs Haupt den Todesstreich empfaht, Aug. 10
Den Brudermord, die Schandthat zu verdecken,
Senkt man den König in des Meeres Grund,
Doch dringt die See, zu seines Mörders Schrecken,
Den Leichnam auf, und thut den Frevel kund.
Dominicaner=Mönche drauf bestatten
In ihrer Kirche[24] Erichs Leiche still,
Weil sie des Herzogs Zorn zu fürchten hatten,
Wenn er gleich nicht der Mörder heißen will.
Str. 296
Abel
1250-1252
-*-
Des Mörders Lager decken Finsternisse,
Sein schwarzes Herz zernagt der Hölle Brut
Durch des Gewissens gift'ge Schlangenbisse,
Stets schauend seines Bruders Bild im Blut!
Er springt vom Lager, will noch einmal morden
Den schon getödtet seiner Rache Wuth,
Doch Alles ist ein weites Meer geworden,
Roth starrend von des Bruders Herzensblut!
Die Blitze zucken, ferne Donner rollen; -
Er birgt erschreckt das frech geraubte Gut,
Befürchtend, daß ihm Mörder rauben wollen,
Was er erkauft mit seines Königs Blut!
Ermattet muß er sich auf's Lager strecken,
Erleuchtet von der Blitze Feuerglut,
Da packt ihn plötzlich schon der Hölle Schrecken,
Er schwimmt im eig'nen, seines Bruders Blut!
Str. 296
Er eilt hinaus, in Frömen fällt der Regen,
Laut tobend, wie des Meeres hohe Flut,
Doch Alles stürzt dem Mörder wild entgegen,
Und Erd' und Himmel färbt sich roth wie Blut!
Zum Flammemeere wird des Himmels Wettern;
Da sinkt der Mörder, wie des Frevlers Muth,
Denn Gottes Racheblitz den zerschmettern,
Der frech vergoß des Königs theures Blut!
-
Als Abel Erichs Tod dem Volk verkündet,
Doch ihn des Himmels Strafe nur genannt,
Hat Graf Johann, mit Abel stets verbündet,
Sich sammt dem Heer von Rendsburg abgewandt.
Jetzt soll das Volk zur Wahl des Königs schreiten,
Wo Herzog Abel, Erichs Mörder zwar,
Weiß doch des Volkes Wahl auf sich zu leiten,
Weil er der mächt'ge alt'ste Bruder war.
Ein Krönungs=Reichstag ward jetzt ausgeschrieben
Nach Roeskild, wo ein jeder Stand erscheint, Nov. 1
Die Städte auch, bis dahin stets geblieben
Vergessen, weil man sie nicht würdig meint.
Str. 313
Und dort beschwöret Abel unverholen
Mit vier und zwanzig Rittern gleicher Zeit,
Wie er nie seines Bruders Mord befohlen,
Zum Pfande setzend seine Seligkeit.
Nachdem er seiner Brüder Lehn bestätigt, 1251
Des Landes Liebe zu gewinnen sucht,
Zwar Kraft und Einsicht überall bethätigt,
Allein des Bruders Bild dem Mörder flucht;
So soll ein Schiedsgericht jetzt auch entscheiden,
Daß Rendsburg[25] rechtlich Holstein angehört,
Und Abel übergiebt es, um zu meiden
Noch fern'ren Streit, der Dania's Ruhe stört.
Des Reiches Große hatten zwar dem Sohne[26]
Die Krone nächst dem Vater zugesagt,
Indeß der Erzbischof zu Cöln, zum Sohne
Des Dänenreichs, ihn aufzufangen wagt.
Str. 317
Den Sohn zu lösen aus des Bischofs Händen,
Der Krone Gut auf Pfandschaft zu befrei'n,
Beantragt Abel bei des Landes Ständen,
Durch eine Steuer hülfreich ihm zu seyn.
Man willigt d'rein, nur nicht der Friesen Stämme,
Bewohnend Schleswigs niederen Westseestrand[27],
Weil auf Erhaltung ihrer Meeresdämme[28]
Sie ihre ganze Habe schon verwandt.
Doch Abel, glaubend, daß nur böser Wille
Den Widerspruch der Friesen angefacht,
Bricht mit dem Heere auf, damit er stille
Den wilden Aufstand, der bereits erwacht.
Und auf der weiß belegten Winterdecke
Der Wasser dringt sein Heer erst siegend vor,
Leicht überschreitend jener Sümpfe Strecke,
Die sich der Feind zum Bollwerk sonst erkor;
Da meint der Frost, es stürzt zugleich in Bächen
Der Regen auf des Königs Herr herab,
Als ob der Himmel, sich an ihm zu rächen,
Geöffnet schon das ihm verdiente Grab.
Str. 322
Der König flieht, allein der Friesen Mannen
Verfolgen ihn mit blutgetränktem Schwert,
Daß Abel zwar, sonst Wenige entrannen 1251/52
Dem Lande, das sein Uebermuth verheert.
Allein den König hört man darauf schwören
Den starren Friesen schleun'gen Untergang;
Vom Grunde aus will er den Stamm zerstören,
Der einmal schon sein ganzes Heer verschlang.
Dem Eiderflusse folgend mit dem Heere,
...“
Durchzieht er Eiderstedt bis Oldenswort, 1252 im Sommer.
Und sich ein Lager bildend dann als Wehre,
Setzt er das Rauben, Sengen, Morden fort.
Da sammeln sich des Landes tapfre Friesen,
Aus allen harden strömen sie herbei,
Sie, die schon einmal ihrem Feind bewiesen,
Daß Friesland eines Löwen Höhle sey.
Dem Könige den Rückweg abzuschneiden,
Nimmt jetzt der Friesen Schaar sofort Bedacht,
Indeß der König, die Gefahr zu meiden,
Sich Nachts mit seinem Heere aufgemacht.
Str. 327
Allein durch Sümpfe, Moore stets behindert,
Faßt ihn bei Coldenbüttel jene Schar,
Bis daß sein Heer, zur Hälfte schon gemindert,
Geschlagen, auf der Flucht begriffen war,
So daß ihn endlich auf dem Millerdamme[29]
Zum Tode traf des Wessel Hummers[30]Beil, 1252, Juni 29
Und unter Hohngeschrei der Hölle Flamme
Dem Königsmörder Abel ward zu Theil.
Verstümmelt, unter Leichengraus begraben,
Lag jetzt des Königs blutige Gestalt,
Ein Fraß den Geiern und den gier'gen Raben,
Von deren Schrei das Schlachtfeld wiederhallt.
Bis läng're Zeit nachher des Königs Leiche,
- Vergessen erst, von Kleidern ganz entblößt -
Auf daß des Grabes Ruhe sie ereiche,
Von Schleswigs Bürgern wurde eingelöst.
Allein vergeblich bleibt ihr fromm' Bestreben,
Denn Petri Kirche, die den Leichnam deckt,
Erfüllt sofort des Nachts ein Geisterleben,
Als ob der Hölle Qual den Todten weckt;
Str. 332
So daß der Kirche Ruhe zu verschaffen,
Der Sarg ward in den nächsten Sumpf[31]gesenkt,
Wo Nachts das Horn erschallt, die Hunde klaffen
Und Abel reitend seinen Mordstahl schwenkt.[32]
–
"Dänemark und seine Könige bis zum Antritt des Oldenburger Hauses. Vom Grafen Ernst Reventlow-Farve. - II - Kiel. Schwerssche Buchhandlung 1842.; ebd. S. 66-75
3 Forschungen zur Schlacht, Lage der Mildeburg und des Mildedammes
Für die Eiderfriesen ist die Schlacht bei Oldenswort - ähnlich wie bei den benachbarten Dithmarschern die Schlacht bei Hemmingstedt - tief in das historische Gedächtnis eingeprägt. Seit Jahrhunderten wurden historische Forschungen zur Schlacht selbst wie auch zur Geschichte der Mildeburg und des Mildedammes durchgeführt.
In den folgenden Unterkapiteln werden unterschiedliche Ergebnisse vorgestellt, die jedoch in ihrer Gesamtheit betrachtet, nicht nur die historische Existenz der Schlacht, sondern auch die Lage der Mildeburg, des Mildedammes, ja sogar die ungefähren Routen, welche das Königsheer auf dem Hinweg in die Gegend um Oldenswort wie auch ihr Fluchtweg beschreibt.
Dieses kann, angesichts dessen, dass die sich hier geschilderten Vorgänge im Übergang des ausgehenden Hochmittelalters (1050-1250) zum Spätmittelalter (1250-1600) geschehen sind und die Küstenlandschaft Nordfrieslands ganz anders als heute aussah (s. dazu nebenstehende Karte B), durchaus auch widersprüchlich sein.[33] [34]
3.1 Die Schlacht
Albert Panten vergleicht in seinem Aufsatz den Text von Michelsen mit den in Niederdeutsch geschriebenen Überlieferungen des Dithmarscher Chronisten Johann Russe und mit der "Chronicon Eiderostadense vulgare"[35] Beide Handschriften sind um 1550 entstanden. Die Russesche Chronik und die Eiderstedtische Chronik unterscheiden sich nur unwesentlich.
In beiden Handschriften wird folgendes berichtet:
König Abel versammelte sein Heer auf der "Mildesborch" (s. nebenstehende Karten), zog am darauffolgenden Tag zur Eider und schiffte sich dort mit drei Fähnlein ein. Er fuhr die Eider in Richtung Eiderstedt bis zu einem Hafen namens Ottishol. Der Hafen lag "einen Pfeilschuß weit" von der hölzernen kapelle des Ortes Oldensworth. Oberhalb des Hafens ließ er ein Lager errichten und mit einem Graben befestigen. In der ersten nacht danach gruben Leute aus der Norderharde einen Verbindungsgraben nördlich von Oldenswort von einem Graben, der von Ippenbüll nach Westen verlief, nach dem Ende von Ede Rocks Graben. Dieser Verbindungsgraben war so breit, daß der König nicht hinüber konnte. Die Leuter der Norderharde lagerten auf dem Moor und warteten dort auf König Abel um ihn zu töten. Er blieb aber bis zu sechsten Tag bei der Eider südlich der Kapelle Oldenswort. Er raubte die Orte an der Eider aus, bezwang alle Leute. Er nahm Lösegeld, aber er schlug dennoch viele tot.
An diesem sechsten Tage versammelten sich die sieben "Schipherden" zum "Burnemanns"-Weg auf ihrer Dingstätte[36]. Sie schworen: König Abel sollte sterben. Sie beriefen sich auf ein Privileg von König Karl[37], indem er allen Friesen Freiheit zusagte. Dann band jede "Schipherde" ihre Banner an einen Stock. Sie zogen ohne zuvor gegesen oder getrunken hatten los, um König Abel und sein Heer in ihrem Lager zu überfallen
Der Überfall schlug jedoch fehl, da ein Verräter namens Rock den König Abel gewarnt hatte. Abel wollte dem Rat Rocks folgen und sich zur Eider zurückziehen. Bei Tagesanbruch sollte das Herr aufbrechen, doch ein "schier unübersehbares" Heer von Friesen der sieben Fähnlein stand vor dem Lager des Königs. Das dänische Herr unter Abel lies alles im Stich und flüchtete. Dabei erschlugen die Friesen 300 von ihnen. Viele wurden in die Eider gejagt. Als die Friesen die Dänen bis gegen das alte Harbleck[38] gejagt hatten, leistete der König Abel großen Widerstand. Die Friesen schlugen wiederum viele Dänen tot. Die Überlebenden flüchteten, aber die Friesen folgten ihnen bis nach Ipenbüll. Dort wandten sich die Norderhardesmänner ab. Die Eiderstädte und die Utholmer folgenten Abels Herr bis nach Ezemedowe. Dort wandten sich die Eidermannen und die Utholmer verärgert zurück. Ihr neues Ziel war das Königliche Lager vor Oldenswort. Dort wollten sie sich an an trinken und essen stärken und ihre Waffen zu rüsten.
Oberhalb von Ezemedowe zog Abel mit seinem übriggebliebenen Heer an der Eider in Richtung Süden. Ihm kam eine große Mannschaft der Koldenbüttler entgegen. Es kam zu einem Kampf der einen langen halben Tag andauerte. Die Eiderstedter und Utholmer die sich bereits auf dem Rückmarsch zu Abels aufgegebenen Lager waren, erreichte die Information über die neuen Kämpfe. Sie machten sofort kehrt und griffen den König von der freien Seite aus an. Die Friesen schlugen einen sehr großen Teil des dänischen Heeres tot.
Abel wandte sich nach Norden und wich auf den "Myldeswech" aus. Die Friesen setzten nach und jagten den König über den Milderdamm. Dort er schlugen sie den König Abel[39]
Soweit die Zusammenfassung des Geschehens, wie sie Albert Panten aus den beiden Chroniken entnommen und übersetzt hat.
Im weiteren analysiert er den soeben angeführten Text. Panten stört die Zahl der sieben "Schipherden". Er vermutet einen Begriffsfehler im Zusammenhang mit den Schipherden - den "Schiffsharden". Bis 1970 existierte für die Halbinsel Eiderstedt ein Wappen mit drei Segelschiffen. Auf den einzelnen Segeln befinden sich Symbole:
Ein halber blauer Leopardenlöwe für die (ehemalige) Harde ("Herde") Uthholm, ein Fisch für die (ehemalige) Harde Everschop und auf dem Segel des dritten Schiffes einen schwarzen Ochsenkopf für die (ehemalige) Harde Eiderstedt (s. nebenstehende Karte C [40]. Somit steht fest, das nur die Eiderfriesen der Harden Utholm, Everschop und Eiderstedt den Hauptkampf gegen König Abel führten. Auf Abels Flucht halfen ihnen dann die Koldenbüttler.
Albert Panten fragt nun in seinem Abschlußkapitel: Was bleibt? von den Überlieferungen um König Abel. Er hat in mittelalterlichen Chroniken geforscht und findet in der Chronik des Lübeckers Detmar (um 1380) folgende Formulierung:
„1252. Dar na to sonte Peter unde Pawels dage do starff Koning Abel van Denemarken to Yderstat, dar he togen was myt groter macht oppe sine Strandvresen; den schot en Vrese dot.“
–
: Detmar-Chronik von 1150 - 1276, hier zitiert aus: "Die Chroniken der niedersächsischen Städte. - Lübeck. - Erster Band. - Auf Veranlassung seiner Majestät des Königs von Bayern herausgegeben durch die historische Commission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. - Leipzig - Verlag von S. Hirzel. - 1884"; ebd. S. 96
Somit war auch die Todesart Abels - nach dem Chronisten Detmar - klar: Abel ist erschossen worden: "... den schot en Vrese dot.". Es kann, da Abel 1252 zu Tode kam, als Waffe sich auch nur um einen Bogen gehandelt haben.
Panten wird durch einen weiteren Chronisten bestätigt:
„Diesen Sommer bekriegte König Abel die Friesen und wollte ihnen mehr Steuern auferlegen als früher. Sie hatten einiges an Mannschaft gesammelt und blieben weitgehend im Schutz der Wälder. Und als König Abel sie verfolgte, ward er durch einen Pfeil getroffen und starb dadurch.“
–
: Sturla Thortharson: "Hakonarsage", Norwegen, geschrieben um 1265, aus dem isländischen übersetzt von Dr. Ommo Wilts, Kiel; hier zitiert aus: A. A. Panten: "König Abels Tod - Ende einer Legende"; aus: "Nordfriesisches Jahrbuch, neue Folge, Band 16, 1980, S. 117-126".
Albert Panten fasst aus diesen Erkenntnissen zusammen und kommt zu dem Schluß, daß Sturlas Schilderung echter ist als die des Chronicons ("Chronicon Eiderostadense vulgare").
Panten schließt seine Betrachtung mit sieben Ergebnissen seiner Recherche:
1.: Nur die drei Harden (Utholm, Everschop und Eiderstedt) kämpften 1252 gegen König Abel und sein Heer.
2.: Die anderen Harden beteiligten sich nicht.
3.: Es gab keine offene Feldschlacht.
4.: Abels Herr wurde durch Guerillataktik der Eiderfriesen zermürbt.
5.: König Abel starb durch einen Pfeil.
6.: Der Bericht des Chronicons ist ein Text, der die Elemente der mündlichen Überlieferung, hauptsächlich über den Weg und den Aufenthaltsort der Friesen und Dänen, mit selbstständigen Ansätzen vermischt und so die Einzelhandlungen der Denkweise des 15. Jahrhunderts anpaßt.
7.: Die Verfälschung des Berichts ist während des 16./17. Jahrhunderts vollendet worden.
Was bleibt uns nun in der mittelalterlichen ausgeschmückten Abelssage?[41]
Die Bewahrung eines Stücks gemeinsamer mittelalterlicher dänisch-deutscher Geschichte (=Literatur), die es - trotz der Ausschmückungen - zu erhalten gilt.
3.2 Die Mildeburg und der Mildedamm
Im folgenden hält sich der Hauptautor an die Ausarbeitung von J. Kruse über die Mildeburg[42].
Nach dem Tod des dänischen Königs Erich III. ("Lamm") im Jahr 1147 kam es zu zu Thronstreitigkeiten zwischen dem Prinzen Sven (König Sven III) und seinem Vetter Knut. Erich hatte bereits ein Jahr vor seinem Tod abgedankt. Sven III. übernahm die Königswürde, welche jedoch nur in Seeland und Schonen anerkannt wurde. Knut wurde dagegen in Jütland König[43]
Es folgten jahrelang Kriege. [44]
4 Fußnoten und Einzelnachweise
- ↑ Anm. d. Hauptautors:
In manchen Überlieferungen auch "Jürgen(s)burg" genannt.</span> </li>- ↑ Ernst Keil/ Ferdinand Stolle - "Wöchentlich ein ganzer Bogen mit Illustrationen.: "Die Gartenlaube - Illustrirtes Familienblatt, später Illustriertes Familienblatt" ", 1853, Nr. 45, S. 485 ff. sowie Nr. 46, S. 497 ff.
- ↑ Fußnote im Orginaltext:
„intrekeert“ sagen die Leute.- ↑ Fußnote im Orginaltext:
Die Geschichtschreiber setzen die Burg bald auf die jetzige Freiheit, bald nach der Schiffsbrücke oder dem Bischofshof. Ob die Jürgensburg gemeint ist, die Dankwerth, Heldvader und Andre erwähnen, und von der noch heute theils in dem Wall auf der Insel selbst, theils in einer zur Stadt führenden Steinbrücke Spuren vorhanden sind, bleibe dahingestellt.- ↑ Fußnote im Orginaltext:
Dahlmann erzählt fast ebenso; aber nicht Einer sondern Mehrere haben uns so mündlich erzählt.- ↑ Fußnote im Orginaltext:
Vielleicht von Sund und Messe; so leitet das Volk wenigstens ab. Die bekannte Ableitung ist von missus in undas.- ↑ Anm. d. Hauptautors:
In einer kleinen Glasvitrine im Schleswiger Dom ist die Geschichte über die Ermordung Erich's mit wenigen Worten zusammengefasst. Dort befindet sich ein großes verrostetes Vorhängeschloss, mit dem die Ketten mit denen Leiche Erich's IV. beschwert wurde, befestigt gewesen sein soll.
So wurde ich auf König Erich und König Abel aufmerksam. (s.a. entspr. Fußnote im Abschnitt "Ernst Willkomm: Der Möwenberg bei Schleswig.")- ↑ Fußnote im Orginaltext:
Andere erzählen, daß in der Schlei zwischen Loitmark und Arnis nach dem Angelschen Ufer zu ein großer Stein sey, worunter König Erich begraben liegt. Allnächtlich kehrt er sich um, wenn die Uhr zwölf schlägt, – oder, wie die Rationalität sagt, wenn er sie zwölf schlagen hört.- ↑ Fußnote im Orginaltext:
Andre sagen, daß die Möwen der Herzog und seine Gesellen sind, die so arg auf der Insel haus’ten, daß Gott sie in Möwen verwandelte, und es ihnen auflegte, daß sie jährlich sollten geschossen werden. Daher das Möwenschießen, ein Volksfest der Schleswiger. So viel ihrer auch getödtet werden, kommen sie doch jährlich wieder. Vor hundert Jahren ist das Möwenschießen einmal unterblieben; da blieben die Möwen sieben ganze Jahre aus.- ↑ Fußnote im Orginaltext:
Bei der jetzigen Stampfmühle.- ↑ Fußnote im Orginaltext:
Huitfeld S. 232- ↑ Fußnote im Orginaltext:
Eine Hauptquelle ist jetzt das Chronicon Eiderostadense vulgare, welches zwar erst unter Christian dem Ersten zusammengesetzt worden ist, aber offenbar aus älteren Aufzeichnungen. Die Chronik erzählt mit Ausführlichkeit, doch verwirrt, indem sie verschiedene Quellen aneinanderreiht. Kruse hat ihre Nachrichten a. a. V. mitgetheilt, wobei nur zu bemerken ist, daß seine Handschrift eine höchst mittelmäßige war. Die Schriftsteller des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts, unter diesen auch Heimreich, haben alle unmittelbar oder mittelbar geschöpft. Wie sehr Holtfeld, der hier umständlich berichtet, sich auf sie gestützt hat, ist von Ruß in seinen Beiträgen zur physischen Geschichte Eiderstedts (Staatsb. Magaz. Bd. 3 S. 329 u. f.) insbesondere mit Rücksicht auf die Mißverständnisse der plattdeutschen Sprache, die sich hier in der dänischen Chronik finden, treffen nachgewiesen. Der Geschichtsschreiber hat die Aufgabe, die einzelnen in der Eiderstedischen Chronik enthaltenen Tathsachen auseinander zu legen, und sie dann in innerlichem Zusammenhange und natürlicher Folge vorzutragen. Mancherlei vermischten Quellenstoff liefert Suhms Historie X, S. 206 u. f.- ↑ Fußnote im Orginaltext:
Albert von Stade spricht bei dieser Gelegenheit von der insolentia unserer Friesen, wofür Abel sie habe strafen wollen (cf. fol. 222)- ↑ Fußnote im Orginaltext:
Hierunter die Harden der Vorgeest zu verstehen, wie Heimreich thut, verräth einen gänzlichen Mangel an Einsicht in die politischen Verhältnisse.- ↑ Fußnote im Orginaltext:
Bei Heimreich (in Falck's Ausg.) S. 208 findet man hier einen üblen Schreib- oder Druckfehler: für Uronmages ist Burmansweg zu lesen.- ↑ Fußnote im Orginaltext:
Chronic. Eiderost. vulg. (mitgetheilt von Kruse in dem Provinzialber. 1794. H. 4. S. 66 u.f.) Es heißt in der Chronik: "und spreken al uth einem munde, dat de Römsche Könink Carles erem vorölderen hedde Friheit gegenen durch sine Könicklike macht, welck se bi em hedden vorworuen mit groter Manheit und hereschilde; und ehe se Köningk Abell wollden huldigen und schweren, dartho Schatte und Zinse getreu, wolden se lenet alle darumb steruen, edder ock Köningk Abell steruen." Diese frühzeitige Berufung auf den Freiheitsbrief Karls ist sehr merkwürdig: daß König Wilhelm vier Jahre vorher (1248) den Südfriesen die Privilegien Karls bestätigt hat, ward oben Seite 496 in der Note ** angeführt.- ↑ Fußnote im Orginaltext:
Das Feld, auf dem Abel diese Schlacht verlor, führt bis in die neuen Zeiten davon den Namen "Königskamp".- ↑ Anmerkung des Hauptautors:
Gemeint ist der Ort Koldenbüttel, westlich von Friedrichstadt (Nordfriesland) gelegen. Dort (heute in Friedrichstadt) fließt die Treene in die Eider.- ↑ Anm. d. Hauptautors:
Das Abel von einem Pelwormer erschlagen wurde, ist, lt. Harry Kunz (Mitarbeiter des "Nordfriisk Instituut"), nicht richtig. In seinem Aufsatz "Gedenkstein an die Schlacht bei Oldenswort" merkt er an: "Die Figur entstammt (...) einem Bericht über die Schlacht bei Sollerup anfangs des 15. Jahrhunderts und wurde erst später in die Sage eingewoben."- ↑ Fußnote im Orginaltext:
Vgl. Danksk Atlas VII, p. 527- ↑ Fußnote im Orginaltext:
Die Seelieger, von denen viele blieben, werden die Föhringer und Silter gewesen seyn.- ↑ Fußnote im Orginaltext:
"Lauge Gudmundson, ein Däne, der früherhin von Erich vertrieben wurde, jetzt Abels Vertrauter war."- ↑ Fußnote im Orginaltext:
"Tyge Pust."- ↑ Fußnote im Orginaltext:
"Die Leiche ward später in die Peterskirche zu Schleswig, darauf unter König Christoph nach Ringsted gebracht."- ↑ Fußnote im Orginaltext:
"Zu Waldemars Zeiten war im Vertrage von 1225 mit Adolph VI. die Entscheidung vertagt worden."- ↑ Fußnote im Orginaltext:
"Der Prinz Waldemar ward, von Paris zurückkehrend, vom Erzbischof zu Cöln aufgefangen; die Veranlassung dazuz ist unbekannt."- ↑ Anm. d. Hauptautors:
"Westsee" wurde bis in das 19. Jahrhundert unsere heutige Nordsee benannt. Begründung: Aus Sicht der Bewohner Schleswig-Holsteins befindet sich die (heutige) "Nord-"see im Westen.- ↑ Anm. d. Hauptautors:
Gemeint sind die Seedeiche.- ↑ Anm. des Hauptautors:
Gemeint ist der Mildedamm nördlich der Mildeburg.- ↑ Fußnote im Orginaltext:
"oder Henne""- ↑ Fußnote im Orginaltext:
"Im Pöler Walde, nahe bei Gottorff."- ↑ Fußnote im Orginaltext:
"Noch im 17ten Jahrhundert ging diese Sage allgemein."- ↑ Hierzu bediene ich mich Materialien des "Nordfriisk Instituut" in Bredstedt/ Nordfriesland, welches mir überlassen wurde. An dieser Stelle ausdrücklich: "Herzlichen Dank".
- ↑ Benutzte Quellen:
- J. Kruse: Die Mildeburg, aus: "Veröffentlichungen des Nordfriesischen Vereins - Jahrgang 1904/05"; ebd. S. 1 - 23
- A. A. Panten: "König Abels Tod - Ende einer Legende"; aus: "Nordfriesisches Jahrbuch, neue Folge, Band 16, 1980, S. 117-126"; Fußnote auf S. 117: "Dieser Beitrag beruht auf einem Vortrag des Verfassers am 29. April 1978 vor der Arbeitsgruppe Genealogie und Heraldik und der Historischen Arbeitsgruppe des Nordfriisk Instituut."
- Friesen im Krieg - Der Tod des Königs Abel, aus: A. A. Panten: "Die Nordfriesen im Mittelalter"; HG: "Nordfriisk Instituut"- ↑ Auch bekannt als: "Die gemeine Eiderstedtische Chronik 1103-1547 / Johannes Jasper".
- ↑ Anm. d. Hauptautors:
auch Tingstätte: Versammlungsort bzw. Gerichtsstätte unter freiem Himmel.- ↑ Anm. d. Hauptautors:
... dem I.- ↑ Anm. d. Hauptautors:
S. dazu nebenstehende Karte E.- ↑ Anm. d. Hauptautors:
Lt. Überlieferung hat ein Wagenzimmermann den tödlichen Streich geführt. Ein Name ist weder in der Russe-Chronik noch in der "Chronicon Eiderostadense vulgare" genannt.- ↑ S. dazu auch: "Heimatbund Eiderstedt: Historisches Eiderstedt Wappen"
- ↑ Anm. d. Hauptautors:
Wenn diese Erkenntnisse Albert Pantens tatsächlich stimmen sollten, so wäre die von Panten gewählte Überschrift "König Abels Tod - Ende einer Legende" zutreffend.- ↑ 42,0 42,1 J. Kruse: Die Mildeburg, aus: "Veröffentlichungen des Nordfriesischen Vereins - Jahrgang 1904/05"; ebd. S. 1 - 23
- ↑ Anm. d. Hauptautors:
Der heutige Kreis Nordfriesland gehörte bis 1920 (= "Volksabstimmung Schleswig") zu Dänemark und somit zum (ehemaligen) Jütland.- ↑ Fußnote im Text von J. Kruse:
Eine ausführliche Darstellung des Krieges aus der Gegenwart findet man in: Danmarks Riges Historie af Jaoh. Steenstrup, Kr. Ersler, A. Heise, V. Mollerup, J. A. Friderica, E. Holm, A. D. Jörgensen. pag. 567 ff.</ol>
5 Weblinks
6 Literatur
- "Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte" - Nach hinterlassenen Handschriften von H. U. A. Jensen überarbeitet und herausgegeben von A. L. J. Michelsen"; Erster Band; Kiel, Ernst Hohmann, 1873; ebd. S. 280-281
- J. Kruse: Die Mildeburg, aus: "Veröffentlichungen des Nordfriesischen Vereins - Jahrgang 1904/05"; ebd. S. 1 - 23
- A. A. Panten: "König Abels Tod - Ende einer Legende"; aus: "Nordfriesisches Jahrbuch, neue Folge, Band 16, 1980, S. 117-126"; Fußnote auf S. 117: "Dieser Beitrag beruht auf einem Vortrag des Verfassers am 29. April 1978 vor der Arbeitsgruppe Genealogie und Heraldik und der Historischen Arbeitsgruppe des Nordfriisk Instituut."
- Friesen im Krieg - Der Tod des Königs Abel, aus: A. A. Panten: "Die Nordfriesen im Mittelalter"; HG: "Nordfriisk Instituut"
- E. Winkelmann: "Kaiser Friedrich II.; 1. Band", ebd. S. 482, 507-508
- G. Waltz: "Schleswig-Holsteins Geschichte in drei Büchern"; Bnd. 1; Göttingen; Verlag der Dieterichschen Buchhandlung; 1851"; ebd. S. 155-158
- "Die Vererbung des ländlichen Grundbesitzes im Königreich Preussen. Im Auftrage des Kgl. Ministeriums für landwirtschaft, Domänen und Forsten herausgegeben von Prof. Dr. M. Sering - Zweiter band, zweiter Teil. Erbrecht und Aghrarverfassung in Schleswig-Holstein auf geschichtlicher Gruindlage von Max Sering mit Beiträgen von Rudolf Lerch, Peter Petersen und Oskar Büchner - Mit 2 Karten . - Berlin, Verlagsbuchhandlung Paul Parey - Verklag für Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwesen - SW., Hedemannstrasse 10 - 1908"; ebd. "Kapitel I. Die wirtschaftlichen Struktur der landgüter, frei beweglicher und geschlossener Grundbesitz. - I. Die Struktur der Landgüter, die Flurverfassung und die ältere Steuergesetzgebung" auf S. 36 f.
- A. Panten: "Die Nordfriesen im Mittelalter"; HG: Nordfriisk Instituut, Neuauflage 2010, ISBN: 978-3-88007-314-2
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