Tag der Würde (Marokko)
Der Tag der Würde in Marokko war ein Sonntag am 20. Februar 2011 und der erste Tag von Protesten der Bevölkerung, die letztlich zu einer neuen Verfassung führten. Er wird auch als Tag des Stolzes übersetzt. In den Wochen davor hatten sich mehrere Menschen aus Protest gegen soziale Missstände selbst angezündet.
Ende Januar 2011 hatten vier junge Marokkaner, zu denen der 23-jährige Oussama El Khlifi gehörte, eine Facebook-Gruppe, "Freiheit und Demokratie, jetzt" gegründet, um ihrer Forderung einer demokratischen Verfassung der dortigen Maghreb-Monarchie unter dem 47 Jahre alten König Mohammed VI. Gehör zu verschaffen. Die Facebook-Gruppe wuchs in kürzester Zeit auf 3400 Mitglieder und konnte 12.000 virtuelle Unterstützer gewinnen.
El Khlifi stellte als erster eine persönliche Ansprache für die Kampagne in das Videoportal Youtube. Daraufhin erhielt er anonyme Morddrohungen. Er forderte, die "Barriere der Angst vor dem Regime" einzureißen sowie neue Verfassung. Die Regierung müsse zurücktreten und das Parlament und die königstreuen Fraktionen aufgelöst werden. Abschließend verlangte er von der Regierung die "rasche Umsetzung der geforderten Reformen", um "eine Revolte zu verhindern, deren Ausgang heute niemand vorhersehen könne". Die Autorität des Königs, der den Ruf eines Reformers hatte, wurde nicht in Frage gestellt. Für den „Tag der Würde“ wurde zu Kundgebungen in etwa 20 Städten des nordafrikanischen Landes aufgerufen.
Der marokkanische Regierungssprecher und Minister für Kommunikation, Khalid Naciri, erklärte dazu, die Regierung nehme die Ankündigung "ausgesprochen gelassen" zur Kenntnis. Das Land befinde sich "in einem langfristigen und unumkehrbaren Prozess der Demokratisierung und Öffnung".
Die ersten Meldungen über die Zahl der Teilnehmer an den Kundgebungen lagen weit unter den Erwartungen der Veranstalter. Die staatliche Nachrichtenagentur MAP bezifferte die Zahl der Demonstranten zunächst nur auf 150, später jedoch für die Hauptstadt Rabat auf 2000 und Casablanca 1000. Die Angaben über die tatsächliche Anzahl der Teilnehmer schwanken stark.
In Rabat sollen zwischen 2000 und über 6000 Demonstranten zusammengekommen sein, in Tanger 1500. Im Zentrum von Casablanca sollen sich 1000 bis 10.000 Menschen versammelt und Parolen wie „Freiheit, Würde, Gerechtigkeit“ gerufen haben. Auf Plakaten stand „Das Volk will eine neue Verfassung“. Es kam zu Krawallen, größere Zusammenstöße blieben aus. Die Gesamtzahl der Demonstranten soll weit über 200.000 gelegen haben.
Das Innenministerium kündigte danach an, dass König Mohammed VI. eine Rede an die Nation halten und politische Reformen bekanntgeben werde.
1 Siehe auch
2 Quellen
- derStandard.at: Marokkanische Online-Aktivisten rufen zu Protesten auf, abgerufen am 28.02.2013
- derStandard.at: Marokko probt die Online-Revolte, abgerufen am 28.02.2013
- focus.de: Nordafrika: Erstmals auch Massenproteste in Marokko, abgerufen am 28.02.2013
- tagesspiegel.de: Umstürze in der arabischen Welt, abgerufen am 28.02.2013
- ftd.de Revolutionsfunke trifft Marokko, abgerufen am 05.03.2013
- nzz.ch: Wir wollen mehr Gleichheit und weniger Korruption, Tausende von Marokkanern demonstrieren, abgerufen am 28.02.2013
- n-tv.de: Proteste in Syrien, Marokko und Jemen: "Tage des Zorns" brechen an, abgerufen am 29.02.2013
- euronews.com: Proteste erreichen Marokko, abgerufen am 28.02.2013
- sf.tv: Facebook-Protest-Aufruf auch für Marokko: Revolution in Tunesien und Ägypten, abgerufen am 28.02.2013
- dw.de: Marokkaner wollen den Wandel, abgerufen am 28.02.2013
- spiegel.de: Volksaufstand in Arabien: Tage des Zorns, Wochen des Umbruchs, abgerufen am 28.02.2013
- inamo.de: Lage in Marokko, abgerufen am 28.02.2013
3 Weblinks
- youtube.com: Videoansprache des 23-jährigen Oussama El Khlifi (Arabisch)
- youtube.com, euronews Video vom 20.02.2011: Sanfter Protest in Marokko
- youtube.com, AFP Video vom 21.02.2011: Proteste in der arabischen Welt weiten sich aus
- Deutschlandradio: Des Königs doppeltes Spiel, Marokko und die ausgebliebene Rebellion
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