Streichquartett Nr. 1, Op. 12, MWV R 25 (Komposition von Felix Mendelssohn Bartholdy)
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Das Streichquartett Nr. 1 (Op. 12, MWV R 25) des deutschen Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy entstand im Jahr 1829.
Inhaltsverzeichnis
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1 Entstehungsgeschichte
- Mendelssohn begann in Berlin mit der Arbeit an dem in Es-Dur stehenden Werk. Am 10. April 1829 brach er dann zu einer Reise nach England und Schottland auf. In Briefen von dort berichtete er mehrfach über die Fortentwicklung von Op. 12. Er stellte das Werk nach eigener Angabe im Autograph am 14. September 1829 in London fertig. [1] Dem widerspricht jedoch ein Brief an seine Mutter vom 25. September 1829, in dem er schrieb, dass an dem neuen Quartett "noch einiges zu hobeln und zu glätten" sei. [2]
- Mendelssohn hatte das Werk ursprünglich seiner Jugendliebe Betty Pistor gewidmet. [3] Auf der ersten Notenseite des Autographen sind ihre Initialen B.P. eingetragen. Als sich der Autograph später bei seinem Freund, dem Violinisten Ferdinand David befand, änderte dieser, da sich Betty Pistor inzwischen mit einem anderen Mann verlobt hatte, auf Mendelssohns Wunsch das B.P in B.R.. Bei der Drucklegung wurde die Widmung dann weggelassen. [4] Mendelssohn schrieb an Ferdinand Wolf:
- "Höre und erschrick: Betty Pistor ist verlobt. Total verlobt. Sie gehört dem Dr. und Prof. jur. Rudorff erb- und eigentümlich zu. Ich beauftrage dich, sobald du durch Berliner Blätter ihre vollzogene eheliche Verbindung erfährst, über meinem Quartett aus S (sic!) das B.P. durch einen kleinen Federschwung geschickt in ein B.R. zu verwandeln, es geht recht leicht." [5]
- Op. 12 wurde im Jahr 1830 beim Verlag Hofmeister in Leipzig publiziert und [6] ist damit Mendeslssohn erstes Streichquartett, welches verlegt wurde.
- Das Werk ist trotz der Bezeichnung als Nr. 1 chronologisch sein zweites Streichquartett, da er sein Streichquartet Nr. 2 (Op. 13) bereits zwei Jahre vorher komponierte.
- Erste bekannte Aufführungen des Werkes fanden wohl wohl Anfang 1830 in Dorpat, am 12. Februar 1832 in der Berliner Singakademie, am 28. Juni 1832 ebenfalls in der Berliner Singakademie und am 23. Januar 1836 im Leipziger Gewandhaus statt. [7]
2 Musik
- Das Werk besteht aus vier Sätzen:
- Ungewöhnlich ist, dass die vier Sätze alle in unterschiedlichen Tonarten stehen. Der erste Satz steht in Es-Dur, der zweite in g-Moll, der dritte in B-Dur und der vierte in c-Moll. [8]
2.1 1. Satz
- Der 1. Satz ist wie überwiegend üblich als Sonatenhauptsatzform mit Exposition (bis Takt 94), Durchführung (Takt 95 bis 176) und Reprise (Takt 177 bis zum Ende) gestaltet.
- Der Exposition geht eine langsame, mit Adagio non troppo bezeichnete Einleitung voran. Ein dreitaktiges Motiv führt von Es-Dur über die Subdominante As-Dur zur Dominantparalele g-Moll. Ab Takt 4 wird das Motiv in der Tonikaparalele c-Moll wiederholt, und danach imitatorisch nacheinander im Cello, der 1. und danach 2. Violine gebracht. Von c-Moll aus wird dann in Takt 17 wieder die Tonika Es-Dur erreicht.
- Ab Takt 18 folgt das mit der Tempobezeichnung Allegro non tardante versehene erste Thema der Exposition. Das überwiegend von Sekundschritten geprägte Thema ist ein in zwei Viertakter unterteilter Achttakter, der danach variiert wiederholt wird.
- Mit Takt 38 ff. folgt eine Überleitung, bei der die melodisch führende 1. Violine von einer fast durchgehenden Achtelbewegung der 2. Violine, der Viola und z.T. auch des Cello begleitet wird. Eine abwärts führende Achtelfigur der 1. Violine in ff führt dann zum zweiten, mit Takt 59 beginnenden Thema der Exposition. Dabei wurde in die Dominante B-Dur moduliert. Das über eine Oktave abwärts führende Thema in Vierteln erscheint zum ersten mal in der 1. Violine. Die Viola begleitet mit einem Orgelton und die 2. Violine mit halben Notenwerten. Nach einem zweitaktigen ritardando bringen die Viola und später das Cello das Thema. Danach greift die 1. Violine das Thema wieder auf, und führt in Viertel diesmal über zwei Oktaven abwärts. Es folgt ab Takt 76 ein crescendo. 2. Violine, Viola und Cello steigen in ganzen Notenwerten schrittweise aufwärts, während die 1. Violine eine erregte Achtelbewegung darüber legt. [9] Die folgenden acht Takte schließen dann mit dem Thema aus Takt 18 ff. in B-Dur die Exposition ab.
- Die Durchführung beginnt mit dem ersten Expositionsthema in Es-Dur. Ab Takt 107 wird dann eine neues, achttaktiges Thema in f-Moll in der 2. Violine vorgestellt. Die Viola begleitet mit Achtelfiguration. Das lyrische Thema wird nicht entwickelt, sondern in g-Moll eine Oktave höher in der 1. Violine wiederholt. Ab Takt 124 wird das zweite Expositionsthema aus Takt 59 ff. nun in Form eines Fugato (1. Violine, dann Viola und schließlich Cello) im crescendo aufgegriffen. Ab Takt 131, dem dynamischen Höhepunkt des vorhergehenden crescendo, wird auch das erste Expositionsthema in das Geschehen einbezogen. Die Stimmen setzen auch hier fugierend (1. Violine, 2. Violine, Viola und schließlich Cello) im halbtaktigen Abstand ein. Alle vier Stimmen schrauben sich schließlich im crescendo in Achteln in die Höhe.
2.2 2. Satz
- Der zweite, in g-Moll und im 2/4-Takt stehende Satz besticht durch melodische Schönheit, Leichtigkeit und effektvolle Instrumentierung. Ernst Wolff schreibt zu ihm u.a.:
- "Der reizenden Canzonetta (G-moll, 2/4) von zart exotischer Färbung dankt dieses Quartett wohl zumeist seine Beliebtheit." [10]
- Der Satz hat die Menuettform ABA`. [11]
- Er beginnt mit einem 14-taktigen, humorvollen und an ein Volkslied erinnernden Thema in der 1. Violine. Viola und Cello begleiten anfänglich pizzicato. Die ersten beiden Takte des viertaktigen Teilmotivs (Takt 1 bis 4) werden wiederholt, woran sich ein eintaktiges Motiv anschließt, das sequenziert in der 1. und 2. Violine und danach in Viola und Cello geführt wird. Diese sequenzierenden Takte übernehmen dabei auch kadenzierenden Funktion. Nach der Wiederholung der ersten 14 Takte folgen acht Takte mit einem Unisono aller Instrumente. Daran schließt sich das Anfangsthema an. Auch dieser Abschnitt wird wiederholt.
- Ab Takt 31 beginnt dann der kontrastierende Abschnitt B in Form eines flotten Scherzo [12] in der Durparallele G-Dur. Die 1. und 2. Violine bringen über acht Takte eine Melodie in lebhaften 16-tel-Noten, welche Viola und Cello mit einem Orgelpunkt begleiten. Danach werfen sich 1. und 2. Violine abwechselnd gebrochene Dreiklänge in den Zwischendominanten zu. In den Takten 46 bis 48 wird der Teil ab Takt 31 noch ein mal kurz aufgegriffen, bevor eine Halbkadenz in G-Dur folgt. Danach erfolgt ein Stimmentausch. Die 16-tel Bewegung aus Takt 31 ff. liegt nun im tiefen Bereich von Viola und Cello, während die beiden Violinen den Orgelpunkt bringen. Im Gegensatz zu Takt 31 ff., wo 1. und 2. Violine im Terzabstand geführt sind, stehen Viola und Cello hier allerdings im Oktavabstand. Nach 10 Takten mit Stimmentausch setzt Mendelssohn dann wieder das ursprüngliche Modell mit der 16-tel-Bewegung in den beiden Violinen ein. Nun folgen die bereits bekannten gebrochenen Dreiklänge und es wird wieder nach g-Moll zurückmoduliert. [13] Auch der Abschnitt mit dem Stimmentausch wird wiederholt. Ab Takt 86 folgt dann wieder ein Abschnitt im unisono, der durch die Spielanweisung pizzicato gegen Ende einen etwas humorvollen Charakter erhält.
- Ab Takt 98 wird der A-Teil, diesmal allerdings ohne Wiederholung, noch einmal gebracht. In den letzten acht Takten des Satzes wird das Thema dann pizzicato und ritardando präsentiert.
2.3 3. Satz
2.4 4. Satz
3 Links und Quellen
3.1 Siehe auch
3.2 Weblinks
- Die Partitur von Op. 12 auf IMSLP
- Mendelssohn String Quartet op 12 analysis and commentary
- Das Zweite ist das Erste - Die Chronologie von Felix Mendelssohn-Bartholdys Streichquartetten stimmt nicht mit der Nummerierung überein
- Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 – 1847) - Streichquartette Folge 1
- Felix Mendelssohn-Bartholdy / Streichquartett Es-Dur, op. 12 auf www.kammermusikfuehrer.de
3.2.1 Bilder / Fotos
3.2.2 Videos auf Youtube
- Das Konncz Quartett Wien spielt Op. 12
- Das Aurora String Quartet spielt Op. 12
- Op. 12 auf historischen Instrumenten
- Das Talich Quartett spielt Op. 12 (1.Satz)
- Das Talich Quartett spielt Op. 12 (2.Satz)
- Das Talich Quartett spielt Op. 12 (3.Satz)
- Das Talich Quartett spielt Op. 12 (4.Satz)
- Das Zemlinsky Quartet spielt Op. 12
3.3 Quellen
3.4 Literatur
- Robin Wildstein Garvin: Romantic Irony in the String Quartets of Felix Mendelssohn Bartholdy and Robert Schumann, Pro Quest LLC, Ann Arbor, 2008
- Friedhelm Krummacher: Mendelssohn der Komponist - Studien zur Kammermusik für Streicher, W. Fink, 1978
- Streichquartett Es-dur MWV R 25 (op. 12) - Urtext nach der Leipziger Mendelssohn-Gesamtausgabe (Serie III/Band 1) (DV 8421), Deutscher Verlag für Musik, 1975, ISBN-13 979-0200481518
- Streichquartett Es-Dur op.12 Studienpartitur, Ernst Eulenburg, ISBN-13 979-0200200683
3.5 Einzelnachweise
- ↑ R. Larry Todd: Mendelssohn - A Life in Music, Oxford University Press, 2003, S. 218
- ↑ Ernst Herttrich im Vorwort der Urtextausgabe von Op. 12 und 13 des C. Henle Verlags aus dem Jahr 1989
- ↑ Hans-Georg Klemm: Große Komponisten und ihre unsterblichen Geliebten, Lambert Schneider, 2015, S. 21 und 22
- ↑ Clive Brown: A Portrait of Mendelssohn, Yale University Press, 2003, S. 28
- ↑ Ernst Wolff: Felix Mendelssohn Bartholdy, Verlagsgesellschaft für Literatur und Kunst, Berlin, 1909; neuaufgelegt im Jahr 2014 vom SEVERUS Verlag in Hamburg, S. 55
- ↑ Felix Mendelssohn Bartholdy: Briefe an deutsche Verleger, editiert von Rudolf Elvers, Walter de Gruyter, Berlin, 1968, S. 288
- ↑ op. 12, MWV R 25 auf www.mendelssohn-stiftung.de
- ↑ Lawrence Budmen: String Quartet in E-Flat Major, Opus 12
- ↑ Robin Wildstein Garvin: Romantic Irony in the String Quartets of Felix Mendelssohn Bartholdy and Robert Schumann, Pro Quest LLC, Ann Arbor, 2008, S. 47 und 48
- ↑ Ernst Wolff: Felix Mendelssohn Bartholdy, Verlagsgesellschaft für Literatur und Kunst, Berlin, 1909, S. 56; neuaufgelegt im Jahr 2014 vom SEVERUS Verlag in Hamburg
- ↑ Friedhelm Krummacher: Mendelssohn der Komponist - Studien zur Kammermusik für Streicher, W. Fink, 1978, S. 251
- ↑ R. Larry Todd: Mendelssohn - A Life in Music, Oxford University Press, 2003, S. 218
- ↑ Robin Wildstein Garvin: Romantic Irony in the String Quartets of Felix Mendelssohn Bartholdy and Robert Schumann, Pro Quest LLC, Ann Arbor, 2008, S. 51
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5 Andere Lexika
Wikipedia kennt dieses Lemma (Streichquartett Nr. 1, Op. 12, MWV R 25 (Komposition von Felix Mendelssohn Bartholdy)) vermutlich nicht.
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