Speisepilz
Ein Speisepilz ist der Fruchtkörper eines Pilzes (im weiteren verkürzend "Pilz" genannt), genauer eines Pilzgeflechtes (Myzel), der vom Menschen- eventuell nach einer bestimmten Vorbehandlung- schadlos zu Speisezwecken verwendet werden kann. Der Pilzsammler sollte zunächst über 2-3 Vegetationsperioden die Pilzflora seiner Heimat kennen lernen und bei fraglichen Arten immer wieder die Hilfe sachkundiger Personen in Anspruch nehmen,[1] bis ihm eine sichere Bestimmung der verzehrfähigen Arten möglich ist.
Inhaltsverzeichnis
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1 Sachgemäße Verwendung
Pilze nehmen eine Sonderstellung zwischen Tier- und Pflanzenwelt ein. So bestehen beispielsweise die Zellwände der festen Pilze überwiegend aus Chitin - ähnlich dem Exoskelett von Insekten - und nicht wie bei Pflanzen aus Zellulose. Der menschliche Organismus besitzt jedoch keinerlei Mechanismen zur Verdauung von Chitin, weshalb manche Pilze schwer verdaulich sind.
Auch ansonsten gute Speisepilze enthalten im Rohzustand Stoffe, die den menschlichen Magen-Darm-Trakt reizen können und Unverträglichkeitsreaktionen auslösen können. Das empfindliche Pilzeiweiß unterliegt einem raschen Verderb durch Zersetzung, Schimmelpilz und Madenfraß. Die größte Gefahr geht von Irrtümern bei der Bestimmung der Pilzarten und einer folgenschweren Verwechslung mit giftigen Arten (Giftpilze) aus.
Daraus ergeben sich folgende Schlußfolgerungen für die sachgemäße Verwendung von Speisepilzen:
- Wichtigste Regel: nur Pilze zu Speisezwecken verwenden, die man sicher als Speisepilz erkannt hat. Beim geringsten Zweifel ist der Pilz zu verwerfen.
- Personen mit empfindlichen Magen-Darm-Trakt und Verdauungsproblemen sollten zuerst kleine Mengen einer Pilzmahlzeit versuchen und bei Problemen auf den weiteren Genuß verzichten;
- Pilzgerichte wegen ihrer schweren Verdaulichkeit möglichst nicht am späten Abend einnehmen;
- in freier Natur gesammelte Pilze niemals in rohem Zustand verzehren, Ausnahmen sind in den Artbeschreibungen angegeben;
- gesammelte Pilze zügig verarbeiten;
- Pilze gut erhitzen, mindestens 8 Minuten dünsten oder schmoren; in Einzelfällen, die in den Artbeschreibungen angegeben sind, können auch längere Zeiten erforderlich sein;
- niemals Pilze nur anhand von Bestimmungsbüchern, Internetratgebern oder ähnlichen Quellen für den Verzehr bestimmen, stattdessen die Pilzberatungsstellen der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) oder den Rat eines versierten Pilzkenners nutzen.
2 Verhalten bei Vergiftungserscheinungen
Bei den geringsten Anzeichen von Vergiftungserscheinungen, beispielsweise Übelkeit, Durchfall und Erbrechen, ist ein Arzt zu verständigen. Reste der Pilzmahlzeit (Putzabfälle, Bratenreste, Stuhl, Erbrochenes) sollten - sofern möglich - sicher gestellt und bereit gehalten werden; mitunter ist eine Bestimmung giftiger Arten bereits anhand dieser Reste möglich. Weitere Angaben, z.B. zum Fundort bzw. zur Herkunft der Pilze, Uhrzeit des Verzehrs und zu Art und Stärke der Symptome sind dem Arzt zur Abklärung einer eventuellen Pilzvergiftung nützlich.
Die folgende Liste kann verwendet werden, falls kein Arzt per Telefon erreichbar ist. Es gibt in vielen Städten einen ärztlichen Notdienst, dessen Rufnummer der Tageszeitung zu entnehmem oder im Internet zu finden ist.
2.1 Deutschland
Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen und Embryonaltoxikologie Spandauer Damm 130, D-14050 Berlin
Tel.: +49 (0)30 / 19240 (Notfall) und 30686- 711 (allgemeine Anfragen) Fax: +49 (0)30 / 30686- 721 E-Mail: berlintox@giftnotruf.de
Universitätsklinikum Rudolf Virchow Abt. Innere Medizin mit Schwerpunkt Nephrologie und Intensivmedizin Augustenburger Platz 1, D-13353 Berlin
Tel.: +49 (0)30 / 450- 53555 und -53565 Fax: +49 (0)30 / 450- 53915
Bonn Informationszentrale gegen Vergiftungen
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Zentrum für Kinderheilkunde Adenauerallee 119, D-53113 Bonn
Tel.: +49 (0)228 / 19240 und 287- 33211 Fax: +49 (0)228 / 287- 3314
Ratgeber für Vergiftungsunfälle
Giftinformationszentrum der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen
Nordhäuser Straße 74, D-99089 Erfurt
Tel.: +49 (0)361 / 73073- 0 Fax: +49 (0)361 / 73073- 17
Informationen zu richtigem Verhalten bei Vergiftungen
Freiburg Vergiftungs-Informations-Zentrale Freiburg
Universitätskinderklinik Mathildenstraße 1, D-79106 Freiburg
Tel.: +49 (0)761 / 19240 (Notfall) und 270- 4360 (für Firmen) Fax: +49 (0)761 / 270- 4457
Göttingen Giftinformationszentrum-Nord
Georg-August-Universität, Beratung durch ein Ärzteteam aus den Bereichen Pädiatrie, Innere Medizin, Arbeitsmedizin, Psychiatrie/Suchtforschung, Pharmakologie/Toxikologie und einem Chemiker Robert-Koch-Straße 40, D-37075 Göttingen
Tel.: +49 (0)551 / 19240 (Jedermann) und 38- 3180 (Fachleute) Fax: +49 (0)551 / 38- 31881 E-Mail: giznord@med.uni-goettingen.de
Homburg/Saar Informations- und Beratungszentrum für Vergiftungsfälle
an den Universitätskliniken, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin D-66421 Homburg/Saar
Tel.: +49 (0)6841 / 19240 und 16- 8315 Fax: +49 (0)6841 / 16- 4017
Kassel Untersuchungs- und Beratungsstelle für Vergiftungen (Labor Dr. Hess und Kollegen) Karthäuserstraße 3, D-34117 Kassel
Tel.: +49 (0)561 / 9188- 320 Fax: +49 (0)561 / 9188- 199
Leipzig Toxikologischer Auskunftsdienst
Universitätsklinikum Härtelstraße 16-18, D-04107 Leipzig
Tel.: +49 (0)341 / 97 24 666
Mainz Beratungsstelle bei Vergiftungen
Johannes-Gutenberg-Universität, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Klinische Toxikologie Langenbeckstraße 1, D-55131 Mainz
Tel.: +49 (0)6131 / 19240 und 232467 Fax: +49 (0)6131 / 176605
Mönchengladbach Toxikologische Untersuchungsstelle (Labor Dr. Stein und Kollegen) Wallstraße 10, D-41061 Mönchengladbach
Tel.: +49 (0)2161 / 8194- 0 Fax: +49 (0)2161 / 8194- 50
Toxikologische Abteilung der II. Medizinischen Klinik rechts der Isar Ismaninger Straße 22, D-81675 München
Tel.: +49 (0)89 / 19240 Fax: +49 (0)89 / 4140- 2467 Telex: 524404 klire d
Nürnberg Toxikologische Intensivstation
Klinik für Notfallmedizin und Internistische Intensivmedizin II. Medizinische Klinik, Städtisches Krankenhaus Nürnberg Nord Prof.-Ernst-Nathan-Str. 1, 90419 Nürnberg, Haus/Bauteil: 39, Erdgeschoss
Tel.: +49 (0)911 / 398- 2451, -2665 und -2417 Fax: +49 (0)911 / 398- 2999 und -3626
Oberhausen Mobiles Gegengift-Depot der Berufsfeuerwehr Brücktorstraße 30, D-46047 Oberhausen
Tel.: +49 (0)208 / 8585- 1 und 19222
Schwandorf Mobiles Gegengift-Depot der Freiwilligen Feuerwehr Eltmannsdorfer Straße 30a, D-92421 Schwandorf
Tel.: +49 (0)9431 / 4440
2.2 Österreich
Wien Vergiftungsinformationszentrale, Allgemeines Krankenhaus Wien Währinger Gürtel 18-20, A-1090 Wien
Tel.: +43 (0)1 / 406- 4343 (Notruf und Beratung) Fax: +43 (0)1 / 404- 004225 E-Mail: viz@meduniwien.ac.at
2.3 Schweiz
Zürich Schweizerisches Toxikologisches Informationszentrum Klosbachstrasse 107, CH-8030 Zürich
Tel.: +41 (0)1 / 25- 15151 (Notfälle), +41 (0)1 / 25- 16666 (allgemeine Anfragen) Fax: +41 (0)1 / 25- 28833
3 Konservierung
Zur Konservierung von Pilzen stehen die verschiedensten Methoden zur Verfügung. Die meisten dieser Methoden - ausgenommen beim Trocknen von Pilzen - sind jedoch erst nach dem Kochen sinnvoll:
Des weiteren können Pilze, auch minderwertige, wie z.B. zähe oder holzige Pilzbestandteile, zu Pilzpulver oder Pilzessenz verarbeitet werden.
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