Metaphysik

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Die Metaphysik (von lateinisch metaphysica; meta = ‚danach‘, ‚hinter‘, ‚jenseits‘ und phýsisNatur‘, ‚natürliche Beschaffenheit‘) ist eine Grunddisziplin der Philosophie. Metaphysische Systementwürfe behandeln in ihren klassischen Formen die zentralen Probleme der theoretischen Philosophie, nämlich die Beschreibung der Fundamente, Voraussetzungen, Kausalität (Ursachen) oder „ersten Begründungen“, der allgemeinsten Strukturen, Gesetzlichkeiten und Prinzipien sowie von Sinn und Zweck der gesamten Realität bzw. allen Seins.

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1 Allgemeienes

Konkret bedeutet dies, dass die klassische Metaphysik „letzte Fragen“ behandelt, beispielsweise: Gibt es einen letzten Sinn, warum die Welt überhaupt existiert? Und dafür, dass sie gerade so eingerichtet ist, wie sie es ist? Gibt es Gott/Götter und wenn ja, was können wir darüber wissen? Was macht das Wesen des Menschen aus? Gibt es so etwas wie „Geistiges“, insbesondere einen grundlegenden Unterschied zwischen Geist und Materie (Leib-Seele-Problem)? Besitzt der Mensch eine unsterbliche Seele, verfügt er über einen freien Willen? Verändert sich alles oder gibt es auch Dinge und Zusammenhänge, die bei allem Wechsel der Erscheinungen immer gleich bleiben?

Dinge der Metaphysik sind dabei, so der klassische Erklärungsanspruch, nicht durch empirische Einzeluntersuchungen zugängliche, sondern diesen zugrundeliegende Bereiche der Wirklichkeit. Der Anspruch, überhaupt Erkenntnisse außerhalb der Grenzen der sinnlichen Erfahrung zu formulieren, wurde vielfach auch kritisiert – Ansätze einer allgemeinen Metaphysikkritik begleiten die metaphysischen Systemversuche von Anfang an, sind insbesondere aber im 19. und 20. Jahrhundert entwickelt und oftmals als ein Kennzeichen moderner Weltanschauung verstanden worden. Andererseits hat man Fragen nach einem letzten Sinn und einem systematisch beschreibbaren „großen Ganzen“ als auf natürliche Weise im Menschen angelegt, als ein „unhintertreibliches Bedürfnis“ verstanden (Kant), ja den Menschen sogar als „animal metaphysicum“, als ein „metaphysiktreibendes Lebewesen“ bezeichnet (Schopenhauer). Seit Mitte des 20. Jahrhunderts werden, klassischer analytisch-empiristischer und kontinentaler Metaphysikkritik zum Trotz, wieder komplexe systematische Debatten zu metaphysischen Problemen von Seiten meist analytisch geschulter Philosophen geführt.

2 Literatur

2.1 Klassische Texte

  • Platon: Phaidon (vor 347 v. Chr.), Politeia (ca. 370 v. Chr.), Symposion (ca. 380 v. Chr.) u. a.
  • Aristoteles: Metaphysik (4. Jahrhundert v. Chr.)
  • Plotin: Enneaden (3. Jahrhundert n. Chr.)
  • Thomas von Aquin: De ente et essentia (um 1255; deutsch Über das Sein und das Wesen), Summa theologica (ca. 1265–1273)
  • Francisco Suárez: Disputationes Metaphysicae (1597)
  • René Descartes: Meditationes de prima philosophia (1641)
  • Baruch de Spinoza: Ethica, ordine geometrico demonstrata (1677)
  • Gottfried Wilhelm Leibniz: Monadologie (1714)
  • Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft (1781/1787)
  • Johann Gottlieb Fichte: Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre (1794–1795)
  • Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling: System des transzendentalen Idealismus (1800)
  • Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Wissenschaft der Logik (1812–1816), Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften (1817)
  • Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung (1819, 1844)
  • Martin Heidegger: Sein und Zeit (1927)
  • Alfred North Whitehead: Prozess und Realität (1929)
  • Jean-Paul Sartre: Das Sein und das Nichts. Versuch einer phänomenologischen Ontologie (1943, dt. 1952)
  • José Ortega y Gasset: Der Mensch ist ein Fremder. Schriften zur Metaphysik und Lebensphilosophie (Vorlesungen dt. 2008) ISBN 3-495-48104-4
  • Theodor W. Adorno: Meditationen zur Metaphysik, in: ders., Negative Dialektik, Dritter Teil, III; Frankfurt/M. (1966)

2.2 Metaphysikgeschichte

  • Jörg Disse: Kleine Geschichte der abendländischen Metaphysik. Von Platon bis Hegel. 3. Auflage. WBG, Darmstadt 2007, ISBN 3-534-15501-7. (Gut verständliche Einführung in die wesentlichen Etappen der Geschichte der Metaphysik)
  • Heinz Heimsoeth: Die sechs großen Probleme der abendländischen Metaphysik und der Ausgang des Mittelalters. Darmstadt 1958.
  • Wilfried Kühn: Einführung in die Metaphysik: Platon und Aristoteles. Felix Meiner Verlag, Hamburg 2017.
  • Willi Oelmüller, Ruth Dölle-Oelmüller, Carl-Friedrich Geyer: Diskurs: Metaphysik. 2. Auflage. Schöningh, Paderborn u. a. 1995, ISBN 3-506-99371-2. (Auswahl klassischer Texte der Metaphysikgeschichte mit allgemeiner Einführung)
  • Wilhelm Risse: Metaphysik: Grundthemen und Probleme. München 1973.
  • Heinrich Schmidinger: Metaphysik. Ein Grundkurs. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 2000, 3. Aufl. 2010, ISBN 978-3-17-021350-0. (Systematisch-historische Einführung, am Kritizismus Kants orientiert, mit Passagen aus Originaltexten und zum Schluss einen eigenen Entwurf vorlegend)

2.3 Systematische Einführungen

  • David M. Armstrong: Universals – An Opinionated Introduction. Boulder: Westview Press 1989, ISBN 0-8133-0772-4. (Sehr klare Einführung mit Schwerpunkt Universalienproblem)
  • Tim Crane, Katalin Farkas (Hrsg.): Metaphysics. A Guide and Anthology. Oxford 2004, ISBN 0-19-926197-0. (Nützliche Sammlung klassischer und jüngerer Texte)
  • Peter van Inwagen: Metaphysics. 2. Auflage. Westview Press, Boulder 2002, ISBN 0-8133-9055-9.
  • Friedrich Kaulbach: Einführung in die Metaphysik. 5. Auflage. WBG, Darmstadt 1991, ISBN 3-534-04853-9. (Systematische Einführung auf gehobenem Niveau)
  • Jaegwon Kim, Ernest Sosa (Hrsg.): Metaphysics – An Anthology. Blackwell, Malden 1999. (Umfangreiche und nützliche Sammlung wichtiger Texte)
  • Michael J. Loux: Metaphysics – A Contemporary Introduction. 2. Auflage. Routledge London 2002. (Hervorragende Einführung in die neuere systematische Metaphysik)
  • E. J. Lowe: A Survey of Metaphysics. Oxford University Press, Oxford 2002, ISBN 0-19-875253-9. (Neben Loux eine der besten Einführungen in zeitgenössische Debatten)
  • Friedo Ricken (Hrsg.): Lexikon der Erkenntnistheorie und Metaphysik. Beck, München 1984, ISBN 3-406-09288-8. (Artikel zu Einzelfragen von deutschen Dozenten)
  • Edmund Runggaldier, Ch. Kanzian: Grundprobleme der Analytischen Ontologie. Schöningh, Paderborn 1998.
  • Ted Sider, John Hawthorne, Dean Zimmerman (Hrsg.): Contemporary Debates in Metaphysics. Blackwell 2007, ISBN 1-4051-1229-8. (Stellt in jedem Kapitel zwei Aufsätze gegensätzlicher Positionen in einer Debatte gegenüber)
  • Robert C. Koons, Timothy H. Pickavance: Metaphysics: The Fundamentals. Wiley-Blackwell, 2015. ISBN 978-1-4051-9573-7 (Paperback); ISBN 978-1-118-32866-8 (eBook)

3 Weblinks

 Wikiquote: Metaphysik – Zitate

4 Vergleich zu Wikipedia




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