Illuminatenorden

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Der Illuminatenorden wurde am 1. Mai 1776 als Bund der Perfektibilisten[1] vom Philosophen und Kirchenrechtler Adam Weishaupt in Ingolstadt gegründet. 1780 hatte der Orden etwa 60 Mitglieder.[2] Dabei sollen Freimaurer maßgeblich beteiligt gewesen sein, Weishaupt selbst wurde erst 1777 Freimaurer. Anderseits soll versucht worden sein, die Freimaurerei zu „unterwandern“.[3] Diese Unterwanderung wurde von dem niedersächsischen Adligen Adolph Freiherr Knigge vorangetrieben. Er gab bei seiner Ordensreform 1782 den Illuminaten eine an die Freimaurerei angelehnte Struktur mit ähnlichen Logengraden, von denen jeder ein eigenes Initiationsritual und eigene Geheimnisse hatte, die bei der jeweiligen Beförderung offenbart wurden. Dabei bot die Krise, in die die deutsche Freimaurerei in ihren Hochgraden nach 1776 mit dem Zusammenbruch der Strikten Observanz geraten war, eine günstige Gelegenheit.

Am 16. Dezember 1780 schrieb Knigge an Weishaupt:

„Eine Revolution steht der Maurerey […] bevor […] Es ist also nöthig dabey nicht das Ruder aus den Händen zu verliehren, damit uns nicht andre kluge Köpfe zuvorkommen.“[4]

Später kam es zum Streit zwischen Weishaupt und Knigge, so dass der Orden zu zerbrechen drohte. Im Februar 1784 wurde daher ein „Congress“ genanntes Schiedsgericht in Weimar einberufen, an dem unter anderen Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried Herder und Herzog Ernst von Sachsen-Gotha beteiligt waren. Für Knigge überraschend urteilte der Congress, es müsse ein gänzlich neuer „Areopag“ gebildet werden; beide führenden Persönlichkeiten des Ordens sollten ihre Machtpositionen aufgeben. Dies schien ein tragbarer Kompromiss zu sein. Da aber absehbar war, dass der Ordensgründer auch ohne formalen Vorsitz im Areopag weiterhin einflussreich bleiben würde, bedeutete es eine klare Niederlage für Knigge. Es wurde Stillschweigen und Rückgabe aller Papiere vereinbart. Am 1. Juli 1784 verließ Knigge den Illuminatenorden.[5] Er wandte sich danach von der „Mode-Thorheit“ ab, die Welt durch geheime Gesellschaften verbessern zu wollen.[6] Weishaupt gab die Leitung des Ordens an Johann Martin Graf zu Stolberg-Roßla ab.[7] Der Orden mischte sich auch in die Politik ein. Als der Hofarchivar Karl von Eckartshausen, auch ein ehemaliges Ordensmitglied, Diebstähle von Dokumenten aus dem kurfürstlichen Archiv meldete, wurde am 22. Juni 1784 ein Dekret erlassen, das alle „Communitäten, Gesellschaften und Verbindungen“ verbot, die ohne seine „landesherrliche Bestätigung“ gegründet worden waren. Der Illuminatenorden waren gemeint, auch wenn er im Text nicht explizit genannt war.[8]

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. F. A. Brockhaus: Allgemeine deutsche Real-Encyclopädie für die gebildeten Stände. Fünfter Band. I-L. (6. Auflage) Leipzig 1824. (online) S. 18.
  2. Jeffrey L. Pasley: Illuminati. In: Peter Knight (Hrsg.): Conspiracy Theories in American History. An Encyclopedia. Band 1, ABC Clio, Santa Barbara 2003, ISBN 1-57607-812-4, S. 336.
  3. hierzu gibt die deutsche Wikipedia einige phantasievolle Ausführungen, die jedoch oft Theoriefindung sind.
  4. Reinhard Markner: Einleitung. Zur historischen Einführung. In: derselbe, Monika Neugebauer-Wölk, Hermann Schüttler (Hrsg.): Die Korrespondenz des Illuminatenordens. Band 2: Januar 1782–Juni 1783. Niemeyer, Tübingen 2013, ISBN 978-3-11-029500-9, S. IX. (abgerufen über De Gruyter Online).
  5. Karl-Heinz Göttert: Knigge oder: Von den Illusionen des anständigen Lebens. dtv, München 1995, S. 66 f.
  6. Horst Möller: Fürstenstaat oder Bürgernation? Deutschland 1763–1815. Siedler, Berlin 1994, S. 506.
  7. Manfred Agethen: Geheimbund und Utopie. Illuminaten, Freimaurer und deutsche Spätaufklärung. Oldenbourg, München 1987, S. 82.
  8. Ralf Klausnitzer: Poesie und Konspiration. Beziehungssinn und Zeichenökonomie von Verschwörungsszenarien in Publizistik, Literatur und Wissenschaft 1750–1850. De Gruyter, Berlin/New York 2007, ISBN 978-3-11-097332-7, S. 273 f. (abgerufen über De Gruyter Online).

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