Hunger (Historisch)
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Hunger (Fames) ist das Gefühl des Nahrungsbedürfnisses. Der Hunger entsteht gewöhnlich bei leerem Magen und äußert sich als leichte schmerzhafte, nagende Empfindung in der Magengegend.
Inhaltsverzeichnis
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1 Allgemeines
Das Hungergefühl wird durch gewisse Veränderungen der vom nervus vagus abstammenden sensiblen Magennerven, und zwar durch die mangelnde Blutzufuhr zum leeren Magen hervorgerufen. Alles, was die Blutmenge des Körpers überhaupt vermindert, wie Muskelanstrengungen, Stoffverluste aller Art (Samen-, Milch-, Eiterverlust), Wachstum, Ansatz nach Krankheiten und dergleichen, erzeugt normalerweise auch Hunger, wogegen jede stärkere Anfüllung der Magenschleimhaut mit Blut, welche die Magengefäße ausdehnt, das Hungergefühl unterdrückt, bei trankhafter Kongestion ebenso wie durch Anfüllung des Magens mit Speisen, welche die Drüsennervenreizen und stärkeren Blutzufluß erzeugen. Auch durch die Einführung gewissernarkotischer Genuß- und Arzneimittel (Tabak, Opium, Alkohol) kann das Hungergefühl gestillt werden.
In leichterem Grade, als bloße Esslust oder Appetit, ist der Hunger keine unangenehme Empfindung, und nur wenn die Eßlustnicht befriedigt wird, der Mangel an Nahrung lange anhält, beginnt die Empfindung unangenehm zuwerden, und es zeigen sich nun heftigere nervöse Erscheinungen, wie Ohnmachtsgefühl, Mattigkeit, Muskelschwäche u. dgl. Bei gänzlicher Nahrungsenthaltung treten heftige Kopfschmerzen, Fieber, Abmagerung, Delirien und Tobsucht, Ohnmachten, Krämpfe und schließlich der Tod durch Verhungern ein.
2 Erkenntnisse nach dem Hungertod einer Katze
Über das Verhältnis, in welchem beim Hungertod die einzelnen Gewebe und Organe Gewichtseinbuße erleiden, hat Voit eingehende Versuche angestellt. So verloren bei einer verhungerten Katze: das Fett 97 Proz., die Milz 66,? Proz., die Leber 53,7Proz., die Hoden 40 Proz., die Muskeln 30,5 Proz., das Blut 27 Proz., die Nieren 25 Proz., die Haut 20,6 Proz., der Darm 18 Proz.,die Lungen 17,7 Proz., die Bauchspeicheldrüse 17Proz., die Knochen 13,9 Proz., Gehirn, Rückenmark und Nerven 9,2 Proz. und das Herz 2,6 Proz. ihres Gewichts, woraus hervorgeht, dass die Widerstandsfähigkeit der einzelnen Organe gegen das Verbrauchtwerden beim Verhungern in geradem Verhältnis zu ihrer Wichtigkeit steht.
3 Experimente mit dem Hunger
Die Länge der Zeit, welche der Mensch oder ein Tier ohne Nahrungsmittel zubringen kann, ist sehr verschieden; kaltblütige Tiere ertragen den Hunger viel länger als warmblütige; so kann man Wassersalamander und Schildkröten jahrelang ohne Nahrung erhalten, wogegen Vögel nur 5-28 Tage, Hunde 25-36 Tage ohne Speise und Trank leben können.
Gesunde Menschen ertragen Hunger und Durst meist nicht länger als 1-2 Wochen, bei Wasseraufnahme jedoch auch länger. Besonders wurde dies dargetan durch Hungerversuche, die von exzentrischen Personen auf Grund von Wetten oder aus Reklamesucht angestellt wurden. Diese Hungerversuche haben manche interessante, der Wissenschaft förderliche Beobachtungen anzustellen ermöglicht. Den Reigen der freiwilligen Hungerleider eröffnete der amerik. Arzt Dr. Henry Tanner in New York, welcher infolge einer eingegangenen Wette sich anheischig machte, 40 Tage lang zu fasten,ohne etwas anderes als Wasser zu genießen, und vom 28. Juni bis 7. Aug. 1880 unter strenger Aufsicht diese freiwillige Fastenzeit trotz mancherlei übler Zufälle glücklich zu Ende führte. Tanner hat später dieses Experiment mehrmals wiederholt. Sein Beispiel wurde von dem ital. Forschungsreisenden G. Succi nachgeahmt, der sich, allerdings mit Hilfe eines opiumhaltigen Liqueurs, vom 18. Aug. bis 17. Sept. 1880 in Mailand einer 30tägigen Hungerkur unterzog und während dieser ganzen Zeit keine Spur von der Schwäche, Erschlaffung und den Übelkeiten darbot, welche bei Tanner häufig vorkamen.
Beide Hungervirtuosen wurden noch übertroffen durch den 20jährigen ital. Maler Merlatti, der volle 50 Tage hindurch, vom 27. Okt. bis 15. Dez. 1886, unter allerdings nicht ganz einwandsfreier ärztlicher Kontrolle im großen Saal des Grand Hotel zu Paris hungerte, er rauchte bloß täglich einige Zigarren und trank etwas gefiltertes Wasser. Am Ende des Fastenversuchs war sein Körper auf das äußerste zusammengeschrumpft, die Hände und Füße erschienen ungewöhnlich lang, das Gesicht war außerordentlich abgemagert, die Nase auffallend spitz, und aus seinem Munde entströmte ein Geruch, wie ihn wilde Tiere in Menagerien verbreiten; die ersten Versuche, wieder Nahrung zu sich zu nehmen, hatten hartnäckiges Erbrechen zur Folge, und erst nach Wochen hatte sich sein Magen wieder so weit gekräftigt, daß er ein einfaches Mahl vertrug. Nach einem späteren Hungerversuch ging er elend zu Grunde.
Aus der ältern Zeit führt übrigens schon Tiedemann einzelne wohlbeglaubigte Fälle an, in denen Hungernde, die Wasser genießen konnten, 50 und mehr Tage ausdauerten. In Krankheiten, namentlich des Magens, des Zentralnervensystems, bei Verschluß der Speiseröhre u. s. w., beobachtet man nicht selten, daß fast vollkommenes Hungern lange Zeit ertragen wird. Als lebhaftere Äußerungen des Hungergefühls erscheinen Heißhunger und Iähhunger. Ersterer fällt bereits unter das Gebiet der krankhaften Erscheinungen, letzterer ist bloß eine intensivere Form des gewöhnlichen Hungers.
4 Quelle
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