Guido Knopp

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Guido Friedrich Knopp (* 29. Januar 1948 in Treysa, Hessen) ist ein deutscher Journalist, Publizist und Moderator. Er ist vor allem für seine Beschäftigung mit zeitgeschichtlichen Themen bekannt. Seit 2010 ist er Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins „Unsere Geschichte. Das Gedächtnis der Nation“, der sich zur Aufgabe gemacht hat, „Erinnerungen von Zeitzeugen filmisch festzuhalten und auch künftigen Generationen verfügbar zu machen“.

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1 Beruflicher Werdegang

Nach seiner Promotion über die Geschichte von SPD und USPD[1] war er Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Auslandschef bei der Welt am Sonntag.

1978 ging Knopp zum ZDF. 1980 übernahm er die wöchentliche Sendereihe „Fragen zur Zeit“. Seit 1984 leitete er die ZDF-Redaktion „Zeitgeschichte“, deren Gründung er initiierte und die er im ZDF als eigenständigen Programmbereich verantwortete.

Knopp lehrte Journalistik an der Universität Gießen und an der katholischen Gustav-Siewerth-Akademie in Weilheim-Bierbronnen, einer damaligen privaten Hochschule. Von ihr wurde er 1994 zum Professor ernannt.

2 Privates

Väterlicherseits stammt seine Familie aus Oberschlesien, mütterlicherseits aus Oberhessen.

3 Kritik

In Thomas Leifs Buch Leidenschaft: Recherche wird die Auseinandersetzung zwischen dem Journalisten Thomas Schuler und Guido Knopp als Beispiel für mögliche Komplikationen bei Recherchen verwendet. Schuler hatte im Jahr 2000 Knopps Professorentitel als unseriös eingestuft, da er ihn von der Gustav-Siewerth-Akademie habe, deren Führungspersonal laut Schuler unter anderem mit der rechten Organisation „Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis“ verbunden sei. Es wurden gegen den Artikel von Personen der Gustav-Siewerth-Akademie zahlreiche Rechtsmaßnahmen ergriffen und obwohl Schuler vor Gericht gewann, veröffentlichte die Berliner Zeitung den Artikel daraufhin vorsichtshalber nicht im öffentlich verfügbaren Archiv.[2]

Peter Kümmel fasst US-amerikanische und deutsche Kritiker der Dokumentationen von Knopp so zusammen: Knopps Filme funktionierten wie „Rollenspiele, mit deren Hilfe sich die Deutschen mit ihren Großvätern versöhnen könnten.“ Die Filme würden das „Wir“-Gefühl mehr ansprechen als die Fakten. Erinnerung sei bei ihm empathisch geladen, zu wohlwollend.[3] Wulf Kansteiner bescheinigt zwar, dass die gesprochenen Kommentare und Botschaften korrekt seien. Der „visuelle Sog“ der teils auch nachgestellten und mit Ton unterlegten Szenen überlagere jedoch oftmals den Off-Kommentar und schaffe eine raffinierte Identifikationsmöglichkeit etwa mit einem Militäridol und lasse gegensätzliche Perspektiven von Tätern und Opfern außen vor.[4]

Jenseits der Kritik in den Feuilletons finden sich nur wenige geschichtswissenschaftliche, ausführliche Auseinandersetzungen mit den Produktionen der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte. Eine umfassende Auseinandersetzung liefert z. B. Oliver Näpel in der Zeitschrift für Geschichtsdidaktik. Hierbei handelt es sich um eine systematische Aufarbeitung der Funktionen und Wirkung der unterschiedlichen Bausteine von Guido Knopps Dokutainment-Sendungen, deren Hauptaugenmerk auf den Sendereihen zum Dritten Reich liegt.[5] Die verharmlosenden oder emotionalisierenden Zeitzeugeninterviews würden historisch brisante Tatsachen verdecken, kritisiert Evelyn Finger die Dokureihe „Kinder der Flucht“ des ZDF aus dem Herbst 2006.[6] Es sei entpolitisierend, Einzelschicksale zu zeigen und historische Beurteilung zu verschweigen, wenn mit dem Anspruch aufgetreten werde, eine ganze Epoche darzustellen. So erwähne Knopp in seiner Einleitung dieser Trilogie mit keinem Wort die von deutschen Armeen über Polen, die Sowjetunion und weitere Teile Europas gebrachten Vertreibungen, Umsiedlung genannten Massenmorde, individuelle Angst, Schmerzen, Hunger und heute oft verdrängte Lasten. Auch diese nicht zu vergessen hieße nicht, sie gegenseitig aufzurechnen.[7] Michael Jeismann in der FAZ vertrat hingegen die Ansicht, dass ein Extra-Hinweis über den Vernichtungskrieg des Deutschen Reichs im Osten unnötig sei und dass sich aus den Einzelinterviews relevante Erkenntnisse ergäben. Die Erkenntnisse seien allerdings kein Verdienst Knopps, sondern des Regisseurs Hans-Christoph Blumenberg.[8]

In den Medien und der Fachwelt wird kontrovers über die Frage der Autorenschaft diskutiert.[9] Jede Dokumentation oder Sendereihe entstand durch einen in seiner Größe wechselnden Stab aus Koautoren, wissenschaftlichen Beratern und Editoren. Dies trifft, nach eigener Aussage Knopps, ebenso auf seine vielen Begleitbücher zur Sendung zu.[10] Auch Zeitzeugen spielen in den Dokumentationen eine große, mitwirkende Rolle. Oft war Guido Knopp nur Initiator, aber nicht an der Durchführung beteiligt. Allerdings zeichnet er als Redaktionsleiter verantwortlich für den größten Teil der Dokumentationen. Darüber hinaus hat sich der Name Guido Knopp im Laufe der Zeit zu einem Markenzeichen entwickelt, das für eine ganz eigene Form historischer Dokumentationen steht – ein Star-Kult, der durch einen eigenständigen ästhetischen Stil zwar weltweiten Erfolg, aber eben keine eindeutige Autorenschaft garantiert.[10][11][12]


4 Auftritte


5 Weblinks

 Commons: Guido Knopp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

6 Einzelnachweise

  1. Einigungsdebatte und Einigungsaktion in SPD und USPD 1917–1920 unter besonderer Berücksichtigung der „Zentralstelle für Einigung der Sozialdemokratie“. Würzburg 1975.
  2. Thomas Schuler: Eine Recherche vor Gericht wird zur Recherche fürs Gericht. In: Thomas Leif: Mehr Leidenschaft Recherche: Skandal-Geschichten und Enthüllungsberichte; ein Handbuch zur Recherche und Informationsbeschaffung. VS Verlag, 2003, S. 73–83; Google Books-Ausschnitt; Ausschnitt des Buches mit komplettem Beitrag aufNetzwerk Recherche (PDF; 1,1 MB)
  3. Peter Kümmel: Ein Volk in der Zeitmaschine. In: Die Zeit. Nr. 10/2004, 26. Februar 2004.
  4. Wulf Kansteiner: Die Radikalisierung des deutschen Gedächtnisses im Zeitalter seiner kommerziellen Reproduktion: Hitler und das „Dritte Reich“ in den Fernsehdokumentationen von Guido Knopp. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. 51(2003), S. 634.
  5. Oliver Näpel: Historisches Lernen durch 'Dokutainment'? – Ein geschichtsdidaktischer Aufriss. Chancen und Grenzen einer neuen Ästhetik populärer Geschichtsdokumentationen, analysiert am Beispiel der Sendereihen Guido Knopps. In: Zeitschrift für Geschichtsdidaktik. 2 (2003), S. 213–244. (online auf der Seite des Verfassers)
  6. Evelyn Finger: Alle waren Opfer. In: Die Zeit. Nr. 48/2006, 23. Nov. 2006, S. 57.
  7. G. Knopp in Zeichen der Versöhnung (Über die ZDF-Reihe „Die Kinder der Flucht“), ZDF vom 26. November 2006 (Archivversion vom 1. Dezember 2007)
  8. Michael Jeismann: Fernsehvorschau – Erfahrbare Geschichten der Flucht. In: FAZ. 28. November 2006, Nr. 277, S. 42.
  9. Wulf Kansteiner: Hitler und das „Dritte Reich“ in den Fernsehdokumentationen von Guido Knopp. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaften. 51. Heft 7 2003, S. 626.
  10. 10,0 10,1  Die Clip-Schule vom Lerchenberg. In: Der Spiegel. Nr. 46, 1999 (Online).
  11. ZDF-Jahrbücher 1984 bis 2010, ZDF-Jahrbuch 2010
  12. Mit Hitler zum Erfolg. (Archivversion vom 6. Oktober 2014) auf: fr-online.de
  13. Unten schuften, oben kassieren - sieht so unser Jobwunder aus? - ARD - Sendung vom Mittwoch, 24. Januar 2012
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