Esquisses Hébraïques op. 12 (Komposition von Alexander Abramowitsch Krein)
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Die Esquisses Hébraïques op. 12 (dt.: Jüdische Skizzen) sind ein Klarinettenquintett des russisch-jüdischen Komponisten Alexander Abramowitsch Krein aus dem Jahr 1909. [1] [2] In den Esquisses Hébraïques setzt Krein häufig an die jüdische Volksmusik Osteuropas erinnernde Elemente ein.
Inhaltsverzeichnis
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1 Das Werk
- Die circa 10-minütige Komposition ist in drei Sätze gegliedert: [3]
- Lento
- Andante con anima
- Allegro moderato
1.1 1. Satz
- Der im langsamen Tempo gehaltene Satz steht in g-Moll. Er beruht im Prinzip auf den zwei Themen a und b sowie einem aus diesen beiden Themen abgeleiteten dritten Thema c. Daraus ergibt sich die im folgenden zugrunde gelegte Gliederung A - B - C - B (verkürzt) - D.
- Der erste Abschnitt A umfasst 16 Takte die man wiederum in Viertakter untergliedern kann. Der Satz beginnt (siehe Notenbeispiel 1) mit einem Oktavsprung, zwei nachfolgenden Triolengruppen und einer abschließenden Viertelnote in der 1. Violine. Dabei ist die zweite Triolengruppe punktiert. Dieses Modell wird dann dreimal jeweils um eine Terz nach unten sequenziert wiederholt. An den ersten vier Takten beteiligen sich nur die Streichinstrumente. Danach tritt auch die Klarinette hinzu und variiert das Thema zuerst in Achteln mit Antwort der Streichergruppe (Takt 5 - 8) und schließlich in 16-tel-Triolen (Takt 9 - 16). Die Streichinstrumente begleiten nun zurückhaltend und die Figuren in 16-tel-Triolen erinnern stark an die Improvisationspraxis osteuropäischer Klezmermusik.
- Abschnitt B (Takt 17 - 33) zeigt mit einer begleitenden Pendelbewegung der Viola in Achteln einen fließenderen Charakter als Abschnitt A. Die Intervalle dieser Pendelbewegung wechseln zwischen kleinen und großen Sekunden sowie Terzen, und das Violoncello bringt dazu nur wenige langgehaltene Basstöne. 1. und 2. Violine präsentieren ein neues Thema, welche über zwei Achtel, eine mit Triller versehene punktierte Viertel, drei nachfolgenden Achteln und einer Halben vom Ton a über fis, es und es zum d absteigt. Dieser Tonvorat entspricht den ersten fünf Tönen des jüdischen Ahavah Rabbah-Modus.
- Zu Beginn von Abschnitt C (Takt 34 - 57) übernehmen wieder die Klarinetten, diesmal zusammen mit dem Violoncello die Führung. Die fließende Pendelbewegung ist nun ausgesetzt und es wird das Thema aus Abschnitt B abgewandelt. Doch bereits nach vier Takten wird mit den Takten 38 bis 44 ein deutlicher auch dynamischer Kontrast gesetzt: Im unisono von Klarinette und Violinen erfolgt im forte ein abwärtsführender Sextsprung von punktierter Achtel d und 16-tel auf diee darunter liegende Halbe fis. Viola und Violoncello wiederholen diese rhytmische Figur jeweils nachschlagend. Dies wird in Takt 39 über dem absteigenden Intervall a - c wiederholt und daran schließt sich in zurück genommener Dynamik eine Achtelfigur in Klarinetten und 1. Violine an. Die Takte 41 bis 57 wiederholen dann diese Figuren.
- Mit den Takten 58 bis 64 wird wieder kurz der Abschnitt B aufgegriffen, bevor die folgenden zehn Takte den 1. Satz dann in langsamer Form mit virtuos im Stil des Klezmer verzierten Achtel- und 16-tel-Figuren von Klarinette und Viola (Takt 68 und 69) sowie abwärts führenden Achteltriolen der beiden Violinen zum Ende führen.
1.2 2. Satz
- Der Satz beginnt (siehe Notenbeispiel 2) mit einem viertaktigen Melodiezug des Cello im piano über dezenten tremoli der restlichen Streichinstrumente. Dabei erinnert die Meldie des Cello mit seiner Punktierung und dem Oktavsprung an Elemente der Motive des 1. Satzes. Der Viertakter wird ein mal wiederholt, bevor mit Takt 10 die Klarinette mit einem neuen Thema einsetzt. Dies Thema schreitet in gleichmäßigen Vierteln die Dreiklangstöne von G-Dur aufwärts, und wird danach in Achteln abwärts geführt. Auch hier begegnet dem Hörer mit der Tonfolge cis - b - a in Takt 12 und 17 wieder die für Jüdische Musik häufig typische Intervallfolge aus vergrößerter und verminderter Sekunde. Die Violinen und die Viola begleiten weiterhin mit tremoli, während das Cello mit eingestreuten pizzicati in Achtelwerten bereits das Tanzgefühl der folgenden Takte leicht andeutet.
- Mit Takt 18 setzt dann (siehe Notenbeispiel 3) ein an osteuropäische Musik erinnender mit Allegretto grazioso bezeichneter flotter Tanz im 2/4-Takt ein. Der Klarinette ist die melodische Führung überantwortet: Sie präsentiert ein Viertonmotiv in Achteln, bei dem dase jeweils dritte Achtel eines Taktes mit einem neckischen Triller versehen ist, worauf sich einige Tonrepititionen anschließen. Die Streichinstrumente stellen im pizzicato den Tanzrhythmus dar.
- Nach einer Wiederholung dieses Achttakters wird die Dynamik mit Takt 34 auf forte erhöht. Klarinette und 1. Violine bringen ein neues, kraftvolles Thema, welches mit vier markanten Tonrepetitionen in Vierteln beginnt, dann für zwei Takte in einem kurzen ritardando zu einer improvisatorischen Figur in 16-teln wechselt und schließlich in Tonrepititionen den Tanzrhythmus der Takte 18 bis 25 aufgreift. Viola und Cello begleiten mit in weiten Griffen gelegten Dreiklängen auf den jeweils beiden Taktvierteln. Ab Takt 42 wird das Motiv aus Takt 23 ff. inklusive des Tanzrhythmus aus Takt 18 ff. aufgegriffen, bevor ab Takt 50 wieder das Thema von Takt 34 ff. einsetzt. Beginnend mit Takt 58 präsentiert uns Krein dann wieder den bekannten Abschnitt aus Takt 42 bzw. 23 ff., bevor der Tanzrhythmus dann mit Takt 72 abbricht. Eine Wiederholung der wehmütigen Cellomelodie und der Weiterführung des daran schließenden Motivs der Klarinette vom Anfang des Satzes führt diesen dann zum Abschluss.
1.3 3. Satz
- Der mit Allegro moderato überschriebene im 2/4-Takt stehende Satz beginnt im piano mit folgender rhythmischen Begleitfigur: Das Cello setzt auf jedes Taktviertel den gleichbleibenden Akkordton g, und die Viola und 2. Violine bringen auf dem jeweils zweiten und vierten Achtel eines Taktes eine Sekundfigur in 16-tel-Triolen. Darüber legt die 1. Violine anfänglich Töne des g-Mollakkordes in Achteln und ab Takt 4 auch Figuren in 16-teln und 32-teln. Mit Takt 10 wird dieser Rhythmus unterbrochen und 1. Violine und Cello bringen im unisono ein Motiv aus punktierter Achtel und nachfolgender 16-tel mit daran anschließenden, abwärts führenden 16-teln. Dabei tritt in den Takten 11, 13, 15, 17 und 19 mit der Tonfolge c - h - as - h auch wieder das in Jüdischer Musik häufig anzutreffende Intervall aus verminderter und übermäßiger Sekunde auf. Die Viola und 2. Violine begleiten mit den punktierten Notenwerten in Übernahme dieser rhythmischen Figur und in den Takten dazwischen mit langgehaltenen tremoli.
- Beginnend mit Takt 22 dann von g-Moll nach G-Dur gewechselt und die Klarinette tritt im mezzoforte mit durchgehenden, wellenförmig auf- und absteigenden Läufen in 16-teln hinzu. Auch hier begegnen dem Hörer in den Takten 30 bis 34 sowie 37 bis 39 in der Klaritte wieder die aufeinanderfolgenden Intervalle aus verminderter und übermäßiger Sekunde. Die Begleitung übernehmen in diesem Abschnitt die die beiden Violinen und die Viola mit pizzicati in Achteln und Vierteln und das Cello mit dem gleichbleibenden Akkordgrundton in Viretln und Halben.
- Der ab Takt 42 folgende Abschnitt im piano stellt einen deutlich hörbaren Einschnitt dar. Die 1. Violine präsentiert in langen Notenwerten - überwiegend Halbe sowie einige Viertel und Achtel - eine klagende Melodie, die sich in tieferer Lage um den Ton d und danach c kreist. Die restlichen Streichinstrumente begleiten zurückhaltend mit langen Notwerten. In Takt 54 greift dann die Klarinette zusammen mit der 1. Violine das Thema auf.
2 Weblinks
3 Audio und Video
- Das Vlach Quartet Prague spielt die Esquisses Hébraïques
- Interpretation des Werkes durch das ClassicArt String quartet & ensemble
- Aufführung der Esquisses Hébraïques beim Philadelphia International Music Festival des Jahres 2018
4 Literatur
- Klara Moricz: Jewish Identities - Nationalism, Racism, and Utopianism in Twentieth-Century, University of California Press, 2008, Seite 82, 83 und 87
5 Einzelnachweise
- ↑ Jascha Nemtsov: Enzyklopädisches Findbuch zum Archiv der "Neuen Jüdischen Schule", Otto Harrassowitz Verlag, 2008, S. 252
- ↑ Larry Sitsky: Music of the Repressed Russian Avantgarde 1900-1929, Greenwood Publishing Group, 1994, S. 223
- ↑ www.earsense.org
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7 Andere Lexika
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