Dresdner Neoklassizismus und sozialistischer Neoklassizismus

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Dresdner Neoklassizismus und sozialistischer Neoklassizismus ist eine Stilrichtung der Architektur, die in der Stadt Dresden in den 1930er Jahren als „Neoklassizismus“ entstanden ist und in den 1950er und 1960er Jahren als „sozialistischer Neoklassizismus“ wieder erstand. Ein bekanntes Beispiel ist das Gebäude Haus Altmarkt, das frühere Centrum-Warenhaus und das Café Prag.


Dresden Luftgaukommando, 1936
Haus Altmarkt 25, 1956-1957
Reliefarbeiten, 1936
Reliefarbeiten, 1953
Reliefarbeiten, 1953
Reliefarbeiten, 1953



1 Entwicklung

Das ehemalige Luftgaukommando ist ein Gebäudekomplex an der August-Bebel-Straße 19 im Dresdner Stadtteil Strehlen, der von 1935 bis 1938 nach Entwürfen von Wilhelm Kreis als Sitz des Luftgaukommandos IV der Luftwaffe der Wehrmacht erbaut wurde.Bemerkenswert ist der Figurenfries Fliegender Genius über den Rechteckfenstern des Mittelbaus. Der Mittelbau dient als Eingangshalle und ist wie ein Portikus gestaltet worden. Bildhauer war Karl Albiker, der ein Schüler von Auguste Rodin und Professor an der Dresdner Kunstakademie war. Dargestellt werden Ikarus, Vulkan und einige Krieger. An der Längsfront befinden sich auch die Reliefköpfe Otto Lilienthals und des Generals Ernst Udet.[1] Der Stil war der eines „vergröbernden Neoklassizismus und national auftrumpfenden Monumentalismus“.[2] Baulich bemerkenswert bei der Dresdner Hoffnungskirche von 1936 sind einerseits das hohe Satteldach, andererseits der Eingangsbereich des Hauses: Drei Rundbögen ruhen auf Sandsteinkapitellen und darunter befindlichen Pfeilern. Die Kapitelle zeigen figürliche Darstellungen wie Menschen bei der Arbeit und biblische Themen.


Beim Luftangriff auf Dresden wurde die Stadt zu großen Teilen zerstört. Im Sinne des damaligen Kulturprogramms wurde seit 1951 gemäß der „16 Grundsätze zum Städtebau“ in einem das „Nationale Kulturerbe fortführenden Baustil“ gebaut. Resultat war ein Baustil des Sozialistischen Neoklassizismus, der historisierend den Dresdner Barock zitiert, wobei Wert auf eine „handwerklich aufwendige Bauweise“[3] gelegt wurde.

Die Baugruppe Grunaer Straße 7–41 (ab 1951 von Bernhard Klemm) war das erste Beispiel für Architektur in diesem Baustil des Sozialistischen Klassizismus, wobei die „Dresdner Bautradition anklingen soll[te].“[4]

Andere Beispiele sind die Bauten um die Kreuzkirche, so die Bebauung Weiße Gasse 1–8, die in den Jahren 1959/1960 vom Architekten Herbert Schneider in „traditioneller Bauweise mit Sandtstein-Putzfassaden“ errichtet wurde.

Auf der Westseite der Seestraße – nördlich des Dr.-Külz-Rings – steht der 300 Meter lange Gebäudekomplex Altmarkt 21–25 / Seestraße 2–16, der unter der ursprünglichen Adresse Altmarkt 13–25 von 1953 bis 1958 nach Entwürfen der Architekten Johannes Rascher, Gerhard Guder und Gerhard Müller errichtet wurde. Aus der Gebäudefront ragen die Häuser Seestraße 8 und 10 mit dem Café Prag bis fast an den Straßenrand der Seestraße hervor. In Anlehnung an die Dresdner Bautradition erhielten die siebengeschossigen Bauten eine Sandstein-Putz-Fassade. Andere Beispiele sind die Straßen in der Pirnaischen Vorstadt, wie die Mathildenstraße, Seidnitzer Straße und Zirkusstraße.

Der von 1953 bis 1958 wiederhergestellte Altmarkt zitiert den Dresdner Barock. Bemerkenswert sind dabei die heute denkmalgeschützten Gebäude Haus Altmarkt, das frühere Centrum-Warenhaus und das Café Prag.

Die Nürnberger Straße (1953–1954, Albert Patitz) war der größte Wohnkomplex „in der für die frühen 50er Jahre typischen an der Altmarkt-Bebauung orientierten historisierenden Gestaltung“.[5]

Bei dem Eckturm der Ingenieurschule für Verkehrstechnik „wurde in der architektonischen Gestaltung der Versuch unternommen, einzelne architektonische Motive und in der Gliederung der Formen an den Dresdner Barock anzuknüpfen.“[6]

Ebenfalls neoklassizistische Bauten sind die 1956 erbaute Chirurgische Klinik, die Hochschule für Verkehrswesen (1954–1960) und die Palucca Schule Dresden (1953–1955). Auch die Scheune als Jugendheim errichtet oder das BSZ Bau und Technik Dresden spricht die traditionelle Formensprache bestehend aus Putzfassade mit Sandsteingliederungen.

Die Architektur der Freilichtbühne „Junge Garde“ aus dem Jahr 1955 ähnelt in der Formensprache dem Kavaliershäuschen im Großen Garten.

Weitere Beispiele für neoklassizistische Bauten der Nachkriegszeit sind die Musikhochschule „Carl Maria von Weber“ (1951), der Trefftz-Bau (1953–1955), das Fritz-Löffler-Gymnasium (1956) oder das Institutsgebäude für Landtechnik (1959). Die „barockisierend-klassizistische Eingangsbetonung“ der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät, errichtet von 1959 bis 1964, ist eines der Beispiele für die „großartige Portalarchitektur Dresdens“.


Nachdem Stalin 1953 gestorben war, fand eine Wende in der Stadtbaupolitik der DDR statt, und die DDR-Architektur wandte sich von der stalinistischen Architekturdoktrin und der Nationalen Bautradition ab. Man folgte nun der „neuen Sachlichkeit – mit deutlich weniger Ausschmückung und Zierrat“[7] und forderte eine Industrialisierung des Bauwesens.[8] Unter Chruschtschow gab es zwar weniger kulturelle Reglementierung, trotzdem mussten weiterhin „traditionelle Elemente“ in den Bau aufgenommen werden. So musste auf das von 1959 bis 1960 Eckhaus am Pirnaischen Platz ein Walmdach gesetzt und heimischer Sandstein verwendet werden. Das Gebäude ist an den Ecken mit Sandstein eingefasst und zeigt eine Rasterfassade mit rostroten Keramik-Brüstungsfeldern. Den oberen Abschluss des Hochbaus bilden ein säulenbestandener Laubengang und das geforderte Walmdach. Auch das Mensa-Gebäude an der Reichenbachstraße hat eine Rasterfassade mit Walmdach. Das Gebäude Fetscherstraße 33–37 wurde 1958 bis 1960 zur Schließung einer Baulücke in traditioneller Bauweise mit flachem Satteldach und laubenartig wirkenden Balkonen zwischen hervorgezogenen Treppenhäusern in Ziegelmauerwerk erbaut.

Eine Rasterfassade mit Ziegeldach zeigt auch das TU-Studentenwohnheim an der Güntzstraße (1953–1955). Es ist ein herausragendes „Beispiel des Übergangsstils zwischen Tradition und Moderne“. So schmücken die südliche Rasterfassade elf Reliefs von Reinhold Langner zu Dresdens Geschichte, wie das Relief Wissenschaftlicher Fortschritt durch Dampfkraft – 1839 in Dresden oder das Relief Erinnerung an die Zerstörung der Stadt – 13. Februar 1945:[9] „Besonderes Augenmerk gilt den feinen reliefplastischen Sandsteinarbeiten, die ganz im klassischen Formenkanon ruhen. (…) Auch hier ist noch ganz klar der Wunsch ablesbar, eine fest in der Dresdner Bautradition verwurzelte Synthese von Kunst und Architektur miteinander zu verbinden.“[10]

2 Einzelnachweise

  1. Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Dresden. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2005, ISBN 3-422-03110-3, S. 207.
  2. http://www.das-neue-dresden.de/luftgaukommando.html
  3. Paul, XXV.
  4. Lupfer u. a., Objektnr. 78
  5. Lupfer u. a., Objektnr. 116
  6. Deutsche Architektur 6, 1954, S. 262–264.
  7. Büro- und Geschäftshaus Wilsdruffer Straße 3 in Dresden/Pirnaischer Platz
  8. Initiative zum Erhalt des Dresdner Kulturpalasts
  9. Bilder der Reliefs
  10. Studentenwohnheim Güntzstraße: Klare 50er-Jahre Architektur, das-neue-dresden.de

3 Literatur

  •  Manfred Zumpe: Die Brühlsche Terrasse in Dresden. Verlag für Bauwesen, Berlin 1991, ISBN 3-345-00207-8.
  • Fritz Löffler: Das alte Dresden. Geschichte seiner Bauten. E. A. Seemann, Leipzig 1981, ISBN 3-363-00007-3.

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