Der große Entwurf (Honerkamp)

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"Stephen Hawking: 'Der große Entwurf – Eine neue Erklärung des Universums'" lautet die Überschrift des vierundzwanzigsten der insgesamt dreiundvierzig Kapitel aus dem Buch "Was können wir wissen?" von Josef Honerkamp. Auf neun Seiten führt dieser aus, was ihm an dem von Hawking zusammen mit Leonard Mlodinow geschriebenen Buch "besonders gut gefallen hat"[1].

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1 Wissenschaftlicher Realismus

Das erste, was Honerkamp gefallen hat, ist ein bestimmtes Problembewusstsein bei Hawking. Wer die Natur erforscht, hat es immer zugleich mit menschlichen Vorstellungen von der Natur zu tun. Deshalb kann der Forscher nie unmittelbar bei der Sache sein. Eine solche Unmittelbarkeit zu unterstellen, wäre naiver Realismus. Als theoretischer Physiker weiß Hawking um die Theorieabhängigkeit der Naturerkenntnis und vertritt daher einen von Honerkamp begrüßten kritischen Realismus, nämlich einen Realismus, der sich selber dadurch in Frage stellt, dass er die Theorie immer wieder einer experimentellen Prüfung unterzieht. In der Physik pflegt eine solche Theorie ein mathematisches Modell zu sein. Daher auch die Rede von einem "modellabhängigen Realismus".

2 Wissenschaftliche Theorien

Im Unterschied zu anderen Theorien gewährleisten mathematische Modelle ihre experimentelle Überprüfbarkeit. Das unterscheidet die Naturwissenschaft von der Naturphilosophie. In der Philosophie können voneinander abweichende Theorien "ewig" nebeneinander bestehen, weil sie so formuliert sein können, dass nie das Gegenteil zu beweisen ist. Derart nicht-falsifizierbare Denkmodelle gelten in der kritisch-rationalistischen Wissenschaftstheorie als unwissenschaftlich. Daher kommt es, dass der Wissenschaftler Stephen Hawking zwar die Gottesidee "nicht nötig" finden, aber auch nicht widerlegen kann[2]. Gegenüber ihm und Honerkamp sei an dieser Stelle kritisch angemerkt, dass es ebenfalls keine wissenschaftliche Theorie ist, zu sagen, die Gottesfrage sei irrelevant, weil sie nicht wissenschaftlich entschieden werden könne. Sie ist nicht mehr und nicht weniger als ein streitbarer philosophischer Standpunkt.

3 Physik der Zeitlosigkeit

Zu Recht aber hält es Honerkamp für noch fragwürdiger, unbedacht ein mathematisch-physikalisches Modell mit einer philosophisch-religiösen Idee zu verbinden, zum Beispiel den Urknall mit der Schöpfung. Der Urknall ist nämlich gar nicht das, was mit dem Wort "Urknall" leicht assoziiert werden kann: ein anfängliches Ereignis. Er ist aus quantenphysikalischer Sicht überhaupt kein zeitliches Geschehen, sondern ein zeitloser Zustand. Hier versagen unsere Vorstellungskraft und Denkgewohnheiten total, weil wir die Zeit nicht wegzudenken vermögen – es sei denn, wir denken alles weg. Das Urknall-Modell beschreibt dagegen einen Raum ohne Zeit, ein zeitloses Substrat[3] unseres zufälligen raumzeitlichen Universums und vieler zufälliger raumzeitlicher Universen mehr. Wie viel dieses falsifizierbare kosmologische Modell mit Schöpfung oder Nicht-Schöpfung zu tun hat, erlaubt keine seriöse Antwort. Viel spannender findet es Honerkamp, mitzuverfolgen, wie es dieser von Hawking und Mlodinow aufgegriffenen und erstaunlich lesbar[4] präsentierten, sogenannten M-Theorie[5] im weiteren Verlauf des wissenschaftlichen Fortschritts ergehen wird[6].

4 Quellen

  • Hawking/Mlodinow: Der große Entwurf, Rowohlt (Taschenbuchausgabe) 2011
  • Honerkamp: Was können wir wissen? Mit Physik bis zur Grenze verlässlicher Erkenntnis, Springer 2013

5 Einzelnachweise

  1. Honerkamp, S. 197
  2. Hawking/Mlodinow, S. 177
  3. Honerkamp, S. 203-205
  4. Honerkamp, S. 197
  5. Hawking/Mlodinow, S. 165-177
  6. Honerkamp, S. 205

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