Denkgesetze
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Als Denkgesetze wurden in der Geschichte der Philosophie und der philosophischen Logik, vor allem im Psychologismus des 19. Jahrhunderts, logische Regeln, Gesetzmäßigkeiten oder Grundsätze bezeichnet, insofern sie – dies war die psychologistische Sicht – als Naturgesetze des Denkens betrachtet wurden.
Diese Sätze, die in unterschiedlichen Formulierungen vorliegen, wurden in der Tradition teils als logische, teils als metaphysische und teils als erkenntnistheoretische Grundsätze betrachtet und sind als solche sowohl vertreten als auch bestritten worden.
- Satz der Identität (lat. principium identitatis)
- Auf Aristoteles wird der Satz der Selbstidentität aller Dinge, d. h. die für jedes A gültige Feststellung A = A zurückgeführt.
- Auf Leibniz geht das "Prinzip der Identität ununterscheidbarer Dinge" zurück, bei ihm ein metaphysischer Grundsatz, dem zufolge für Dinge aus einem "Diskursuniversum gilt: Wenn A und B qualitativ identisch sind (d. h. wenn ihnen genau dieselben Eigenschaften zukommen) sind sie auch numerisch identisch (A = B). Nach Angabe des Philosophen und Anthroposophen Joachim Stiller handelt es sich in diesem Fall um Synonyme.
- Satz vom Unterschied (lat. principium differentitae)
- Wenn alles mit sich selbst identisch ist (A = A), dann ist auch alles von allem anderen Verschieden (A ungleich B). Dieses nennt der Philosoph und Anthroposoph Joachim Stiller den "Satz vom Unterschied", den er dem Satz der Identität als gleichberechtigt an die Seite stellen möchte. Stiller kam auf den Satz durch Untersuchungen der „Wissenschaft der Logik“ von Hegel. Aber auch bei Heidegger findet sich in GA 10 eine kurze Andeutung, die Heidegger selbst aber in GA 11 nicht weiter aufgegriffen hat. Der von Stiller gefundene Satz vom Unterschied ist also maßgeblich von Hegel und Heidegger präformiert.
- Satz vom ausgeschlossenen Widerspruch (lat. principium contradictionis)
- Auf Aristoteles zurückgehend, besagt der Satz vom Widerspruch, dass es unmöglich ist, eine Aussage zugleich zu bejahen und zu verneinen.
- Satz vom ausgeschlossenen Dritten (lat. principium exclusi tertii oder tertium non datur)
- Ebenfalls auf Aristoteles zurückgeführt, besagt der Satz vom ausgeschlossenen Dritten, dass die Disjunktion einer Aussage und ihrer Negation stets eine gültige Aussage, also eine Tautologie ist. Dieser Satz ist verwandt, aber nicht identisch mit dem Prinzip der Zweiwertigkeit. Eine Logik, die dem Satz vom ausgeschlossenen Dritten folgt und in der Schlüsse erlaubt sind, die dem disjunktiven Syllogismus entsprechen, ist notwendig zweiwertig.
- Satz vom zureichenden Grunde (lat. principium rationis sufficientis)
- Ein logisch-metaphysischer Grundsatz von Gottfried Wilhelm Leibniz, der besagt, dass jedes Ereignis eine Ursache haben muss beziehungsweise dass es für jede wahre Aussage einen Grund gibt, aus dem sie wahr ist. Als Handlungsanweisung interpretiert, fordert der Satz vom zureichenden Grunde, dass jede wahre Aussage durch eine andere Aussage begründet werde, deren Wahrheit bewiesen ist. Die möglichen Verstöße gegen diese Handlungsanweisung heißen Zirkelschluss und petitio principii.
- Der Philosoph und Anthroposoph Joachim Stiller wies darauf hin, dass der Satz vom (zureichenden) Grunde bereits bei Aristoteles präformiert und dann während des Hellenismus von Cicero vollständig formuliert worden ist. Bei Plotin ist der Satz voll da, denn Plotin spricht tatsächlich von dem "Satz vom Grunde", den er aber nicht mehr explizit nennt, weil er ihn als allgemein bekannt vorasussetzt. Eine typsische antike Formlierung des Satzes lautet etwa "Nichts ohne Grund". Dass der Satz vom Grund von Leibniz stamme, ist einfach ein Missverständnis, dass vor allem von Heidegger kolportiert wurde. Es ist daher zu vermuten, dass Heidegger Plotin nie gelesen hat, was hier eindeutig zu wenig ist. Insgesamt handelt es sich hier um eines der größten Irrtümer und Missverständnisse in der Geschichte der Philosophie, und das bis auf den heutigen Tag.
- Des Weiteren weist Stiller darauf hin, dass der Satz vom Grund möglicher Weise auch falsch sein könnte, weil er den Zufall ausschließe, den es aber zumindest in der mikrophysikalsichen Welt tatsächlich zu geben scheint.
1 Literatur
- Hartley Slater: Law of Thought, In: Polimetrica Onlus (Hg.): “The Language of Science”, ISSN 1971-1352
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