Antiautoritäre Erziehung

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Antiautoritäre Erziehung ist ein Sammelbegriff für eine Gruppe von Erziehungskonzepten, die Ende der 1960er und in den 1970er Jahren entstanden sind. Anders als bei der permissiven und der vernachlässigenden Erziehung, bei denen die Eltern ebenfalls wenig oder keine Autorität ausüben, handelt es sich um einen Erziehungsstil, der Autorität bewusst machen und kritisch hinterfragen soll. In diesem Sinne hat sich eine umfassende und theoretisch begründete Erziehungsphilosophie daraus entwickelt.

Die antiautoritäre Erziehung verdankt ihre Ideen teilweise sehr unterschiedlichen Ideologien und Theorien wie dem Freudomarxismus, der Reformpädagogik und Siegfried Bernfelds antikapitalistischer Kritik. Zu ihren Zielen zählen die Rechte, die Freiheit und die Entwicklungsautonomie des Kindes. Die Erziehung soll von Zwängen und der Übermacht der Pädagogen möglichst befreit werden, damit sie der Entfaltung der Persönlichkeit des Kindes nicht im Wege steht; infolgedessen bemühte sich die antiautoritäre Erziehung nicht nur um eine Förderung der psychischen Unabhängigkeit des Kindes, sondern auch um eine Liberalisierung der Reinlichkeits- und Ordnungserziehung bis hin zu einer Enttabuisierung und „Befreiung“ der kindlichen Sexualität.[1][2][3]

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1 Kritik

Die Theoretiker und Praktiker der antiautoritären Erziehung waren mehrheitlich nicht empirisch-wissenschaftlich orientiert, sodass Studien über die Wirkungen der antiautoritären Erziehung kaum durchgeführt wurden. So hat etwa Klaus Schaller moniert, dass die antiautoritäre Erziehung statt einer wirklichen Aufhebung der Herrschaftsverhältnisse zwischen Erzieher und Kind die Herrschaftsverhältnisse lediglich umdrehe und den Erzieher dem Willen des Kindes unterordne.[4]

Im Gegensatz dazu kritisiert Alice Miller die antiautoritäre Erziehung als „Indoktrinierung des Kindes“, in der „seine eigene Welt mißachtet“ wird. Sie definiert antiautoritäre Erziehung als Stil, bei dem die Kinder dazu gebracht werden, ein bestimmtes Verhalten anzunehmen, welches sich die Eltern von sich selber gewünscht hätten und welches sie daher als allgemein wünschenswert ansehen, während es aber an den Bedürfnissen des Kindes vorbei geht. Miller beschreibt eine Situation, in der ein trauriges Kind dazu gebracht wurde, ein Glas kaputtzuschlagen, während es „am liebsten auf den Schoß seiner Mutter geklettert wäre“.[5]

2 Literatur

  •  A. S. Neill: Theorie und Praxis der antiautoritären Erziehung. Das Beispiel Summerhill. Szeczeny Verlag, München 1965.

3 Andere Lexika




4 Einzelnachweise

  1.  Christin Sager: Das Ende der kindlichen Unschuld. Die Sexualerziehung der 68er-Bewegung. In: »Seid realistisch, verlangt das Unmögliche!«. Wie 1968 die Pädagogik bewegte. 4. Auflage. Beltz, Weinheim, Basel 2008, ISBN 3-407-85872-8, S. 56–68.
  2.  Reinhard Wolff: Antiautoritäre Erziehung. In: Wörterbuch Soziale Arbeit. Aufgaben, Praxisfelder, Begriffe und Methoden der Sozialarbeit und Sozialpädagogik. 6. Auflage. Juventa, Weinheim, München 2008, ISBN 978-3-7799-2060-1, S. 84 f..
  3.  Gerhard Bott: Erziehung zum Ungehorsam. Kinderläden berichten aus der Praxis. Frankfurt 1970, S. 100.  Antiautoritäre Erziehung in der wissenschaftlichen Diskussion. Heidelberg 1973, S. 101.
  4.  Klaus Schaller: Die Pädagogik der Kommunikation – bildungstheoretische Grundlagen. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik. 74, 1998, S. 219–234.
  5.  Alice Miller: Am Anfang war Erziehung. 1. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1983, ISBN 978-3-518-37451-1.

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