Anonymous IV
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Anonymous IV ist die Bezeichnung für einen unbekannten Verfasser eines musiktheoretischen Traktats aus dem Mittelalter.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Entstehung
- 2 Quellen
- 3 Bedeutung
- 4 Übersetzungen
- 5 Inhalt
- 5.1 Capitulum primum
- 5.2 Capitulum secundum: De punctis vel notis
- 5.3 Capitulum tertium: De pausationibus
- 5.4 Capitulum quartum
- 5.5 Capitulum quintum: De triplicibus, de quadruplicibus et de copula
- 5.6 Capitulum sextum: De discantuum voluminibus et diversitatibus
- 5.7 Capitulum septimum: De modis irregularibus
- 6 Siehe auch
- 7 Links und Quellen
- 8 Andere Lexika
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1 Entstehung
- Es handelte sich bei Anonymous IV vermutlich um einen englischen Studenten der wohl in den 1270er- oder 1280er-Jahren an der Kathedrale Notre-Dame de Paris in Paris wirkte. Über sein Leben und Wirken ist, außer dem überlieferten Traktat, nichts bekannt.
- Es ist die Vermutung geäußert worden, dass es sich bei Anonymous IV um den Theologen Robert Grosseteste (vor 1170-1253) handeln könnte.
- Die Bezeichnung Anonymous IV für den unbekannten Traktatverfasser wurde von dem französischen Musikwissenschaftler Edmond de Coussemaker etabliert. [1]
2 Quellen
- Das Traktat von Anonymous IV ist in drei Kopien überliefert. Die älteste stammt aus der Benediktinerabtei von Bury St. Edmunds und wird auf das 13. Jahrhundert datiert. Sie befindet sich heute in London in der British Library unter der Bezeichnung Ms Royal 12 C.VI. Die zweite stammt aus dem 14. Jahrhundert. Bei ihr wurden wohl nur Teile in Bury St. Edmunds erstellt. Große Teile der zweiten Kopie wurden im 18. Jahrhundert durch ein Feuer zerstört. Sie befindet sich in London in der British Library unter der Bezeichnung Ms Cotton Tiberius B.IX. Die dritte stammt aus dem 18. Jahrhundert, und befindet sich in London in der British Library unter der Bezeichnung Additional Manuscript 4909. [2] Die Inhalte der drei Kopien weichen in Teilen voneinander ab, was eine Rekonstruktion eines vermutlichen Originaltextes zu einer schwierigen wissenschaftlichen Aufgabe macht. [3]
3 Bedeutung
- Zusammen mit den Schriften von Johannes de Garlandia und Franco von Köln sind diese beiden Kopien die Hauptquelle zum Verständnis der Musik der Notre-Dame-Schule (1160/80 bis 1230/50).
- Anonymous IV hat u.a. über die wichtigen mittelalterlichen Komponisten Léonin und Pérotin geschrieben, die ohne Anonymous IV wohl in Anonymität verblieben wären. [4] Anonymous IV lobt Léonin und Pérotin u.a. als die hervorragendsten Komponisten von Organa und Discantus-Partien. Er erwähnt auch die berühmten Organa Viderunt Omnes und Sederunt principes von Pérotin.
- Anonymous IV schreibt auch über den Musiktheoretiker Franco von Köln, und bietet dem Leser Beschreibungen von Organa, Discantus, den rhythmischen Modi, den damaligen Regeln zu Konsonanz und Dissonanz sowie den mittelalterlichen Notationsarten und Musikgenres.
4 Übersetzungen
- Luther Dittmer [5] und Jeremy Yudkin [6] haben den Traktat von Anoymous IV aus dem Lateinischen in das Englische übersetzt.
5 Inhalt
- Der Traktat besteht aus sieben Kapiteln (capitulua), die teilweise noch in verschiedene Teile (partes) unterteilt sind. Die Gliederung ist folgendermaßen:
5.1 Capitulum primum
5.1.1 Pars prima: De modis et modorum ordinibus
5.1.2 Pars secunda: De minutione et fractione modorum
5.2 Capitulum secundum: De punctis vel notis
5.3 Capitulum tertium: De pausationibus
5.4 Capitulum quartum
5.4.1 Pars prima: De concordantiis armonicis
5.4.2 Pars secunda: De organo
5.4.3 Pars tertia: De discantu
5.5 Capitulum quintum: De triplicibus, de quadruplicibus et de copula
5.6 Capitulum sextum: De discantuum voluminibus et diversitatibus
5.7 Capitulum septimum: De modis irregularibus
6 Siehe auch
7 Links und Quellen
7.1 Weblinks
- Luther Dittmer: MUSICAL THEORISTS IN TRANSLATION / VOLUME 1 / ANONYMOUS IV / Translated and Edited by LUTHER DITTMER
- Lateinisches Original des Traktats von Anonymous IV auf www.chmtl.indiana.edu
- Andere Version des des Traktats von Anonymous IV auf www.chmtl.indiana.edu
7.2 Literatur
- Fritz Reckow: Der Musiktraktat des Anonymus 4, Band I und II, Franz Steiner, Wiesbaden, 1967
7.3 Einzelnachweise
- ↑ Nancy Elena Van Deusen und Nancy Elizabeth Van Deusen: Theology and Music at the Early University - The Case of Robert Grosseteste and Anonymous IV, E.J. Brill, Leiden, 1995, S. 15 bis 18
- ↑ Luther Dittmer: MUSICAL THEORISTS IN TRANSLATION / VOLUME 1 / ANONYMOUS IV / Translated and Edited by LUTHER DITTMER
- ↑ Nancy Elena Van Deusen und Nancy Elizabeth Van Deusen: Theology and Music at the Early University - The Case of Robert Grosseteste and Anonymous IV, E.J. Brill, Leiden, 1995, S. 15 bis 18
- ↑ Carl Dahlhaus und Hans Heinz Eggebrecht: Brockhaus Riemann Musiklexikon, Band I, A-K, F. A. Brockhaus und B. Schott`s Söhne, Wiesbaden/Mainz, 1978, S. 44
- ↑ Luther Dittmer: MUSICAL THEORISTS IN TRANSLATION / VOLUME 1 / ANONYMOUS IV / Translated and Edited by LUTHER DITTMER
- ↑ Jeremy Yudkin: The music treatise of Anonymous IV - A new translation, American Institute of Musicology, 1985
8 Andere Lexika
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