A'lej giwah (Lied)

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Bild 1: Das Lied A`lej giwah in der Fassung auf der Postkarte von Keren kajemeth [1]
A`leh giwah (dt.: Auf einem Berg in Galliläa) ist ein aus Palästina stammendes jüdisches Volkslied.
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1 Entstehung und Verbreitung

Das Lied wurde in Palästina von dem 1922 nach dort ausgewanderten und als Chorleiter und Musikkritiker tätigen Menashe Ravina aufgezeichnet. Der Text stammt vom aus Wilna stammenden und 1923 nach Palästina migrierten jüdischen Dichter Abraham Broides.

Bald wurde das Lied in Palästina und auch Mitteleuropa in Umlauf gebracht, z.B. in Druckform auf Postkarten der zionistischen Organisation Keren kajemeth. In Deustchland erschien es in Veröffentlichungen und Sammlungen der 1930er-Jahre, wie etwa in Jakob Schönbergs Shirej Eretz Israel. Der u.a. mit Bertold Brecht zusammenarbeitende Paul Dessau erstellte 1938 eine Fassung des Liedes, welche aber erst 1994 in einer auf Liedpostkarten der 1930er-Jahre basierenden Sammlung veröffentlicht wurde. [2]

2 Musik

Die acht Takte umfassende Melodie von A`lej giwah spielt sich in einem sehr begrenzten Tonraum ab. Lässt man den nur zwei mal kurz in Takt 4 und einmal in Takt 7 auftauchenden Ton d außer acht, sind dies die Töne e - f - g - a - h. Die Melodie erhält dadurch einen pentatonischen Charakter.
Bild 2: Die ersten vier Takte Paul Dessaus Fassung von A`lej giwah für Klavier und Gesang von 1938' [3]

Das Lied beginnt und endet auf dem Ton e. Diese Tatsache sowie die Verwendung der kleinen Terz e - g in Takt 1 könnte für die Melodie die Tonart e-Moll nahelegen. Dem widerspricht aber die durchgehende Verwendung des Tones f anstatt des in e-Moll üblichen fis. Es liegt also eher eine modale Leiter vor. Im System der alten Kirchentonarten würde die Tonreihe e - f - g - a - h zum phrygisch gehören. Die Verwendung dieser modalen Leiter verleiht der Melodie auch einen etwas herben Charakter.

Im Melodieverlauf von A`lej giwah dominieren Tonsprünge gegenüber diatonischen Reihen. In Takt 1 springt die Melodie zwei mal aufwärts vom e zur Terz g. In Takt 2 ist dies Sprungintervall zur Quarte e - a vergrößert. Es herrscht ein rhythmisches Modell aus Wechsel von Achtel- und Viertelnote vor.

Die Takte 3 und 4 sind melodisch und rhythmisch anders gestaltet: Nachdem in Takt 3 der Spitzenton h erreicht wird, zwei mal hintereinander in Vierteln und mittels eines schnellen Wechselmotivs a- h in 16-teln weitergeführt wird, wird in Takt 4 der tiefste Ton d in zwei 16-teln erreicht. Ein erneutes Wechselmotiv (diesmal in der 16-tel-Triole f - g - f) führt die Melodie zum lang ausgehaltenen Ausgangston e zurück. Danach wird die Melodie über Tonwiederholungen auf der 5. Stufe h weitergeführt. Takt 6 greift dann das Modell der 16-tel-Triole aus Takt 4 auf. Im folgenden Takt werden die Terz- und Quartsprünge aus Takt 1 und 2 erneut aufgegriffen, um dann im letzten Takt zum Anfangston e des Liedes abzusteigen.

2.1 Arrangement von Paul Dessau

Paul Dessau arrangierte das bislang nur einstimmig notierte Lied 1938 für Gesang und Klavierbegleitung. Dabei begleitet die linke Hand überwiegend mit offenen Quinten und einigen Basstönen im ersten und letzten Takt. Takt 5 macht hier eine Ausnahme, denn hier greift die linke Hand kurzfristig die Formeln der rechten Hand auf. In der rechten Hand setzt Dessau häufig ein aus zwei 16-teln mit abschließender Viertel bestehendes Modell ein, welches intervallisch auf Quarten und Quinten basiert. Es kommen aber auch ein schnelles Wechselmotiv aus zwei 32-teln und anschließender punktierter Achtel (erstmalig in Takt 1), sowie rasante, aus 16-tel-Triolen und 32-teln bestehende diatonische Läufe (erstmalig in Takt 2) zum Einsatz. Die in der rechten Hand liegende Klavierstimme hat Dessau mit dem Wort Flauto überschrieben. Dies könnte darauf hindeuten, dass er mit den schnellen Tonbewegungen der rechten Hand die Läufe der im Liedtext erwähnten Flöte andeuten wollte.

Während die früheren einstimmigen Fassungen nur eine latente und teils unbestimmte Harmonik durchscheinen lassen, ist Dessaus Arrangement mit Klavierbegleitung natürlich harmonisch fixierter. Dessau verwendet anstatt des Tons f in der einstimmigen Fassung das fis und legt damit e-Moll als Tonart fest. Allerdings setzt er stark auf erweiterte Akkorde. So kann man in Takt 1 den Septakkord Em7 mit dem zusätzlichen Ton a der 4. Stufe des e-Moll-Akkords finden. In Takt 2 tritt Am7 mit einem zusätzlichen d auf. Die Harmonik changiert somit in den ersten Takten etwas unklar zwischen e-Moll, a-Moll und G-Dur. Ähnlich harmonisiert Dessau in Takt 7 aus: Hier treffen in Viertelwerten die Töne des e-Moll-Akkords in der rechten Hand nacheinander auf die akkordfremden Quartintervalle a und d, g und c sowie e und a in der linken Hand. Durch diese Art der Harmonisierung verleiht Dessau seinem Arrangement eine schillernde und auch vage Harmonik, die dem modalen Charakter der traditionellen Melodie entgegenkommt.

3 Text

Bild 3: Jüdische Siedler im Palästina der 1920er-Jahre
Es handelt sich bei A´lej giwah um ein sogananntes Chaluzlied, ein Lied der jüdischen Siedler (Chaluzim) in Palästina zu Beginn des 20. Jahrhunderts. [4] Im Text geht es um einen als Wächter bezeichneten Mann, der auf einem Felsvorsprung sitzt und auf der Flöte ein Hirtenlied spielt. Er wird als großer Held aus der Vergangenheit bezeichnet, der viele Krieger in den Kampf führt und bereit ist für seine jüdische Heimat zu sterben. Die Bezeichnung Wächter spielt dabei vermutlich auf die HaSchomer (dt.: Wächter) an, eine paramilitärische Organisation der Juden in Palästina im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts. Diese widmeten sich dem Schutz der jüdischen Siedler vor Übergriffen ihrer arabischen Nachbarn. [5] Auf die Wächter bezieht sich auch Marc Lavrys 1945 in Palästina uraufgeführte Oper Dan HaShomer (dt.: Dan der Wächter).

4 Literatur

  • Philip Bohlman: Jewish Music and Modernity, OUP, 2012, Seite 134 bis 136
  • Hans Nathan (Hrsg.): Israeli Folk Music - Songs of the Early Pioneers (Researches in the Oral Traditions of Music, 4), A-R Editions, Madison/Wisconsin, 1994

5 Einzelnachweise

  1. Hans Nathan (Hrsg.): Israeli Folk Music - Songs of the Early Pioneers (Researches in the Oral Traditions of Music, 4), A-R Editions, Madison/Wisconsin, 1994, S. xxiv
  2. Philip V. Bohlman: Jüdische Volksmusik - Eine Mitteleuropäische Geistesgeschichte, Böhlau Verlag, Wien, 2005, S. 323
  3. Hans Nathan (Hrsg.): Israeli Folk Music - Songs of the Early Pioneers (Researches in the Oral Traditions of Music, 4), A-R Editions, Madison/Wisconsin, 1994, S. 16
  4. Philip V. Bohlman: Jüdische Volksmusik - Eine Mitteleuropäische Geistesgeschichte, Böhlau Verlag, Wien, 2005, S. 323
  5. Rafael Medoff und Chaim I. Waxman (Hrsg.): Historical Dictionary of Zionism, Routledge, New York, 2012, S. 77

6 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (A'lej giwah (Lied)) vermutlich nicht.




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