Wasserversorgung von Burgen
Die Wasserversorgung von Burgen stellte speziell wegen der häufigen Höhenlage sowohl in Friedenszeiten besonders aber auch bei Belagerungen über Jahrhunderte ein großes Problem dar.
Wasser wurde bereits zum Bau der Burg benötigt, vor allem aber zum täglichen Bedarf. [1] Man brauchte es zum Kochen der Nahrung, zum Backen und Brauen, zum Trinken und zum Waschen, aber auch zur Versorgung des Milchviehs, Geflügels, der Schweine sowie den als Zug- und Lasttieren gehaltenen Pferden und Eseln. Auch Löschwasser für die im Mittelalter häufigen Brände benötigte man. Der mutmaßliche Tagesbedarf einer einfachen Burg lag wohl bei 50 bis 150 Litern. Grundsätzlich gab es vier Möglichkeiten, eine Burg mit Wasser zu versorgen:
- Mittels Lasttieren Frischwasser aus nahe gelegenen Quellen oder Bächen in die Burg schaffen
- Die Anlage eines Zisternensystems zum Auffangen und Sammeln von Regenwasser von Freiflächen und Dächern
- Die Anzapfung des Grundwassers mittels Anlage eines Brunnens innerhalb der Burg
- Der Bau von Fernleitungen die Frischwasser aus der Umgebung außerhalb der Burg in diese leiten
Inhaltsverzeichnis
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1 Transport von Wasser
Eine allerdings mit hohem Arbeitsaufwand für Mensch und Tier verbundene Möglichkeit der Wasserversorgung bestand darin, Frischwasser mit Lasttieren zu den Höhenburgen zu transportieren. Dafür geeignet waren die trittsicheren und ausdauernden Esel, so dass man dafür sogar extra Eselswege anlegte. Viele Burgen hielten eigens die für den Wassertransport vorgesehenen Tiere. [2] So kann man bei einigen Burgen, wie z.B. Burg Hochosterwitz, neben der Burgstraße noch einen extra für die Wasserversorgung angelegten schmalen und steileren Eselspfad erkennen. Die Wasserzufuhr wurde dann teils auch vertragsmäßig geregelt. So musste 1462 der Amtmann der hessischen Burg Biedenkopf vertragsmäßig einen Knecht halten um das Wasser auf die Burg zu führen. Bei Burg Steinsberg in Baden und Burg Melnau unweit Marburg oblag diese Verpflichtung einer tiefer gelegenen Mühle. [3] In den jährlichen Amtsrechnungen der Veste Heldburg wird ab 1486 in den Auflistungen des Gesindes jeweils ein Eselstreiber genannt. Seine Aufgaben wurden wie folgt beschrieben:
- "Den Mist ufm Acker zum Hundshauck zuwerfen, das Graß auffn Wiesen und die Frucht vorhurten, im stadel das getreyde legen und mit dem Esel Wasser uffs Schloß fhüren." [4]
Im Zusammenhang mit Reperaturen wird für die Veste Heldburg im Jahr 1501 ein Eselsstall erwähnt und im Jahr 1553 wird auch das Tragtier selber mit den Worten
- "Esel ist sehr altt, uf dem Hause, wirdt zum wassertragen gebraucht" genannt. [5]
Der Landvogt vom Lützelstein schreibt 1477 an den Pfalzgrafen Philipp:
- "Und insbesondere müssen Euer Gnaden Vogt einen eigenen Knecht und Pferd halten, der nichts tut als täglich Wasser in das Schloss zu bringen." [6]
Einen besonderen Schwachpunkt dieser Versorgungsmöglichkeit bestand natürlich daran, dass der Wassertransport zur Burg angreifbar war und von Feinden sogar ganz unterbunden werden konnte. So konnte dieser Versorgungsweg auch nur eine zusätzliche Option zur Wasserversorgung mittels Brunnen oder Zisterne darstellen.
2 Zisternen
Bei Höhen- oder Felsenburgen war die Anlage einer Zisterne häufig die einzige Möglichkeit auf der Burg selber Wasser zu gewinnen, da es entweder auf Grund der hohen Lage technisch nicht möglich oder viel zu teuer war, mittels Anlage eines Brunnens durch den gewachsenen Fels bis zum Grundwasserspiegel zu gelangen. Das Prinzip der seit der Antike bekannten Zisterne beruhte darauf, Regenwasser vom Burghof, größeren Freiflächen oder auch den Dächern der Gebäude aufzufangen und in offenen oder verdeckten Kanälen in ein in den Fels gehauenes Auffangbecken oder einen in die Erde gemauerten Wasserbehälter zu leiten. [7]In ihrer einfachsten Art der sogenannten Tankzisterne ist eine Zisterne lediglich ein großer, von oben zugänglicher entweder in der Erde ausgemauerter oder aus dem Felsen gehauener Behälter zur Sammlung und Aufbewahrung des Regenwassers.So hat die aus Tuffstein gemauerte Zisterne von Burg Lichtenstein in Mittelfranken eine Tiefe von vier Metern. Die Burgruine Hohenfels im Elsaß verfügt über eine kreisrunde, in einen schmalen Sandsteinblock gehauenen Zisterne mit Durchmesser von 2 Metern und einer Tiefe von 3 Metern. Die auf der Oberfläche des Felsens zu sammelnde nur geringe Wassermenge wurde durch ausgehauene Rinnen der Öffnung zugeführt. Dasselbe System offener Zuleitungsrinnen findet sich auf Burg Wasichenstein, Burg Drachenfels und anderen auf Sandsteinblöcken erbauten Burgen. Zwei Zisternen auf Burg Dillenburg waren von Holz, während ihnen das Regenwasser durch bleierne Dachrinnen und weiter unter dem Pflaster des Hofes durch eiserne Röhren zugeleitet wurde. [8]
Einfache offene Zisternen haben immer den Nachteil, dass Verschmutzungen wie Vogelkot, Blätter und andere Dinge ins Wasser geraten können und somit die Wasserqualität beinträchtigen. Abhilfe können hier überwölbte Zisternen oder sogenannte Filterzisternen schaffen, bei denen ein Filterkörper aus Sand, Schotter oder Kies das Wasser mechanisch, aber auch mittels vorhandener Mikroorganismen reinigt. [9] So befindet sich z.B. auf Burg Hohrappoltsein im Wasgau in Nähe des Eingangs eine fast vollständig erhaltene sorgfältig gemauerte und überwölbte Zisterne mit einem Durchmesser von 3,45 Metern. Das im Scheitel des Kuppelgewölbes ausgesparte, viereckige Einsteigloch ist von vier flachen Rippen eingefasst, die am Rande des senkrechten aus Quadern aufgemauerten Schachtes auf unten abgerundeten Widerlagersteinen aufstehen. In gleicher Höhe mündet das nicht bei allen Zisternen vorhandene Ablaufrohr, durch welches ein höherer Wasserstand verhindert wurde, während eine engere Vertiefung im Boden zur sorgfältigen Sammlung des zur Neige gehenden Wasservorrates diente. [10] Auf Burg Branzoll in Südtirol war eine noch zur Hälfte erhaltene Zisterne in einer Ecke des Palas angebracht. Der 3 x 7 Meter weite und 2,5 Meter hohe Raum war mit einem Tonnengewölbe überdeckt. Für das ein- und ausfließende Wasser ist oben in der Stirnmauer und etwas tiefer in der inneren Längsmauer je ein eigenes Loch ausgespart. An das letztere schließt sich eine unter dem Palas laufende Tonröhre an, die wohl das überschüssige Wasser noch einer anderen Sammelstelle zuführen sollte. Die gesamte gemauerte Wandung hat einen dicken Mörtelputz, der durch Beimischung von Ziegelmehl hydraulisch gemacht wurde. [11]
3 Brunnen
4 Fernleitungen
5 Literatur
- G. Ulrich Großmann: Die Welt der Burgen - Geschichte, Architektur, Kultur, Verlag C.H. Beck, München, 2013, Seite 93
- Otto Piper: Burgenkunde - Bauwesen und Geschichte der Burgen, R. Piper & Co., 3. Aufl., München, 1912, Seite 506 - 514
- Axel W. Glue: Ohne Wasser keine Burg - Die Versorgung der Höhenburgen und der Bau der tiefen Brunnen, Schnell + Steiner, 2014
6 Weblinks
7 Einzelnachweise
- ↑ G. Ulrich Großmann: Die Welt der Burgen - Geschichte, Architektur, Kultur, Verlag C.H. Beck, München, 2013, Seite 93
- ↑ Christel Bernard: Keine Burg ohne Brunnen? / Zur Wasserversorgung von Burgen, Sonderausstellung 2013 des Heimat- und Burgmuseum Kirkel
- ↑ Otto Piper: Burgenkunde - Bauwesen und Geschichte der Burgen, R. Piper & Co., 3. Aufl., München, 1912, Seite 513
- ↑ Inge Grohmann: Wasser für die Veste Heldburg - Wassergewinnung und Wassernutzung auf der Höhenburg, Books on Demand, Norderstadt, Seite 11
- ↑ Inge Grohmann: Wasser für die Veste Heldburg - Wassergewinnung und Wassernutzung auf der Höhenburg, Books on Demand, Norderstadt, Seite 11
- ↑ Christel Bernard: Keine Burg ohne Brunnen? / Zur Wasserversorgung von Burgen, Sonderausstellung 2013 des Heimat- und Burgmuseum Kirkel
- ↑ Richard Reinisch: Die (wiederentdeckte) Felszisterne von Stift Göttweig, in Hamburg - Die Elbe und das Wasser sowie weitere wasserhistorische Beiträge, Schriften der Deutschen Wasserhistorischen Gesellschaft, Band 13, Siegburg, 2009, Seite 178
- ↑ Otto Piper: Burgenkunde - Bauwesen und Geschichte der Burgen, R. Piper & Co., 3. Aufl., München, 1912, Seite 511
- ↑ Christel Bernard: Keine Burg ohne Brunnen? / Zur Wasserversorgung von Burgen, Sonderausstellung 2013 des Heimat- und Burgmuseum Kirkel
- ↑ Otto Piper: Burgenkunde - Bauwesen und Geschichte der Burgen, R. Piper & Co., 3. Aufl., München, 1912, Seite 510 und 511
- ↑ Otto Piper: Burgenkunde - Bauwesen und Geschichte der Burgen, R. Piper & Co., 3. Aufl., München, 1912, Seite 511
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