VW-Abgasskandal
Der VW-Abgasskandal, auch Abgasaffäre, Dieselgate oder ähnlich genannt, ist der Sammelbegriff für Manipulationen verschiedener Autohersteller, die das Ziel hatten, die Einhaltung gesetzlich vorgegebener Grenzwerte für Autoabgase vorzutäuschen. Dabei wurden insbesondere die Prüfverfahren beeinflusst und eigentlich unzulässige Programmierungen der Steuerungssoftware vorgenommen. Dies führt u.a. dazu, dass die angeblichen Prüfwerte von den im Straßenverkehr gemessenen Werten, vor allem bei den Stickoxiden stark abweichen. Die tatsächlichen Emissionen der Fahrzeuge lagen beim Vier- bis Siebenfachen der „amtlichen“ Prüfwerte.[1] Entdeckt wurden die Manipulationen 2015 von der US-Umweltbehörde Environmental Protection Agency (EPA) bei bestimmten Dieselfahrzeugen der Volkswagen AG. Laut Hersteller waren zunächst weltweit etwa elf Millionen Fahrzeuge betroffen. Seit April 2016 wurden auch gegen Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) schwere Vorwürfe wegen seines Verhaltens in diesem Zusammenhang erhoben.[2][3]
Politisch ist das Thema sehr brisant, weil die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2003 festgestellt hatte, dass in einigen Städten Europas bis zu 75 % der Stickoxid-Emissionen durch den Verkehr verursacht werden.[4] 2005 stellte die Berliner Umweltbehörde einen Trend fest: „Bei den Stickoxiden hat zu Beginn der 90-er Jahre der Straßenverkehr die Industrieanlagen als Hauptverursacher bei den Berliner Quellen abgelöst.“ So hatte der Straßenverkehr 2002 in der deutschen Hauptstadt einen Anteil von 47 % am Stickoxidausstoß, während der Anteil der Industrieanlagen nur noch bei 29 % lag.[5] Im Jahre 2012 berichtete dieselbe Behörde, der Kfz-Verkehr sei „Hauptverursacher bodennaher Luftbelastung“. Hoffnungen würden auf „die weitere Verbesserung der Fahrzeugtechnik“ gesetzt.[6]
Zum 1. Januar 2017 waren in Deutschland 15.089.392 Fahrzeuge mit Dieselmotoren zugelassen[7] und diese wurden zum ernsthaften Konkurrenten der Benzinmotoren mit 29.978.635 Zulassungen. Gegenüber 2005 lag des Verhältnis nicht mehr bei 4:1 zugunst des Benziners, sondern überschritt schon die Marke von 2:1. Infolge des VW-Abgasskandals steht der ehemailge Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG seit Februar 2021 zusammen mit vier weiteren ehemaligen Volkswagen-Beschäftigten wegen des Verdachts des schweren gewerbs- und bandenmäßigen Betruges vor Gericht.
1 Siehe auch
2 Vergleich zu Wikipedia
3 Einzelnachweise
- ↑ J. E. Jonson et al.: Impact of excess NOx emissions from diesel cars on air quality, public health and eutrophication in Europe. In: Environmental Research Letters. 12, 2017, doi:10.1088/1748-9326/aa8850.: „Diesel cars have been emitting four to seven times more NOx in on-road driving than in type approval tests.“
- ↑ Bruderküsse in der Autoindustrie Der Spiegel online, 19. April 2016, abgerufen am 7. Januar 2018.
- ↑ Autolobby verhindert Aufklärung des Abgasskandals, Greenpeace-Presseerklärung, 19. April 2016, abgerufen am 7. Januar 2018.
- ↑ Health Aspects of Air Pollution with Particulate Matter,Ozone and Nitrogen Dioxide (PDF; 558 kB), Report on a WHO Working Group, Bonn, Deutschland, 13. bis 15. Januar 2003 (engl.)
- ↑ Verkehrsbedingte Luftbelastung durch NO2 und PM10 (Ausgabe 2005) auf www.stadtentwicklung.berlin.de, abgerufen am 10. Januar 2018
- ↑ Umweltatlas Berlin Luftreinhalteplan 2011-2017, abgerufen am 10. Januar 2018
- ↑ Bestand an Pkw in den Jahren 2008 bis 2017 nach ausgewählten Kraftstoffarten. In: www.kba.de. Kraftfahrt-Bundesamt. Archiviert vom Original am 2018-03-17. Abgerufen am 4. September 2024.
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