Three-Page Sonata (Werk von Charles Ives)

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Die Three-Page Sonata ist ein Klavierwerk des US-amerikanischen Komponisten Charles Ives aus dem Jahr 1905.

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1 Entstehung

  • Das Werk hat seinen Namen daher, dass es im ursprünglichen Manuskript drei Seiten umfasste.
  • Ives verfasste es im Jahr 1905.
  • Im Jahr 1925 unterzog er es einer Revision.
  • Bis 1949 existierte es unveröffentlicht nur in den Aufzeichnungen von Ives.
  • In diesem Jahr erstellte der Komponist Henry Cowell aus den Aufzeichnungen von Ives eine Version, die dann auch veröffentlicht wurde.
  • Die erste Plattenaufnahme des Werkes stammt aus dem Jahr 1962.
  • Im Jahr 1975 erstellte John Kirckpatrick, der Kurator der Ives Collection in Yale, eine wissenschaftlich-kritisch überarbeitete Version. [1]

2 Musik

  • Das Werk weist die typischen Merkmale von Ives Kompositionsstil auf: Dissonanzen, Cluster, atonale Teile, dann wieder einfache Kadenzharmonik, unkonventionelle, einen viele herkömmliche Kompositionsregeln über den Haufen werfenden Stil, verwirrende und sich überlagernde Rhythmik, und sich auf klassische Musik und Volksmusik beziehende Zitate der Musikgeschichte.
  • Richard Trythall meint zu dem Werk:
"The Three Page Sonata from 1905, provides clear examples of two of Ives' fundamental technical innovations. The first movement is constructed using his non-metrical "prose style", with its organic motivic construction and dramatic rhetorical style, while the following two movements offer particularly "pure" examples of his use of polyrhythms - to create a static, undulating, misty atmosphere in the second movement and then to create a euphoric, raucous, "dance hall" atmosphere in the third movement." [2]
12-tönige Reihe zu Anfang des ersten Satzes der Three-Page Sonata (1. Zeile gelb markiert) - Transponierte Reihe (2. Zeile gelb markiert) - Invertierte Reihe (4. Zeile gelb markiert)
  • Dennoch orientiert sich Ives auch an der klassischen Sonatenform. Man wird das Werk aber eher als Persiflage auf die klassische Sonatenform sehen. Carol K. Baron meint dazu u.a.:
"In the 3-Page-Sonata, Ives creates meaning through formal dsilocations in what he perceived as the conventionalized formulas of classical sonatas. He creates a hilarious satire of the sonata by manipulating the formal design of each movement with incongrous content and procedures." [3]
  • Ives selber merkte auf Seite drei des Manuskripts an:
"Mostly made as a joke to knock the mollycoddles out of their boxes."
  • Das Werk gliedert sich in drei kurze Sätze der Tempofolge schnell - langsam - schnell. Die Sätze gehen ohne Pause ineinander über.

2.1 Erster Satz

  • Der erste Satz (Allegro Moderato) beginnt mit der 12 Töne umfassenden Tonfolge des - c - es - d - c - h - gis - a - b - h - dis - f in Quartintervallen. Ives setzt hier fast eine Zwölftonreihe im Sinne der späteren Kompositionsmethode von Arnold Schönberg ein. [4] Gregory Allard Shelton meint hierzu u.a.:
"Twelve-tone rows were not a novelty reserved for the Three-Page Sonata. While he was a junior at Yale, Chales Ives composed Psalm 25, which contains a twelve-tone row sung by the choir for four verses." [5]
  • Die ersten vier Töne der Tonfolge sind eine Transposition der Tonfolge b - a - c - h, die auf den Barockkomponisten Johann Sebastian Bach anspielt. Das "Bach-Motiv" taucht dann im weiteren Ablauf des Werkes noch öfters auf.
  • Danach wird die 12-tönige Tonreihe ab 0`13 Minuten [6] um eine Sext nach unten transponiert in der Mittelstimme wiederholt.
  • Ab 0`21 Minuten zerstört Ives dann mit Quintolen in der einen Hand gegen Sextolen in der anderen Hand die zuvor aufgekommene rhythmische Ordnung. Auch im weiteren Verlauf kommt bsp. durch den Wechsel und das Gegeneinander von ternären (triolischen) und binären Figuren kein einheitliches Rhythmusgefühl auf.
  • Die 12-tönige Reihe wird nun invertiert in der Oberstimme zu dis - e - cis - d - e - f - und so weiter. Auch im weiteren Verlauf wird - auch wenn das von vielen Hörern wegen Ives unkonventioneller und dissonanter Tonsprache wohl kaum wahrgenommen wird - diese Reihe nach von Bach bis Schönberg gebräuchlichen Methoden invertiert, vergrößert oder verkleinert.
  • In beiden Händen ballen sich nun zunehmend bis zu sechs Töne umfassende "Akkordtürme", die oft hektisch abwärts stoßen.
  • Der erste Satz stellt in ungewöhnlicher Form dennoch eine Art von klassischer Exposition mit anschließender Durchführung ohne Wiederholung dar. [7]

2.2 Zweiter Satz

Anfang des zweiten Satzes der Three-Page Sonata
  • Der zweite Satz (Andante - Adagio) ab 1`11 Minuten bringt anfänglich eine langsame Melodie in Vierteln und Halben zu einer einfachen Begleitung in der linken Hand, die auch im weiteren Verlauf, allerdings auch abgewandelt, beibehalten wird.
  • Die Figur der linken Hand geht dabei ganztönig (g - f - es - cis - b) abwärts.
  • Ab 1`48 ertönt eine gut erinnerbare und eingängige Melodie.
  • Dann wird das Stück aber wieder etwas hektischer und die Akkorde ballen sich in der rechten Hand.
  • Ab 2`15 Minuten dünnt Ives den Satz dann extrem aus.
  • Die Bezeichnung Adagio steht bei circa 2`30 Minuten. Hier wird im Notentext empfohlen, einen zweiten Spieler am Klavier oder auch Glockenspiel heranzuziehen. Die sehr ruhige und fast meditativ-leer wirkende Musik ist nun auf drei Systemen notiert.
  • David Nicholls sieht im weiteren Verlauf des Satzes auch ein leicht variiertes Auftreten des Westminster-Geläuts. [8]

2.3 Dritter Satz

12-tönige Reihe zu Anfang des dritten Satzes der Three-Page Sonata (Takt 1 ff. = 1. Zeile gelb markiert) und im weiteren Verlauf (Takt 41 ff. = 3. Zeile gelb markiert)
  • Der dritte Satz (Allegro - Marchr Time) orientiert sich, ganz im Stil der klassischen Sonate, an Tanzformen. Es treten Märsche, Walzer und Ragtimes auf. [9]
  • J. Peter Burkholder sieht hier die Formteile A - B - A und eine Codetta. [10]
  • Der Satz beginnt mit einer Zwölftonreihe in markanten Oktaven im Bass, aus denen sich dann ein harmonisch recht dissonant wirkender Marsch entwickelt.
  • Das Metrum wechselt mehrmals von 4/4 zu 3/4, so dass man nicht sicher ist, ob man sich in einem Marsch oder einem marschartigen Walzer befindet.
  • Und auch hier kommt der Rhtyhmus wieder "durcheinander". So setzen ab 5`30 Minuten Viertelsextolen ein.
  • Wieder ergeben sich Akkordballungen mit bis zu sechs Tönen in der rechten Hand. In der linken Hand wird die 12-Ton-Reihe verarbeitet.
  • Ab 5`50 Minuten beginnt ein kurzer mit Piu Mosso überschriebener, neuer Abschnitt mit schnellen Sekundreibungen. Dieser Abschnitt im 2/4-Takt erinnert an einen Ragtime.
  • Danach setzt wieder der Marsch ein.
  • Schließlich wird auch der "Ragtime-Abschnitt" wiederholt, bevor der marschartige Teil die Sonate beendet.
  • Shelton meinte speziell zum dritten Satz der Sonate u.a.:
"In the Three-Page Sonata, Charles Ives proved successfully that theoretical techniques such as isorhythm could be combined with popular music (ragtime) to produce a new type of composition." [11]

3 Links und Quellen

3.1 Siehe auch

3.2 Weblinks

3.2.1 Bilder / Fotos

3.2.2 Videos

3.3 Quellen

3.4 Literatur

  • Gregory Allard Shelton: Analysis of the Three-Page Sonata, 1985,
  • David Nicholls: American Experimental Music 1890-1940, Cambridge University Press, 1990, Seite 34 bis 40

3.5 Naviblock

3.6 Einzelnachweise

  1. Three-Page Sonata - Description by Jeremy Grimshaw
  2. Richard Trythall: The Piano Music of Charles Ives - Liner Notes
  3. In Stephen A. Crist (Hrsg.): Bach Perspectives - Bach in America, University of Illinois, 2003, S. 173
  4. Stephan Schönlau: Kompositionstechnik in den Studies für Klavier von Charles Ives, Diplomica Verlag GmbH, Hamburg, 2012, S. 101
  5. Gregory Allard Shelton: Analysis of the Three-Page Sonata, 1985, Seite 96
  6. Anm.: Zeitangaben hier und im weiteren Artikelverlauf nach der zweiten Audioaufnahme weiter unten im Artikel.
  7. J. Peter Burkholder: All Made of Tunes - Charles Ives and the Uses of Musical Borrowing, Seite 240
  8. David Nicholls: American Experimental Music 1890-1940, Cambridge University Press, 1990, S. 36 und 37
  9. Three-Page Sonata - Description by Jeremy Grimshaw
  10. J. Peter Burkholder: All Made of Tunes - Charles Ives and the Uses of Musical Borrowing, Seite 240
  11. Shelton: Analysis of the Three-Page Sonata, 1985, Seite 92

4 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Three-Page Sonata (Werk von Charles Ives)) vermutlich nicht.




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