Theodor von Neuhof

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Im Kirchenbuch der Trierer Gemeinde "St. Michael" aus dem Jahr 1934 heißt es: am 17.08.1698 katholisch nachgetauft (Zeile 1). Er ist von einem Diener der calvinistischen Religion notgetauft worden (ab Zeile 6). Taufpate in Trier war der Dekan der Kollegiatskirche St. Paulin, Heinrich Osweiler (ab Zeile 9) sowie Katharina Herbrand, Witwe des Wilhelm Henn (ab Zeile 13). Katharina Herbrand ist die Urgroßmutter von Theodor von Neuhof.[1][2]

Theodor Nikolaus Heinrich Stephan Freiherr von Neuhoff, so heißt Theodor von Neuhof richtig, (* 28. August 1694 in Köln[3]; † 11. Dezember 1756 in London[3]) war erster und einziger König von Korsika (Theodor I.)

In der Literatur wird auch Metz als Geburtsort sowie abweichende Geburtsdaten angegeben, z. B. 1686 oder 1692. In einem handschriftl. Dokument im Archiv sollen ebenfalls andere Daten vermerkt sein (vgl. Engelhardt, S. 35).


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1 Antiquarisches Wissen

1.1 1840: "Allgemeines deutsches Conversations-Lexicon"

„Neuhof (Theodor, Baron von) König von Korsika, wurde um das Jahr 1680 in Altena bei Münster, wo sein Vater Hauptmann der bischöflichen Garde war, geboren.
Nachdem er im Kollegium der Jesuiten erzogen worden war, studierte er in Köln, von wo er aber, nachdem er einen jungen Mann aus vornehmer Familie in einem durch Eifersucht veranlaßten Duell getödtet hatte, nach den Haag entfloh, wurde durch Empfehlung des dortigen spanischen Gesandten als Lieutenant bei einem in Oran stehenden spanischen Regiment angestellt und wegen seiner Tapferkeit bald darauf zum Hauptmann und Generaladjuranten befördert, aber bei einem Ausfalle gefangen genommen und an de Dey von Algier verkauft, bei dem er 18 Jahre lang als Dolmetscher in Diensten und großer Gunst stand.
Als die Corsen im Jahre 1735 sich vom Joche Genuas befreiten und die Deyen von Tunis und Algier um Hülfe gebeten hatten, sandten ihn dieselben zwei Regimenter unter Anführung N.'s, 1 Mill. Zechinen und Kriegsbedürfnisse aller Art zu. N. wurde von den Corsen mit großem Jubel empfangen, eroberte bald die ganze Insel und wurde im Jahre 1736 mit einem Lorbeerkranze feierlich zum Könige der Insel unter dem Namen Theodor gekrönt.
Er ernannte nun Hofämter und Großwürdenträger, ließ Kupfer- und Silbermünzen schlagen und stiftete den Ritterorden des Erlösers. Als er aber von den Genuesern in mehren Treffen überwunden worden war und diese noch Hülfe von Frankreich erwarteten, verließ er im Nov. 1736 heimlich die Insel, um auswärtig Unterstützung suchen, und begab sich nach Amsterdam, wor anfangs wegen früherer Schulden festgesetzt, bald ab auf Eidgelöbniß entlassen und selbst von mehrere Handelshäusern mit Kriegsbedürfnissen unterstützt wurde, da er ihnen vortheilhaften Alleinhandel mit Corsikas Baumöle versprochen hatte. Nach kurzem Aufenthalt in Lissabon und Malaga kehrt er im September 1738 nach Corsika zurück.
In demselben Jahre unterwarfen die Franzosen den Genuesern die Insel wieder und der König sah sich genöthigt abermals zu entfliehen, da er an die Genueser, welche einen Preis auf seinen Kopf gesetzt hatten, ausgeliefert zu werden fürchtete. Er begab sich nach Neapel, wurde hier festgesetzt und bald darauf über die Grenze gebracht. Nun durchreiste er in den nächste Jahren incognito Deutschland, die Schweitz, Italien und Frankreich und stand mit seinen Verwandten und Freunden in Köln fortwährend in Briefwechsel. Als die Franzosen im Jahre 1741 Corsika wieder verlassen hatten, entstanden dort neue Unruhen. N. landet mit zwei englischen Schiffen, deren Eigenthümer er zu seiner Unterstützung vermocht hatte, bei Jsola Rossa auf Corsika, mußte sich aber unverrichteter Sache wie bei einem neuen Versuche im Jahre 1744, wieder einschiffen. Obgleich ihn seine Anhäanger noch in demselben Jahre aufs Neue als König anerkannten, konnte er sich doch gegen die Genueser und seine Feinde unter den Corsen nicht behaupten.
Nach dem er sich an mehrere Orten umhergetrieben hatte, begab er sich im Jahre 1749 nach England, wo er von seinen Lieferanten Schulden halber verhaftet wurde und bis zum Jahre 1755 In Kingsbench gesangen saß. Im Jahre 1756 sammelt der Minister Walpole und Garrick, aus Theilnahme an seinem Schicksale bewogen, Geldbeiträge, womit er seine Gläubiger befriedigte und durch eine Parliamentsacte aus seiner Haft entlassen wurde, aber noch im December desselben Jahres in Mangel und Gram starb.
Sein Freunde ließen auf sein Grabmal die Aufschrift setzen: "Das Glück gab ihm in Königreich und versagte ihm im Alter Brod." -
Uber sein Jugendgeschichte bis zu seinem Austritte in Corsika im J. 1735 sind aber noch zwei abweichende Nachrichten vorhanden, zu denen hauptsächlich die verschiedenen Namen beigetragen haben mögen, die er sich als Abenteurer gab, indem er sich bald Baron von Nachoer, bald von Smitberg, von Smibaer, bald von Nissen nannte und absichtlich über seine Person in geheimnißvolles Dunkel verbreitete. Am Meisten beglaubigt ist jedoch die angeführte.“

– "Allgemeines deutsches Conversations-Lexicon" für die Gebildeten eines jeden Standes, mit den gleichbedeutenden Benennungen der Artikel in der lateinischen, französischen, englischen und italienischen Sprache, nebst der deutschen Aussprache der Fremdwörter, in 10 Bänden.
Herausgegeben von einem Vereine Gelehrter.
Zweiter Abdruck der ersten Original-Auflage.
Siebenter Band. Mar - Oyb. Leipzig Gebrüder Reichenbach 1840; ebd.: S. 638-639

1.2 1782: "Jakob Jonas Björnstahl"

„Man sagte uns, der unter dem Namen Doktor Pranghe bekannte Sekrekair des korsischem Königs Theodor wohne in der hiesigen Stadt; und die Neubegierde trieb uns an, diesen Mann zu besuchen. Wir thaten dies den 16. August. Er theilte uns verschiedne Seine korsische Majestät König Theodor betreffende Narichten mit. Dieser Herr wurde nämlich im Jahr 1737 zum Könige gekrönt, regierte anderthalb Jahr, und wurde genöthigt auf einem englischen Schiffe nach Livorno zu flüchten. Herr Pranghe war vorher als ein Englander auf der Insel herumgereiset. Er zeigte uns eine unter Theodors Regierung gemachte Karte von derselben, von der es heißt: levee par Monsieur le Capitain Vogt, donn e s au jour par Rencer et Ottens, Geograohes a Amsterdamm. Unten auf der Karte ist angemerkt, wie viele Soldaten die ganze Insel stellen kann; nämlich überhaupt 22390 Mann, die sich innerhalb dreymahl vierundwanzig Stunden zusammenbringen lassen. Freyherr Neuhof, sagte er, sey ein so liebenswürdiger und mit so vielen Kenntnissen versehener Herr gewesen, daß er seines Gleichen nicht gekannt habe: er habe die Kunst verstanden, seinen Feind dahin zu vermögen, ihn zu lieben; er sey in Schweben von FreyHerr Görtz, mit dem er zu Paris Bekanntschaft gestiftet, gebraucht worden; der Tod habe ihn zu London im Gefängnisse, worin er Schulden halber gesessen, im Jahr 1757, wie er ungefehr siebenzig Jahr alt gewesen, betroffen.“

"Jakob Jonas Björnstahls ...
: Nachrichten
von seinen ausländischen
Reisen

Aus dem Schwedischen übersetzt
von
Christian Heinrich Groskurd

Fünfter Band,
welcher das Tagebuch des vorhin nicht beschriebnen
Theils der Reise durch die Schweiz, Deutschland,
Holland und England enthält.
Mit Churfürstl. Sächsischem Privilegio.
Leipzig und Rostock
bey Johann Christian Koppe
1782";
ebd.: S. 347 f.

1.3 1803: Lebensbild Theodors von Samuel Baur

„Baron Theodor von Neuhoff.

König der Korsen.

Eine größere Abwechslung von Glück und Unglück ist wohl nicht leicht möglich, als wenn ein bloßer Privatmann von einem edlen freien Volke zum König erwählt wird, und noch in der Folge vor Mangel und Armuth in einem Gefängnisse verschmachten muß. Dies ist der Fall, in dem sich Theodor von Neuhoff befand. Seine Schicksale gehören unter die ausserordentlich seltenen, und sie verdienen unsre Aufmerksamkeit.

Theodor war durch sein Tugenden und vorzüglichen Talente des hohen Ranges würdig, zu dem er sich empor schwang, und er verdiente die Widerwärtigkeiten nicht, die ihn hernach bis an sein Ende verfolgten. Er war ein Sohn Antons, Baron von Neuhoff, der aus dem berühmten Hause de la Mark abstammte. Anton gab seiner Familie ein großes Aergerniß, indem er eine Kaufmannstochter heirathete. Die ganze hohe Sippschaft darüber so aufgebracht, und machte dem neuen Ehemanne so viel Verdruß, daß dieser sich endlich entschloß, Deutschland ganz zu verlassen. Er gieng nach Frankreich, gewann die Gunst der Herzogin von Orleans, und auf die Empfehlung dieser Prinzessin erhielt er eine Gonverneuresstelle. Er hatte zween Sühne und eine Tochter, Stephan nemlich, Theodor und Elisabeth, die aber ihren Vater noch in der frühesten Jugend verloren. Die Herzogin von Orleans nahm die verwalseten Kindwer in ihren Schutz, und ließ sie unter ihren Augen ihrem eigenen Pallaste erziehen. Theodor einige Jahre Page bei dem Herzoge von Orleans, der ihm bald darauf unter dem Regimente la Mark eine Kompagnie verschaffte; seine Schwester bei der Herzogin Hofdame.

Die Eigenschaften der Seele zeigen sich gewöhnlich sehr frühzeitig. Theodor war noch nicht zwölf Jahre alt, als sich seine Neigungen deutlich genug verriethen. Er fand an ich mehr Vergnügen, as an der Erzählung von berühmten Thaten alter großer Generäle, und an Geschichten von einer ausgezeichneten Tapferkeit und Unerschrocken. Die Geschichte war sein erstes Studium; er sah sie als das sicherste Mittel an, noch vor der Zeit eine Erfahrung zu erlangen, zu der wir mit den Jahren nur langsam, und oft dann erst gelangen, wenn wir nicht mehr Gelegenheit haben, sie uns zu Nutze zu machen. Die Biographien berühmter Männer von Plutarch machten einen solchen Eindruck auf ihn, und er wiederholte ihre Lektüre so oft und mit so viel Theilnahme, daß er sie ganz auswendig wußte. Die Thaten der großen Helden, welche Plutarch erzählte, waren für ihn eben das, was für den Themistokles des Miltsades Trophäen waren; sie weckten in ihm eine sölche Nacheiferung, daß er keinen andern Ehrgeitz kannte, als diesen berühmten Helden nachzuahmen.

Durch Ehrbegierde entflammt trat er in Konig Karls XII. von Schweden Dienste, der damals ganz Europa mit dem Glänze seiner Thaten erfüllte. Theodor diente mit vielem Ruhme unter diesem neuen Alexander, und zeigte besondere bei verschiedenen Gelegenheiten jene edle Verachtung des Lebens, ohne die niemand ein wahrer Held seyn kann. Zu gleicher Zelt gab er von seiner seltenen Geschicklichkeit in Staatssachen und Negociationen so starke Proben, daß der erste Minister Karls XII. der Baron von Görz, ihm einige wichtige Verrichtungen auftrug, die der junge Baron mit eben so viel Verstand als Glück ausführte. Er wurde insgeheim nach Spanien geschickt, um mit dem Kardinal Alberoni über die Mittel übereinzukommen, durch die der Prätendent wieder auf den englischen Thron gesetzt werden sehe sollte. Alberoni, gewiß ein scharfsinniger Menschenkenner, erstaunte über die seltenen Talente des jungen Theodors, und schenkte ihm sein ganzes Vertrauen und seine ganze Hochachtung. Der Baron von Neuhoff gieng mit Gnadenbezeugungen des Königs von Spanien überhäuft nach Schweden zurück, wo er von Karl XII. Mit dex vorzüglichsten Achtung empfangen wurde. Er hielt sich nur kurze Zeit am Hofe diese Monarchen auf, und begleitete den Baron von Görz nach dem Haag, wo er mit ihm zugleich an dem guten Fortgange der Unternehmung des Prätendenten arbeitete. Während dieser Unternehmung machte er verschiedene Reisen nach London, wo er dem Grafen Gyllenborg, schwedischen Gesandten am englischen Hofe, die Absichten des Baron von Görz mittheilte, und die Parthei der Jakobiten zu neuem Eifer zu entstammen suchte. Er unterhielt hier eine berüchtigte Konspiration, deren wahre Quellen nie recht bekannt worden sind.

Die Projekte des Grafen von Görz wurden entdeckt, und Gyllenborg ward in London verhaftet, weil er eine Verschwörung gegen den Monarchen gestiftet hatte, zu dem er als Gesandter geschickt worden war. Theodor hatte das Glück, sich durch die Flucht zu retten. Er hielt sich in Holland auf, wo er aber nicht sicher war, denn die Generalstaaten hatten bereits den Baron Görz, aus einer übertriebenen Gefälligkeit für den König von England, zu Deventer n Verhaft genommen. Theodor, der mit Recht ein gleiches fürchtete, nahm seine Zuflucht in den Pallast des spanischen Gesandten. Da Verfahren der Generalstaatenm die den Minister eines großen Königs gefangen setztenm der die Ruhe ihrer Republik in keinem Stücke gefährdet hatte, machte allgemeines Aufsehen. Spanien gieng bis zu Drohungen, die Generalstaaten kehrten sich aber wenig daran, und Görz hatte die Wiedererlangung seiner Freiheit blos der Vermittlung des Regenten von Frankreich zu danken, der sich auf Verlangen Czaar Peters des Ersten ausserordentliche Mühe für ihn gab. Theodor begleitete den Baron Görz nach Schweden, wo bald darauf eine Kanonenkugel allen Absichten des König von Schweden mit seinem Leben ein Ende machte. Kaum war er geblieben, so wurde auch Görz in Verhaft genommen, und, nach dem Urtheile de Senats von Stockholm, geköpft.

Theodor, der sein Freund und Vertrauter gewesen, sah keine Sicherheit weiter für sich in Schweden, und gieng nach Spanien; er suchte daselbst Dienste, und erhielt ein Regiment. Wenige Jahre darauf heirachete er Lady Saarsfield, eine Tochter des Grafen Kilmalok, welche bei der Königin Hofdame war. Theodor hat sich geschmeichelt, daß ihm diese Heirath sehr vortheilhaft seyn sollte, allein sie war für ihn eine Quelle zahllosen Verdrusses. Er verließ seine Gattin, die im Jahre 1725 einen Sohn gebahr, und gieng nach Frankreich, wo er sich mit dem berüchtigten Law verband, dessen großes Projekt gewiß mehr Dauer gehabt haben würde, wenn er in der Ausführung desselben dem Rache Theodors gefolgt wäre. Theodor gieng als kaiserlicher Resident nach Florenz, und hier fand er Gelegenheit, sich von den korsischen Angelegenheiten zu unterrichten. Er bewunderte die patriotische Liebe zur Freiheit, und die unerschrockene Tapferkeit dieser Insulaner; seine Hochachtung für sie war auch für dieselben nicht ohne Nutzen: er erwarb ihnen die Gewogenheit des regierenden Herzogs von Würtemberg, brachte den Wiener Hof dahin, sie Schutz zunehmenm und gab ihnen mit einem Worte die überzeugendsten Merkmale von dem wahren Antheil, den er an ihrem Zustande nahm. Theodor war nicht reich, aber sehr freigebig, und seine Begierde wohl zu thun gieng so weit, daß er Freunden und Unbekannten, die ihre Zuflucht zu ihm nahmen, mit gleichem Eifer seine Dienste erwies.

Die edelmüthigen Korsen, die wegen der guten Dienste, welche ihnen Theodor erwiesen hatte, von Dankbarkeit ganz durchdrungen waren, schickten einige von ihren Vornehmsten an ihn ab, und ließen ihn ersuchen auf ihre Insel zu kommen. Er nahm diese Einladung um so viel williger an, da er die Gewaltthätigkeiten vorausgesehen hatte, welche diese Insulaner gar bald von den Genuesern erfahren mußten. Es kostete ihm nicht viele Mühe, sie zu überzeugen, daß zwischen ihnen und solchen Feinden nie ein dauerhafter Friede errichtet werde könne, und daß man nicht suchen müsse, sie zu besänftigen, sondern auszurotten.

Die Korsikaner glaubten nicht besser für ihre Sicherheit sorgen zu könnenm als wenn sie ihre Republik zu einer Monarchiem und die Krone derselben diesem edlen Fremdlinge aufsetzten. Theodor nahm diese Krone mit ziemlicher Gleichgültigkeit an, und noch dazu mit der Bedingung, daß sie dieselbe allezeit zurücknehmen könnten, sobald sie ihr Entschluß gereuen würde. Das Zutrauen der Korsen, und ihre große Hochachtung für den Baron Theodor konnten indeß weder die Höfe von Wien, Versailles, Madrit, noch sonst einen italiänischen Fürsten bewegen, ihn für einen König von Korsika, zu erkennen noch die Veränderung dieser Republik in eine Monarchie zu billigen. Theobor, um seinen Rang und seine Rechte zu behaupten, wandte sich an die Ottomanische Pforte, bei der ihm der Graf Ragotzky, der vom Kaiser in die Acht erklart worden war, und der sich damals in Constantinopel aufhielt, gute Dienste leistete. Auch der Graf von Bonneval, der bekanntlich zu den Türken übergegangen war und ihre Religion angenommen hatte, unterstützte sein Gesuch, und Theodor erhielt von der Pforte eine ansehnliche Summe Geldes.

Allein ungeachtet dieses Beistandes drängten die Genueser die Korsen von allen Seitenn so sehr, daß sie beinahe zur Verzweiflung gebracht waren, als der König Theodor auf einmal im März 1736 auf einem Schiffe von vier und zwanzig Kanonen welches englische Flaggen führte, vor Aleria stand, und noch von zwei andern Schiffen, die mit Mund- und Kriegsprovision beladen waren, begleitet wurde. Diese drei Schiffe liefen unter einem unaufhörlichen Freudengeschrel des Volks in den Hafen von Corte ein, und die Korsen sahen ihren König für nichts geringeres an, als für ihre Schutzengel, ihren Vertheidiger und den Befreier des unterdrückten Vaterlandes. Noch den nemlichen Tag würde eine Versammlung von den Ersten und Vornehmsten des Volkes gehalten, und alle bestätigten eibnmüthig die Wahl Theodors des Ersten, Königs von Korsika und Capraja, und ertheilten ihm auf ewige Zeiten das Recht, sein Zepter an seine Nachkommen zu bringen. Nach dieser öffentlichen Proklamation wurde Theodor mit einer Krone von Lorbeern geschmückt, mit einer Leibgarde umringt, von den Vornehmsten und Angesehensten des Volkes auf den Armen herausgetragen und der Nation gezeigt die nicht aufhörte, die feurigsten Wünsche für ihn und seine Regierung zum Himmel zu schicken.

So einmüthig indeß Theodor zum König erwählt worden war, so dauerte die Zufriedenheit der Nation doch nicht recht lange, und es erhoben sich bald Partheien wider ihn, nachdem der erste Taumel der Freude vorüber war. Seine Gegenwart fiel ihnen zur Last; ihre getroffene Wahl fieng an sie zu gereuen, und entweder auf Anstiften der Genueser, oder wegen ihrer National-Unbeständigkeit wurden drei der Vornehmsten, die an dieser Wahl den meisten Antheil gehabt hatten, hingerichtet.

Theodor auf seiner Seite wurde der königlichen Würde auch überdrüßig, die man vielleicht eben so bald satt kriegen kann, als andere Dinge in der Welt. Er versammelte zuletzt die Nation, gab vor daß er in Person nach England gehen, und daselbst Hülfe wider die Genueser holen wolle. Die Korsen machten nicht viel Anstalt ihn zurück zu halten, er verließ also Korsika, und kam in England an, wo sein ferneres Leben eine beständige Folge von Unglück war, und sich zuletzt auf eine sehr traurige Art in einem Kerker endigte, in welchen er Schulden halber eingesperrt war. Er starb in seinem 61sten Jahre den 11ten December 1756.

Theodor hatte unstreitig sehr große Eigenschaften, aber er war zu leichtgläubig, und indem er von andern zu sehr nach sich selbst urtheilte, traute er zu sehr auf fremde Versprechungen. Er wurde grausam hintergangen, und die Betrügereien, die man ihm spielte, kosteten ihm das Leben.

– "Interessante
Lebensgemälde
der
denkwürdigsten Personen des
achtzehnten Jahrhunderts
von Samuel Baur,
Prediger in dem Dorfe Göttingen, unweit
Ulm

Erster Band.

Leipzig,
bei Voß und Compagnie
1803"
ebd.: S. 191 ff.


1.4 1862: Übers. der Grabschrift am Eingang der Kirchentür St. Anna, London

„An diesem Platze ist begraben
Theodor Konig von Korsika
Welcher starb in dieser Pfarrei am 11. Dez. 1756
Unmittelbar nach seiner Entlassung
Aus dem Königs-Gefängnisse
Durch die Wohitbat der Insolvenz-Erklärung
In Folge deren er
Sein Königreich Corstka verpfändete
Zu Gunsten seiner Gläubiger“

– "Kriegsgeschichten,
Reisen und Dichtungen.
Aus den hinterlassenen Papieren
des
Herrn Freiherrn von Hallberg-Broich
(Eremit von Gauting),
Sertib und Großstern des Sonnen- und Löwen-Ordens vom Schach von Persien,
ehem. tunischen Generallieutnant, ehem. kgl. preuß. Feldobristhauptmann und Oberbefehlshaber
des Landsturmes am Rhein und der Maas, churbayr. Hauptmann a. D., Großkreuz des alten
kgl. bayer. Haus-Ordens vom heil. Michael, des päpstlichen Sporn- und Gregor-Ordens,
Ritter des kaiserl. russischen St. Anna-Ordens II Cl. und des Ordens
vom heil. Grabe zu Jerusalem ec. ec.
Mit biographischen Skizzen über den Verfasser
Herausgegeben von Mt. Baron Künßberg-Thurnau
Landshut 1862"
ebd.: S. 178

Stammtafel von Theodor Nikolaus Heinrich Stephan Freiherr von Neuhoff zu Pungelscheid und König von Korsika (bis zu seinen Urgroßeltern)

2 Ausstellungen

3 Einzelnachweise

  1. "Westdeutsche Gesellschaft für Familienkunde e.V., Köln; Bezirksgruppe Trier": "Familienkundliche Blätter - Heft 17, Dez. 2007", Molz/ Oehms: "Drei Hennen und drei Eicheln - das Wappen einer Familie des Trierer Landes - Teil II" - "Anmerkungen zur Genealogie der Familie Henn" - "Datensammlung und –zusammenstellung zur Familie HENN"
  2. "kurt-bonsels.de"
  3. 3,0 3,1 "kurt-bonsels.de: Vor- und Nachfahren des Theodor Nicetus Henricus Stephanus von Neuhoff König von Korsika: Stammtafel"
  4. "come-on.de"/ Lüdenscheid: "Der König von Korsika kommt ins Sauerland zurück - Die gräfliche Familie von dem Bussche-Kessell plant Kabinettausstellung mit umfangreichem Rahmenprogramm"

4 Vergleich zu Wikipedia




5 Weblinks

Qsicon lesenswert.png Dieser Artikel wurde am 19. Dezember 2006 in der deutschen Wikipedia als lesenswerter Artikel eingestuft.


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