Sieben Weise Griechenlands

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Die Sieben Weisen (οἱ ἑπτὰ σοφοί [hoi heptá sophói]) sind eine von der Nachwelt so bezeichnete Gruppe von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in der griechischen Antike (spätes 7. und 6. Jahrhundert v. Chr.).

Die überlieferten Listen nennen teilweise verschiedene Personen. Die Sieben Weisen waren insbesondere durch ihre Weisheitssprüche bekannt. Die meisten von ihnen waren Staatsmänner; als solche genossen sie hohes Ansehen. Sie gehörten der Epoche der vorsokratischen Philosophie an, waren aber großenteils nicht oder nicht in erster Linie Philosophen im engeren Sinne des Begriffs. Da sie als Zeitgenossen galten, wurden ihnen Zusammenkünfte zugeschrieben.

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1 Zugehörigkeit

Bei Platon sind die Sieben Weisen erstmals ausdrücklich erwähnt. In seinem Dialog Protagoras (343a) zählt er folgende auf:

Strittig ist, ob die Idee einer solchen Liste von Sieben von Platon selbst stammt[1] oder ob er sich auf eine volkstümliche Überlieferung des sechsten oder frühen fünften Jahrhunderts stützte. Die einzelnen Namen kommen auch in älteren Quellen vor, die meisten bereits bei Herodot, doch erscheinen sie dort noch nicht als Gruppe.

2 Maximen und Sprüche

Unter anderem wurden folgende Sprüche sowohl im häuslichen als auch im öffentlichen Bereich gerne zitiert:

Thales

  • Ἐγγύα πάρα δ’ ἄτα.
„Bürgschaft – schon ist Unheil da.“[2]
  • Nicht dein Äußeres schmücke, sondern sei schön in deinem Tun.
  • Was du den Eltern Gutes tust, das erwarte selbst im Alter von deinen Kindern.
  • Sei nicht faul, selbst wenn du Geld hast.
  • Besser beneidet als bemitleidet.

Solon

  • Μηδὲν ἄγαν.
„Nichts im Übermaß!“
  • Sitze nicht zu Gericht, sonst wirst du dem Verurteilten ein Feind sein.
  • Fliehe die Lust, die Unlust gebiert.
  • Hab nicht mehr Recht als deine Eltern.
  • Lerne zu gehorchen und du wirst zu herrschen wissen.

Chilon

  • Γνῶθι σεαυτόν.
„Erkenne dich selbst!“[3]
  • Zu den Festen der Freunde geh langsam, zu ihrem Unglück schnell.
  • Lass deine Zunge nicht deinem Verstand vorauslaufen.
  • Beweg nicht beim Reden die Hand; das sieht aus, als wärst du verrückt.
  • Bei Unrecht versöhn dich, bei Frechheit wehr dich.

Pittakos

  • Γίγνωσκε καιρόν.
„Erkenne den rechten Zeitpunkt!“
  • Was du vorhast, sage nicht; denn gelingt’s dir nicht, wirst du verlacht.
  • Was du dem Nächsten verdenkst, tu selber nicht.
  • Sprich nicht schlecht von deinem Freund und nicht gut von deinem Feind, denn solches wäre unlogisch.
  • Zuverlässig ist das Land, unzuverlässig das Meer.

Bias

  • Οἱ πλεῖστοι κακοί.
„Die Meisten sind schlecht.“
  • Sieh in den Spiegel: wenn du schön aussiehst, musst du auch Schönes tun; wenn hässlich, musst du den Mangel der Natur durch Edelsein ausgleichen.
  • Geh langsam ans Werk; aber was du begonnen, bei dem harre aus.
  • Gewinne durch Überredung, nicht durch Gewalt.
  • Was du Gutes hast, schreib den Göttern zu, nicht dir.

Kleobulos

  • Μέτρον ἄριστον.
„Maß (bzw. Maßhalten) ist das Beste.“
  • Viel hören und nicht viel reden.
  • Den Gegner des Volks als Feind ansehen.
  • Aus gleichem Stande heiraten; aus besserem Stand gewinnst du Herren, keine Verwandten.
  • Im Glück nicht stolz, im Unglück nicht niedrig sein.

Periandros

  • Μελέτη τὸ πᾶν.
„Habe das Ganze im Sinn!“
  • Alles ist Übung.
  • Die Lüste sind vergänglich, die Tugenden unsterblich.
  • Schimpfe so, dass du schnell wieder Freund werden kannst.
  • Halte dich an alte Gesetze, aber an frische Speisen.

3 Plutarchs Gastmahl der Sieben Weisen

Der Weisheitsschatz der Sieben Weisen spielte in philosophischen Diskussionen über den besten Staat eine Rolle. Plutarch geht darauf in seinem Dialog Das Gastmahl der sieben Weisen ein:

Auf die Frage nach dem besten Staat antworteten die Sieben Weisen unterschiedlich:

  1. Solon: „Der Staat, in dem ein Verbrecher genauso von allen, denen er nichts getan hat, wie von dem einen, dem er etwas getan hat, angeklagt und bestraft wird.“
  2. Bias: „In dem alle das Gesetz wie einen Tyrannen fürchten.“
  3. Thales: „Der weder allzu Reiche noch allzu Arme hat.“
  4. Anacharsis: „In dem man alles andere gleich achtet, aber nach der Tugend den Vorzug und nach der Schlechtigkeit den Nachteil bemisst.“
  5. Kleobulos: „Wo die Bürger einen Tadel mehr fürchten als das Gesetz.“
  6. Pittakos: „Wo es weder möglich ist, dass die Schlechten herrschen, noch dass die Guten nicht herrschen.“
  7. Chilon: „Der am meisten auf Gesetze, am wenigsten auf Redner hört.“

Auf die Frage nach dem besten Haus antworteten sechs der Sieben Weisen:

  1. Solon: „Wo der Erwerb des Geldes keine Ungerechtigkeit, sein Bewachen kein Misstrauen, sein Ausgeben keine Reue bringt.“
  2. Bias: „Wo der Herr von sich aus so ist wie draußen wegen der Gesetze.“
  3. Thales: „Wo der Herr am meisten Muße haben kann.“
  4. Kleobulos: „Wo der Herr mehr hat, die ihn lieben als die ihn fürchten.“
  5. Pittakos: „Das nichts Überflüssiges begehrt und nichts Nötiges entbehrt.“
  6. Chilon: „Das am meisten dem von einem König regierten Staat gleicht.“

4 Rezeption

Die Überzeugung, dass eine optimale Staatslenkung des Rats von Weisen bedarf, hat sich bis in unsere Zeit gehalten. Die Bezeichnung Die (sieben) Weisen wird für Beratergremien unterschiedlicher Art verwendet. Beispielsweise gab es bis vor kurzem den alljährlichen Wirtschaftsbericht der „Sieben Weisen“. In einem Projekt der Expo.02 „Die sieben Weisen“ erhielt eine Gruppe von sieben Wissenschaftlern, Künstlern und Vertretern politischer Gremien den Auftrag, das Denken, Fühlen und Handeln von Schweizer Bürgern zu erforschen.

5 Quellensammlungen

  • Jochen Althoff, Dieter Zeller (Hrsg.): Die Worte der Sieben Weisen, Griechisch/Deutsch, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006 [Zusammenstellung und Übersetzung der Sprüche mit Kommentar und Untersuchungen]
  • Herwig Görgemanns: Die griechische Literatur in Text und Darstellung, Bd. 1: Archaische Periode, hg. Joachim Latacz, 2. Auflage, Stuttgart 1998
  • Bruno Snell: Leben und Meinungen der Sieben Weisen. Griechische und lateinische Quellen, Heimeran-Verlag, München 1952
  • Maria Tziatzi-Papagianni: Die Sprüche der sieben Weisen: zwei byzantinische Sammlungen; Einleitung, Text, Testimonien und Kommentar (Beiträge zur Altertumskunde 51), Teubner, Stuttgart 1994, ISBN 3-519-07600-4, (Diss., Univ. Hamburg 1992)

6 Literatur

  • Detlev Fehling: Die sieben Weisen und die frühgriechische Chronologie, Bern 1985. ISBN 3-261-04061-0 [äußerst skeptisch hinsichtlich der Glaubwürdigkeit der Überlieferung]

7 Weblinks

 Commons: Sieben Weise von Griechenland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

8 Einzelnachweise

  1. So Fehling S. 9–18.
  2. Dieser Spruch wurde auch Chilon zugeschrieben.
  3. Dieser Spruch wurde auch Thales, Solon oder Bias zugeschrieben.

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