Nordsee-Poesie
Nordsee-Poesie ist ein vom Hamburger Autor Nicolas Nowack entwickelter und geprägter Begriff, der später vor allem von Lyrikern aufgegriffen wurde. Nordsee-Poesie bezeichnet Gedichte im weitesten Sinne, die sich inhaltlich auf die Nordsee und deren Küstengebiete, ihre Flora und Fauna, Geschichte sowie die Menschen dort u.a. beziehen. Thematisiert werden insbesondere typische und ungewöhnliche Erlebnisse und Begegnungen am Nordmeer, Analogien, ferner Gefahren, Gefährdungen und Schönheiten der Natur.
Inhaltsverzeichnis
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1 Identische Begriffe
Die Bezeichnungen Nordseepoesie und Nordsee-Lyrik, ihre Ableitungen und deren englische Übersetzungen (North Sea Poetry) wurden von Nowack gleichbedeutend verwendet. Während Aristoteles unter Poesie noch den Oberbegriff für Lyrik, Epik und Dramatik verstand, wurde seit dem 19. Jahrhundert literaturwissenschaftlich und im allgemeinen Sprachgebrauch die Unterscheidung zwischen Poesie und Lyrik zunehmend aufgegeben.
2 Geschichte
Der Begriff geht zurück auf das von Nicolas Nowack herausgegebene Buch „Nordsee ist Wortsee“, die erste Anthologie moderner Nordsee-Poesie. Hierzu schreibt er: „Die Nordsee bewegt... Gedanken, Gefühle. Nordsee macht lyrisch. Gedichte können die Vielschichtigkeit solcher Momente erfassen, ihre Magie festhalten und sie in neues Erleben verwandeln.“ Letztlich ist es also die alles prägende Kraft einer spezifischen Natur, die Dichter fasziniert und sie anregt, als Thema die Nordsee zu wählen. Biografisch ist Nowack der Nord- und „ihrer stillen Schwester“ der Ostsee gleichermaßen verbunden. Doch die Nordsee könne vielfältiger direkt Gefühle ansprechen - ähnlich wie Lyrik. Zwar distanziert sich Nowack - als Autor, den gerade auch Konzepte beschäftigen – von dieser Emotionalität insofern, dass er seine oben skizzierten Überlegungen in ein Vorwort stellt, welches er ironisch als „Vorspülung“ bezeichnet. Aber er erläutert, dass es besonders die Extreme, auch die Gegensätze, der Nordsee seien, die viele Menschen bewegen: Einerseits die Bedrohung durch Sturmfluten, andererseits (bei Touristen beliebt) Windstille und sonnenglänzende Sommertage, an denen die heiße Luft über dem Sand vibriert. Oder ein Watt, wo mit der Ebbe sich das Wasser bis hinter den Horizont zurückzieht. Im Buch wurden 60 zeitgenössische Lyriker auf über 200 Seiten versammelt, darunter so bekannte wie Günter Grass, Sarah Kirsch, Günter Kunert, Friederike Mayröcker und Oskar Pastior. Dabei sollte am Motiv Nordsee unaufdringlich gezeigt werden, wie variantenreich Lyrik heute ist: z.B. mit/ohne Reim oder durchgängigem Rhythmus, experimentell (wie bei visueller oder Laut-Poesie); sachlich, schwelgend oder humorvoll). Dies begründet sich auch in dem Wunsch Nowacks, mehr Leser für Literatur und gerade für die Poesie zu gewinnen, um so - hier transportiert durch Nordsee-Erfahrungen - Erkenntnis und Bildung zu fördern. Ein Anliegen, das er seit ca. 1980 mit seiner im öffentlichen Raum präsentierten Optischen Poesie ebenfalls verfolgte, obwohl Nordsee-Poesie und Optische Poesie sich formal sehr unterscheiden. Allerdings bearbeitete Nowack ab etwa 2000 letztere und auch andere Zyklen (wie „Lieder für Linguistenkinder“) parallel mit „Nordsee ist Wortsee“, und Verbindungen zwischen diesen Projekten bestehen. Angesichts Nowacks auch pädagogischer Ziele, ist es konsequent, dass er Heinrich Heine (wegen seiner zwei Nordsee-Zyklen) und Helmut Heißenbüttel (für die Moderne) - als zwei verstorbene Wegbereiter der Nordsee-Lyrik - ebenfalls mit Beispielen in die Nordsee-Anthologie aufgenommen hat, um so literaturgeschichtliche Wurzeln der Nordsee-Poesie anzudeuten. Auch der Titel dieser Lyrik-Auswahl spielt auf vergangene Jahrhunderte an, in denen ein Großteil der Männer die Nordseeinseln verließ, um als Walfänger zur See zu fahren, und sie hier oft ihr Grab fanden. Dadurch entstand der historische Ausspruch „Nordsee ist Mordsee“. Überraschender Weise sieht Nowack Parallelen zum Leben (und zur entsprechenden Literatur) in ganz anderen Regionen, die ebenfalls von der Natur dominiert und potenziell gefährdet werden – insbesondere zu Hochgebirgen (etwa in den vergleichbaren Auswirkungen von Lawinen und Sturmfluten). Gleichzeitig seien es besonders solche Ökosysteme, welche von Technisierung aus wenig reflektierten ökonomischen Gründen (der nördliche Teil des Atlantiks wird von der Schifffahrt stark genutzt) und v.a. von der globalen Erwärmung bedroht seien. Mit der Nordsee-Poesie wird deutlich, dass Regionalliteratur nicht nur für regionale Leser von Interesse sein muss, sondern dass vielmehr - neben der Qualität der Texte - die Erfassung vom Typischen im Kleinen zum Allgemeinen (und damit zu großer Literatur) führen kann. Alle Texte des Lyrik-Bands wurden thematisch und z.T. nach eher formalen Kriterien in „zwölf Seekisten“ (Kapiteln) geordnet (wie z.B. „Orte“, „Zeit & Gezeiten“, „unerhörte Aussichten“). Da die Nordsee-Küste auch das Gebiet der Friesen beinhaltet, wurden ferner friesische Gedichte in sein Nordsee-Buch eingeschlossen sowie einige plattdeutsche Texte (sämtlich mit Übersetzungen in hochdeutscher Sprache). Interessant ist, dass Nowack – mit der Begründung, Naturgedichte würden bewahren wollen – meint, Nordsee-Poesie diene dem Küstenschutz.
3 Weblinks
- http://www.literaturinhamburg.de/img/printausgabe/D_80605315_er.pdf
- http://www.hh-heute.de/lesefruehstueck-nordsee-ist-wortsee/
- http://www.nicolas-nowack.de/presse.html
4 Literatur
- Nicolas Nowack (Herausgeber, Mitautor): Nordsee ist Wortsee: Nordsee-Poesie
– eine Anthologie. Wachholtz Verlag, Neumünster 2006, ISBN 3-529-04522-5
5 Andere Lexika
- Dieser Artikel wurde in der deutschen Wikipedia gelöscht.
Erster Autor: Nordseeleser angelegt am 24.01.2010 um 17:46, weitere Autoren: Labsklaus, Aspiriniks, Amygdala77, Magdalena Sophii
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