Myheimat
myheimat ist ein deutschlandweites Online-Portal mit Lokalnachrichten, die von Laien und Hobbyjournalisten (sog. Bürgerreportern/Leserreportern) erstellt werden und das die Idee des Graswurzel-Journalismus verfolgt. Regionalzeitungsverlage können diese Nachrichten gegen eine Lizenzgebühr zur Generierung mikroregionaler Inhalte einsetzen, indem sie myheimat-Beiträge mit Autorenkennzeichnung in ihren Tageszeitungen, Stadtmagazinen oder Anzeigenblättern zur Stärkung der Kernkompetenz „Lokales“ abdrucken. Betreiber von myheimat ist die Marketing- & Sales-Service Augsburg GmbH.[1] Die PEIQ Publishing GmbH & Co. KG (ehem. gogol medien GmbH & Co. KG) aus Augsburg ist Entwickler und gleichzeitig auch Anbieter einer Software, die es erlaubt Zeitungen und Magazine als Software as a Service (SaaS) browserbasiert zu produzieren. Seit 2008 sind The MediaLab der WAZ-Mediengruppe und die Verlagsgesellschaft Madsack an myheimat beteiligt.
Inhaltsverzeichnis
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1 Der Begriff
Das Wort myheimat ist ein Wortspiel, das sich lautmalerisch an dem schwäbischen „Mei Heimat“ für „Meine Heimat“ ausrichtet und gleichzeitig ironisch auf die zahlreichen, aus der Internetwelt bekannten Wortschöpfungen mit „my“ (myRTL) hinweisen will. Die Verbindung des urdeutschen Wortes „Heimat“ mit dem englischen „my“ sollte so auch den Spannungsbogen zwischen moderner Technik und traditioneller Verwurzelung provokant verkörpern, angelehnt an den Spruch der bayerischen Regierung „Laptop und Lederhose“. Der Name wird allerdings immer wieder von Sprachschützern kritisiert, da er in ihren Augen eine nicht hinzunehmende Verschandelung des Wortes „Heimat“ darstellt.
2 Geschichte
Myheimat entstand 1994 in der Kleinstadt Gersthofen bei Augsburg in Bayern in Form eines lokalen Stadtmagazins mit dem Namen „Front“, welches nach dem Abitur des Jahrgangs 1994 des ansässigen Paul-Klee-Gymnasiums von Martin Huber gemeinsam mit anderen Mitabiturienten gegründet wurde. Grundidee war eine wirtschaftlich rentable Bürgerplattform für die Bewohner der Stadt zu betreiben. Begünstigt von den damaligen rasanten Innovationen und Umwälzungen in der Drucktechnik und Internettechnologie konnte es als typisches „Garagenunternehmen“ mit wenigen Mitarbeitern ein Redaktionssystem entwickeln, welches in einem bruchfreien Workflow alle Arbeitsschritte vom Erstellen eines Beitrags bis zur Drucklegung zusammenfasste und somit die Produktionskosten für ein einzelnes Magazin stark senkte. Aufgrund der Skalierbarkeit dieses Ansatzes war es möglich, sehr schnell weitere Stadtmagazine in Bayrisch-Schwaben zu verlegen und es erfolgte 2003 die Umwandlung der „gogol-Verlag Martin Huber GbR“ in die gogol medien GmbH & Co. KG mit 5 Gesellschaftern und circa 20 Mitarbeitern. Das Unternehmen verlegte zu diesem Zeitpunkt 20 Stadtmagazine mit einer Auflage von ca. 150.000 Exemplaren.
Nutzten anfänglich lediglich klassische Einrichtungen wie Vereine und kommunale Institutionen die Plattform in Form von Pressemitteilungen, die sie nach Freischaltung durch einen Mitarbeiter in einem Online-Redaktionssystem eintragen konnten, wurde das System ein Jahr später im Rahmen des Web2.0-Booms generell für die Öffentlichkeit freigeschaltet. Debatten um User Generated Content (UGC) und der vor allem der in den USA wiederentdeckte Trend des Citizen Journalism und das verstärkte Aufkommen von sozialen Netzwerken sorgten für eine schnelle Annahme unter den Bürgern, die nun durch einen einfachen Blogeintrag auf einer Webseite in einem Stadtmagazin ihrer eigenen Stadt erscheinen konnten.
2005 wurden die einzelnen Webseiten der Städte unter dem Portal www.myheimat.de zusammengefasst und auch als reines Onlineangebot deutschlandweit für Orte zur Verfügung gestellt, die keine Bürgerplattform in Form einer Printpublikation zur Verfügung hatten.
2008 stiegen The MediaLab der WAZ-Mediengruppe und die Verlagsgesellschaft Madsack als Investor bei myheimat ein, die in der Idee ein zukunftsfähiges Modell für die rasante Entwicklung der Medienlandschaft sahen. Zahlreiche Publikationen aus dem Hause Madsack nutzen seitdem myheimat-Inhalte in ihren Zeitungen oder benutzen die Publishing-Technologie von PEIQ zur Produktion ihrer Magazine. Dies sind unter anderem:
- Die Stadtmagazine der MH Bayern
(gersthofer, friedberger, neusässer, günzburger, meitinger, wertinger, dillinger, königsbrunner, donauwörther, landsberger, pfaffenhofener, krumbacher, fürstenfeldbrucker, nördlinger, schrobenhausener, germeringer, aichacher, eichenauer, schwabmünchner, oberhauser)
- Die Heimatzeitungen der Hannoversche Allgemeine Zeitung und der Neue Presse
(Deister Anzeiger Springe, Deister Anzeiger Bad Münder, Nordhannoversche Zeitung, Anzeiger Burgdorf & Uetze, Anzeiger Lehrte & Sehnde, Leine-Zeitung Garbsen, Leine-Zeitung Neustadt, Leine-Zeitung Seelze, Leine-Nachrichten, Calenberger Zeitung )
- Die Wochenblätter Hallo Sonntag Hannover, Hallo Wochenblatt Hannover, Hallo Wochenblatt Gehrden/Ronneberg
- Die Anzeigenblätter für Burgdorf, Garbsen, Laatzen, Lehrte, Seelze, Uetze und Wennigsen
- Die Oberhessische Presse und deren Wochenblätter WIN und Extra
- Die Peiner Allgemeine Zeitung
- Die Waldeckische Landezeitung und die Frankenberger Zeitung
- Der Äppler in Offenbach
- Das Naumburger Tagblatt und die Osterländer Volkszeitung
Insgesamt werden Beiträge von myheimat in 23 Tageszeitungen und Anzeigenblättern abgedruckt sowie in 31 eigenständigen Stadtmagazinen mit einer aktuellen Gesamtauflage von über 1,3 Millionen Exemplaren (Stand: Dezember 2009).
Zurzeit gibt es in Deutschland ca. 150 aktive myheimat-Regionen, die monatlich ca. 10.000 neue Beiträge und ca. 100.000 neue Fotos und Schnappschüsse veröffentlichen. Insgesamt wurde 178.167 Beiträge auf myheimat veröffentlicht, die mit mehr als einer halben Million Kommentare versehen (552.929) wurden (Stand: Dezember 2009). Myheimat bezeichnet sich selbst als Deutschlands größtes Bürgerreporterportal.
3 Kritik
Die Kritik am Bürgerjournalismus, an Leserreportern und am User Generated Content im Allgemeinen ist vielfältig. Die wichtigsten Argumente für beide Seiten sind nachfolgend zusammengefasst.
Pro | Contra |
---|---|
Bürgerjournalismus ist eine sinnvolle Ergänzung zu dem klassischen Journalismus und kann ihn anreichern. Journalisten können Themen von Bürgerreportern aufgreifen und diese aufbereiten. Gerade mikrolokale Inhalte, die von klassischen Redaktionen aus Zeit- und Budgetgründen nicht aufgegriffen werden können, gehen dadurch nicht verloren. | Bürgerjournalismus zerstört den klassischen Qualitätsjournalismus. Gründlich recherchierte und damit teure Reportagen von ausgebildeten Journalisten werden durch billigen Laiencontent ersetzt. Die Medien können ihre Rolle als vierte Macht im Staat nicht mehr wahrnehmen. |
Die kommerzielle Nutzung von Bürgerreporter-Beiträgen ist einer von mehreren Wegen aus der derzeitigen Krise der Printmedien, da sie die Angebotsvielfalt einerseits erhöht und andererseits aber Kosten in der Erstellung senkt. | Die kommerzielle Nutzung von den ja unentgeltlich erstellten Bürgerreporter-Beiträgen stellt eine Ausbeutung der Nutzer dar. |
Bürgerjournalismus ist basisdemokratisch und ermutigt den einzelnen, sich aktiv mit seiner Meinung und seinem Wissen in der Gesellschaft einzubringen. | Bürgerjournalismus fördert das Paparazzi- und Gaffertum. Anstelle zu helfen oder auch die Würde von anderen zu schützen, werden Mitmenschen zu Voyeuren und Schaulustigen, die lieber Geschehnisse dokumentieren als helfend einzugreifen. |
Bürgerjournalismus basiert auf dem Prinzip der Weisheit der Vielen und bildet somit die Realität besser ab, als herausgegriffene, von den Medien „gepushte“ Ereignisse, die ein verzerrtes Bild unserer Gesellschaft wiedergeben. | Bürgerjournalismus führt zu einer weiteren Verwässerung der wirklich relevanten Ereignisse und erhöht die Informationsflut auf unnötige Weise. |
4 Literatur
- Surowiecki, James; (2004). The Wisdom Of Crowds: Why The Many Are Smarter Than The Few And How Collective Wisdom Shapes Business, Economies, Societies And Nations Little, Brown ISBN 0-316-86173-1
- Bürgermedien, Neue Medien, Medienalternativen. München 2009, ISBN 978-3-9805604-5-0, Download (PDF)
- Bürgermedien. Die Laien kommen. Themenheft Der Journalist, 8/2005 (der Hauptartikel online bei onlinejournalismus.de)
- Wer macht die Medien? Online-Journalismus zwischen Bürgerbeteiligung und Professionalisierung, München 2008 Download (PDF)
- Dan Gillmor: We the Media. Grassroots Journalism by the People, for the People, 2004 Open Book
- Jana Burmeister: Partizipative Medien im Internet. Vergleich der Redaktionssysteme von kollaborativen publizistischen Formaten, igel Verlag, 2008, ISBN 978-3-86815-050-6 (Diplomarbeit über die Erstellung alternativer redaktioneller Inhalte im Internet)
5 Weblinks
6 Einzelnachweise
7 Andere Lexika
- Dieser Artikel wurde in der Wikipedia gelöscht.
Erster Autor: Niklas Honig angelegt am 25.02.2010 um 09:22, weiterer Autor: Weissbier
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