Makedonische Bulgaren
Makedonische Bulgaren (kyrillisch македонски българи; kurz auch Makedonier) ist die Eigenbezeichnung der bulgarischen Bevölkerung der Landschaft Makedonien, insbesondere des bulgarischen Teils dieser Region. Heute leben sie im Südwesten Bulgariens, dem Bezirk/Oblast Blagoewgrad.
Die in Bulgarien übliche Kurzbezeichnung "Makedonier" (bulg. македонец/makedonez) kann in der deutschen Übersetzung irreführend sein, da sie zu Verwechslungen führen kann mit dem Staatsvolk der Republik Mazedonien bzw. mit der slawischen Mehrheit dort, die sich auch als Makedonzi (Македонци; transl. Makedonci, siehe Mazedonier (slawische Ethnie)) bezeichnen. In der deutschsprachigen Literatur wird auch der unscharfe Begriff "bulgarisch-makedonische Bevölkerung" verwendet.
Es handelt sich bei den Makedonischen Bulgaren nicht um eine eigene ethnische Gruppe der Bulgaren, sondern um eine regionale Identität, die von vielen Menschen dieser Region geteilt wird, die ein unterschiedliches nationales Selbstbewusstsein haben und verschiedene Sprachen sprechen.
Der Begriff „makedonische Bulgaren“ ist jedoch auch eine Kategorie der bulgarischen Ethnografie. Die nationale bulgarische Ansicht ist, dass die Vorfahren der heutigen Mazedonier unzweifelhaft immer Bulgaren gewesen seien. Die heutigen Mazedonier seien von den serbischen Kommunisten zwangsweise aus Bulgaren gemacht worden.
„Die Interpretation der Ethnogenese und Herausbildung der Südslawen in der Region Mazedonien von prähistorischen Zeiten bis heute, die von Propagandisten der Geschichte und von gelernten Historikern in Athen, Belgrad, Sofia, Thessaloniki und andernorts stammen, weichen so stark voneinander ab, dass sie völlig inkompatibel sind.[1]“
Dementsprechend wird die Existenz dieser von bulgarischer Seite behaupteten Ethnie von serbischer, mazedonischer und griechischer Seite verneint. Der Begriff "makedonische Bulgaren" wird in der internationalen Literatur jedoch selten verwendet.
Bulgarien geht seit Jahren massiv gegen die mazedonische Minderheit im Bezirk Blagoewgrad vor, die ihre Nationalität als Mazedonier angeben[2]. Von offizieller bulgarischer Seite wird die Existenz dieser "echten Mazedonier" in Bulgarien geleugnet und wendet den Begriff "Makedonier" nur auf die bulgarische Mehrheitsbevölkerung der Oblast Blagoewgrad an.
Als Makedonische Bulgaren im engeren Sinne, werden auch die bulgarischen Flüchtlinge aus den Gebieten der Landschaft Makedoniens bezeichnet, die während der Wirren der letzten 150 Jahre aus dem heutigen Griechenland und der heutigen Republik Mazedonien Richtung Bulgarien - freiwillig oder gezwungen ausgewandert sind. Im weiteren Sinne wird die bulgarische Bevölkerung von "Pirin-Makedonien" als Makedonische Bulgaren bezeichnet. Auch der sich ethnonational als bulgarisch definierende Teil der makedonischen Bewegung bezeichnet sich als makedonische Bulgaren.
Überschneidungen und widersprüchliche Angaben und Behauptungen gibt es mit der slawischen Ethnie Mazedonier, bei denen es sich um das Volk handelt, das wir heute als Mazedonier kennen und das bis ins 20. Jahrhundert hinein von außen, teilweise aber auch in der Selbstdefinition für Bulgaren (oder auch Serben) gehalten wurde.
„Beeinflusst von der Aufklärung und dem Philhellenismus wurden in Westeuropa an der Wende vom 18. zum 19. Jh. wieder die antiken Begriffe gebräuchlich, um die geographischen Gegebenheiten der europäischen Türkei zu bezeichnen. Damit kam es auch zur Wiederverwendung des historischen Landschaftsnamen Makedonien. ... Sowohl für die stark von panslawischen Gefühlen beeinflusste Generation, die sich in der Mitte des 19. Jh. gegen den dominieren griechischen Kultureinfluss wehrte, als auch für die Generation der Nationalrevolutionäre der 1892 gegründeten "Innere Mazedonische Revolutionäre Organisation" (VMRO), waren die Makedonier eine regionale Gruppe der bulgarischen Nation. In diesem Sinne wird Makedonier bis heute in Bulgarien gebraucht[3].“
Inhaltsverzeichnis
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1 Makedonen: Slawische Ethnie oder regionale Identität
Einerseits gibt es Einwohner bulgariens, des politischen bulgarischen Teiles des geographischen Makedonien, die sich auch heute noch als Angehörige einer regional-kulturellen Untergruppierung der bulgarischen Nation betrachten. In diesem Sinne, regionale Identität, kann man den Begriff "Makedonische Bulgaren" auch auf die Gegenwart bezogen durchaus gebrauchen.
Jedoch sollte diese heutige Bevölkerungsgruppe nicht mit der nationalen Identitäten der slawischsprachigen Bevölkerung des geographischen Makedoniens insgesamt verwechselt, vermischt werden oder ihr gar untergeordnet werden, da die Entwicklung der Makedonier im 20. Jahrhundert im bulgarischen, serbischen bzw. jugoslawischen und griechischen Teil Makedoniens deutlich verschieden verlief.
Der Begriff "Makedonische Bulgaren", wie er im im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert verwendet wurde, um als Bezeichnung für die slawischsprachige Bevölkerung des geographischen Makedonien insgesamt zu dienen, ist zu unterscheiden vom gleich klingenden Begriff "Makedonische Bulgaren", der sich auf eine Bevölkerungsgruppe im heutigen Bulgarien bezieht. Es handelt sich um zwei verschieden Dinge, auch wenn sich das Identitätskonstrukt der letztgenannten auf die Traditionen der erstgenannten stützt. Aber auch das Identitätskonstrukt der heutigen mazedonischen Nation tut das. Da diese beiden Interpretationen miteinander unvereinbar sind, kommt es zu Meinungsverschiedenheiten unter Historikern, Politikern und Nationalisten, die versuchen, eine der beiden als die alleinrichtige durchzusetzen.
2 Flüchtlinge
Flüchtlinge die in Bulgarien die Makedonische Vereine (Verband der makedonischen Organiationen - bulg. Съюз на македонските организации, Organisationen der makedonischen Bulgaren - bulg. Oрганизация на македонските българки, Verband der makedonischen Kultur- und Bildungsvereine - bulg. Съюза на македонските културно- просветни дружества) gegründet haben, haben sich auch als Makedonen bezeichnet. Ebenso nennen sich deren Nachfahren, die nach 1990 den VMRO-BND gegründet haben, heute immer noch Makedonier - in Bezug auf die Region, aus der sie stammen. Ansonsten betrachten sie sich als Bulgaren.
3 Einzelnachweise
- ↑ IMRO + 100 = FYROM? The politics of Macedonian historiography. In: Stefan Troebst: Das makedonische Jahrhundert: von den Anfängen der nationalrevolutionären Bewegung zum Abkommen von Ohrid 1893-2001. Ausgewählte Aufsätze: Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2007, ISBN 9783486580501; S. 413.
- ↑ Jahresbericht 2007 von Amnesty International
- ↑ Online-Enzyklopädie des Europäischen Ostens (EOO), Stichwort: Makedonier
4 Vergleich zu Wikipedia
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