Männer und Buben

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Theodor Körner liest den Lützower Jägern aus seinen Gedichten vor

Männer und Buben ist ein Gedicht des deutschen Schriftstellers Theodor Körner, dass dieser anlässlich der Napoleonischen Freiheitskriege im Jahr 1813 verfasste. Es erschien 1814 posthum von seinem Vater herausgegeben im Gedichtband Leyer und Schwerdt. [1] Das Gedicht wurde zur Melodie von Brüder, mir ist alles gleich von ca. 1750 gesungen. [2] Im Jahr 1814 wurde es von Carl Maria von Weber in op. 42, Nr. 4 für vierstimmigen Männergesang und Klavier vertont. Es war im 19. Jahrhundert ein beliebtes Lied und erschien z.B. auch im Allgemeinen Deutschen Commersbuch von 1858 als Titel Nr. 11. [3]

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1 Entstehungshintergrund

Um 1810 beginnt sich bei Körner erstmalig Interesse für die nationale Frage und den Freiheitskampf zu zeigen. Dies wird z.B. in den Gedichten Andreas Hofers Tod und Die Eichen spürbar. [4] In letzterem dichtet Körner im Jahr 1810 - nachdem Preußen besiegt war und auch Österreich 1809 von Frankreich geschlagen wurde - u..a.:

Deutsches Volk, du herrlichstes von allen,
deine Eichen stehn, du bist gefallen!

Als Vorsitzender einer studentischen Landsmannschaft in Leipzig hatte er 1811 gegen eine adelige Studentenverbindung rebelliert, worauf ihn die Universität zu einem halben Jahr Haft verurteilte. Nach einem kurzen Aufenthalt in Berlin wurde er von allen norddeutschen Universitäten verbannt und immatrikulierte sich 1813 in Wien. [5]

Aus patriotischer Motivation schloss Körner sich dann 1813 in Breslau einem Freikorps an, das Adolf von Lützow und Friedrich Ludwig Jahn Anfang 1813 zum Kampf gegen Napoleon gegründet hatten. Dort im Felde verfasste er die Texte von "Leyer und Schwert". Schon am 26. August 1813 ignorierte Körner einen Rückzugsbefehl und fiel bei einer kleineren Reiterattacke nahe des mecklenburgischen Ortes Gadebusch. Seine Einheit begrub ihn einen Tag später unter einer Doppeleiche beim Dörfchen Wöbbelin. Bald danach setzte die Verehrung Körners ein und er avancierte zum nationalen Helden und der Idealfigur eines Freiwilligen, der das Leben begeistert fürs Vaterland hingibt.

2 Textlicher Inhalt

Körner stellt in den einzelnen Strophen jeweils den patriotisch gesinnten "Mann, der für seine nationalen Ziele Risiken für Leib und Leben auf sich nimmt und diverse Enbehrungen/Belastungen wie Regen, Sturm, Hitze, Durst, Kugelhagel und Heimweh erduldet, dem unpatriotischen, ängstlichen und mit Faulenzerei, Hofintrigen, Frauenaffären, Opernbesuchen, Glücksspiel, und mit Völlerei und Champagnergenuss nur hedonistisch seinem eigenen Genuß lebenden "Buben" gegenüber. Dieser wird dann im Refrain als "erbärmlicher Wicht" abgewertet, der von den deutschen Grundwerten wie Wein, Weib und Gesang ausgeschlossen wird.

3 Musik

Die Version aus dem Allgemeinen Deutschen Commersbuch beschränkt sich harmonisch auf die beiden Hauptfunktionen von Tonika und Dominante. Die Melodie besteht teils aus den drei akkordeigenen Tönen wie in Takt 1, 5 bis 7 sowie 11 und 15 folgend, Sekundgängen wie in Takt 2, 3, 8 und 9 sowie 13 und 14, und Tonrepititionen wie in den Takten 4 und 5 sowie 16 bis 18.

Carl Maria von Webers Version ist harmonisch reichhaltiger. Neben Tonika, Subdominante und Dominante treten auch die jeweiligen Mollparallelen, erweiterte Akkorde wie C7 oder A9, und tonleiterfremde Akkorde wie H-Dur, E-Dur, A-Dur und D-Dur auf. Das Stück wechselt zwischen ausharmonisierten Abschnitten in Takt 3 bis 8 und 13 bis zum Ende, und im Unisono gehaltenen Teilen in Takt 1 und 2 sowie Takt 9 bis 12. Das Stück beginnt mit Maestoso assai überschrieben mit einem den Aufbruch des Volkes darstellenden Unisono über den Dreiklangstönen von C-Dur. Danach folgt ein rhytmisch auch mitttels Punktierung und Triolenbildung abwechslungsreicher gestalteter ausharmonisierter Abschnitt über den Akkorden C-Dur7, c-Moll7, H-Dur, e-Moll, a-Moll, H-Dur, A-Dur7/9, H-Dur und e-Moll. Der "ehrlos erbärmliche Wicht" ab Takt 9 wird durch ein zusätzlich chromatisch gefärbtes absteigendes Unisono musikalisch charakterisiert. Ab Takt 13 ist das Stück schneller und mit Allegro überschrieben. Ein halbtönig pendelndes Motiv wird zweimal dreistimmig und beim dritten Mal vierstimmig sequenzartig hochgeführt. Die Harmonik entfernt sich mit der Akkordfolge H-Dur, e-Moll, E-Dur, a-Moll, A-Dur und D-Dur von der Ausgangstonart C-Dur etwas in Richtung der Kreuztonarten. Der letzte Abschnitt ab Takt 19 drückt das freudig-heroische ("Stoßt mit an, Mann für Mann ...") mittels diatonisch gehaltener gleichmäßiger Viertel aus und führt über G-Dur, C-Dur, F-Dur, d-Moll, D-Dur7 wieder in den Bereich von C-Dur zurück.

4 Rezeption

Version des Liedes aus dem Allgemeinen Deutschen Commersbuch von 1858
Bei den Feiern zu Körners 50. Todestag im Jahr 1863 huldigten Turner, Sänger und Schützen dem Helden der Freiheitskriege landesweit mit Umzügen und Gedenkstunden. Körners Gedicht gelangte in der Vertonung Carl Maria von Webers zu deutschlandweit großer Popularität. Dies zeigt z.B. folgender Text von Heribert Rau aus dem Jahr 1865:
"Hingerissen von der allgemeinen Begeisterung griff auch er zu Theodor Körner`s prächtigen Liedern, und bald war die Welt um die ausgezeichneten Compositionen "Lütow`s wilde Jagd", - Schwertlied", - "Männer und Buben", - "Schlacht du brichst an", - "Reiterlied", - "Gebet vor der Schlacht", - "Die Wunde brennt", - "Mein Vaterland" u.s.w. bereichert, die unter dem Titel "Leyer und Schwert" herauskamen und einen ganz ungemeinen Erfolg hatten. Erst mit diesen Liedern weckte Carl Maria von Weber die gespannte Aufmerksamkeit von ganz Deutschland, und obgleich er selbst nur einige von ihnen für gelungen hielt, so wurden diese einfachen, dabei aber kräftigen Compositionen doch mit rauschendem Beifall aufgenommen." [6]

Franz Liszt bearbeite den Zyklus "Schwert und Leyer" 1846/1847 für Klavier zu zwei Händen (Searle 452). [7]

Die Körnersche Befreiungslyrik von "Leyer und Schwert" fand sich später als Volks- oder Feldpostausgabe in vielen Soldatentornistern beider Weltkriege. Joseph Goebbels missbrauchte die Anfangszeile von Körners Gedicht leicht verändert in einem kulturell und politisch anderen Kontext in seiner Rede im Berliner Sportpalast am 18. Februar 1943, in dem er sagte: "Nun Volk, steh auf und Sturm brich los." [8] [9]

5 Text

Männer und Buben

Das Volk steht auf, der Sturm bricht los.

Wer legt noch die Hände feig in den Schoß?

Pfui über dich Buben hinter dem Ofen,

Unter den Schranzen [10] und unter den Zofen!


Bist doch ein ehrlos erbärmlicher Wicht;

Ein deutsches Mädchen küßt dich nicht,

Ein deutsches Lied erfreut dich nicht,

Und deutscher Wein erquickt dich nicht.

Stoßt mit an,

Mann für Mann,

Wer den Flamberg [11]schwingen kann!


Wenn wir die Schauer der Regennacht

Unter Sturmespfeifen wachend vollbracht,

Kannst du freilich auf üppigen Pfühlen

Wollüstig träumend die Glieder fühlen.


Bist doch ein ehrlos erbärmlicher Wicht;

Ein deutsches Mädchen küßt dich nicht,

Ein deutsches Lied erfreut dich nicht,

Und deutscher Wein erquickt dich nicht. Stoßt mit an,

Mann für Mann,

Wer den Flamberg schwingen kann!

Wenn uns der Trompeten rauher Klang

Wie Donner Gottes zum Herzen drang,

Magst du im Theater die Nase wetzen

Und dich an Trillern und Läufen ergötzen.


Bist doch ein ehrlos erbärmlicher Wicht;

Ein deutsches Mädchen küßt dich nicht,

Ein deutsches Lied erfreut dich nicht,

Und deutscher Wein erquickt dich nicht.

Stoßt mit an,

Mann für Mann,

Wer den Flamberg schwingen kann!


Wenn die Glut des Tags versengend drückt,

Und uns kaum ein Tropfen Wasser erquickt,

Kannst du Champagner springen lassen,

Kannst du bei brechenden Tafeln prassen.


Bist doch ein ehrlos erbärmlicher Wicht;

Ein deutsches Mädchen küßt dich nicht,

Ein deutsches Lied erfreut dich nicht,

Und deutscher Wein erquickt dich nicht.

Stoßt mit an,

Mann für Mann,

Wer den Flamberg schwingen kann!


Wenn wir vorm Drange der würgenden Schlacht

Zum Abschied ans ferne Liebchen gedacht,

Magst du zu deinen Mätressen laufen

Und dir mit Golde die Lust erkaufen.


Bist doch ein ehrlos erbärmlicher Wicht;

Ein deutsches Mädchen küßt dich nicht,

Ein deutsches Lied erfreut dich nicht,

Und deutscher Wein erquickt dich nicht.

Stoßt mit an,

Mann für Mann,

Wer den Flamberg schwingen kann!

Der Komponist Carl Maria von Weber vertonte "Leyer und Schwert" im Jahr 1814


Wenn die Kugel pfeift, wenn die Lanze saust,

Wenn der Tod uns in tausend Gestalten umbraust,

Kannst du am Spieltisch dein Septleva [12] brechen

Und mit der Spadille [13] die Könige stechen.


Bist doch ein ehrlos erbärmlicher Wicht;

Ein deutsches Mädchen küßt dich nicht,

Ein deutsches Lied erfreut dich nicht,

Und deutscher Wein erquickt dich nicht.

Stoßt mit an,

Mann für Mann,

Wer den Flamberg schwingen kann!


Und schlägt unser Stündlein im Schlachtenrot,

Willkommen dann, sel'ger Soldatentod!

Du verkriechst dich in seidene Decken,

Winselnd vor der Vernichtung Schrecken.


Stirbst als ein ehrlos erbärmlicher Wicht.

Ein deutsches Mädel beweint dich nicht,

Ein deutsches Lied besingt dich nicht,

Und deutsche Becher klingen dir nicht.

Stoßt mit an,

Mann für Mann,

Wer den Flamberg schwingen kann!

6 Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Theodor Körner: Leyer und Schwert, zweite rechtmäßige, vom Vater des Dichters veranstaltete Ausgabe, Nicolaische Buchhandlung, Berlin, 1814, S. 78 bis 81
  2. www.deutscheslied.com: Werke von "Körner, Theodor" (1786-1814).
  3. Werner Heilmann (Hrsg.): Allgemeines Deutsches Commersbuch - Erstausgabe 1858, Heyne ExLibris, München, 1975, S. 30, 31 und 32
  4. Karl Berger: Theodor Körner, Velhagen und Klasing, Bielefeld und Leipzig, 1912, S. 93
  5. Karl Berger: Theodor Körner, Velhagen und Klasing, Bielefeld und Leipzig, 1912, S. 105 ff.
  6. Heribert Rau: Carl Maria von Weber - Culturgeschichtlich-biographischer Roman in drei Theilen, Verlag Theodor Thomas, Leipzig, 1865, S. 185
  7. Das Werk von Franz Liszt in der Ordnung von Humphrey Searle auf Klassika - Die deutschsprachigen Klassikseiten
  8. Kurt Flasch: Schwert und Leyer - Krieg und Kultur in Deutschland im 20. Jahrhundert, in Hartmut Lehmann (Hrsg.): Rückblicke auf das 20. Jahrhundert, Wallstein Verlag, 2000, S. 23
  9. Körner Superstar - Freiheitskämpfer, Kriegsheld, arische Lichtgestalt und Vorbild des DDR-Soldaten - die Geschichte einer deutschen Leitfigur; auf Zeit-Online
  10. Anm.: Schranze hier im Sinn von Hofschranze, einer seit dem 16. Jahrhundert gebräuchlichen abwertenden Bezeichnung für einen Höfling am Hof eines Fürsten, dessen Bedeutung negative Charakterzüge und Verhaltensweisen wie Gefallsucht, Schmeichelei und Heuchelei umfasst.
  11. Anm.: Der Flamberg oder das Flammenschwert ist ein beidhändig geführtes Schwert, das vermutlich in der mittelalterlichen Schweiz seine Ursprünge hat. Es ist eine Version des europäischen Zweihänders.
  12. Anm.: Septleva ist eine Kartenkombination im Glücksspiel Pharo.
  13. Anm.: Spadille ist eine Bezeichnung für das Pik-Ass im Kartenspiel L’Hombre

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