Liber AL vel Legis (Buch)

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Das Liber AL vel Legis oder Book of the Law („Buch des Gesetzes“; ursprünglich Liber L vel Legis oder Liber Legis)[1] erschien 1909 in London und stellt angeblich eine Offenbarung des britischen Okkultisten Aleister Crowley dar. Es ist der erste Band von Crowleys Buchreihe The Equinox und soll die Grundlage der neureligiösen Bewegung Thelema sein.

Das Buch gilt als einflussreiche okkulte Schrift des 20. Jahrhunderts, insbesondere für neureligiöse Bewegungen.[2]

Oft zitierte Aussagen des Buches sind:

  • Do what thou wilt shall be the whole of the Law (AL I:40, ‚Tu, was Du willst, soll die Gesamtheit des Gesetzes sein.‘)
  • Love is the law, love under will. (AL I:57, ‚Liebe ist das Gesetz, Liebe unter dem Willen.‘)
  • Every man and every woman is a star (AL I:3, ‚Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern.‘)
  • Death is forbidden, o man, unto thee. (AL II:73, ‚Der Tod, o Mensch, ist dir verboten.‘)
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1 Textentstehung

Nach Crowleys Angaben wurde ihm der Text von einem Geistwesen namens Aiwaz 1904 diktiert. Dies soll vom 8. bis zum 10. April jeweils von 12.00 bis 13.00 in einem Kairoer Hotel nahe dem Ägyptischen Museum geschehen sein. Laut seinen Bekenntnissen habe ihn seine Frau Rose Kelly dort zur Stele des Ankh-af-na-Khonsu geführt, die später im Liber AL vel Legis als die „Stele der Offenbarung“ bezeichnet wird (AL III:10).

2 Inhalt

Das Liber Al vel Legis besteht aus drei Teilen, die drei Gottheiten zugeordnet werden. Die drei Gottheiten werden häufig nicht als konventionelle Götter verstanden, sondern als Prinzipien.

  • Nut ist eine altägyptische Göttin. Sie stellt sich als I am Infinite Space, and the Infinite Stars thereof, „ich bin der unendliche Raum und die unendlichen Sterne darin“ (AL I:22), vor. Abgebildet wird sie als Himmelsgöttin, die mit ihren Füßen und Händen den Boden berührt. In ihrem Kapitel wird das Prinzip der Liebe (Agape) betont.
  • Hadit, ist ein anderer Name für Behedeti. Er ist ein neuäonischer oder thelemischer Gott und der Gemahl von Nuit. Im Liber AL vel Legis stellt er sich auch als der Wissende vor.
  • Ra-Hoor-Khuit (auch Re-Harachte oder englisch Ra-Horakhty), ist der Gott des neuen Äons (AL III:1,2). Er entspricht dem altägyptischen Horus, dem Sohn von Isis und Osiris, der nach Taten verlangt. Ra-Hoor wird im Liber Al vel Legis mit drei verschiedenen Endsilben bezeichnet (Ra Hoor Khu, Ra Hoor Khut, und Ra Hoor Khuit).

Nach Crowleys kabbalistischen Kenntnissen bedeuten Ra „die Sonne“, Hoor „der Krieger“, und Khu „die Weltanschauung“. Khu soll ein Zwischenstadium zwischen Mensch und Gott sein. Das hinzugefügte Jod des neuen Namens Khuit versinnbildlicht nach Crowley die Verwandlung zur Gottheit.[3] Symbolisch wird Ra Hoor Khuit durch ein rotes absteigendes Dreieck dargestellt.[3] Im Kapitel Ra-Hoor-Khuit finden sich auch Hymnen (AL III:37 und 38), Prophezeiungen (z. B. AL III:34 oder 46) sowie Anweisungen für die magische (AL III:21-30) und religiöse Praxis (wie etwa argue not; convert not („argumentiere nicht; bekehre nicht“) (Al III:42)). Es finden sich zudem Prophezeiungen in diesem Teil des Buches.[4]

Neben den drei Kapiteln enthält das Buch noch einen Kommentar, welcher unterschrieben ist mit „Der Priester der Fürsten Ankh-f-n-Khonsu“. Dieser Kommentar wurde nachträglich von Crowley ins Liber AL vel Legis eingefügt und von ihm als wichtigster Kommentar zu dem Buch gewertet.

Für Crowley begann mit der Niederschrift des Liber AL vel Legis ein neues Zeitalter, das Horusäon, weshalb er eine neue Zeitrechnung vom Jahr 1904 n. Chr. ausgehend als Jahr eins verwendete. Die christliche Zeitrechnung kennzeichnete er mit „e. v.“, was für era vulgaris steht. 2008 n. Chr. würde von Thelemiten also entweder als Anno 105 des Neuen Äons, oder aber 2008 e. v. geschrieben werden. Diese Art der Zeitrechnung wurde von vielen seiner Anhänger übernommen.

3 Ausgaben und Editionsgeschichte

Die erste Ausgabe erschien 1909 als Teil eines Privatdrucks von Crowley unter dem Titel ΘΕΛΗΜΑ zusammen mit mehreren anderen Schriften.[5] Die nächste Ausgabe war ein ebenfalls nur schwer fassbarer Privatdruck, der 1925 oder 1926 in Tunis erschien. Nur 11 Exemplare sollen gedruckt worden sein. Die Fassung enthält den sogenannten Tunis Comment mit ernsten Warnungen vor der Lektüre des Textes. Die erste Veröffentlichung des Textes mit nennenswerter Auflage erfolgte 1938 durch den O.T.O. in London, nun unter dem vollen Titel The Book of the Law.

Weitere Ausgaben erschienen vor allem bei Samuel Weiser:

  • Samuel Weiser, New York 1976, ISBN 0-87728-334-6.
  • Mandrake, Oxford 1992, ISBN 1-869928-93-8 (Taschenbuch).
  • Samuel Weiser, York Beach, ME 1997, ISBN 0-87728-334-6.
  • 100th Anniversary edition: The book of the law, Liber al vel legis, with a facsimile of the manuscript as received by Aleister and Rose Edith Crowley on April 8,9,10, 1904 e.v. Red Wheel/Weiser & Ordo Templi Orientis, York Beach, ME & New York 2004, ISBN 1-57863-308-7.
  • Thelema Media, 2004, ISBN 1-932599-03-7 (auf 418 Exemplare limitierte, ledergebundene Ausgabe).

Außerdem erschien das Book of the Law zusammen mit den Schriften der Publikation von 1909 und weiteren Texten in der Reihe The Equinox unter dem Titel The Holy Books of Thelema (Bd. III, Nr. 9. Korrigierte Ausgabe: Samuel Weiser, New York 1989, ISBN 0-919690-20-3).

Das Originalmanuskript war lange Zeit verschollen gewesen. Nach dem Tode Crowleys war es mit dessen anderen Papieren in den Besitz Karl Germers gekommen, Crowleys Nachlassverwalter und damals Oberhaupt des O.T.O. Nach Germers Tod blieb es verschwunden, bis 1984 Tom Whitmore, der neue Besitzer von Germers Haus in Berkeley, im Keller unter diversem Gerümpel zwei Schachteln mit Papieren fand, darin in einem Umschlag das Manuskript von The Book of the Law. Whitmore übergab die Papiere dem O.T.O. Wie sie in den Keller in Berkeley gekommen waren, bleibt unklar.[6]

4 Übersetzung und Interpretation

Übersetzung und Auslegung des mehrdeutigen, symbolischen und paradoxen Textes sind schwierig. So findet man z. B. Rechtschreibfehler, die anscheinend beabsichtigt sind und nicht verändert werden dürfen: „My scribe Ankh-af-na-khonsu, the priest of the princes, shall not in one letter change this book“ (AL I:36, „Mein Schreiber Ankh-af-na-khonsu, der Priester der Fürsten, soll nicht einen Buchstaben dieses Buches verändern“‘); „The stops as thou wilt; the letters? change them not in style or value!“ (AL II:54, „Die Satzzeichen wie du willst; die Buchstaben? ändere sie nicht in Stil oder Wert!“). Übersetzungen sollen stets die „Schrift des Tieres“ beibehalten.

Nichtsdestoweniger sind inzwischen eine Reihe von deutschen Übersetzungen erschienen:

  • Das Buch des Gesetzes. Sub figura CCXX wie es gegeben ward von XCIII= 418 an DCLXVI = Liber AL vel legis. Übersetzt von Philip. 4. Aufl. Sphinx, Basel 1993, ISBN 3-85914-140-6.
  • Liber Al vel legis = Das Buch des Gesetzes. Hgg. von Michael D. Eschner. 3. Aufl., völlig neu überarb. Stein der Weisen / Bohmeier, Bergen a.d. Dumme 1987, ISBN 3-89094-084-6.
  • Eo ipso – der Weg! Die neue Sprache des Liber al vel legis. Übersetzung von Fra. Lavaxa. Bohmeier, Soltendieck ca. 1994, ISBN 3-89094-293-8.
  • Das Buch des Gesetzes. Liber AL vel Legis. Übersetzt von Ralf Löffler und Gitta Peyn. 2., unveränderte Aufl. Phänomen-Verlag Gitta Peyn, Lüchow 2001, ISBN 3-933321-00-X.
  • Liber AL vel legis. Übersetzt von Claas Hoffmann. Phänomen-Verlag, Hamburg 2012(?), ISBN 978-3-933321-48-0.

Nach dem britischen Okkultisten Israel Regardie gibt es im Liber Al vel Legis keinen Platz für die Demokratie und keine Achtung für Durchschnittsmenschen.[7] Die Demokratie wird als „ekelerregender Kult der Schwäche“ bewertet und ist in der von Thelema angestrebten Herrschaftsform nicht vorgesehen.[8] Das Buch verdammt das Mitleid, hält Krieg für bewundernswert[9] und enthält in seinen 220 Versen angeblich die Leitlinien für die Menschheitsevolution in den kommenden 2000 Jahren.[10] „Mitleid ist das Laster der Könige: Tretet nieder die Jämmerlichen & die Schwachen: dies ist das Gesetz der Starken: dies ist unser Gesetz und die Freude der Welt“ – mit dieser und ähnlichen Passagen aus dem Liber Al vel Legis stellt sich Crowley in die Tradition Friedrich Nietzsches und seiner Verachtung des Mitleides.[11]

5 Weblinks

6 Einzelnachweise

  1. Das Liber AL vel Legis erscheint heutzutage meist unter dem vollen Titel Liber AL vel Legis sub Figura CCXX, gegeben von XCIII = 418 an DCLXVI. Die Zahlen tragen dabei folgende Bedeutungen: CCXX steht für die 220 Verse des Buches, XCIII und 418 symbolisiert Aiwass, und DCLXVI (666) stellt Crowley dar.
  2. Marco Frenschkowski: Heilige Schriften der Weltreligionen und religiösen Bewegungen. Wiesbaden 2007. S. 253.
  3. 3,0 3,1 Crowley Kommentar zu AL III:1
  4. Michael D. Eschner: Liber Al vel Legis, mit Kommentaren. Verlag: Kersken-Canbaz 1992
  5. Der Druck wird meist unter dem Titel Thelema bibliographiert.
  6. John Michael Greer: Enzyklopädie der Geheimlehren. Ansata, München 2005, ISBN 3-7787-7270-8, S. 125.
  7. Israel Regardie: The Eye in the Triangle. An interpretation of Aleister Crowley. Falcon Press, Las Vegas 1989, S. 485.
  8. Marco Pasi: Aleister Crowley und die Versuchung der Politik. Ares-Verlag, Graz 2006, S. 107.
  9. Christian Bouchet: Aleister Crowley. Das Leben eines modernen Magiers. Urania Verlag, 2000, ISBN 3-908654-09-2, S. 32.
  10. Horst E. Miers: Lexikon des Geheimwissens (= Esoterik. Band 12179). Original-Ausgabe; sowie 3. aktualisierte Auflage. beide Goldmann, München 1993, ISBN 3-442-12179-5, S. 382.
  11. „Compassion is the vice of kings: stamp down the wretched & the weak: this is the law of the strong: this is our law and the joy of the world“. Peter Paul Schnierer: Entdämonisierung und Verteufelung. Studien zur Darstellungs- und Funktionsgeschichte des Diabolischen in der englischen Literatur seit der Renaissance. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2011 ISBN 978-3-11-092896-9 S. 178 f. (abgerufen über De Gruyter Online).

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