Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin Berlin

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Das Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin Berlin wurde ursprünglich 1937 als Gerichtsärztliches Institut des Stadtgesundheitsamtes gegründet. Es ist seitdem Bestandteil des öffentlichen Gesundheitswesens des Landes Berlin. 1995 wurden auch das landeseigene Leichenschauhaus und eine Abteilung für Toxikologie dem Institut angegliedert. Seit 1983 in Personalunion mit dem Lehrstuhl für gerichtliche Medizin der FU Berlin geleitet, wird es seit der Fusion der Universitätsmedizin in Berlin 2003 in Personalunion mit dem neuen Lehrstuhl für gerichtliche Medizin der Charité geführt.

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1 Geschichte

1.1 1935 bis 1945

1935 war der Gerichtsärztliche Dienst in Berlin aus der Verantwortung der Polizei auf die neu gegründeten Gesundheitsämter übergegangen. Der Arbeitsumfang bei der gerichtsärztlichen Versorgung der deutschen Reichshauptstadt mit damals über vier Millionen Einwohnern ließ sich jedoch innerhalb dieser Strukturen bald nicht mehr bewältigen, so dass es zur Gründung des Landesinstituts kam.

Dessen erster Direktor war Waldemar Weimann (1893-1965). Zuvor als Assistent und Oberarzt bei Ordinarius Fritz Straßmann am Gerichtsmedizinischen Institut der Charité tätig, war Weimann später als Institutsdirektor in zahlreichen Prozessen als Sachverständiger geladen, so als psychiatrischer Gutachter im Fall Elisabeth Kusian 1951. Zusammen mit dem Ostberliner Ordinarius für gerichtliche Medizin, Otto Prokop, gab Weimann 1963 den Atlas der gerichtlichen Medizin heraus.

Untergebracht war das Landesinstitut zunächst in einer Baracke auf dem Gelände des Robert-Koch-Krankenhauses (Turmstraße, Moabit), unweit des Kriminalgerichts Moabit. Die Sektionstätigkeit fand im wesentlichen im Leichenschauhaus Hannoversche Straße - dem Institut für gerichtliche Medizin der Charité statt. Nach der Zerstörung der Räumlichkeiten bei Bombenangriffen 1943 zog das Landesinstitut vorübergehend in eine Unterkunft im Gesundheitsamt Berlin-Pankow (Grunowstraße).

1.2 1945 bis 1982

1949 bezog das Landesinstitut dann Räumlichkeiten im Sozialgericht (Invalidenstraße). Neben Verwaltung, Gerichtsmedizin, Psychiatrie und Psychologie entstand hier das Histologielabor. Weimanns Nachfolger wurde 1958 Gerhard Rommeney (1907-1974), der sich bei Victor Müller-Heß am 1. Juni 1943 habilitiert hatte. Rommeney folgte 1972 Heinz Spengler (1917-2004), der dieses Amt zehn Jahre versah.

Nach der Teilung Berlins mussten gerichtliche Leichenöffnungen in Westberlin in der Pathologie des Krankenhauses Moabit durchgeführt werden, bis ein neues Polizeiliches Leichenschauhaus auf einem nahe gelegenen Grundstück in der Invalidenstraße errichtet worden war. Von 1965 bis zum Auszug 2006 wurden hier die Sektionen durchgeführt.

1.3 1982 bis heute

1982 übernahm Volkmar Schneider (* 1940) die Leitung des Landesinstitutes. Schneider wurde 1983 in Personalunion auf den Lehrstuhl für Rechtsmedizin an der Freien Universität Berlin berufen, wo er Nachfolger von Walter Krauland war. Seither werden beide Institute in Personalunion geleitet. Damit fanden auch die seit Jahrzehnten schwelenden Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Rechtsmedizinern der FU und dem Landesinstitut ihr Ende. Beide Institute unterstehen jedoch bis heute zwei verschiedenen Senatsverwaltungen (Soziales, Gesundheit und Verbraucherschutz bzw. Wissenschaft, Forschung und Kultur), und sollen auch künftig strukturell und dienstrechtlich voneinander getrennt bleiben.

Nach der Wiedervereinigung wurde in den 1990er-Jahren im Hinblick auf die gerichtsärztliche Rufbereitschaft die territoriale Zuordnung unverändert belassen: Der ehemalige Ostteil der Stadt wurde allein vom Institut der HU in der Hannoverschen Straße versorgt.

Seit 1995 ist das Leichenschauhaus eine Einrichtung des Landesinstitutes, Gebäude und Grundstück unterstehen aber weiter dem Berliner Polizeipräsidenten.

Der Bereich für Forensische Toxikologie wurde dem Landesinstitut 1995 angegliedert. Als Fachbereich Klinische und Forensische Toxikologie gehörte er zuvor zum Landesinstitut für Lebensmittel, Arzneimittel und Tierseuchen. Diese Abteilung geht auf die 1911 gegründete Gerichtlich-chemische Abteilung in der Staatlichen Anstalt zur Untersuchung von Nahrungs- und Genussmitteln sowie Gebrauchsgegenständen für den Landespolizeibezirk Berlin zurück. Bereichsleiter ist Benno Rießelmann (* 1948). Sein Vorgänger war Karl-Heinz Beyer.

2002 zog das Landesinstitut in Räume der Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz im Gebäude der ehemaligen Reichsschuldenverwaltung (Oranienstraße 106). Die langen Wegstrecken zwischen den verschiedenen Institutsstandorten - Leichenschauhaus und Toxikologie in der Invalidenstraße - und zum Kriminalgericht Moabit erwiesen sich jedoch als suboptimal.

Seit 2004 hat das Landesinstitut nun seinen Sitz auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses Moabit (Turmstraße 21). Verwaltungs-, Untersuchungs- und Büroräume sind hier im Haus L untergebracht, dem ehemaligen chirurgischen Pavillon. 2006 bezogen das Leichenschauhaus und die Toxikologie das modernisierte Haus O (ehemalige Pathologie des Krankenhauses Moabit). Damit ist das Institut an seinen Ausgangspunkt zurückgekehrt. Erstmals in der Geschichte des Landesinstituts sind damit alle Institutsteile an einem Standort versammelt.

Mit der Zusammenlegung des universitätsmedizinischen Bereichs der FU und der HU unter dem Namen Charité - Universitätsmedizin Berlin wurden 2003 auch die beiden Lehrstühle für Rechtsmedizin fusioniert. Erster Direktor des neuen Institus war der bisherige FU-Ordinarius Volkmar Schneider, der im Ostberliner Institutsteil auf Gunther Geserick folgte, der 2003 emeritiert wurde. Dies war mit einem erheblichen Stellenabbau am neuen Lehrstuhl verbunden. Daher fallen nun mehr Aufgaben in den Bereich des weiterhin in Personalunion geleiteten Landesinstituts. Nach der Emeritierung Schneiders wurde 2007 Michael Tsokos auf den Lehrstuhl für Rechtsmedizin der Charité berufen und gleichzeitig zum Leiter des Landesinstitutes.

2 Weblinks

3 Andere Lexika

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