Kontroverse um den Veggieday 2013

Aus PlusPedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Die Grünen schlugen 2013 einen vegetarischen Tag vor

Die Kontroverse um den Veggieday 2013 betraf eine Auseinandersetzung im Wahlkampf vor der Bundestagswahl 2013. Dabei sorgte der seit drei Jahren bestehende Vorschlag von Bündnis 90/Die Grünen, auf freiwilliger Basis einen Veggieday pro Woche einzuführen, während des Sommerlochs für ein erhebliches öffentliches Echo.

Coin Übrigens: Die PlusPedia ist NICHT die Wikipedia.
Wir sind ein gemeinnütziger Verein, PlusPedia ist werbefrei. Wir freuen uns daher über eine kleine Spende!

1 Positionen

Die Forderung der Grünen, einen Veggieday pro Woche auf freiwilliger Grundlage einzuführen, sorgte für Aufregung und Empörung in Reihen der Unionsparteien und der FDP sowie in Teilen der Presse.[1] Die Resonanz in sozialen Netzwerken war besonders groß,[2] das Thema wurde in kurzer Zeit zum Wahlkampfschlager. Der Veggietag wurde zu einer klischeehaften Darstellung der Grünen als lustfeindlich, Spaßverderber oder Partei der Verbote benutzt.[2] Ein verpflichtender Veggieday wurde von Politikern aller anderen im Bundestag vertretenen Parteien, mehreren Verbänden und vielen Kommentatoren als bevormundend, illiberal,[3] antiemanzipatorisch[4] und von einem „gruseligen Freiheitsverständnis“ zeugend[5] abgelehnt. Die von Bild begonnene Kampagne traf im Wahlkampf einen Nerv und wurde in kurzer Zeit auf Facebook und Twitter intensiv debattiert.[2] Der Wirtschaftswoche zufolge wurde der "Veggie Day" in kurzer Zeit zu einem der fünf am häufigsten diskutierten Themen und ließ "Überwachung" oder "NSA" hinter sich.[2][6]

Eine moderate Position kam von den bayerischen Landfrauen, die darauf hinwiesen, dass klassischerweise der Freitag als wöchentlicher Fisch- oder Mehlspeisentag bei vielen bäuerlichen Familien bereits vorhanden sei. Auch gebe es in der Tagungsstätte des Verbands täglich ein vegetarisches Hauptgericht.[7] Dem Aufruf zur Ernährungsbildung stand man positiv gegenüber, kritisiert wurde die Einschränkung der Wahlfreiheit beim fest vorgegebenen Veggieday und ein Anprangern der Tierhaltung.[7]

Neben der Kritik erhielt der Vorstoß in den Medien auch Unterstützung.[8] Zudem wurde die Skandalisierung des Themas durch die Medien, insbesondere durch die Boulevardzeitungen kritisiert.[9] Umweltorganisationen wie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland unterstützten die Position der Grünen.[10] Auch wurde darauf verwiesen, dass das Verbraucherschutzministerium Ilse Aigners (CSU), die sich ebenfalls als Kritikerin des Veggiedays positioniert hatte, eine entsprechende Initiative des Umweltzentrums Hannover finanziell fördere.[6]

2 Hintergrund

Die ARD Berlin Korrespondentin Sarah Renner sieht die Aufregung um den Veggieday als politisches Lehrstück.[11] Demnach habe ein von ihr nicht namentlich erwähnter rheinland-pfälzischer Bundestagsabgeordneter der CDU Mitte Juli Berliner Journalisten zu einem Hintergrundgespräch geladen. Dabei sei eine längere Liste von Verboten und Verbotsvorhaben der Grünen vorgestellt worden, vom Nachtangeln über Lichtverschmutzung bis zum Ponyreiten bei Volksfesten.[11] Die FAZ wie am Folgetag die Bildzeitung hätten das Thema umgehend aufgegriffen, ohne große Resonanz zu erhalten.[12] [11] Zwei Wochen danach habe die Bildzeitung das Thema unter dem Aufmacher Die Grünen wollen uns das Fleisch verbieten! nochmals aufgegriffen und auch an die Nachrichtenagenturen herausgeben.[13] Im The Australian wurde eine zeitliche Parallele zum ersten In-vitro-Fleisch Burger gezogen. Dieser war am 5. August 2013 unter anderem von Hanni Rützler bei einer Pressekonferenz in London verkostet worden und erregte weltweites Aufsehen. [14] Dabei benutzt das The In Vitro Meat Consortium die Argumente der grünen Kampagne gegen Massentierhaltung für die ebenso umstrittene Grüne Gentechnik[15] Erst der zweite Anlauf der Bildzeitung drei Tage danach traf im Wahlkampf wie Sommerloch einen Nerv und das Thema wurde in kurzer Zeit auf Facebook und Twitter intensiv debattiert.[2] Der Wirtschaftswoche zufolge wurde der "Veggie Day" in kurzer Zeit zu einem der fünf am häufigsten diskutierten Themen und ließ "Überwachung" oder "NSA" hinter sich.[2] Die Kampagne hatte auch Aufregung und Empörung in Reihen der Unionsparteien und der FDP sowie in Teilen der Presse wie sozialen Netzwerken zur Folge.[1]

3 Satire, Spott und Resonanz im Internet

Die Presseerklärung der Unionsfraktion, die auf den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Fuchs zurückgeht, erschien erst nach dem ersten Abflauen der Kampagne.[16][11] Harald Martenstein glossierte die Debatte über den Veggie-Day und führte eine Aktion von Studenten an, die dagegen unter dem Motto "Finde den Vegetarier!" Plakate mit Portraits Jesu, Willy Brandts, Nelson Mandelas und Adolf Hitler aufgestellt hatten.[17] Martenstein schlug zudem nicht ganz ernst gemeint vor, am Tag vor dem Veggieday alle Deutschen zu verpflichten, brav den Teller leer zu essen.[17]

Die Junge Union demonstrierte vor der Grünen Parteizentrale in Berlin unter dem abgewandelten Pro-Abtreibungsslogan Mein Bauch gehört mir, was die österreichische Die Presse als Titel übernahm.[18] Das Blog Achse des Guten zog Parallelen zum Eintopfsonntag im nationalsozialistischen Deutschland. Der FDP-Politiker Lars Lindemann wurde aufgrund einer Bildmontage mit NS-Motiven und dem Logo der Grünen unter dem Motto Eßt Vollkornbrot, denn es ist besser und gesünder auch in der eigenen Partei kritisiert.[19]

NBC bezog sich ebenso auf die Augustkampagne der Bildzeitung und titelte mit "Hände weg von meiner Wurst".[20] Das Wallstreet Journal bezeichnete den Slogan als "Rallying Cry", als Schlachtruf der Mitte-Rechts Koalition, der in dem eher langweilgen Wahlkampf während der Grillsaison endlich für Stimmung sorge. [21]

4 Umfragen

Die Debatte führte zu mehreren Umfragen über die Akzeptanz eines fleischlosen Tages in Großküchen, die im August 2013 annähernd zeitgleich zu verschiedenen Ergebnissen führten.

Insitut Pro Contra
Infratest dimap[22] 36 % 61 %
Forsa[23] 50 % 50 % (?)
Emnid[24] 53 % 44 %
YouGov[25] 45 % 43 %

Die Umfragen stimmten darin überein, dass der Veggietag besonders von Frauen, von Jüngeren und von Wählern der Grünen positiv bewertet wird. Besonders von Männern, Älteren und Wählern der FDP und der CDU/CSU wird er dagegen überdurchschnittlich abgelehnt.[24] Laut dem Forsa-Chef Manfred Güllner habe die Debatte um den Veggieday das Image der Grünen als „Bevormundungspartei“ befördert und der Partei geschadet.[26]

5 Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Fleischloser Tag: Heftiger Widerstand gegen "Veggie Day" der Grünen, Spiegel online, 5. August 2013
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 So wählt das Netz "Veggie-Day" belebt den lustlosen Wahlkampf, von Oliver Voß, Wirtschaftswoche 07. August 2013
  3. Veggie-Day-Idee der Grünen löst Shitstorm aus, bild.de, 5. August 2013.
  4. Grüne wollen Veggie Day in Kantinen einführen, shortnews.de, 5. August 2013.
  5. Verbote in Deutschland: Willkommen in der Nanny-Republik, handelsblatt.com, 16. August 2013
  6. 6,0 6,1 Fleischlos in den Wahlkampf, Zeit Online, 5. August 2013
  7. 7,0 7,1 Veggie-Day – Fleischloser Tag pro Woche Position der Landfrauen im Bayerischen Bauernverband, 07. August 2013
  8. So Tanja Dückers, Die Weltrettung hört beim Schnitzel auf, Die Zeit, 7. August 2013
  9. Die Veggie Days der anderen Parteien, Der Tagesspiegel, 9. August 2013
  10. Kampf den Fleischessern, N24, 5. August 2013
  11. 11,0 11,1 11,2 11,3 Mit Tofu durch das Sommerloch – Aufregung um den VeggieDay, Sarah Renner und Stephan Ueberbach, SWR, 07. August 2013
  12. Ideen der Grünen: Heute schon was verboten? FAZ 16. Juli 2013
  13. 05. August 2013 -Die Grünen wollen uns das Fleisch verbieten! - Bild.de, 5. August 2013
  14. Greens ask Germans to give meat a break The Australian via AAP, 7. August 2013
  15. The In Vitro Meat Consortium: Why In Vitro Meat?
  16. Vgl. Presseerklärung des CDU/CSU zum Veggietag
  17. 17,0 17,1 Über die Bedeutung des Veggie-Days für den Wahlkampf und die Weltpolitik, von Harald Martenstein, Die Zeit 21. August 201321:39 Uhr
  18. Mein Bauch gehört mir, 07. August 2013, Die Presse
  19. Veggie-Day der Grünen mit Nazi-Aktion verglichen, Merkur Online vom 06. August 2013
  20. 'Hands off my sausage': German uproar over weekly meat ban plan,von Carlo Angerer, NBC News
  21. In Germany, Greens Knock Wurst In Summer Campaign Season, Environmental Party's 'Veggie Day' Plan Spurs Frank Discussions von Anton Troianovski, Wall Street Journal, 9. August 2013
  22. Umfrage: 61 Prozent gegen «Veggie Day», Saarbrücker Zeitung online, Veröffentlicht in der Welt am Sonntag am 11. August 2013
  23. Der Veggie Day teilt das Land, Stern online, 14. August 2013
  24. 24,0 24,1 Hälfte der Deutschen will Veggie-Day. Männer legen Wert auf ihre tägliche Dosis Fleisch, Focus online, 11. August 2013
  25. Der Fleischkonsum steigt mit dem Einkommen, Zeit online, 8. August 2013
  26. SpOn vom 28. August 2013 "Wahlkampf 2013: Grüne fallen in Umfrage auf Jahrestief"

6 Vergleich zu Wikipedia




Diesen Artikel melden!
Verletzt dieser Artikel deine Urheber- oder Persönlichkeitsrechte?
Hast du einen Löschwunsch oder ein anderes Anliegen? Dann nutze bitte unser Kontaktformular

PlusPedia Impressum
Diese Seite mit Freunden teilen:
Mr Wong Digg Delicious Yiggit wikio Twitter
Facebook




Bitte Beachte:
Sämtliche Aussagen auf dieser Seite sind ohne Gewähr.
Für die Richtigkeit der Aussagen übernimmt die Betreiberin keine Verantwortung.
Nach Kenntnissnahme von Fehlern und Rechtsverstößens ist die Betreiberin selbstverständlich bereit,
diese zu beheben.

Verantwortlich für jede einzelne Aussage ist der jeweilige Erstautor dieser Aussage.
Mit dem Ergänzen und Weiterschreiben eines Artikels durch einen anderen Autor
werden die vorhergehenden Aussagen und Inhalte nicht zu eigenen.
Die Weiternutzung und Glaubhaftigkeit der Inhalte ist selbst gegenzurecherchieren.


Typo3 Besucherzähler - Seitwert blog counter
java hosting vpn norway