Jadghaus St. Hubert

Aus PlusPedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Das „Jagdhaus St. Hubert“ liegt in St. Hubert (Ortsteil von Kempen, Niederrhein) am Rande des Naturschutzgebietes Elsdonker Rahm in der Nähe des Ausflugslokal "Gaststätte Waldschenke", im nordrhein-westfälischen Landkreis Viersen.

Coin Übrigens: Die PlusPedia ist NICHT die Wikipedia.
Wir sind ein gemeinnütziger Verein, PlusPedia ist werbefrei. Wir freuen uns daher über eine kleine Spende!

1 Anschriften

St.Hubert (Kempen) - Jagdhaus Vorderseite Bauzeichnung Mathieu Janssen, Goch 1926
1.1 früher:

St.Hubert - Jagdhaus

(St. Hubert - Krs. Kempen - Jagdhaus)

(Jagdhaus, Stendener Str.)

später dann: Stendener Str. 24

1.2 heute:

Schadbruch 11, 47906 St.Hubert

2 Planung

Zuständig für Idee, Vorplanung und Bau war als Bauherr Frans Jurgens, ein Mitglied der bekannten Jurgens Familie aus (Oss, Niederlande), die sich mit der Margarineproduktion befassten.

Wegen des 1887 eingeführten Schutzzolls auf Margarine gründeten niederländische Unternehmer in Deutschland Tochterfirmen. (Jurgens & Prinzen, Goch).

2.1 Interessantes zu Frans Jurgens

Aus dem Industriestädtchen Oss stammend, errichtete er im Einzugsgebiet von Nijmegen ein neues Landhaus im Stil der holländischen Renaissance, das heutzutage bekannt ist als das -Schlösschen Heyendaal-, einem Teil der Radboud-Universität-Nijmegen.

  • Frans Jurgens trat 1920 für die Niederlande bei den olympischen Spielen in der Disziplin Schießen an und belegte Platz 6.

3 Architekt

Die Baupläne wurden in den 1920er Jahren vom Architekten und Abenteurer Mathieu Janssen (14. März 1880 – 21. September 1947) erstellt.

Im Jahre 1903 erwab Architekt Mathieu Janssen das erste Automobil in Goch.

Mathieu Janssen absolvierte ein Architekturstudium in Holzminden und unterhielt ab 1912 als Architekt in Goch und in Kleve in der Großen Straße ein Baubüro.

Mathieu Janssen errichtete über 400 Wohnhäuser und Betriebe.

U.a. Wohnhäuser in Goch in der Nordstraße, Am Nordring, Am Petersbüschen, den Wohnblock am Nordring für Angestellte von Jurgens & Prinzen, das Gymnasium, das Bürohaus der AOK in der Brückenstraße, sowie das schräg gegenüberliegende an der Niers stehende Wohnhaus (Westermann), die Lederfabrik Jeurgens, Zigarrenfabrik Egon Janssen, Schuhfabrik van Ooyen, die Ölwerke Spyck am Rhein, die Siedlungen am Leonhardusplatz, an der Berg- und Georgstraße, die Doppelhäuser (Klever Straße) von Spitzbergen, die Niersbrücke auf dem Nordring.

Bekannt wurde Janssen auch durch die Suche nach dem riesigen Gold- und Silberschatz der versunkenen Lutine im Jahre 1933. Das englische Kriegsschiff war 1799 vor der Nordseeinsel Terschelling gesunken. Die Suche blieb leider erfolglos.

Architekt Janssen wurde nicht Mitglied der NSDAP und erhielt deshalb keine öffentlichen Aufträge mehr.


Die gesamte Statik des Jagdhauses wurde von Janssen im Original-Bauplan berechnet.

Datei:St. Hubert (Kempen) - Jagdhaus Lageplan .jpg
St. Hubert (Kempen) - Jagdhaus Lageplan Bauzeichnung Mathieu Janssen, Goch 1926


Zwischen dem Architektenplan und der Fertigstellung des Gebäudes lagen 9 Jahre. Überliefert ist, dass es Streitigkeiten mit der Baubehörde gegeben hätte. Die Baubehörde bestand darauf, dass das Haus 24 m vom Weg errichtet wird. Janssen bestand auf eine Entfernung von 20 m zum Weg. So ist es im Original Lageplan eingezeichnet. Schließlich wurde das Haus 24 m vom Weg entfernt gebaut.

4 Bau

Mit dem Bau beauftragt wurde der Bauunternehmer Baumanns aus St. Hubert (Eigentümer der Gaststätte Waldschenke, St. Hubert). Baumanns hatte ein Baugeschäft eröffnet, obwohl er kein gelernter Maurer war. Das Jagdhaus wurde aus Feldbrandsteinen im Reichsformat in zweischaliger, massiver Bauweise nach dem Architektenentwurf von Mathieu Janssen errichtet. Bezugsfertig war es im Jahr 1935.

5 Geschichte der Bewohner und der Hauses

Der Revierjäger Heinrich Heynen (* 10. November 1892, Kervenheim) mit Ehefrau Elisabeth Heynen (* 28. Februar 1898, geb. Bauer) aus Kervenheim und 2 Töchter (Gertrud, * 03. Januar 1918 und Maria, * 18. Juli 1920), bezogen das Haus als freie Dienstwohnung im Juni 1935. Vor Fertigstellung wohnte die Familie Heynen im St.Huberter Bruch, in der Nähe des neuen Jagdhauses, übergangsweise in einem kleinen Haus ohne elektr. Strom.

Das Dienstverhältnis begann am 15. Juli 1935 (gemäß Eintragung im Arbeitsbuch – Arbeitgeber Direktor Geweke, Goch).


Für damalige Verhältnisse war das Haus großzügig ausgestattet mit großen Fenstern und Deckenhöhen von 3,00 m. Alle Räume waren sehr hell, es gab eine Stromversorgung, somit elektrisches Licht und Wasser aus dem Hausbrummen. Das Haus erhielt bereits im Jahr 1935 einen Telefonanschluss.

Im Erdgeschoss erhielt das Haus ein Wohnzimmer und ein Schlafzimmer für den Jagdherren. Das Schlafzimmer hatte einen Wasseranschluss unde einen Waschtisch. Zudem eine große Gemeinschaftsküche. Den Vorratsraum erreichte man von der Küche aus. Der Anbau des Hauses wurde als Waschküche (Stall, Schuppen) genutzt. Im Anschluss gab es 2 Hundezwinger für die Jagdhunde. Die Hunde hatten einen Zugang zur Waschküche durch kleine Kleppen. Die Toilette war im Haus integriert, allerdings nur über den Außen-Eingangsbereich begehbar. So blieben die „Toilettengerüche“ vor dem Haus.

Das „Schlafzimmer des Jagdherren“ ist nicht unterkellert gebaut worden. Es ist überliefert, dass der Bauherr Franz Jurgens abergläubisch war und nicht über einem Keller schlafen wollte. Im Obergeschoss gab es noch weitere Schlafräume mit Waschmöglichkeiten, so dass bereits 1935 die Nutzung als Zweifamilienhaus möglich war. Der Zugang zum Obergeschoss erfolgte durch die Gemeinschaftsküche im EG, ohne eigenen Eingangsbereich zum OG.

Frans Jurgens pachtete in den 1930er Jahren die Jagdbezirke I + IV (St. Hubert) im Kreis Kempen und zusätzlich angrenzend Jagdbezirke in Stenden (Kerken) (zu Geldern, Kleve). Somit hatte er nach damaliger Gesetzeslage die Verpflichtung zur Jagdaufsicht.

Um das umfassend sicherzustellen, plante Jurgens das Jagdhaus als Dienstwohnung für einen Revierjäger. Jurgens konnte im Kreis Kempen und im Kreis Viersen für jedes Kalenderjahr einen Jahresjagdschein erwerben. Nach der Machtergreifung der Nazionalsozialisten waren Ausländer im Kreis Kempen nicht mehr gerne gesehen und konnten nur noch 3 Tagesjagdscheine pro Kalenderjahr erhalten. Im Kreis Kleve (Stenden) konnten auch Ausländer weiterhin Jahresjagdscheine erwerben. Den Jagdbezirk Stenden pachtete Jurgens auf seinen Namen. In St. Hubert pachtete Frans Jurgens die Jagden auf einen „deutschen Strohmann“. Herr Geweke, Direktor der Margarinefabrik Jurgens + Prinzen gab seinen Namen für die Pacht der Jagden in St.Hubert. Jurgens trat während der in den Jahren abgehaltenen Jagden immer als Geldgeber und als Jagdherr auf.

Von Herbst 1937 bis Frühjahr 1938 wurden in St.Hubert 1660 Jungfasane, meistens Hähne, aus England beschafft. Für die Fasanenfütterung wurden jährlich 250 Zentner (12,5 Tonnen) Mais und Weizen eingesetzt.

Nach dem unerwarteten und plötzlichen Tod des Herrn Dir. Gewek,e im Jahr 1938 wurde die Jagd in St.Hubert von der Erbin zum 01. Februar 1939 gekündigt.

Da eine Weiterpacht aufgrund der neuen gesetzlichen Auflagen im Dritten Reich durch Jurgens nicht möglich war, fielen die Jagdbezirke I + IV nach Verhandlungen mit Ortsbürgermeister und Jagdvorsteher Greven (St.Hubert) und nach Zustimmung des Gemeinderates für 9 Jahre an Gustav Krupp von Bohlen und Halbach und somit an die (Krupp von Bohlen’sche Jagdverwaltung).

Der Jagdpachtvertrag wurde auf 9 Jahre abgeschlossenen und endete zum 31. Januar 1948.

Datei:Nicola Perscheid - Gustav Krupp von Bohlen und Halbach und Familie 1928.jpg
Gustav Krupp von Bohlen und Halbach und Familie 1928.jpg


Die Krupp’sche Jagdverwaltung unterhielt die Jagden von Krupp u.a. auch das bekannte Schloss Blühnbach bei Salzburg - Österreich, Sayneck Westerwald, Marienwasser/Geldern, Klausheide, etc.

Das Jagdhaus St.Hubert blieb trotz Übernahme der Jagdflächen durch die Krupp und Bohlen´sche Jagdverwaltung zunächst noch im Privateigentum von Frans Jurgens. Im Jahr 1942 war ein Hr. Carl Halbach (i.Ha. Jurgens + Prinzen) mit der Abwicklung der finanziellen Interessen des Frans Jurgens beauftragt. In dem Zusammenhang wurde Gustav Krupp auch das das Jadghaus zum Kauf angeboten. Die Übernahme des Hauses fand im Jahr 1942 statt. Der Grundbucheintragung und Notarvertrag erfolgte auf Namen von Bertha Krupp , der Ehefrau von Gustav Krupp zu Bohlen und Halbach.

Eigentumsübergang an Bertha Krupp erfolgte durch Zahlung des vereinbarten Kaufpreises auf das Konto des Hr. Frans Jurgens in Englefield Green, England.

Trotz der Kriegswirren fanden in den Jagdrevieren in St. Hubert regelmäßige Jagden und Treibjagden statt.

Im Jahr 1942 wurden per Bahnfracht aus Österreich von der Krupp´schen Jagd Schloss Blühnbach auf Anweisung von Gustav Krupp in St. Hubert-Bahnhof mehrere große Kisten mit insgesamt 3 großen Hirschgeweihen und 2 kleine Geweihen angeliefert. Eines der originalen Geweihe aus Österreich aus dem Jahr 1942 befindet sich noch heute am Hausgiebel.

Revierjäger Heynen wurde während der Kriegsjahre zum Abschuss von Kaninchen „im Interesse der Volksernährung“ und „zur Verhinderung größerer Wildschäden“ vom Wehrbezirkskommando von der Wehrpflicht befreit. Während der späten Kriegsjahre beklagte sich Heynen darüber, dass ein im St.Huberter Revier gesichteter Adler sein Unwesen triebe. Es könne nur geringe Abschüsse von Wild melden, da der Adler viel Wild erlegen würde.

Das Vermögen der Fa. Krupp wurde ab 1945 von den Besatzungsmächten gesperrt und die Jagd beschlagnahmt. Ebenso entfiel das Jagdrecht für die Jagdpächter. Es übte die N.G.C.C (North German Coal Control / Norddeutsche Kohlen Kontrolle) die Jagdrechte aus. Ohne Jagdrecht entfiel nach den geltenden gesetzlichen Bestimmungen für die Krupp und Bohlen´sche Jagdverwaltung die Verpflichtung zur Jagdaufsicht.


Revierjäger Heinrich Heynen wurde nach zunächst monatlicher Verlängerung des Anstellungsvertrages letztendlich zum 31. März 1946 aus den Diensten von Krupp entlassen. Revierjäger Heinrich Heynen verstarb am 23. Januar 1947.

Nach Ablauf der Jagdpachtverträge im Jahr 1948 gab es einige Unklarheiten über die Weiterverpachtung der Jagdbezirke. Da die Krupp ´sche Jagdverwaltung keine Jagdrechte hatte, war man nicht bereit, die Jagdpacht weiterhin zu entrichten. Durch Unstimmigkeiten und Beschlagnahme bei den Jagdrechten kam es erst in den 1950er Jahren zu einer Neuverpachtung.

Das Haus blieb weiterhin im Eigentum von Bertha Krupp und wurde von Essen Hügel aus verwaltet.

Aufgrund der Verdienste und des Ansehens des Revierjägers Heinrich Heynen durfte die Fam. Heynen auch über dessen Tod hinaus weiterhin und auf unbestimmte Zeit, Mieter des Jagdhauses bleiben.

Datei:St.Hubert-Jagdhaus, Sommer 2012.jpg
St.Hubert-Jagdhaus (Kempen), Sommer 2012.jpg

In den 1950er Jahren kam es zu umfangreichen Renovierungsarbeiten durch örtliche Handwerksfirmen im Auftrag der Kruppschen Immobilienverwaltung.

Im Jahr 1957 verstarb Bertha Krupp. Nach dem Tod gab div. Erbstreitigkeiten innerhalb der Fam. Krupp. Es folgte der Verkauf des in der Erbmasse befindlichen Privatvermögens und somit auch des Jagdhauses.

Das Jagdhaus wurde der Gemeinde St.Hubert zum Kauf angeboten. Diese teilte Krupp mit, dass die Gemeinde kein Interesse am Ankauf hätte. Die Gemeinde empfahl das Haus der Witwe des Revierjägers Heinrich Heynen zu verkaufen.

Im Jahr 1958 übernahm die Witwe des Revierjägers, Elisabeth Heynen, zusammen mit ihrem Schwiegersohn Willy Roy und dessen Ehefrau Maria Roy, geb. Heynen das Haus von Krupp.

Im Jahr 2006 wurde das Haus aufgrund eines unglücklichen Todes- und Erbfalls privat weiter veräußert.

Das Jagdhaus wird seitdem renoviert.

6 Siehe auch

7 Weblinks


8 Quellen

  • Krupp Archiv, Essen Hügel
  • Stadtarchiv Goch
7
   Aktuell | Vorherige) 15:00, 24. Jun. 2013‎ Grindinger (Diskussion | Beiträge)‎ K . . (11.174 Bytes) (0)‎ . . (→‎Geschichte der Bewohner und der Hauses) (kommentarlos zurücksetzen | rückgängig) [Markierung ausstehend]
   (Aktuell | Vorherige) 13:32, 24. Jun. 2013‎ Weissbier (Diskussion | Beiträge)‎ K . . (11.174 Bytes) (+359)‎ . . (Änderungen von Satzmit-x (Diskussion) auf die letzte Version von Weissbier zurückgesetzt) (rückgängig) [Markierung ausstehend]
   (Aktuell | Vorherige) 12:43, 24. Jun. 2013‎ Satzmit-x (Diskussion | Beiträge)‎ . . (10.815 Bytes) (-359)‎ . . (rückgängig) [Markierung ausstehend]
   (Aktuell | Vorherige) 12:12, 24. Jun. 2013‎ Weissbier (Diskussion | Beiträge)‎ . . (11.174 Bytes) (+317)‎ . . (LA+) (rückgängig) [Markierung ausstehend]
   (Aktuell | Vorherige) 11:52, 24. Jun. 2013‎ Satzmit-x (Diskussion | Beiträge)‎ . . (10.857 Bytes) (-5.771)‎ . . (rückgängig) [Markierung ausstehend]
   (Aktuell | Vorherige) 11:09, 24. Jun. 2013‎ AHZ (Diskussion | Beiträge)‎ K . . (16.628 Bytes) (0)‎ . . (AHZ verschob Seite St. Hubert / Kempen - Jagdhaus nach Jagdhaus St.-Hubert) (rückgängig) [gesichtet von A1000]
   (Aktuell | Vorherige) 11:09, 24. Jun. 2013‎ He3nry (Diskussion | Beiträge)‎ . . (16.628 Bytes) (+189)‎ . . (+QS) (rückgängig)
   (Aktuell | Vorherige) 11:07, 24. Jun. 2013‎ Satzmit-x (Diskussion | Beiträge)‎ . . (16.439 Bytes) (+16.439)‎ . . (AZ: Die Seite wurde neu angelegt: Das „Jagdhaus St.-Hubert“ liegt in St. Hubert (Ortsteil von Kempen…)

Diesen Artikel melden!
Verletzt dieser Artikel deine Urheber- oder Persönlichkeitsrechte?
Hast du einen Löschwunsch oder ein anderes Anliegen? Dann nutze bitte unser Kontaktformular

PlusPedia Impressum
Diese Seite mit Freunden teilen:
Mr Wong Digg Delicious Yiggit wikio Twitter
Facebook




Bitte Beachte:
Sämtliche Aussagen auf dieser Seite sind ohne Gewähr.
Für die Richtigkeit der Aussagen übernimmt die Betreiberin keine Verantwortung.
Nach Kenntnissnahme von Fehlern und Rechtsverstößens ist die Betreiberin selbstverständlich bereit,
diese zu beheben.

Verantwortlich für jede einzelne Aussage ist der jeweilige Erstautor dieser Aussage.
Mit dem Ergänzen und Weiterschreiben eines Artikels durch einen anderen Autor
werden die vorhergehenden Aussagen und Inhalte nicht zu eigenen.
Die Weiternutzung und Glaubhaftigkeit der Inhalte ist selbst gegenzurecherchieren.


Typo3 Besucherzähler - Seitwert blog counter
java hosting vpn norway