Industrieanlage des VEB Hochvakuum Dresden
Die Industrieanlage des VEB Hochvakuum Dresden am Grunaer Weg 26 in Dresden wurde 1962/63 von den Architekten Fritz Schaarschmidt und Kollektiv errichtet.[1] Das Produktionsgebäude galt in der DDR als Muster- und Experimentalbau einer Sheddachkonstruktion, und wurde nach Plänen von Hermann Rühle für das Ministerium für Bauwesen errichtet. Das Objekt wurde mehrfach in der Fachliteratur der DDR erwähnt und beschrieben; beispielsweise im Architekturführer der DDR von 1979 und – als eines der wenigen Industriegebäuden der Nachkriegszeit in Dresden – in der Zeitschrift Deutsche Architektur (Hefte 5/1965 und 9/1966).
Die Produktionshalle galt innerhalb der DDR als beispielhaft für die Industriearchitektur um 1965.[2]Das Gebäude zeichne sich durch seine Sheddachkonstruktion aus: „Neben einer übersichtlichen und funktionsgerechten Baukörperanordnung zeichnet sich das neue Werk durch die Konstruktion seiner Produktionshalle aus.“[3] Die Konstruktion war auch eine neue technische Entwicklung. Es wurde hier eine neue größere Shedkonstruktion auf einem Stützraster von 24 m x 18 m (maximal 30 m x 24 m) entwickelt, weil das alte System veraltet war:„ Da das zur Zeit des Projektierungsbeginn gültige Typenprojekt für Shedhallen mit einer Stützenstellung von 7500mm x 12 000 mm den gestellten technologischen Forderungen nicht genügte, wurde vom Projektanten eine Shedkonstruktion auf einem Stützenraster von 24 000 mm x 18 000 mm mit einer Gesamtgröße von 72 000 mm x 72 000 mm entwickelt.“[3]
1965 wurde in der Fachzeitschrift die Produktionshalle (Shedhalle) unter der Rubrik „Ausbildung der Architekturstudenten“ aufgeführt.[4]So war die Montage einer Schedschale abgebildet, während ein Autokran drei zu einer 18 m langen Rinne zusammengespannten Unterschalenteile anhebt und an die Binderunterseite anhängt. Weiter findet sich eine Grafik mit dem Querschnitt einer Shedhalle. Auch wurde die Industrieanlage des wissenschaftlichen Institut für Hochvakuumtechnik Dresden unter der Rubrik „Gesellschaftliche Bauten“ aufgeführt. [5]
Inhaltsverzeichnis
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1 Geschichte
Am 1. Januar 1960 wurde der VEB Hochvakuum Dresden (HVD) gegründet. Produziert wurden Pumpstände, Hochvakuuminduktions-, Schmelz-, Gieß- und Gefriertrocknungsanlagen. Auch Vakuumerzeuger, Vakuum-, Mess-, -Prüf- und -Steuergeräte sowie Bedampfungsanlagen für die Mikroelektronik wurden hergestellt. Von 1978 bis 1986 gehörte der Betrieb zum Kombinat Mikroelektronik, danach dem Kombinat Carl Zeiss Jena an. Mit der Wende wurde der Betrieb erst eine Hochvakuum Dresden GmbH, dann die VTD Vakuumtechnik Dresden GmbH und wurde zuletzt in die IST METZ Holding aus Nürtingen eingegliedert.[6]Heute gehört das Areal der IPC Process Center GmbH.[7]
Der Betrieb Hochvakuum war ein wissenschaftlicher Industriebetrieb mit einem Gebäudekomplex bestehend aus Produktionshalle, Instituts- und Sozialgebäuden. Neben Prof. Schaarschmidt, TU Dresden waren als Mitarbeiter auch die Diplom Ingenieure Hugo Schulze, Oberingenieur, Wolfgang Dietrich, Dietrich Gläßer, Hans-Joachim Papke und Paul Storm beteiligt. Für die Konstruktion der Produktionshalle waren der VEB Montagebau Berlin und Mitarbeiter Dr. Ing. H. Rühle zuständig. Für die Konstruktion des Institutsgebäudes, der Betriebsgäststätte und der Sozialgebäude war Diplom Ingenieur M. Petrow verantwortlich.[3]
2 Lage und Umgebung
Die Gebäudegruppe befindet sich auf einem Flurstück von 5 ha in Dresden-Strehlen. In der Nähe des Komplexes befand sich das Institut für Angewandte Physik der Reinststoffe. Das Areal ist durch eine Verlängerung der Tiergartenstraße, die als Ausfallstraße geplant war, zu erreichen. Für Fußgänger ist das Gelände mit den Linien der städtischen Verkehrsmittel über den Grunaer Weg zu erreichen. Dort befindet sich auch das Pförtnerhaus. Per Pkw ist es über die Tiergartenstraße erreichbar.[3]
3 Architektur und Einrichtung
3.1 Instituts- und Küchengebäude
Fritz Schaarschmidt und Kollektiv entwarfen das Institutsgebäude des Betriebes, das von 1963 bis 1966 errichtet wurde. Es besteht aus dem 6-geschossigen Institutsgebäude am Grunaer Weg und dem eingeschossigen Küchengebäude mit Speisesaal.[3]
3.2 Shedhalle
3.2.1 Montage der Schedhalle
Der Montageablauf erfolgte folgendermaßen: Doppelstützen in V-Form wurden in Hülsenfundamente eingesetzt. Zwei 25-Mp-Derricks hoben auf die v-förmigen Stützen 2,8 m hohe, 0,6 m breite und 24,0 m lange freitragende Haupttrageglieder, bestehend aus vorgespannten Hohlkastenbindern. Ein Autokran K 225 vollzog die Montage in der Reihenfolge Unterschale – Fensterbandträger – Oberschale. So wurden zuerst drei Unterschalenteile – bereits auf dem Boden zu einer 18 m langen Rinne zusammengespannt – von dem Autokran bis „Unterkante Binder“ angehoben und dort an die Binderunterseite angehängt. Dann wurde die Fensterbandträger an den Bindern in einem Schweißverfahren befestigt. Die Oberschalen konnten daraufhin versetzt werden.[3]
3.2.2 Shed-Konstruktion
Die Shedhalle von Hermann Rühle wurde als Muster und Experimentalbau des Ministeriums für Bauwesen errichtet. Die Anwendung von Spannbeton- und Schalenkonstruktionen führte zu einer materialsparenden, leicht montierbaren und vielseitig anwendbaren Fertigteilbauweise. Die Shedkonstruktion mit einer Stützenstellung im Raster von 24,0 m x 18,0 m überspannt eine Fläche von 72,0 m x 72,0 m.[3]
Besonderen Wert wurde darauf gelegt, dass die Maschinen in der Halle frei aufgestellt werden konnten. Dafür wurden für die Heizleitungen und Starkstromkabel im Fußboden abdeckbare Kanäle vorgesehen.[3]
3.2.3 Tageslichteinfall und Tageslichtquotient
Die Oberlichter der S-förmig gekrümmten Schalengewölbe sorgten für gleichmäßige Beleuchtung der Halle mit Tageslicht. Der Tageslichtquotient betrug, nach dem Großkreisverfahren bestimmt, 15 %. Die Oberlichter dienten gleichzeitig dazu, die Halle mit Frischluft zu versorgen.[3]
4 Bild
5 Quellen
5.1 Einzelnachweise
- ↑ May et al., S. 66, Nr. 106 (Industrieanlage des VEB Hochvakuum, Grunaer Weg 26.)
- ↑ vgl. Gläßer, S. 523 [Allgemeiner Industriebau]
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 3,8 Gläßer, S. 524f
- ↑ vgl. Deutsche Bauakademie und Bund Deutscher Architekten (Hrsg.): Deutsche Architektur, Berlin 1965, Henschel Verlag, [Jahres-Inhaltsverzeichnis 1965 XIV. Jahrgang … Sachverzeichnis, S. 2f
Ausbildung der Architekturstudenten- Lehre und Praxis an den Architektur-Hochschulen der DDR
[…]
(355) Produktionshalle VEB Hochvakuum Dresden […] Schaarschmidt, F. […] S. 298 [dort: 1/2 Produktionshalle VEB Hochvakuum Dresden Montage einer Schale und Schnitt 1:2000]
- Lehre und Praxis an den Architektur-Hochschulen der DDR
- ↑ vgl. Deutsche Bauakademie und Bund Deutscher Architekten (Hrsg.): Deutsche Architektur, Berlin 1965, Henschel Verlag, [Jahres-Inhaltsverzeichnis 1965 XIV. Jahrgang … Sachverzeichnis, S. 6
Gesellschaftliche Bauten
(250) Institut für Hochvakuumtechnik Dresden … Schaarschmidt, F. …S. 298 ]. - ↑ [1] und [2]
- ↑ http://www.glattpharmaceuticals.com/e/01_the_company/01_02_02.htm
5.2 Literatur
- Walter May, Werner Pampel und Hans Konrad: Architekturführer DDR, Bezirk Dresden. VEB Verlag für Bauwesen, Berlin 1979.S. 66, Nr. 106.
- Dietrich Gläßer:„VEB Hochvakuum Dresden“, in: Deutsche Architektur, Heft 9/1966, S. 523-527.
- Deutsche Architektur, Heft 5/1965, S. 298, Bildnr.1/2 [Produktionshalle VEB Hochvakuum Dresden Montage einer Schale und Schnitt 1:200].
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