Griot

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Ngoni oder Xalam spielender Griot aus dem Niger
Als Griots (auch Jali) bezeichnet man die traditionellen in westafrikanischen Ländern wie Mali, Senegal, Guinea-Bissau oder Gambia umherwandernden Chronisten, Musiker und Unterhaltungskünstler. Griots sind bei verschiedenen afrikanischen Ethnien, wie den Mandinka, Malinke, Fulani. Hausa, Tukulor Wolof und anderen anzutreffen. [1] Sie sind seit den Anfängen des malischen Großreiches um das Jahr 1200 die Hüter der Regionalgeschichte und des Sagenschatzes, den sie in mündlicher Überlieferung von Generation auf Generation weitergeben. Heute gilt die Musik der Griots als wichtige Quelle der Bluesmusik. Der Musikwissenschaftler Samuel Charters schreibt dazu:
"Die den Bluessängern am nächsten verwandten afrikanischen Musiker sind die Griots der Stämme des nordwestlichen Afrika; aus denselben Gegenden, aus denen Tausende von Menschen als Sklaven verschleppt wurden." [2].
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1 Wortherkunft

Die Herkunft des Wortes "Griot" ist nicht eindeutig geklärt. In afrikanischen Sprachen kommt das Wort jedenfalls nicht vor. Eventuell stammt es vom Portugiesischen "gritar", dem spanischen "guirigaray", dem französischen "guiriot" oder dem arabischen "quawal".

Griots als eigene gesellschaftliche Klasse gibt es unter schwarzafrikanischen und berberischen Volksgruppen in zahlreichen regionalsprachlichen Bezeichnungen. In den Mande-Sprachen heißen sie "Jeli", "Djeli" oder "Jali", auf Maninka ebenfalls "Jeli", beim Stamm der Soninke "Gesere", bei den Tukulor "Gaulo", und bei den Bidhan "Bambado". Bei der Ethnie der Wolof heißen sie "Guewel", bei den Fulbe "Mado" bzw. "Gawlo" und bei den Hausa "Marok'i". [3]

2 Die Musik

Griotte aus Burkina Faso
Generell ist darauf hinzuweisen, dass die analytische, westliche Betrachtung von Musik anhand formaler, harmonischer und melodischer Kriterien die psychologischen, symbolischen, esoterischen und okkulten Merkmale, die besonders in afrikanischer Musik besonders wichtig kaum erfasst. So meint der nigerianische Musikwissenschaftler Fela Sowande:
"Die westliche Musikwissenschaft ist durch übermäßiges Konzentrieren auf formelle und strukturelle Elemente bei nahezu gänzlicher Vernachlässigung symbolischer und psychologischer Elemente, die Anwendung westlicher Musikkonzepte wie Tonleiter, Tonhöhe usw. auf afrikanische Kulturmuster und den Hang zur Verallgemeinerung von unvollständigem Material aus einer einzigen Gegend Afrikas auf die sogenannte `afrikanische Musik`gekennzeichnet. Wenn wir die Grundlagen der traditionellen Musik in Afrika entdecken wollen, müssen meines Erachtens danach in der althergebrachten Vorliebe der Afrikaner für das Esoterische und Okkulte in Religion und Magie suchen." [4]

2.1 Instrumente

In der Musik der Griots ist der Gesang zentral. Dazu werden Instrumente eingesetzt, die der Gitarre, dem Banjo und der Geige ähnlich sind, und die in der westafrikanischen Muskpraxis eine große Rolle spielten, und auch bei den Griots schon lange Zeit verbreitet gewesen waren. An Instrumenten sind die 21-saitige Stegharfe Kora, der Binnenspießlaute Ngoni, und das Holzxylophon Balafon zentral. Dazu kommen teilweise Instrumente wie die einsaitigen Fiedeln Goge (auch Gondze) und Nyanyer. Trommeln und Perkussionsinstrumente spielen in der traditionellen Musik der Griots keine wichtige Rolle. Mitunter, vor allem in städtischen, moderneren Ensembles, werden aber auch diverse Trommeln wie die Bougarabou oder die Djembe, und Perkussionsinstrumente wie die glockenartige oder das loyo bzw. spontan hervorgebrachte perkussive Geräusche wie Händeklatschen oder Schläge auf den Instrumentalkörpern. Die genannten Instrumente sind in verschiedenen Regionen in variierter Bauform auch unter anderen Namen bekannt.

2.2 Strukturmerkmale

Die verwandten Tonleitern stellen ein modales, pentatonisches System dar. Dabei werden besonders auch Tonhöhenschwankungen besonders bei den Intervallen der Terz, Quinte und kleinen Septime eingesetzt. Dies erinnert an die Technik der Blue Notes in der amerikanischen Bluesmusik.

Ein zentrales, die Musik strukturierendes Element sind kurze, das Musikstück durchziehende Ostinati, die kumbengo genannt werden. Die kumbengo werden oft über weite Strecken des Stückes mit nur geringen Variationen gespielt. Das birimintingo dagegen ist das Prinzip der Ornamentation, Variation und Improvisation, welches auf dem kumbengo basiert, und es abwandelt und erweitert. Im birimintingo kann der Musiker auch seine Virtuosität zeigen.

Der Vokalteil der Stücke besteht aus zwei Elementen: Das donkilo ist eine kurze, festgelegte vokale Melodie, und kann als eine Entsprechung zum kumbengo verstanden werden. Es wird vom Chor bzw. dem Solosänger am Anfang des Stückes vorgetragen. Das improvisatorische Element wird im sataro verwirklicht. Es ist meist metrisch freier gestaltet. Hier kann der Sänger seiner Emotionalität und Gesangskunst freieren Lauf lassen. [5] [6] Im vokalen Teil ist auch das Prinzip von Call-and-Response häufig zu hören. [7]

In der Griot-Musik erzeugen zwei oder mehr Instrumente häufig eine typisch afrikanische Form von Polyphonie und/oder Polyrhythmik. Zwei unterschiedliche melodische Linien oder Patterns kommunizieren oft miteinander, und ergeben eine komplexe polyrhthmische Struktur. In der Melodik verbinden sich eher afrikanische, terassenförmige Melodiebögen mit den hochverzierten, ornamentalen Elementen aus dem arabischen Raum. [8]

3 Einzelnachweise

  1. Leslie Alexander und Walter C. Rucker: Encyclopedia of African American History, Band II, ABC-CLIO, 2010, S. 48
  2. Zitiert nach Jali Kunda - Die Griots Westafrikas und der übrigen Welt, Buch und CD Set, Ellipsis Arts, 1996, S. 6
  3. Thomas A. Hale: From the Griot of `Roots` to the Roots of Griot - A New Look at the Origins of a Controversial African Term for Bard
  4. Fela Sowande bei einem Weltmusik-Forum der Vereinten Nationen; zitiert nach Jali Kunda - Die Griots Westafrikas und der übrigen Welt, Buch und CD Set, Ellipsis Arts, 1996, S. 12
  5. Performance Styles of West African Griots auf www.accessgambia.com
  6. Robert Palmer: Die Griots Westafrikas; in Jali Kunda - Die Griots Westafrikas und der übrigen Welt, Buch und CD Set, Ellipsis Arts, 1996, S. 14
  7. Leslie Alexander und Walter C. Rucker: Encyclopedia of African American History, Band II, ABC-CLIO, 2010, S. 48
  8. Eric Charry: Mande Music - Traditional and Modern Music of the Maninka and Mandinka of Western Africa, University of Chicago Press, 2000, S. 14 und 15; Online nachzulesen auf Google Book Search

4 Andere Lexika

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